Lass dich retten und versöhnen, indem du den Vater in Jesus erkennst. Von Ellen White
»Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.« »Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus.« (1. Johannes 2,1; 1. Timotheus 2,5)
»Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt, sodass sie leiblich rein sind, um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott! Und darum ist er auch der Mittler des neuen Bundes, auf dass durch seinen Tod … die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen.« (Hebräer 9,13-15)
Jesus ist unser Fürsprecher, unser Hoher Priester, unser Vermittler. Wir stehen da wie die Israeliten am Versöhnungstag. Als der Hohe Priester das Allerheiligste betrat (ein Symbol für den Ort, an dem unser Hoher Priester jetzt bittet) und das Sühneblut auf den Gnadenthron sprengte, wurden draußen keine Sühneopfer gebracht. Während der Priester bei Gott Fürsprache einlegte, beugte sich jedes Herz voller Reue und bat um Vergebung für seine Übertretung.
Als Jesus starb, trafen sich Schatten und Wirklichkeit: Das Lamm wurde für die Sünden der Welt geschlachtet. Unser großer Hoher Priester hat das einzige Opfer gebracht, das für unsere Rettung Wert hat. Als er sich am Kreuz opferte, wurden die Sünden des Volkes vollkommen gesühnt. Jetzt stehen wir im Vorhof und warten auf die gesegnete Hoffnung, die herrliche Erscheinung unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Hier draußen sollen keine Opfer gebracht werden. Denn der große Hohe Priester dient gerade im Allerheiligsten. Bei seiner Vermittlung als unser Fürsprecher, kann Jesus weder etwas mit der Tugend noch mit der Fürsprache irgendeines Menschen anfangen. Er ist der einzige Sündenträger, das einzige Sündopfer. Gebet und Bekenntnis sollen allein zu dem gebracht werden, der ein für alle Mal ins Allerheiligste gegangen ist (Hebräer 9,12). Er wird alle für immer selig machen, die im Glauben zu ihm kommen. Denn er lebt für immer und bittet für uns (Hebräer 7,25).
Scheinmittler führen nach unten
Daher ist das Messopfer nutzlos, eine der römischen Unwahrheiten. Der Weihrauch, der heute von Menschen geopfert wird, die Messen, die für die Befreiung der Seelen aus dem Fegefeuer gelesen werden, haben in Gottes Augen nicht den geringsten Wert. Alle Altäre, Opfer, Traditionen und Erfindungen, durch die sich der Mensch seine Rettung verdienen will, sind falsch.
Priester und Oberhäupter haben kein Recht, sich zwischen Jesus und die Menschen zu stellen, für die er gestorben ist, als hätten sie Retterqualitäten und könnten Sünden vergeben. Sie selbst sind Sünder und nichts als Menschen. Eines Tages werden sie erkennen, dass ihre trügerischen Lehren zu Verbrechen jeder Art geführt haben. Für viele schreckliche Untaten, die Menschen an ihren Mitmenschen begangen haben, sind sie verantwortlich. Märtyrer sind gefoltert und umgebracht worden, weil Männer von Satan aufgestachelt wurden, Unrecht zu tun. Diese Dinge wurden unter der Herrschaft des Menschen der Sünde getan, der sich an Gottes Stelle gesetzt hat, im Tempel Gottes sitzt und sich selbst für Gott ausgibt, um seine eigenen Pläne durchzuführen. Der Richter der ganzen Erde wird alle, die diese Taten begangen haben, zur Rechenschaft ziehen. Der Fall jedes Gefangenen, jedes Gefolterten ist von einem Engel protokolliert worden.
