Was sagt der Koran über den Sabbat? Back to the Roots, back to God. Von Kai Mester
Es ist immer wieder spannend, wenn man die Bibel und den Koran studiert. Dann wird nämlich deutlich, dass sich die heutige Glaubenspraxis der Juden, Christen und Moslems oft weit von ihren Ursprüngen und damit voneinander entfernt hat. Ein Beispiel ist der Sabbat, im Judentum unangefochten, aber immer weniger gehalten, im Christentum nur noch von einem geringen, aber wachsenden Prozentsatz der Gläubigen gefeiert und im Islam …? Auch dort spielt der Sabbat seine Rolle, und die entdecken immer mehr Moslems wieder.
DIE WOCHENTAGE IM ARABISCHEN
In vielen Sprachen tragen die Wochentage die Namen der Gestirne in der Reihenfolge: Sonne, Mond, Mars (Ziu/Tyr), Merkur (Wodan), Jupiter (Donar/ Thor), Venus (Frija) und Saturn, zum Beispiel im Englischen: Sunday, Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday and Saturday.
Hin und wieder tragen die Wochentage jedoch auch Bezeichnungen, die ihren Platz im Wochenrhythmus anzeigen. Der Mittwoch sagt uns, dass er der vierte von sieben Wochentagen ist. Samstag, Samedi (frz.) und Sábado (sp.) gehen auf den hebräischen Schabbat zurück, der dort auf den sechsten Tag folgt. Doch im Arabischen ist es noch eindeutiger:
Die Wochentage werden dort genau wie im Hebräischen mit ihrem Zahlenwert bezeichnet. Also in etwa: Tag eins, Tag zwei, Tag drei, Tag vier, Tag fünf. Nur der Freitag und der Samstag haben im Arabischen keine numerische Bezeichnung. Auf irgendwelche Gestirne gibt es dort keinerlei Hinweise. Der Wochenrhythmus ist also jedem Araber immer bewusst. Er kann die Aufforderung Gottes in den Zehn Geboten, den siebten Tag zu halten, nicht missverstehen, sieht sofort, dass es sich um den Samstag handelt. Man fragt sich: Haben die Araber ihre Wochentagsbezeichnungen von den Hebräern entlehnt? Oder haben schon Ismael und seine Brüder diese Bezeichnungen aus dem Hause Abraham mit in die Wüste gebracht? Eines von beiden muss der Fall gewesen sein!
Der Freitag heißt im Arabischen al-Dschumu’a. Was das bedeutet, werden wir weiter unten noch sehen. Der Samstag heißt wie im Hebräischen: Sabbat (as-Sabt). Und nun kommt die Überraschung: Im Koran wird der Freitag nur ein einziges Mal erwähnt, der Sabbat aber sechsmal und die anderen Wochentage überhaupt nicht.
DIE SECHS-TAGE-SCHÖPFUNG IM KORAN
Wenn im Koran nur zwei Wochentage erwähnt werden, deren Bezeichnung zudem keinerlei Zahlenwert aufweist, gibt es dort dann überhaupt eine Grundlage für die Sieben-Tage-Woche? Schauen wir uns dazu alle relevanten Verse an:
»Euer Herr ist Gott, der Himmel und Erde in sechs Tagen erschuf. Dann setzte er sich auf den Thron. Er lässt den Tag die Nacht verhüllen, der ihr ständig nachfolgt. Die Sonne und der Mond und die Sterne folgen unterwürfig seinem Befehl. Er allein schafft und verfügt. Voller Segen ist Gott, der HERR der Welten.« (al-A’raf 7:54)
»Euer Herr ist Gott, der Himmel und Erde in sechs Tagen erschuf. Danach setzte er sich auf den Thron. Er gebietet über alles.« (Yunus 10:3) »Er ist es, der Himmel und Erde in sechs Tagen erschuf. Vorher war sein Thron auf dem Wasser.« (Hud 11:7) »Er ist es, der Himmel und Erde und alles, was darinnen ist, in sechs Tagen erschuf und sich dann auf den Thron setzte. Er ist der Barmherzige.« (al-Furqan 25:59)
»Gott ist es, der Himmel und Erde und alles, was darinnen ist, in sechs Tagen erschuf. Danach setzte er sich auf den Thron.« (as-Sajda 32:4) »Wir erschufen Himmel und Erde und was darinnen ist, in sechs Tagen, ohne zu ermüden.« (Qaf 50:38) »Er ist es, der Himmel und Erde in sechs Tagen erschuf. Dann setzte er sich auf den Thron.« (al-Hadid 57:4)
Es ist völlig eindeutig: Der Koran bestätigt die Bibel. Gott hat die Welt in sechs Tagen erschaffen (2. Mose 20,11; 31,1).
