Der Versöhnungstag war mehr als ein altes Ritual. Er zeigte auf ein himmlisches Gericht hin, das im Jahr 1844 begann – mit einem beweglichen Thron, der vom Heiligen ins Allerheiligste zieht. Entdecke, wie die Feste Israels, die Visionen Daniels und die Offenbarung ein faszinierendes Gesamtbild ergeben, das Gottes Plan für Gerechtigkeit Schritt für Schritt enthüllt. Von Kai Mester
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Einmal im Jahr wurde das Heiligtum der Israeliten von Sünden gereinigt. Dies geschah im Herbst am Jom Kippur, dem Versöhnungstag. Nur an diesem Tag durfte der Hohepriester das Allerheiligste betreten (3. Mose 16,12.29ff). Das Allerheiligste war die zweite Abteilung des Heiligtums. In ihr stand nur die Bundeslade, ein vergoldeter Schrein, in dem sich die zwei Steintafeln mit den zehn Geboten befanden (2. Mose 25,10-22).
Die erste Abteilung, das Heilige, erstreckte sich über die ersten zwei Drittel des Heiligtums. Dort standen der siebenarmige Leuchter, der Tisch mit den zwölf Schaubroten und der Räucheraltar. Beide Abteilungen waren durch einen Vorhang getrennt.
Mit dem Bauplan des Heiligtums berief sich Mose auf ein Modell, das Gott ihm gezeigt habe (2. Mose 25,9.40; 26,30; Apostelgeschichte 7,44). Dieses Modell war in seiner Struktur dem kosmischen Heiligtum nachempfunden (Hebräer 8,2.5). In der Offenbarung erkennen wir dieses Heiligtum in ungeahnten Größendimensionen wieder: Die sieben goldenen Leuchter (Offenbarung 1,12), die Feuerfackeln vor dem Thron am gläsernen Meer (4,5.6) und den Räucheraltar im Heiligen (8,3) sowie die Bundeslade im Allerheiligsten (11,19).
Das Geheimnis der Jahresfeste
Die Jahresfeste des Heiligtumsdienstes dienten ebenso wie das irdische Heiligtum nur als Anschauungsunterricht. So wie das irdische Heiligtum das himmlische in vereinfachtem Miniaturformat darstellte, wiesen die Feste auf kosmische Ereignisse im Heiligtumsdienst hin.
Zwei große Feste feierte man im Frühjahr. Sie erfüllten sich direkt zur Zeit der Apostel vor knapp 2000 Jahren (3. Mose 23,4-22).
Pessach (Passah) erfüllte sich auf Golgatha: Jesus starb als Passahlamm für die Sünden der Welt. Schawuot erfüllte sich an Pfingsten: So wie die Zehn Gebote 50 Tage nach Pessach empfangen wurden, empfingen die Apostel den Heiligen Geist und die erste Seelenernte wurde eingefahren.
Im Herbst feierten die Israeliten Jom Kippur und Sukkot (3. Mose 23,26-44).
Sukkot (Laubhüttenfest) markierte das Ende der Ernte und erinnerte an die Wüstenwanderung. Es hat eine endzeitliche Bedeutung (Sacharja 14,16), seine Erfüllung steht noch aus.
Zuvor jedoch wurde am Jom Kippur (Versöhnungstag) das Heiligtum gereinigt. Wir gelangen hiermit nach unserem Studium ins Jahr 1844 (Daniel 8,14). Hier betreten also der Vater und der Sohn gemeinsam das Allerheiligste.
Der bewegliche Thron
Tatsächlich ist der Thron Gottes in der biblischen Vorstellung beweglich, ein Wolkenwagen (Hesekiel 1,4.26). Hesekiel sah ihn von Norden her kommen, später seinen stufenweisen Rückzug vom Heiligtum in Jerusalem (Hesekiel 8,6; 9,3; 10,4.18.19; 11,23) und seine Rückkehr von Osten (Hesekiel 43,2.4.5).
Johannes sieht in seiner Vision Vater und Sohn im Heiligtum, kurz bevor das Gericht beginnt (Offenbarung 5,1.6.7; 6,10). Daniel beschreibt in Kapitel 7,13 wie Vater und Sohn sich nacheinander aus dem Heiligen des himmlischen Heiligtums mit ihren Thronwagen ins Allerheiligste begeben, um Gericht zu halten.
Nachdem der Menschensohn eingetroffen ist, kann das kosmische Gericht die Urteile der irdischen Gerichte gegen die verfolgten Gläubigen aufheben und für echte Gerechtigkeit sorgen. Die feindlichen Mächte werden gerichtet (Daniel 7,11.12) und die Herrschaft geht für immer an den Menschensohn über (Vers 14). Die Anordnung der Ereignisse in diesem Abschnitt in Daniel 7 hat mit dem literarischen Aufbau zu tun. Vers 11 und 12 stehen in normaler Prosa eingerahmt von zwei poetischen Abschnitten, Vers 9 und 10 sowie 13 und 14.
Kein Gericht beim Tod und bei der Wiederkunft?
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Andere glauben, das Gericht finde bei oder nach der Wiederkunft Jesu statt. Doch die Bibel zeigt deutlich, dass Jesus erst wiederkommt und die Toten auferweckt, wenn jeder Fall im Gericht entschieden ist. »Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist.« (Offenbarung 22,12) Hier ist also das Schicksal jedes Einzelnen schon entschieden. »Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und seinen Engeln.« (Offenbarung 3,5)
Daniel sieht, wie diese Bücher 1844 im himmlischen Tribunal geöffnet wurden. Seitdem tagt das Untersuchungsgericht. Doch warum so lange?
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