Lebensbrot Jesus: Warum nannte er sich so und worin bestand seine Ernährung?

Lebensbrot Jesus: Warum nannte er sich so und worin bestand seine Ernährung?
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Warum Brot und nicht Fleisch? Bahnte Jesus dem Vegetarismus den Weg? Von Kai Mester

Lesezeit: 6 Minuten

Warum bezeichnete Jesus sich nicht als Lebensbraten? Warum als Lebensbrot? Warum nahm er beim Passah das Brot als Bild für seinen gebrochenen Leib und nicht das Lamm, das doch auf sein Opfer am Kreuz hindeutete?

Blutverzehr war ohnehin verboten, weshalb er Traubensaft als Bild für sein vergossenes Blut wählte. Fleischverzehr war aber doch erlaubt.

Hatte er dabei die vielen Heidenchristen im Blick, für die Fleisch jüdischer Güteklasse nicht immer so einfach zu haben sein würde? Oder die Armen, die sich Fleisch nur selten leisten konnten? Wollte er damit das Blutvergießen zu Opferzwecken demonstrativ beenden, weil er am folgenden Tag als wahres Opferlamm mit ewiger Gültigkeit sterben würde? Sah er voraus, dass in unserer Zeit Fleisch zu einem der größten gesundheitlichen Risikofaktoren gehören würde? Wollte er unsere Sehnsucht nach dem Paradies wecken und uns einen Schritt näher zum Paradies führen, indem er die fast paradiesische Ernährung aus Samen, Brot, Obst, Nüssen und Gemüse wieder zur Idealkost eines gläubigen Menschen erklärte? Wollte er damit ein Zeichen für das anbrechende Reich Gottes der Gewaltlosigkeit setzen, in dem Wolf und Lamm einmal wieder friedlich nebeneinander liegen werden (Jesaja 11,6-8; 65,25)?

Jesu Ernährung

Klar ist, dass Jesu Ernährung aus der Kost der Armen bestand. Nach 40-tägigem Fasten ist die größte Versuchung für ihn, aus Steinen Brot zu machen (Matthäus 4,2-3). Er lehrt die Menschen zu beten: »Unser tägliches Brot gib uns heute.« (6,11) Seine Jünger werden kritisiert, weil sie am Sabbat Getreidekörner vom Feld essen (12,1) und sich vor dem Brotessen nicht dem rituellen Händewaschen unterziehen (15,2). In seinen Lehren spricht er mindestens viermal vom Brotessen und außerdem von sich selbst als dem Brot (Johannes 6,35). In zwei Gleichnissen erwähnt er auch Ochsen- und Kalbfleisch als Festessen (Matthäus 22,4; Lukas 15,23). Einmal speist er 5000 (Matthäus 14,13-21) und einmal 4000 Männer plus Frauen und Kinder mit Brot und Fischen (15,32-39). Feigen und Trauben gehörten zu seiner Kost (21,19; 26,29) und natürlich auch Lamm beim Passahfest (Lukas 22,15). Er bricht das Brot beim Abendmahl und in Emmaus (Lukas 22,19; 24,30). Nach der Auferstehung isst er Fisch und Honig (24,42-43), etwas später serviert er selbst Fisch mit Brot (Johannes 21,9).

Erklärte Jesus alles für rein?

Die Pharisäer fragten Jesus, warum seine Jünger sich vor dem Essen nicht die Hände wuschen (Matthäus 15,2; Markus 7,3). Dieses rituelle Händewaschen war kein biblisches Gebot. Man hatte viele Zusatzregeln eingeführt, die den Gläubigen schon lange vor einer eventuellen Sünde abfangen sollten. Dadurch war das Leben eine Kette von formalistischen Riten geworden, die einen Menschen nicht liebevoller und rechtschaffener und auch nicht gesünder machten. Viele der Superfrommen von damals hassten Jesus, waren arrogant und eingebildet, korrupt und gemein.

Jesus sagte: »Nicht das, was zum Mund hineinkommt, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herauskommt … böse Gedanken … falsche Zeugnisse, Lästerungen. Das ist‘s, was den Menschen verunreinigt! Aber mit ungewaschenen Händen essen, das verunreinigt den Menschen nicht.« (Matthäus 15,11-20) Das macht ihn genauso wenig unmoralisch, wie das Einhalten von Geboten und Riten, die von Menschen erfunden wurden, ihn moralisch macht.

»Und er spricht zu ihnen … Begreift ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht verunreinigen kann? Denn es geht nicht in sein Herz hinein, sondern in den Bauch und es geht heraus in den Abort, reinigend alle Speisen.« (Markus 7,18-19 Elberfelder) Dies deuten viele moderne Bibelübersetzungen falsch als: »Damit erklärte er alle Speisen für rein.« Jesus will hier aber sagen: Der Körper entledigt sich durch Ausscheidung notfalls auch der Verunreinigung durch ungewaschene Hände. Für Unmoral gibt es aber keinen eingebauten Reinigungsmechanismus. Übrigens aß man als Jude ja durch die Reinheitsgebote ohnehin nur gesunde Kost und nahm nur dann am Gemeinschaftsmahl teil, wenn man nach dem Gesetz des Mose rein war.

Egal wie viel Gift?

Als Petrus später in einer Vision aufgefordert wurde, unreine Tiere zu essen, war er völlig entsetzt: »Keineswegs, Herr! Denn ich habe noch nie etwas Gemeines oder Unreines gegessen!« (Apostelgeschichte 10,14) Hätte Jesus die biblischen Reinheitsgebote aufgehoben, wäre sein Entsetzen unverständlich, und das Apostelkonzil hätte weder Blutgenuss noch Ersticktes verbieten müssen (15,20). (Auch diese »Speisen« wären ja dann rein gewesen.) In dem Fall wäre es Jesus also egal, wie viel Gift und Schädliches wir in uns aufnehmen.

Doch wieso dann die Vision, in der Petrus unreine Tiere essen sollte? Und hat nicht auch Paulus gesagt, dass wir alle Kreaturen, die auf dem Fleischmarkt angeboten werden, essen dürfen?

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