SCHÖPFUNGSSABBAT ALS THRONTAG
In den soeben betrachteten Versen wird der Sabbat zwar nicht namentlich erwähnt. Aber in dem Wort »dann« oder »danach« ist er eindeutig impliziert. Gott setzte sich nach vollendeter Schöpfung auf seinen Thron. In anderen Worten: Er ruhte am siebten Tag. Die Bibel bestätigt diesen engen Zusammenhang zwischen Gottes Thron und seiner Sabbatruhe: »So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße! Was für ein Haus wollt ihr mir denn bauen? Oder wo ist der Ort, an dem ich ruhen soll? Denn dies alles hat meine Hand gemacht.« (Jesaja 66,1)
In der Bibel gilt die gesamte Schöpfung als Gottes Palast. Für Palast und Tempel benutzt man im Hebräischen dasselbe Wort (היכל Hekhal). Der jüdische Professor Moshe Weinfeld (1925- 2009) wies darauf hin, dass die Schöpfung viele Parallelen zum Bau der Stiftshütte in 2. Mose 25-31 und 35-40 aufweist.
(Weinfeld, Moshe, »Sabbath, Temple, and the Enthronement of the Lord—The Problem of the Sitz im Leben of Genesis 1:1-2:3,« in Alter Orient und Altes Testament, 212, Kevelaer: Butzon & Bercker, 1981, 501-512).
Nach der Vollendung setzt sich Gott immer auf seinen Thron: auf den Gnadenthron im Allerheiligsten und auf den Sabbatthron im Schöpfungspalast.
Kein Wunder, wenn wir bei Ellen White lesen: »Die Heiligkeit des Sabbats, wie sie das vierte Gebot verkündigt, steht so unverrückbar fest wie der Thron Gottes.« (Review and Herald, 22. Februar 1881) Denn Gottes Sabbat und sein Thron lassen sich nicht trennen.
TAG DER ANBETUNG AM THRON
Der Koran spricht auch von den Engeln, die am Thron Gottes anbeten: »Du wirst die Engel sehen, wie sie den Thron umringen und ihren Herrn loben und preisen.« (az-Zumar 39:75) Als Johannes auf Patmos die Engel am Thron Gottes in der Offenbarungs-Vision sieht, war es bezeichnenderweise gerade Sabbat: »Es war Sabbat, als der Herr der Herrlichkeit dem verbannten Apostel erschien. Johannes hielt den Sabbat auf Patmos genauso heilig wie damals, als er noch in den Dörfern und Städten Judäas gepredigt hatte … ›Ich war im Geist am Tag des HERRN‹ (Offenbarung 1,10), schreibt Johannes … Dann entfaltete sich vor seinem staunenden Auge der Glanz des Himmels und er durfte den Thron Gottes schauen.« (Acts of the Apostles, 581-582; Wirken der Apostel, 578-579) Die Vermutung liegt nahe, dass auch Jesaja, Daniel und Hesekiel ihre Thronvisionen an einem Sabbat erhielten.
Ja, selbst in der Ewigkeit werden wir uns jeden Sabbat am Thron einfinden, um Gott anzubeten: »Dann werden sie im Heiligtum von Sabbat zu Sabbat zusammenkommen … und den preisen, der auf dem Thron sitzt, und das Lamm von Ewigkeit zu Ewigkeit.« (Testimonies 6, 368; Zeugnisse 6, 368)
KEINE SONNTAGSAGENDA IM KORAN
Und damit sind wir auch genau beim Kernanliegen Satans angekommen. Er möchte Autonomie. Gottes Thron, seine Herrschaft, seine Anbetung durch Engel und Menschen sind ihm ein Dorn im Auge. Daher will er den Tag abschaffen, an dem wir Gottes Herrschaft auf dem Thron dieser Welt (Schöpfung) und auf dem Thron unseres Herzens (Erlösung) gedenken. »Der Mensch der Sünde schließt sich der Behauptung Satans über Gottes Gesetz an, das doch so unveränderlich ist wie sein Thron. Er erklärt der Welt, dass er das Gesetz geändert habe und dass nun der erste Wochentag und nicht mehr der siebte der Sabbat sei.« (Bible Commentary 7, 910.3)
Der Islam in seiner prophetischen Rolle als Gegner Roms unterstützt Satans Anliegen nicht. Der Koran spricht nirgendwo vom Sonntag. Der Mensch der Sünde kann in ihm keine Grundlage für sein Sonntagsgesetz finden. Der Koran spricht vielmehr vom Sabbat.
