Der große Konflikt zwischen Jesus und Satan tobt mitten in unserer Welt – nicht als abstrakte Theologie, sondern als Kampf um Gedanken, Charakter und Treue. Wer die Dynamik dieses Krieges versteht, erkennt, warum Liebe, Wahrheit und ein klarer Blick auf Jesus über Leben und Verlust entscheiden. Von Ellen White
Lesezeit: 12 Minuten
Der große Konflikt zwischen dem Fürsten des Lichts und dem Fürsten der Finsternis hat im Laufe der Zeit nichts von seiner Macht oder Intensität eingebüßt. Der ernste Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Wahrheit und Irrtum, wird immer heftiger. Die Synagoge Satans ist äußerst aktiv, und in diesem Zeitalter wirkt die Täuschungsmacht des Feindes auf die subtilste Weise.
Das unsichtbare Ringen
Jeder menschliche Geist, der sich weder Gott anvertraut noch sich vom Heiligen Geistes leiten lässt, wird durch satanische Einflüsse in die Irre geführt. Der Feind arbeitet unablässig daran, Jesus Christus aus dem Herzen der Menschen zu verdrängen und statt der Eigenschaften Gottes seine eigenen Charakterzüge in ihnen zu verankern. Mit mächtigen Täuschungen versucht er, die menschlichen Gedanken unter seine Kontrolle zu bringen. Er will die Wahrheit auslöschen und das wahre Vorbild von Güte und Gerechtigkeit zerstören, damit die bekennende Christenheit ins Verderben rennt, indem sie sich von Gott trennt. Er wirkt darauf hin, dass Selbstsucht weltweit überhandnimmt und so Jesu Auftrag und Wirken wirkungslos gemacht werden.
Im Visier des Feindes
Jesus kam in die Welt, um dem Menschen Gottes Charakter zurückzubringen und das göttliche Bild wieder in der menschlichen Seele einzuprägen. Sein ganzes Leben hindurch richtete Jesus durch beständige und mühevolle Arbeit die Aufmerksamkeit der Menschen auf Gott und seinen heiligen Standard. Er wollte, dass Gottes Geist sie erfüllt, seine Liebe sie bewegt und ihr Leben und Charakter die göttlichen Eigenschaften widerspiegelt. Jesus kam als Licht und Leben der Welt; sein Leben war voller Selbstverleugnung und Selbstaufopferung. Der Herr Jesus schätzte jeden Menschen und konnte den Gedanken nicht ertragen, dass auch nur eine Seele verloren gehen sollte. Sein großes Herz voller Liebe umfasste die ganze Welt und trieb ihn an, für jeden, der an ihn glauben würde, vollständige Befreiung zu wirken.
Das wahre Licht im Dunkel
Jesu Wesen vereinte Majestät und Demut. Mäßigung und Selbstverleugnung prägten jede seiner Handlungen, doch zeigte er niemals Engstirnigkeit oder kalte Strenge, die seinen Einfluss auf die Menschen hätte mindern können. Der Erlöser der Welt besaß eine Natur, die höher war als die der Engel; dennoch verbanden sich mit seiner göttlichen Majestät Sanftmut und Demut, die alle zu ihm zogen. Er spricht zu allen:
»Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.« (Matthäus 11,28.29)
Jesus ist das Vorbild für den Menschen. »In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen … Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen … Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.« (Johannes 1,4.9.14)
Jesus, unser Erlöser, verstand alle Bedürfnisse des Menschen. Er gestaltete die großen Pläne aus, durch die der gefallene Mensch aus der Erniedrigung der Sünde erhoben werden kann. In jeder Situation, selbst in den unbedeutendsten, offenbarte er den Vater. Obwohl er die Welt durch das Wort seiner Macht trug, neigte er sich doch, um einen verletzten Vogel zu versorgen. Ach, dass wir alle ein klares, tiefes Verständnis von Jesus Christus hätten! Müde und erschöpft, wie er oft war, suchte er nie seinen eigenen Vorteil. »Das ist das ewige Leben«, sagte er, »dass sie dich, den allein wahren Gott, und Jesus Christus erkennen, den du gesandt hast.« (Johannes 17,3)
Wer Jesus ablehnt
»Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet.« (Hebräer 12,25) Wer lehnt das ab, was Jesus sagt? – Alle, die sein Wort weder hören noch tun. Alle, deren Herzen voll sind von Völlerei, Trunkenheit und den Sorgen dieses Lebens; die essen und trinken, pflanzen und bauen, heiraten und verheiratet werden. Sie sind es, die die Warnungsbotschaft für die letzten Tage nicht annehmen.
