Wie Pornographie mein Leben fast zerstörte: Von Ketten befreit zu neuer Berufung

New Chapter - Neuanfang
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Ein persönlicher Zeugnisbericht über traumatische Prägung, Sucht und Neuanfang. Von Hector Oliva

Lesezeit: 9 Minuten

In den späten 1980er Jahren zog meine Familie in ein Haus, das der Halbschwester meiner Mutter gehörte. Ihre Familie wohnte im Obergeschoss, während wir die untere Etage bewohnten, und zwar in einem Einzelzimmer als sechsköpfige Familie, die später auf acht anwuchs.

Schlechter Einfluss verdirbt gute Sitten

Der Mann meiner Tante hatte zwei erwachsene Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Ich erinnere mich, dass ich anfangs nach oben ging, um Videospiele auf dem Computer des Sohnes meiner Tante zu spielen. Ich fand schließlich heraus, dass meine Tante und mein Cousin gar nicht biologisch mit meiner Familie verwandt waren, aber ich bezeichnete sie trotzdem als Familie.

Da ich das jüngste Kind war, hatten meine anderen Geschwister ihre eigenen Freunde. Also freundete ich mich mit meinem Cousin an. Er erlaubte mir oft, Videospiele zu spielen, vor allem in den Sommerferien. Es war so aufregend, mit meinem Cousin abzuhängen, dass ich früh aufwachte und nach oben ging, um zu spielen. Gelegentlich nahm er mich sogar mit, um Filme zu kaufen, die wir zusammen ansahen.

Nach ein paar Wochen zeigte er mir meinen ersten Pornofilm. Er war meist allein zu Hause, da seine Eltern arbeiteten und seine Schwester auf dem College war. Ich erinnere mich, dass ich ihn gesehen habe, ohne wirklich zu verstehen, was das in mir bewirken würde. Es wurde zur Gewohnheit, erst Videospiele und am Schluss Pornofilme. Danach schickte er mich immer nach Hause. Weitere Grenzen wurden nicht überschritten.

Wenn Nähe weh tut: sexuell vertraut und verraten

Sobald das Schuljahr begann, kehrte ich nach der Schule nach Hause zurück und merkte, dass der Mann meiner Tante früher von der Arbeit gekommen war. Er ließ mich, im Zimmer seines Sohnes Videospiele spielen. Ein paar Tage später zeigte er mir auch Pornos. Ich erinnere mich lebhaft an das erste Mal, als er mich sexuell berührte, während wir im Wohnzimmer Pornos schauten. Diese Erfahrung weckte eine körperliche Reaktion in mir, die mich verwirrt zurückließ. Ich besuchte ihn fast jeden zweiten Tag, und das Muster wiederholte sich. Schließlich wurden die Berührungen gegenseitig. Er war nie fordernd. Wenn ich zögerte, wartete er, bis ich mich wohlfühlte. So »erzog« er mich vier Jahre lang.

Bei Familientreffen, wie z.B. einer Schwimmbadparty im Haus eines Bekannten, fand er immer Gelegenheiten, mit mir allein zu sein. Während alle anderen im Pool waren oder Spiele spielten, holte er mich in ein Badezimmer im zweiten Stock und fing an, mich unangemessen zu berühren. Es waren kurze Begegnungen, nach denen wir uns wieder den anderen anschlossen.

Es war zur Norm geworden, dass er mich missbrauchte, aber ich war zwiegespalten, weil ich Vergnügen empfand, aber auch Abscheu darüber, dass ich mich missbrauchen ließ. Ich wurde zutiefst süchtig nach Pornografie und das gemeinsame Filmeschauen wurde zu meiner Hauptmotivation für diese Begegnungen. Ich ignorierte seine Taten, Hauptsache ich konnte Pornografie schauen. Diese schreckliche Zeit meines Lebens endete, nachdem ich aus diesem Haus ausgezogen war.

Isolation, Verlust und Selbstmordversuche

Im Laufe meines Lebens stand ich vor neuen Herausforderungen. Als Teenager besuchte ich häufig gesellige Zusammenkünfte. Die Gemeindeleiter, vor allem die Eltern anderer Jugendlicher, schienen mich als Außenseiter zu betrachten und rieten ihren Kindern davon ab, mit mir Zeit zu verbringen. Diese soziale Isolation trug dazu bei, dass ich zunehmend von Drogen und Alkohol abhängig wurde.

Der tragische Verlust meiner Schwester an Krebs im Alter von 24 Jahren, kurz nach ihrer Heirat, hat mich tief getroffen. Ich war wütend auf Gott und fragte mich, warum er das gläubigste Mitglied unserer Familie genommen hatte. Dieser Verlust verschlimmerte meine Isolation weiter und befeuerte mein selbstzerstörerisches Verhalten. Ich zog mich immer mehr zurück und flüchtete mich in Alkohol und Kokain. Selbstmordgedanken häuften sich. Zweimal unternahm ich einen Selbstmordversuch, einmal indem ich mir die Pulsadern aufschnitt und ein anderes Mal versuchte, vom Dach unseres Hauses zu springen. Beide Male holten meine älteren Brüder die Rettung.