DAS WORT SABBAT IM KORAN
Untersuchen wir nun die Koranverse, in denen das Wort Sabbat vorkommt. Was bedeutet die Wortwurzel (s-b-t) im Koran? Nur in drei Versen finden wir, dass ein anderes Wort als das Wort Sabbat aus dieser Wurzel gebildet wird. Geben sie Aufschluss über ihre Bedeutung?
»Er ist es, der euch die Nacht als Gewand und den Schlaf als Ruhe (subātan) und den Tag zum Leben und Wirken gemacht hat.« (al-Furqan 25:47) »Wir haben euch den Schlaf zum Ausruhen (subātan) gemacht.« (an-Naba 78:9) Die Verbindung mit dem Wort Schlaf zeigt eindeutig, dass aus der Wortwurzel, die dem arabischen Wort für Sabbat zugrunde liegt, auch das Wort für Ruhe oder Ausruhen gebildet wird.
SABBATTREUE AUF DEM PRÜFSTAND
Im dritten Vers kommt diese Wortwurzel nun als Verb vor, aber gleich in einem Atemzug mit dem Wort Sabbat. Demgemäß übersetzt man das Verb als »Sabbat halten« oder »ruhen«. »Frage sie nach dem Ort am Meer, wo man den Sabbat brach. Die Fische kamen am Sabbat, sodass man sie an der Wasseroberfläche sah. Und am Tag, als sie nicht ruhten (yasbitūn), kamen sie nicht. So prüften wir sie.« (al-A’raf 7:163)
Schon hier wird deutlich, dass auch im Koran mit dem Sabbat ein Ruhegebot verbunden ist. Gott prüft den Menschen, ob er sein Sabbatgebot hält. Dazu sandte er den Fischern nur am Sabbat Fische. Würden sie ihren Lebensunterhalt hintanstellen und seinem Gebot treu bleiben?
Diese Begebenheit wird zwar als Illustration für die Ignoranz der Israeliten erzählt. Daraus aber abzuleiten, der Sabbat gelte nur für die Juden, ist gewagt. So argumentiert zwar die Mehrheit der Moslems, aber damit stellt sie sich auf die Seite der Christen, die vom Koran scharf kritisiert werden, weil sie aufgrund ihrer christlichen Traditionen Gottes Gebote brechen.
GRAVIERENDE FOLGEN DER SABBATÜBERTRETUNG
»Denkt an die Zeit, als wir am Berg Sinai den Bund mit euch schlossen … Ihr wisst bestimmt um die unter euch, die den Sabbat brachen. Wir sprachen zu ihnen: Seid verwirrte Affen!« (al-Baqara 2:63.65)
Dieser Vers hat eine besonders tiefe Bedeutung. Wer Gottes Sabbat wissentlich bricht, verweigert ihm seinen Herzensthron. Dadurch verliert er sein geistliches Unterscheidungsvermögen. Er gedenkt nicht mehr seines Schöpfers und wird über kurz oder lang zum Evolutionisten und Atheisten.
Charles Darwin war der Sohn eines christlichen Pastors. Karl Marx stammte aus einer bedeutenden jüdischen Rabbinerfamilie. Beide glaubten schließlich, dass die Affen und wir gemeinsame Vorfahren haben oder dass, wie man im Volksmund sagt, wir vom Affen abstammen. Hier zeigt sich, dass sich die koranische Metapher – Seid verwirrte Affen! – fast buchstäblich im Herzen der Gottesleugner erfüllt hat, wenn auch etwas zeitverzögert. Doch die geistliche Erfüllung vollzieht sich bei jedem unmittelbar, der Gottes Gebote aus eigennützigen Motiven bewusst bricht.
