Gefahren, die man leicht übersieht. Checkliste für Aussteiger. Von Dave Westbrook, bearbeitet von Kai Mester
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Ein Umzug aus der Stadt aufs Land sollte wohl überdacht und sorgfältig geplant werden.
Lebensunterhalt
Eine der entscheidendsten Fragen vor dem Umzug aufs Land ist: Womit verdiene ich meinen Lebensunterhalt? Gibt es die Möglichkeit, zum Arbeitsplatz zu pendeln? Oder kann ich mich beruflich umorientieren und zu Hause arbeiten? Durch das Internet kann man heute in vielen Berufen von zu Hause aus arbeiten. Entsprechende Software-Kenntnisse hat man sich unter Umständen schnell angeeignet. Einigen Aussteigern gelingt es auch, sich durch die Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt zu sichern, weil sie mit den eigenen Erzeugnissen örtliche Märkte beliefern. Auf dem Land werden auch manchmal Leute gesucht, die in den medizinischen Berufen arbeiten: Krankenschwestern, Röntgentechniker, Masseure, Zahntechniker, Ärzte, Altenpfleger usw. Wer nicht in der eigenen Praxis arbeiten möchte, kann in den kleinen Landkrankenhäusern arbeiten. Außerdem gibt es meist Arbeit in den verschiedenen Gewerben. In der Regel verdient man auf dem Land allerdings weniger als in der Stadt.
Wasser und Abwasser
Auch die Wasserversorgung auf dem Land ist eine ganz wichtige Frage. Woher kommt das Wasser? Aus einer Quelle, einem Bach, einem Fluss, einem See oder einem Brunnen? Braucht man Filteranlagen? Reicht die Wassermenge auch für den Gartenbau? Muss ein Brunnen gebohrt werden? Wie tief liegt das Grundwasser? Welche Erfahrungen haben die Besitzer der Nachbargrundstücke? Wie ist die Wasserqualität? Ob das Abwassersystem einwandfrei funktioniert, erfährt man durch eine Perkolationsprüfung.
Strom und Kommunikation
Würde sich das fließende Gewässer zur Stromgewinnung eignen? Gibt es genug Sonnenschein für die Stromgewinnung oder genug Wind für einen Windkraftgenerator? Oder gibt es eine Anbindung ans Stromnetz? Und wie sieht es mit dem Telefon aus? Festnetz, Mobilfunk oder Satelliteninternet?
Klima und Lage
Das Klima ist wichtig für den Anbau. Wann ist der erste und der letzte Frost? Braucht man ein Gewächshaus? Liegt das Grundstück am Süd- oder Nordhang (Garten, Heizkosten, Matsch und Eis)? Auch die Zufahrt kann sich zu einer Stolperfalle entwickeln, wenn sie aufgrund von Schnee oder Schlamm nicht das ganze Jahr befahrbar ist. Gibt es in der Gegend häufiger Inversionswetterlagen, bei denen die Verschmutzung aus der Großstadtregion in der Nähe nicht nach oben abziehen kann? Ist die Gegend radonbelastet (wichtig, wenn man einen Keller hat)? Liegt mein Grundstück in einer guten Entfernung zur nächsten Stadt?
Rechtslage und Nachbarn
Gibt es Baubeschränkungen, Einschränkungen beim Homeschooling, Auflagen für Selbstständige? Wie hoch ist die Grundsteuer? Sind irgendwelche Rechte auf das Grundstück eingetragen: Abholzungsrecht, Abbaurecht bei Bodenschätzen, Wasserrecht, Nutzungsrechte für Durchfahrt, Strommasten und Telefonleitungen? In manchen Ländern sollte man eine Rechtstitelversicherung abschließen, um alle Eventualitäten auszuschließen, weil nicht alles im Grundbuch eingetragen sein muss. Wer sind die Nachbarn? Am besten lässt man das Grundstück neu vermessen, um die eigenen Grenzen gut zu kennen.
Mit kühlem Kopf
Die Anzahl der Fragen macht deutlich, dass ein Umzug aufs Land einen kühlen Kopf erfordert. Viele sind schon aus Idealismus und romantischen Gefühlen heraus aufs Land gezogen, um festzustellen, dass sie den Herausforderungen nicht gewachsen waren, weil sie sich verkalkuliert hatten. Deshalb ist es besser, nichts zu überstürzen, sondern gut informiert und mit solider Planung voranzugehen. Der gesunde Menschenverstand spielt hierbei eine große Rolle. Es gilt, möglichst alle Faktoren zu berücksichtigen und die Kosten zu überschlagen.
Auch Jesus rät zu dieser gründlichen Planung: »Denn wer von euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor hin und berechnet die Kosten, ob er die Mittel hat zur gänzlichen Ausführung, damit nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und es nicht vollenden kann, alle, die es sehen, über ihn zu spotten beginnen und sagen: Dieser Mensch fing an zu bauen und konnte es nicht vollenden! Oder welcher König, der ausziehen will, um mit einem anderen König Krieg zu führen, setzt sich nicht zuvor hin und berät, ob er imstande ist, mit zehntausend dem zu begegnen, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?« (Lukas 14,28-31)
Darüber hinaus wird Gott uns dann individuell führen, sodass wir uns in den unvorhergesehenen Dingen keine Sorgen um das Lebensnotwendige zu machen brauchen (Matthäus 6,25-34).
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