Nach dem schweren Sturz bei meinem zweiten Selbstmordversuch verbrachte ich drei Monate in einem Gipsverband mit einer gebrochenen Wirbelsäule. Diese Erfahrung, gepaart mit dem Desinteresse meiner Trinkbrüder, führte zu kurzen Phasen der Abstinenz. Allerdings wurde ich immer wieder rückfällig.

Mein Lebensretter

Schließlich begann ein neuer Jugendpastor in meiner Gemeinde, sich bei mir zu melden. Er freundete sich mit mir an, unterstützte und ermutigte mich, ohne mich zu verurteilen. Diese erneute Verbindung mit der Gemeinde verschaffte mir eine vorübergehende Atempause von meinem selbstzerstörerischen Verhalten. Ich traf mich wieder mit alten Freunden und konnte eine Zeit lang auf Drogen und Alkohol verzichten. Diese positiven Veränderungen waren jedoch nur von kurzer Dauer. Meine Freunde feierten und tranken trotz ihres Engagements in der Gemeinde weiter, und auch ich erlag wieder der Versuchung.

Ich sehnte mich nach einer gesunden Beziehung und fing an, mich mit einer Frau zu verabreden, die ich bei der Arbeit kennengelernt hatte. Ihre eigene Liebe zum Feiern und Trinken erwies sich jedoch als unvereinbar mit meinem Versuch, dem Alkohol den Rücken zu kehren. Schließlich beendete ich die Beziehung und nach einer Zeit des Nachdenkens lernte ich die Schwester meiner zukünftigen Frau kennen.

Im Hafen der Ehe

Während einer gemeinsamen Autofahrt hörte ich die Stimme ihrer Schwester am Telefon. Bald lernte ich Laura kennen und wir fingen an, uns zu verabreden. Laura war ihrem Glauben zutiefst ergeben und missbilligte den Party-Lebensstil meiner Kirchenfreunde. Dies führte zu Konflikten, da ich darum kämpfte, meinen Wunsch, Zeit mit ihr zu verbringen, mit dem Wunsch zu vereinbaren, meine Freundschaften weiter zu pflegen. Als ich erkannte, dass eine ernsthafte Beziehung mit Laura eine komplette Änderung meines Lebensstils erforderte, traf ich die schwierige Entscheidung, ganz auf Alkohol zu verzichten.

Nach sieben Monaten Beziehung machte ich Laura einen Heiratsantrag, und sie sagte Ja. Unser Hochzeitstag, der 3. November, markierte das Ende meines Alkoholkonsums. Mit Gottes Gnade bin ich seither schon 22 Jahre lang nüchtern geblieben!

Radikale Entscheidung an gefährlicher Klippe

Schwieriger war es für mich, meine Pornosucht zu überwinden. Trotz meiner Bemühungen kämpfte ich mehrere Jahre lang damit. Schließlich erwischte mich meine Frau dabei, wie ich zu Hause Pornografie schaute, was unsere Ehe belastete und fast zur Scheidung geführt hätte. Dieser Vorfall brachte auch meine vergangenen Traumata an die Oberfläche. Ich gestand ihr den Missbrauch, den ich in der Kindheit erlitten hatte, und enthüllte den Teil meines Lebens, den ich lange Zeit vor ihr geheim gehalten hatte. Der mögliche Zerbruch meiner Ehe und meiner Familie machte mir klar, dass ich sie mehr schätzte als die vorübergehenden Freuden, die ich in Pornos fand. Also traf ich die Entscheidung, alles zu tun, was nötig war, um meine Familie und mein Leben pornofrei zu halten.

Gemeinschaft, Berufung und ein neues Leben

Wie es die Vorsehung wollte, brachten uns unsere Freunde aus der Gemeinde mit Pastor Johnson in Verbindung. Er war gerade dabei ein Zentrum für sein Ministry aufzubauen. Es hieß »End Time Like These« und bildete Missionare aus zur Vorbereitung auf Jesu Wiederkunft. Pastor Johnsons Herangehensweise an den Dienst und seine Freundschaft halfen mir, Gottes transformative Kraft kennenzulernen. Ich vertraute mein Leben Jesus an. Mein Fokus verlagerte sich von mir selbst auf den Dienst für Gott. Ich lernte, wie man Bibelstudien erstellt sowie Predigten ausarbeitet und hält. Mein Leben bekam einen ganz neuen Sinn. Gottes Kraft wirkte durch mich und wurde jungen Menschen in unserer Gemeinde zum Segen. Meine Pornosucht ersetzte Gott durch seine Arbeit.

Die unerschütterliche Unterstützung meiner Frau und die Begleitung einer unterstützenden Gemeinschaft gottesfürchtiger Freunde, die im Dienst zusammenarbeiteten, spielten eine entscheidende Rolle auf meinem Heilungsweg. Die Verantwortung, die mein neuer Lebensstil und meine neuen Freunde mit sich brachten, beschränkte sich nicht nur auf den Gottesdienstbesuch einmal pro Woche. Eine neue Lebensaufgabe zu haben und gleichzeitig von neuen Unterstützern getragen zu werden, gab mir die Kraft und den Mut, meine Sucht zu überwinden und mein Leben neu aufzubauen. Weil ich Gott vertraute, konnte er meine Schritte auf einen Weg lenken, auf dem ich kontinuierlich geistlich wachsen und wahres Leben schmecken darf!

Aus: Coming Together Ministries Newsletter, Juli 2025

https://www.comingtogetherministries.org

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