Gott offenbart im Fleisch, Fenster zur Unendlichkeit
»Es steht geschrieben in den Propheten: ›Und sie werden alle von Gott gelehrt sein.‹ Jeder nun, der vom Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir. Nicht, dass jemand den Vater gesehen hätte; nur der, welcher von Gott ist, der hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat ewiges Leben.« (Johannes 6,45-47)
Der mächtigste Mensch mag alles Mögliche von sich behaupten. Doch unendlich ist er nicht. Er kann die Unendlichkeit nicht einmal verstehen. Jesus hat deutlich gesagt: »Niemand kennt den Vater als nur der Sohn.« (Matthäus 11,27) Ein Lehrer wollte Gottes Herrlichkeit rühmen, als jemand einwarf: »Wir verstehen immer noch nicht, wer er ist.« Der Lehrer antwortete großmütig: »Könnte ich Gott völlig erklären, wäre ich entweder selber Gott oder Gott selbst wäre nicht mehr Gott.« Der klügste geschaffene Intellekt kann Gott nicht begreifen; die beredtesten Lippen versagen bei seiner Beschreibung; in seiner Gegenwart ist eben Schweigen Beredsamkeit.
Jesus vertritt vor der Welt den Vater und vor Gott die Auserwählten, in denen er Gottes moralisches Ebenbild wiederhergestellt hat. Sie sind sein Erbe. Zu ihnen sagt er: »Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen.« (Johannes 14,9) Kein Mensch »erkennt den Sohn als nur der Vater; und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn es offenbaren will« (Matthäus 11,27). Kein Priester, kein noch so religiöser Eiferer kann den Vater einem Sohn oder einer Tochter Adams offenbaren. Menschen haben nur einen Fürsprecher, einen Vermittler, der Übertretung vergeben kann.
Schwillt da nicht unsere Brust vor Dank dem gegenüber, der uns Jesus als Versöhnung für unsere Sünden gegeben hat? Denken wir einmal tiefer über die Liebe nach, die der Vater uns gezeigt hat, die Liebe, die er uns zum Ausdruck bringt. Wir können diese Liebe nicht ermessen; sie ist maßlos. Kann man die Unendlichkeit ausmessen? Wir können nur auf Golgatha weisen, auf das Lamm, das von Grundlegung der Welt an geschlachtet ist.
Kein Weg ist so sicher wie dieser
»Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wie viel mehr werden wir als Versöhnte gerettet werden durch sein Leben! Aber nicht nur das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben. Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hingelangt ist, weil sie alle gesündigt haben … Also: Wie nun durch die Übertretung des einen die Verurteilung für alle Menschen kam, so kommt auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung, die Leben gibt. Denn gleichwie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern gemacht worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten gemacht.« (Römer 5,10-19)
»Ich heilige mich selbst für sie«, betete Jesus, »auf dass auch sie geheiligt seien in der Wahrheit. Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir … auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast … Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe die Welt gegründet war. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.« (Johannes 17,19-26)
Auf diese Weise trägt der Mittler seine Bitte dem Vater vor. Kein Mittelsmann tritt zwischen den Sünder und Jesus. Kein toter Prophet, kein begrabener Heiliger ist zu sehen. Jesus selbst ist unser Fürsprecher. Alles, was der Vater dem Sohn ist, ist er auch denen, die von seinem Sohn als Mensch vertreten wurden. In allen Bereichen seines Wirkens hat Jesus als Repräsentant des Vaters gehandelt. Er lebte als unser Stellvertreter und Bürge. Er wirkte als Vorbild für seine Nachfolger: selbstlos und mit Wertschätzung für jeden Menschen, für den er litt und starb.
Der Vater hat Jesus fest versprochen: Wenn er seine Göttlichkeit mit Menschlichkeit bekleiden würde, wenn er die Prüfung bestehen würde, in der Adam versagt hatte, dann würde sein Gehorsam seinem Volk als Gerechtigkeit zugerechnet. Er würde zu ihren Gunsten siegen und sie in eine günstige Stellung bringen. Sie würden eine Gnadenfrist erhalten, in der sie Gottes Gesetz wieder treu werden könnten. Jesu Mühen würden sich gelohnt haben. Er würde für sein Leiden belohnt werden (Jesaja 53,11).
Aus: Signs of the Times, 28. Juni 1899
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