EINE UNIVERSALE SABBATBOTSCHAFT
»Ihr Schriftbesitzer! Glaubt an die von uns herabgesandte Botschaft. Sie bestätigt, was ihr bereits empfangen habt. Sonst verdrehen wir euch den Blick und wenden ihn nach hinten oder verfluchen die Ungerechten, wie wir die Sabbatburschen (Ashab as-Sabt) verfluchten.« (an-Nisa 4:47)
Hier sind Juden und Christen angesprochen, die von Gott schon Offenbarungsschriften empfangen haben. Mohammeds Botschaft soll nun ihren Glauben bestätigen. Denn Unglaube macht blind und führt unausweichlich ins Verderben. Wer sind die Ashab as-Sabt, die hier als abschreckendes Beispiel genannt werden? Manche meinen, es seien die Juden allgemein, und übersetzen daher Ashab as-Sabt mit Sabbatfreunde oder Sabbatvolk. In anderen Worten: Ihr Juden! Glaubt an die Botschaft, die bestätigt, was ihr schon früher empfangen habt, nämlich Gottes Gebote einschließlich Sabbat. Sonst werdet ihr verblendet oder verflucht wie die Sabbatfreunde, die Juden! Also in anderen Worten: Ihr Juden, passt auf, dass ihr nicht verflucht werdet wie die Juden! – Diese Deutung macht keinen Sinn!
Das Wort Sāhib (Plural Ashāb) bedeutet Gefährte, Kamerad, einfach jemand, der irgendwie in enger Verbindung mit etwas steht, aber nicht zwangsläufig in positiver. Wird jemand, der Gottes Gebote hält, verflucht? Nein. Es muss sich hier also um Sabbatbrecher drehen, die durch ihren Unglauben und Ignoranz bekannt wurden. Die Sabbatburschen sind also keine gottesfürchtigen Menschen, sondern gesetzlose Juden oder auch nichtjüdische Sabbatbrecher. Dieser Vers warnt Juden und Christen davor, Gottes Gesetz und vor allem den Sabbat zu brechen.
Der Text sagt deutlich, dass Mohammed die Aufgabe hatte, die Bibel zu bestätigen sowie Gottes Gebote zu bekräftigen und nicht etwa aufzuheben. Daher gilt das Sabbatgebot auch für Moslems. Denn Mohammed ist gekommen, um es zu bestätigen.
ACHTUNG SABBATBRECHER: FÜRCHTET DAS JÜNGSTE GERICHT!
»Wahrlich: Den Sabbat haben wir denen deutlich geboten, die über ihn anderer Meinung waren. Dein Herr wird unter ihnen am Tag der Auferstehung richten, worüber sie anderer Meinung waren.« (an-Nahl 16:124)
Wir Menschen meinten, den Sabbat nicht halten zu müssen. Wir hatten eine andere Meinung über den Sabbat als Gott, der ihn gebot. Nur deshalb musste das Sabbatgebot in Stein gehauen werden, damit wir unsere Sünde auch als Sünde erkannten. »Das Gesetz aber ist daneben hereingekommen, damit das Maß der Übertretung voll würde.« (Römer 5,20) »Wozu nun das Gesetz? Der Übertretungen wegen wurde es hinzugefügt.« (Galater 3,19)
Selbst wenn wir das Wort »innama« wie viele Koranübersetzungen nicht mit »wahrlich«, sondern mit »nur« übersetzen, kann man daraus nicht ableiten, dass der Sabbat nur den Juden geboten wurde. Denn wie können sie über ihn anderer Meinung gewesen sein, wenn er ihnen noch gar nicht geboten worden war. Der Sabbat musste also schon seit der Schöpfung existiert haben, sodass man gegen ihn verstoßen konnte. Nur wer den Sabbat brach oder vergaß, also wer über ihn eine andere Meinung hatte, brauchte das Gebot, die Erinnerung oder auch die Warnung vor den Konsequenzen.
Alle, die den Sabbat nicht halten wollen, sondern Wohlgefallen haben an der Ungerechtigkeit, werden verwirrt und verblendet und am Jüngsten Tag gerichtet werden: »Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken … Darum wird ihnen Gott eine wirksame Kraft der Verführung senden, sodass sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohlgefallen hatten an der Ungerechtigkeit.« (2. Thessalonicher 2,7.11)
BRECHT DEN SABBAT NICHT!
»Wir ließen den Berg Sinai vor ihnen aufragen beim Bundesschluss und sprachen: ›Kommt anbetend zum Tor hinein!‹ Wir sagten zu ihnen: ›Brecht den Sabbat nicht!‹ und schlossen mit ihnen einen festen Bund.« (an-Nisa 4:154) Im Koran bezieht sich die Aufforderung: »Kommt anbetend zum Tor hinein!« auf den Einzug ins gelobte Land (al-Baqara 2:58; al-Ma’ida 5:21-23; al-A’raf 7:161), ein Bild für den Einzug ins Paradies. Anbeten bedeutet hier »aufs Angesicht fallen«. Das heißt: Wer wahrhaft vor Gottes Thron niederfällt, der gedenkt des Sabbattages und heiligt ihn. Wer wahrhaft den Sabbat hält, der fällt vor Gott nieder und lässt sich von ihm führen.
