Viele Menschen leiden im Stillen und sehnen sich nach Zuwendung. Von David Gates
Am 1. Januar letzten Jahres hörten wir einen lauten Knall auf der Hauptstraße vor dem Filmstudio von Red ADVenir in Santa Cruz, hier in Bolivien. Der Verkehr kam in beiden Richtungen zum Stillstand. Einige unserer Mitarbeiter gingen hinaus, um zu sehen, was geschehen war. Offensichtlich hatte der 20-jährige Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, als beide Vorderreifen platzten. Das Auto überschlug sich. Traurigerweise starb er.
»Wie tragisch«, dachten wir, »wenn ein neues Jahr mit solch einem großen Verlust für eine Familie beginnt!« Wir hatten keine Ahnung, wer er war oder woher er kam. Bald wurde das Fahrzeug abgeschleppt, der Tote ins Leichenhaus gebracht, und der Verkehr normalisierte sich.
Eine Woche später entdeckten wir, dass eines unserer Gemeindeglieder, ein Ältester, mit der Familie des Verstorbenen befreundet war. Sie wohnten nur wenige Straßen von der Gemeinde entfernt. Meine Frau Becky und ich entschieden uns daher, dort einen Besuch zu machen und sie zu ermutigen.
»Sie sind sehr katholisch«, sagte der Gemeindeälteste. »Über den Glauben werden sie kaum mit Leuten sprechen wollen, die sie nicht kennen. Aber ich bringe euch hin.«
Als wir ankamen, boten sie uns einen Platz auf ihrer kleinen Couch im Wohnzimmer an und holten Stühle für sich selbst herbei. Die Eltern, die Großmutter und eine Schwester waren da. In der Ecke stand ein Bild des verstorbenen Sohnes Johan; Kerzen brannten davor. Im Zimmer herrschte eine bedrückende und traurige Atmosphäre.
»Wir können immer noch nicht glauben, dass unser Sohn tot ist«, sagten sie traurig. »Aber wir lernen, zu ihm zu beten, weil wir wissen, dass Johan uns jetzt beobachtet und unsere Traurigkeit kennt.«
Becky und ich zeigten ihnen ein paar ermutigende Bibelverse, die davon sprechen, dass Gott uns liebt und uns besonders nahe ist, wenn wir Verlust und Schmerz erleben. Wir sangen ein paar Lieder für sie aus dem Zionsliederbuch über Gottes Liebe, und ihre Gesichter erhellten sich allmählich.
Bevor wir gingen, sprachen wir auch ein wenig von dem, was die Bibel über den Zustand der Toten lehrt. Sie schienen fasziniert von der Vorstellung zu sein, dass die Toten nicht bei Bewusstsein sind, sondern schlafen. Nach einem Gebet, in dem wir Gott baten, jeden Einzelnen in der Familie zu ermutigen und seinen Geist der Wahrheit in ihrer Mitte wohnen zu lassen, verabschiedeten wir uns.
»Wir sind so dankbar für Ihren Besuch«, sagte Lider, der Vater von Johan. »Wir fühlen uns zum ersten Mal seit dem Tod unseres Sohnes ermutigt. Würden Sie uns wieder einmal besuchen kommen?«
»Aber gerne, wie wäre es mit nächstem Samstagnachmittag?«
»Das wäre wunderbar«, sagte Lider. »Könnten Sie uns auch eine Aufnahme von den Liedern geben, die wir heute gesungen haben? Wir wollen sie unter der Woche anhören.«
Seit einem Jahr haben wir nun diese Besuche fortgesetzt, und letzte Woche verkündete Lider seiner Familie, dass er mit uns in den Gottesdienst gehen möchte. Seine Familie hatte keine Einwände. Gott hat unsere Gebete erhört. Bald werden wir auf unserem Weg in die Gemeinde bei ihnen anhalten und sie abholen. Danke Herr!
Wir sind Gottes Zeugen und Botschafter in einer sterbenden Welt. Es gibt Menschen um uns herum, die leiden und um Hoffnung und Mut beten. Wer anderen dient, der kennt die Freude, die wir erleben. Wenn du sie nicht kennst, ermutige ich dich, Gott zu bitten, dass er dir hilft, eine Person oder Familie zu finden, der du dienen kannst, damit Gottes Freude auch dich heute erfüllen kann.
Von der Front
David
Aus: GMI Newsletter 02.02.2015
Schreibe einen Kommentar