Die Mächte Satans sind beständig am Werk, um die Gedanken der Menschen mit den Dingen dieses Lebens zu fesseln und so Jesu Auftrag und Werk zu torpedieren. Jesus sagt über Satan, er stehe »nicht in der Wahrheit« (Johannes 8,44).
Der Sturz des Morgensterns
Einst war Satan in Gemeinschaft mit Gott, Jesus Christus und den heiligen Engeln gewesen. Er war im Himmel hoch erhoben und strahlte im Licht und in der Herrlichkeit, die ihm vom Vater und vom Sohn gegeben waren. Doch er wurde untreu und verlor seine hohe und heilige Stellung als bedeckender Cherub. Er wurde zum Gegner Gottes, zum Abtrünnigen, und wurde aus dem Himmel ausgeschlossen. Er errichtete sein eigenes Reich und hisste das Banner der Rebellion gegen das Gesetz JHWHs. Er versammelte alle Mächte des Bösen um sein Banner, um eine verzweifelte Gemeinschaft der Finsternis zu bilden, die gegen den Gott des Himmels kämpfen sollte. Mit ausdauernder Entschlossenheit arbeitete er daran, seine Rebellion fortzusetzen und die Menschen von der biblischen Wahrheit abzubringen, um sie unter sein Banner zu scharen.
Satans Bild im Menschen
Sobald der HERR durch Jesus Christus die Welt erschaffen und Adam und Eva im Garten Eden eingesetzt hatte, verkündete Satan seine Absicht, den Vater und die Mutter der Menschheit nach seinem eigenen Wesen zu formen und sie in seine rebellische Schar einzugliedern. Er war entschlossen, das Bild Gottes im Menschen auszulöschen und stattdessen sein eigenes Bild in ihm einzuprägen. Zu diesem Zweck gebrauchte er Täuschungsmethoden. Er wird der Vater der Lüge genannt, der Ankläger Gottes und derer, die Gott treu bleiben, ein Mörder von Anfang an. Mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, versuchte er den Menschen für seine Rebellion zu gewinnen – und brachte die Sünde in unsere Welt.
In diesen letzten Tagen wird die ganze komplizierte Maschinerie des Bösen in Bewegung gesetzt. Durch die Generationen hindurch hat Satan Menschen gesammelt, durch die er seine Ziele verfolgen und seine Pläne auf der Erde durchsetzen kann. Der große, faulige Strom des Bösen fließt ununterbrochen durch die Menschheitsgeschichte. Obwohl Satan Gott nicht vom Thron stürzen konnte, hat er Gott mit satanischen Eigenschaften beschuldigt und sich selbst mit den göttlichen Eigenschaften bekleidet. Er ist ein Verführer, und durch seine schlangenartige Scharfsinnigkeit und seine verschlungenen Machenschaften hat er die Huldigung auf sich gezogen, die Gott gebührt, und hat seinen satanischen Thron zwischen den menschlichen Anbeter und den himmlischen Vater gestellt.