Hören wir hier nicht das Echo der drei Engelsbotschaften aus Offenbarung? »Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen!« (Offenbarung 14,7) Auch hier meint anbeten »aufs Angesicht fallen«, und wer den Schöpfer verehrt, gedenkt auch seines Schöpfungssabbats und heiligt ihn.
Die zweite Botschaft warnt vor der babylonischen Affen-Verwirrung und die dritte vor dem Götzendienst und der Annahme des Sonntags als eines dämonischen Ersatzsabbats (Offenbarung 14,8.9). Die Warnung vor dem Feuersee nimmt in der dritten Engelsbotschaft den meisten Platz ein und wird auch im Koran in zahlreichen Bildern geschildert: »Der wird von dem Wein des Zornes Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in den Kelch seines Zorns, und er wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch von ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild und wer das Zeichen seines Namens annimmt.« (Offenbarung 14,10.11)
DER FREITAG IM KORAN
»Moment mal!«, werden jetzt einige sagen. »Die Moslems halten aber gar nicht den Sabbat, sondern den Freitag!« Nun, die meisten muslimischen Länder haben inzwischen am Freitag und Samstag Wochenende. Nur noch in Brunei, Djibouti und im Iran ist der Samstag ein Arbeitstag. Es gibt aber auch eine Anzahl muslimischer Länder, die wie im Westen am Samstag und Sonntag Wochenende haben: Indonesien, Libanon, Malaysien, Marokko, Mauretanien, Pakistan, Senegal, Tunesien und die Türkei. Woran liegt das?
Der Freitag gilt im Islam nicht als Ruhetag. Nur das Freitagsgebet am Nachmittag mit der dem Gebet vorausgehenden Predigt macht den Freitag zu einem besonderen Tag. Ein muslimischer Gelehrter sagte mir einmal auf die Frage, ob denn die Moslems keinen Ruhetag hätten: »Gott ruht nie, daher haben die Muslime auch keinen Ruhetag.« Doch was sagt der Koran über den Freitag?
Es gibt eine Sure, die den Namen Freitag trägt: al-Dschumu’a. Sie besteht aus 11 Versen. Was ist ihr Anliegen?
GOTTES GEBOTE FÜR ALLE MENSCHEN
»Im Namen Gottes des barmherzigen Erbarmers. Alles, was im Himmel und auf Erden ist, preist Gott, den heiligen König, den allmächtigen und weisen Richter. / Er hat unter den Arabern einen Boten erweckt, der ihnen seine Verse vorträgt, sie zur Gerechtigkeit führt, sie die [Heilige] Schrift lehrt und die Weisheit. Denn vorher befanden sie sich in offenkundigem Irrtum.« (al-Dschumu’a 62:1-2)
Dem allmächtigen und barmherzigen Gott war also daran gelegen, dass auch die Araber Gottes Botschaft kennen lernen: sein Buch, die Bibel, und die Weisheit seiner Gebote, einschließlich des Sabbats.
VERHÄNGNISVOLLE EIGENREGIE
»… Er ist der allmächtige Richter. / Das ist Gottes Gunst, die er erweist, wem er will. Gottes Gunst ist groß und herrlich. / Jene, denen die Torah auferlegt wurde, die sie aber nicht tragen wollten, gleichen einem [störrischen] Esel, der Bücher tragen soll. Welch schlimmes Gleichnis für die Leute, die mit Gottes Versen lügen. Gott führt die Ungerechten nicht.« (al-Dschumu’a 62:3-5)
Es wird deutlich, dass Gott keinen Gefallen hat an denen, die seine Gebote missachten. Sie gleichen störrischen Eseln, die seine Gebote – einschließlich des Sabbats – als Last empfinden und dagegen protestieren.
VERHÄNGNISVOLLE HEILSGEWISSHEIT
»Sprich: Ihr, die ihr euch zum Judentum bekennt! Wenn ihr behauptet, ihr wärt Gottes Erben und sonst niemand, so wünscht euch, falls ihr Recht habt, gleich den Tod [dann ist euch das ewige Leben gewiss]. / Doch niemals wünschen sie sich ihn aufgrund der Taten, die sie begangen haben. Gott kennt die Ungerechten. / Sag ihnen: Der Tod, vor dem ihr flieht, wird euch gewiss einholen. Dann werdet ihr wieder vor dem erscheinen, der das Verborgene und das Sichtbare kennt. Er wird euch sagen, was ihr zu tun pflegtet.« (al-Dschumu’a 62:6-8)
Wie schlimm, wenn Menschen, die ein Leben in Eigenregie führen und auch den Sabbat brechen, sich auch noch ihres Heils ganz sicher sind, gleichzeitig aber anderen das Heil absprechen. Gott lässt sich nicht täuschen!
