Ein Ereignis mit Sprengkraft – zwischen Feindesliebe und Vergeltungsrufen. Dass dieses Spannungsfeld eine prophetische Dimension hat, zeigt ein Blick in die Bibel. von Kai Mester
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Die Trauerfreier für Charlie Kirk brachte fast 300.000 Menschen zusammen. Über zwanzig Personen hielten Ansprachen – darunter Donald Trump, J. D. Vance, Marco Rubio, Pete Hegseth, Ben Carson und weitere Mitglieder der US-Regierung. Doch die Veranstaltung machte vor allem durch zwei völlig gegensätzliche Botschaften Schlagzeilen.
Vergebung statt Vergeltung
Kirks Witwe Erika stellte die Feindesliebe ins Zentrum. Sie sagte, sie vergebe dem Attentäter – weil ihr Mann es ebenso getan hätte. Jesus selbst habe für seine Feinde gebetet: »Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!« Zu dieser Haltung forderte Erika auch die Zuhörer auf.
Sie deutete den Tod ihres Mannes als möglichen Startschuss für eine landesweite Erweckung – zurück zum Glauben, zur Bibel, zu Jesus und zu einem traditionellen Familienleben. Gerade junge Männer wie der Attentäter, so Erika, habe Charlie erreichen und retten wollen.
Vergeltung statt Vergebung
Andere Stimmen hingegen forderten das Gegenteil: Vergeltung, ja sogar die Todesstrafe. Auch sagten sie linkem Hass den Kampf an. Besonders Stephen Miller, stellvertretender Stabschef im Weißen Haus, machte mit einer markanten Rede auf sich aufmerksam:
»Ihr habt keine Ahnung, welchen Drachen ihr geweckt habt!« Zuvor hatte er das kulturelle Erbe der USA betont – »unsere Linie und unser Erbe gehen zurück auf Athen, auf Rom« – und dann hinzugefügt: »Ihr habt keine Ahnung, wie entschlossen wir die Zivilisation, den Westen und diese Republik retten werden … Denn wir sind auf Gottes Seite!«
Das Bild vom Drachen erinnert an eine alte Prophezeiung aus dem letzten Bibelbuch, der Offenbarung des Johannes, wo der Drache ein Bild für den Feind des Lichts ist. Bald darauf ertönten in der Trauerfeier die süßen Klänge des berühmten Liedes »When Peace Like a River« (dt. Titel: Wenn Friede mit Gott). Wie lässt sich das zusammenbringen?
Lamm mit Drachenstimme
Wer die Offenbarung kennt, weiß: Sie beschreibt den kosmischen Kampf zwischen dem Lamm (Jesus: Kapitel 5) und dem Drachen (Satan: Kapitel 12), den Kampf zwischen Licht und Finsternis. Eine zentrale Vision sagt, dass am Ende der Zeit eine Weltmacht auftreten wird, die wie ein Lamm aussieht, aber mit der Stimme des Drachen redet (Offenbarung 13,11).
Die Geschichte zeigt: Das Rom der Antike wandelte sich vom Verfolger der Christen zum Verfolger der »Ketzer« im Mittelalter – getarnt in einem christlichen Mantel (Offenbarung 13). Diese Macht erhielt immer wieder Schläge, sogar eine »tödliche Wunde«, die doch heilen würde. Und am Ende der Zeit, so die Prophetie, wird sie erneut weltweite Zustimmung und Anbetung erfahren, weil das Lamm mit Drachenstimme die Welt dazu verführt.
Heute ist klarer denn je: Die USA sind die einzige Macht, die über solch enormen globalen Einfluss in Wirtschaft, Militär, Technologie und Kultur verfügt, dass sie damit in der Lage ist, diese Prophezeiung zu erfüllen.
Wenn Licht und Schatten sich mischen
Die Trauerfeier zeigte: Finsternis verkleidet sich gern mit dem Anschein des Lichts. Menschen, die Jesus aufrichtig nachfolgen, wie Charlie und Erika Kirk, wenn auch im Rahmen ihrer persönlichen, wachsenden Erkenntnis, faszinieren die Massen und haben das Potenzial nach ihrem Tod erst recht einen Impact zu haben. Die beiden hielten den Sabbat entgegen dem Mainstream der evangelikalen Christenheit in den USA. Zwar rief Erika in ihrer Trauerrede zum Gottesdienstbesuch am Sonntag auf, zwar sprach sie mit Charlie, als schaue er schon vom Himmel herab. Beides unbiblische Konzepte! Doch die Feindesliebe als Herz des Evangeliums hat sie begriffen.
Gerade dieses Licht wird nun von politischen Kräften instrumentalisiert. Männer wie Miller nutzen es als Feigenblatt, um Hass und Vergeltung religiös zu legitimieren.
Zwei Lager zeichnen sich ab
Wenn eine Erweckung aus diesem tragischen Ereignis hervorgeht, könnte sie zunächst echte Kraft aus Gottes Wort ziehen – bis politische und religiöse Führer sie mehr und mehr für ihre eigenen Zwecke missbrauchen. Die Geschichte lehrt: Der Feind arbeitet stets innerhalb und außerhalb von Gottes Volk.
So könnten sich mit der Zeit zwei Gruppen klarer voneinander abgrenzen:
- die, die Feindesliebe praktizieren,
- und die, die Vergeltung predigen.
Entscheiden wird dabei das Gottesbild sein, das die Menschen prägt.
Gewalt im Namen Gottes?
Auch in Israel wird gegenwärtig mit biblischen Worten Gewalt gerechtfertigt. »Ich will meinen Feinden nachjagen und sie ergreifen und nicht umkehren, bis ich sie umgebracht habe. Du treibst meine Feinde in die Flucht, dass ich vernichte, die mich hassen.« (Psalm 18,38.41) »Gürte dein Schwert an deine Seite. Scharf sind deine Pfeile, dass Völker vor dir fallen; sie dringen ins Herz der Feinde des Königs.« (Psalm 45,6) Aber sind damit wirklich Bomben und Raketen gemeint?
Die Propheten und Jesus selbst machen klar: Gottes Waffen sind geistlicher Natur.
Jesaja hat aufgeklärt: »Gott hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht … hat mir eine Zunge gegeben … dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden … Siehe, ihr alle, die ihr ein Feuer entfacht und Brandpfeile entzündet, geht hin in die Glut eures Feuers und in die Brandpfeile, die ihr angezündet habt!« (Jesaja 49,2; 50,4.11)
Jesus hat gezeigt: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft …« (Johannes 18,36) »Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen … Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.« (Matthäus 26,52; Lukas 22,51)
Paulus erklärt: »Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem … Nehmt das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist … lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert.« (Römer 12,21; Epheser 6,17; Hebräer 4,12) Und Petrus ergänzt: »Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt … als er geschmäht wurde, schmähte er nicht wieder, als er litt, drohte er nicht, sondern übergab es dem, der gerecht richtet.« (1. Petrus 2,21.23)
Welches Schwert wollen wir führen?
Die Frage, die bleibt: Folgen wir dem Ruf nach Vergeltung – oder dem Beispiel Jesu, der selbst am Kreuz betete: »Vater, vergib ihnen«?
Die Trauerfeier für Charlie Kirk machte deutlich, dass Licht und Finsternis oft eng nebeneinander existieren. Am Ende wird entscheidend sein, ob wir das Schwert der Liebe oder das Schwert der Gewalt ergreifen. Nur wer sich am wahren Licht orientiert, wird nicht von den Drachenstimmen dieser Welt verführt.
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