Wenn die Welt Barabbas wählt
Doch Jesus begegnete im Auftrag der Menschheit den raffinierten Versuchungen Satans und gab dem Menschen ein Vorbild dafür, wie man in diesem Kampf über den Feind siegen kann. Er ermutigt seine Nachfolger: »Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.« (Johannes 16,33) Satan hat mit großer Kunst daran gearbeitet, die Sünde aufrechtzuerhalten. Er setzte alle seine irdischen Werkzeuge ein, um gegen Jesus Christus zu kämpfen, in der Hoffnung, das Herz der unendlichen Liebe zu verwunden. Er verführte die Menschen dazu, sich vor Götzen zu beugen, um so die Herrschaft über die irdischen Reiche zu gewinnen. Für ihn war es die zweitbeste Option, »der Gott dieser Welt« (2. Korinther 4,4) zu werden, wenn er schon nicht den Thron Gottes im Himmel einnehmen konnte. Und in hohem Maße war er erfolgreich. Als Jesus auf der Erde war, brachte Satan die Menschen dazu, den Sohn Gottes abzulehnen und stattdessen Barabbas zu wählen, der im Charakter Satan, den »Gott dieser Welt«, repräsentierte.
Die Imitation des Messias
Der Herr Jesus Christus kam, um die unrechtmäßige Herrschaft Satans über die Weltreiche in Frage zu stellen. Der Konflikt ist noch nicht beendet; je näher wir dem Ende kommen, desto stärker wird der Kampf. Mit dem Herannahen des zweiten Kommens Christi werden satanische Kräfte mit voller Macht aufbegehren. Satan wird nicht nur als Mensch erscheinen, sondern er wird Jesus selbst imitieren, und die Welt, die die Wahrheit abgelehnt hat, wird ihn als Herrn der Herren und König der Könige annehmen. Er wird seine Macht ausüben und die menschliche Vorstellungskraft beeinflussen. Er wird die Gedanken und Körper der Menschen verderben und durch die Kinder des Ungehorsams wirken, fesselnd und bezaubernd wie eine Schlange.
Der Ruf nach dem Kreuz
Welch ein Schauspiel wird die Welt dann für die himmlischen Wesen sein! Welch ein Anblick für Gott, den Schöpfer der Welt! Schon in Eden nahm Satan eine Gestalt an, die dazu bestimmt war, den Geist zu verwirren und zu täuschen. Gegen Ende der Weltgeschichte wird er erneut mit derselben subtilen Tücke wirken. All seine Täuschungsmacht wird aufgeboten werden, um die Menschheit endgültig zu verführen. So irreführend wird sein Wirken sein, dass die Menschen handeln werden wie damals zur Zeit Christi: Und wenn die Frage gestellt wird: »Wen soll ich euch freigeben, Jesus oder Barabbas?«, wird der nahezu einstimmige Ruf sein: »Barabbas! Barabbas!« Und wenn gefragt wird: »Was soll ich denn mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt?«, wird erneut der Ruf ertönen: »Kreuzige ihn!« (Matthäus 27,17.21.22)
Jesus wird in der Person derer vertreten sein, die die Wahrheit annehmen und ihr Leben mit ihm verbinden. Die Welt wird über sie zornig werden, so wie sie es über Jesus war, und Jesu Jünger werden wissen, dass sie nicht besser behandelt werden als ihr Herr. Doch Jesus wird gewiss die Sache all jener zu seiner eigenen machen, die ihn als persönlichen Erlöser angenommen haben. Jede Beleidigung, jede Anschuldigung, jede Verleumdung, die gegen seine treuen Nachfolger ausgesprochen wird, wird von Gott als gegen Jesus selbst gerichtet angesehen.