FREITAG: ENDE DER ARBEITSWOCHE
»Ihr, die ihr glaubt! Wenn am Freitag zum Gebet gerufen wird, bringt Einsatz, um Gottes zu gedenken, und stellt das Kaufen und Verkaufen ein. Das ist für euch das Beste, wenn ihr es nur wüsstet!« (al-Dschumu’a 62:9)
Am frühen Freitagnachmittag ist die Zeit gekommen, die Geschäfte einzustellen. Denn ihr sollt euch eifrig auf den Sabbatanfang vorbereiten, um am Sabbat Gottes Schöpfungstaten und seiner Thronherrschaft zu gedenken. Denn heißt es nicht: »Gedenket des Sabbattags!«? Das Freitagsgebet ist ein guter Zeitpunkt dafür.
FREITAG IST RÜSTTAG
»Und ist das Gebet vollbracht, verstreut euch im Land und sucht Gottes Gunst und gedenkt Gottes eifrig, auf dass es euch wohl ergehe!« (alDschumu’a 62:10)
Nach dem Gebet soll jeder nach Hause zu seiner Familie gehen und durch Vorbereitung Gottes Gunst suchen, damit er ab Sonnenuntergang eifrig Gottes gedenken kann. Pünktlich zum Sonnenuntergang ruft der Muezzin wieder wie jeden Tag zum Gebet. Dann müssen alle Vorbereitungen abgeschlossen sein.
VERHÄNGNISVOLLES SABBATBRECHEN
»Aber wenn sie ein Geschäft sehen oder ein Vergnügen, stürzen sie dorthin und lassen dich stehen. Sprich: Was bei Gott ist, das ist besser als Vergnügen und Handel. Gott ist der beste Versorger.« (al-Dschumu’a 62:11)
Doch viele haben nur Geschäfte und Vergnügen im Kopf. Sie verrichten zwar hübsch fromm ihr Gebet, bereiten sich danach aber nicht auf den Sabbat vor. Dich, Mohammed, lassen sie alleine in deinem Bestreben stehen, Gott durch dein Sabbathalten die Ehre zu geben. Sie suchen Profit und Vergnügen. Dabei kann Gott einen sehr wohl besser materiell und mental versorgen, wenn man sein Sabbatgebot hält. Mehr sagt der Koran über den Freitag nicht!
ZWEI BESONDERE WOCHENTAGE
Halten wir fest: Der Koran gebietet nirgendwo, am Freitag zu ruhen, sondern er gebietet, am Freitagnachmittag die Wochengeschäfte einzustellen, um sich auf einen Sabbat der Gemeinschaft mit Gott vorzubereiten. Er tadelt jene, die sich wie ein störrischer Esel gegen Gottes Gebote sträuben und einfach am Sabbat weiter Geschäfte machen oder ihn für eigene Vergnügungen nutzen. Durch diese Sure und die genannten Sabbattexte hebt der Koran zwei Tage aus der Woche hervor: den Freitag als Rüsttag und den Sabbat als Ruhetag.
DER TAG DES DOPPELTEN MANNAS
Die Bibel macht dasselbe: Sie spricht nicht nur vom Sabbat, sondern auch vom Freitag. Der Freitag ist in der Bibel ein Tag des doppelten »Regens«. An ihm fällt doppelt so viel Manna, wie an den anderen Tagen; denn es ist Rüsttag. Es musste für zwei Tage Manna gesammelt, gekocht und gebacken werden (2. Mose 16). Auf Arabisch heißt sammeln dschama’a. Das ist die Wortwurzel, aus der das Wort Dschumu’a Freitag gebildet wird. Tag der Versammlung übersetzt man meistens und denkt dabei ans Freitagsgebet. Tag der Sammlung wäre wahrscheinlich treffender. So wie die doppelte Menge Manna am Freitag gesammelt wurde, soll nun der Gläubige sich sammeln und auf den Sabbat vorbereiten. Tatsächlich kann das Verb dschama’a unter Umständen auch als »vorbereiten, arrangieren« übersetzt werden.