Menschen im Bann des Bösen
Diejenigen, die Gottes Gebote lieben und halten, sind der Synagoge Satans am verhasstesten, und die Mächte des Bösen werden ihre Feindschaft gegen sie so weit offenbaren, wie es ihnen nur möglich ist. Johannes sah den Konflikt zwischen der übrigen Gemeinde und den Kräften des Bösen und schrieb: »Der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, Krieg zu führen mit den übrigen ihrer Nachkommenschaft, die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.« (Offenbarung 12,17) Die Mächte der Finsternis werden sich mit den Menschen vereinen, die sich unter Satans Kontrolle gestellt haben, und dieselben Szenen, die bei der Verurteilung, Ablehnung und Kreuzigung Jesu sichtbar waren, werden sich wiederholen. Durch die Hingabe an satanische Einflüsse werden sich Menschen in Dämonen verwandeln; diejenigen, die im Bild Gottes geschaffen wurden, um ihren Schöpfer zu ehren, werden zu Wohnstätten der Drachen, und Satan wird in einer abgefallenen Menschheit sein Meisterwerk des Bösen sehen – Menschen, die sein eigenes Bild widerspiegeln.
Die Menschen waren von einem satanischen Geist erfüllt, als sie entschieden, Barabbas – einen Dieb und Mörder – dem Sohn Gottes vorzuziehen. Die dämonische Macht triumphierte über die Menschlichkeit; Legionen böser Engel ergriffen die völlige Kontrolle, und als Pilatus fragte, wen er ihnen freigeben solle, schrien sie: »Weg mit diesem, gib uns Barabbas!« Als Pilatus erneut von Jesus sprach, erhob sich der heisere Ruf: »Kreuzige ihn, kreuzige ihn!« Durch die Hingabe an dämonische Einflüsse stellten sich die Menschen auf die Seite des großen Abtrünnigen. Die ungefallenen Welten sahen das Szenario voller Entsetzen, unfähig zu begreifen, wie tief die Sünde die Menschheit erniedrigt hatte. Legionen böser Engel kontrollierten die Priester und Herrscher, sprachen Satans Gedanken aus und beeinflussten das Volk durch Lügen und Bestechungen, den Sohn Gottes abzulehnen und stattdessen einen Mörder zu wählen. Sie appellierten an die dunkelsten Leidenschaften des ungeheiligten Herzens und entfachten die schlimmsten Seiten der menschlichen Natur durch die ungerechtesten Anschuldigungen und Darstellungen.
Welch ein Anblick für Gott, für Seraphim und Cherubim! Der einziggeborene Sohn Gottes, die Majestät des Himmels, der König der Herrlichkeit – verspottet, verhöhnt, abgelehnt und gekreuzigt von denen, die er retten wollte und die sich Satan ausgeliefert hatten.
In den Fußspuren des Messias
Jesus sagte: »Wenn man das tut am grünen Holz, was wird am dürren werden?« (Lukas 23,31) »Sie werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren Synagogen. Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen … Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tod überantworten und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich empören gegen ihre Eltern und werden sie zu Tode bringen. Und ihr werdet gehasst werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis ans Ende beharrt, der wird selig.« (Matthäus 10,17-22) »Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.« (Matthäus 24,14)
Gut und Böse offenbaren sich
Die Mächte Satans erhalten jetzt ihre letzte Gelegenheit, vor der Welt, vor Engeln und Menschen, das wahre Wesen ihrer Prinzipien zu enthüllen. Das Volk Gottes hat jetzt den Auftrag, die Eigenschaften des Vaters und des Sohnes zu repräsentieren. »Darum seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommen wird. Macht euch doch das eine klar: Wenn ein Hausherr im Voraus wüsste, um welche Zeit in der Nacht der Dieb kommt, würde er aufbleiben und den Einbruch verhindern. Darum seid jederzeit bereit; denn der Menschensohn wird zu einer Stunde kommen, wenn ihr es nicht erwartet. Wer von euch ist nun der treue und kluge Diener, dem sein Herr den Auftrag gegeben hat, die übrige Dienerschaft zu beaufsichtigen und jedem pünktlich seine Tagesration auszuteilen? Ein solcher Diener darf sich freuen, wenn der Herr zurückkehrt und ihn bei seiner Arbeit findet. Ich versichere euch: Der Herr wird ihm die Verantwortung für alle seine Güter übertragen.« (Matthäus 24,42-44 GN)
Aus: Review and Herald, 14. April 1896

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