MOHAMMED UND DER SABBAT
Heißt das alles, dass Mohammed und die ersten Moslems den Sabbat gehalten haben? Wir müssen davon ausgehen. Denn sonst hätten sie nicht im Einklang mit der Botschaft des Korans, der Torah und des Evangeliums gehandelt. Wenn wir allerdings den Koran von den vorhergegangenen heiligen Büchern trennen, geschieht dasselbe, was den Christen geschah, als sie sich von ihrem jüdischen Erbe trennten: Der Sabbat geht verloren. Offensichtlich ist dies schon bald nach Mohammeds Tod geschehen, vielleicht auch, weil weder Christen noch Juden den Moslems ein Zeugnis authentischer Frömmigkeit gaben.
Dennoch finden sich bis heute ein paar Überlieferungen in den als verlässlich geltenden Hadith-Sammlungen, die unsere Annahme bestätigen, dass Mohammed den Sabbat gehalten hat. Zwar gibt es auch Überlieferungen, die Mohammed in den Mund legen, er habe gesagt, der erste Schöpfungstag wäre der Sabbat gewesen und der letzte der Freitag oder die Moslems halten den Freitag, die Juden »ihren« Sabbat und die Christen den Sonntag, daher seien die Moslems den anderen immer um einen Tag voraus. Aber Aussagen dieser Art stehen im krassen Widerspruch zum Koran und können daher getrost missachtet werden. Auch wenn man zu den meisten Themen widersprüchliche Hadithe findet, hier nun trotzdem die Hadithe, die auf ein Sabbathalten in der Frühzeit des Islam hindeuten.
MOHAMMED SUCHTE JEDEN SABBAT DIE QUBA-MOSCHEE AUF
»Immer wenn er [Ibn Omar, Schwager von Mohammed] Quba aufsuchte, und das tat er jeden Sabbat, betrat er die Moschee und verließ sie nicht, ohne dort gebetet zu haben. Ibn Omar erzählte, dass der Gesandte Gottes [Mohammed] die Quba-Moschee zu Fuß oder reitend aufsuchte. Ibn Omar sagte: ›Jeden Sabbat pflegte der Prophet zur Quba-Moschee zu laufen oder zu reiten.‹ Abdullah (Ibn Omar) tat dasselbe. Er erzählte: ›Der Prophet lief oder ritt regelmäßig zur Quba-Moschee. Nafi ergänzte: ›Dort betete er, indem er sich zweimal (vor Gott) niederwarf.‹« (Sahih Bukhari, Bd. 2, Kap. 21, Nr. 283-285; vgl. Sahih Muslim, Bd. 7, Nr. 3229.3230)
Zur Quba-Moschee waren es für ihn 3 Kilometer. Sie lag etwas außerhalb von Medina (heute am südlichen Stadtrand) und war seine erste Anlaufstelle nach der Flucht aus Mekka gewesen. Das deutet daraufhin, dass er erstens am Sabbat Zeit hatte, zweitens wie Jesus am Sabbat die Gewohnheit hatte, ein bestimmtes Gebäude aufzusuchen (Lukas 4,16) und drittens an diesem Tag eine besondere Anbetung praktizierte, die sicherlich mit dem Gedenken an Gottes Rettung vor seinen Verfolgern verbunden war.
SKLAVENBEFREIUNG AM SABBAT
»Malik erzählte mir, dass er hörte, dass Omar Ibn al-Khattab [Schwiegervater von Mohammed und zweiter Kalif] jeden Sabbat in die Dörfer gegangen sei. Wenn er einen Sklaven hart arbeiten sah, so befreite er ihn von seiner Arbeit.« (Muwatta Malik, B. 54, Nr. 1807)
DER SABBAT ALS FEIERTAG
»Abdullah bin Busr erzählte von seiner Schwester, dass der Gesandte Gottes sagte: ›Fastet nicht am Sabbat, es sei denn, Gott hat es euch befohlen. Und solltet ihr auch nur die Haut einer Weintraube oder den Zweig eines Baumes finden, so kaut wenigstens darauf herum.« (Dschami’ at-Tirmidhi, Bd. 2, B. 3, Nr. 744; vgl. Sunan Abi Dawud, Bd. 13, Nr. 2415)
Das jüdische Fastenverbot am Sabbat geht auf Nehemia 8,10 zurück, wo für Feiertage fette Speisen und süße Getränke geboten sind. Nur wenn der Versöhnungstag auf einen Sabbat fiel, wurde dieses Verbot aufgehoben. Ein solches Fastenverbot aus Mohammeds Mund deutet darauf hin, dass er den Sabbat sogar recht jüdisch gehalten hat. Alle Hadithe, in denen das Wort Sabbat vorkommt, lassen sich auf http://sunnah.com über die Suche nach den Stichwörtern »Saturday« und »Sabbath« finden. Die Website enthält alle wichtigen Hadith-Sammlungen der Sunniten. Die vier Hadith-Sammlungen der Schiiten habe ich noch nicht durchsucht, aber angeblich gibt es auch dort noch weitere Sabbat-Überlieferungen, die von Hochzeiten und Begräbnissen am Sabbat abraten usw.
DAS SIEGEL DER PROPHETEN
Der Koran nennt Mohammed »das Siegel der Propheten« (al-Ahzab 33:40). Die muslimische Tradition hat das entweder als »den Letzten der Propheten« oder »den Besten der Propheten« gedeutet. Doch beides führt zu innerkoranischen Widersprüchen. Eine biblischere und koranischere Deutung wäre »der Besiegler oder Bestätiger der Propheten«. Denn die Erklärung, die der Koran selbst für Mohammeds Verhältnis zu den Propheten gibt, lautet: »Er verkündigt die Wahrheit und bestätigt die früheren Gesandten.« (as-Safat 37:37; vgl. auch 5:48, 10:37; 12:111)
In der Offenbarung des Johannes ist das Siegel der Sabbat (Offenbarung 7,2) und der Islam in der fünften Posaune beschützt allein die, die Gottes Siegel an der Stirn haben (Offenbarung 9,4). Mohammeds Soldaten erhielten nach seinem Tod nur den Befehl, die sonntaghaltenden Priester und Mönche zu töten, die man an der ihnen eigenen römischen Tonsur erkennen konnte. Alle anderen sabbathaltenden und friedliebenden Christen sollten sie schonen (siehe 11-2010). Es wäre wirklich merkwürdig, wenn Mohammed als Siegel der Propheten und Beschützer der Siegelträger im Mittelalter nicht selbst den Sabbat (Gottes Siegel) gehalten hätte.
DER SABBAT IM NEUEN TESTAMENT UND IM KORAN
Insgesamt stehen wir im Koran vor einem ähnlichen Zeugnis wie im Neuen Testament: Ein anderer Ruhetag als der Sabbat kann nicht bewiesen werden. Die Abschaffung des Sabbats genauso wenig. Aber das ganz klare unmissverständliche, detaillierte Sabbatgebot finden wir nur bei Mose und den Propheten. Nun: weder Jesus noch Mohammed haben von sich behauptet, dass sie gekommen wären, das Gesetz aufzuheben, im Gegenteil!
Der Koran empfiehlt die Tradition der Königin von Saba und der Weisen aus dem Morgenland fortzusetzen: »Wir haben vor dir her Männer gesandt, denen wir Offenbarungen gaben. Fragt die Leute, die sich erinnern, wenn ihr es selbst nicht wisst.« (an-Nahl 16:43; al-Anbiya 21:7) Die Königin von Saba fragte Salomo nach seiner Weisheit und die Weisen aus dem Morgenland befragten die jüdischen Schriftgelehrten nach dem Geburtsort des Messias. So rät Mohammed den Moslems, sich bei den Schriftgelehrten der Christen und Juden schlau zu machen und den Christen, sich ebenfalls an die Juden zu wenden, wenn sie offene Fragen haben.
DER SABBAT IM HEUTIGEN ISLAM
Vielleicht gibt der folgende Vers darüber Aufschluss, warum der Sabbat in die Werke der islamischen Rechtsschulen (also in die Scharia) keinen Eingang gefunden hat: »Wahrlich: Den Sabbat haben wir denen deutlich geboten, die über ihn anderer Meinung waren. Dein Herr wird unter ihnen am Tag der Auferstehung richten, worüber sie anderer Meinung waren.« (an-Nahl 16:124)
Alles Richten zu diesem Punkt ist im Koran eindeutig auf den jüngsten Tag verschoben. Es herrscht Gewissensfreiheit. Der Staat darf dem Einzelnen nicht vorschreiben, an welchem Tag er ruht oder Gottesdienst feiert. Juden dürfen den Sabbat, Christen den Sonntag halten. Der Sabbat ist im Islam selbst aber fast völlig in Vergessenheit geraten. Und doch entdeckt heute eine wachsende Anzahl Moslems in vielen Ländern neben der Bibel und dem Messias auch den Sabbat in Theologie und gelebter Praxis wieder.
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