Wie Gottes Prinzipien Familien verändern: Verletzte Herzen heilen (Teil 2)

Drei Hände der Familie. Liebe, Zusammengehörigkeit, Glück im Familienkonzept.
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Tipps für Familien, Ehen und alle Beziehungen. Von Jim Hohnberger

Lesezeit: 10 Minuten

Viele Eltern fragen sich, warum viele unserer Kinder nichts mehr mit der Gemeinde zu tun haben wollen. Liegt es wirklich an der Gemeinde – oder eher daran, wie wir als Repräsentanten dieser Gemeinde wahrgenommen werden? Lass dich vom Heiligen Geist auf Herz und Nieren prüfen. Höre auf das, was er dir sagt. Lass dich von ihm verändern und reagiere in herausfordernden Situationen bewusst anders.

Ein Hund und eine Lektion über Vertrauen
Eines Tages spazierten meine Frau Sally und ich auf ein Haus zu. Noch bevor wir die Tür erreichten, kam uns ein kleiner, goldiger Hund schwanzwedelnd entgegen. Ich liebe Tiere und beugte mich hinunter, um ihn zu streicheln. Doch plötzlich kauerte er sich zusammen, zog den Schwanz ein und senkte den Kopf.

»Der Hund hat schlechte Erfahrung mit Männern gemacht«, sagte Sally sofort. Dann ging sie auf ihn zu. Der kleine Kerl wedelte erneut mit dem Schwanz und ließ sich von ihr streicheln. Sofort waren sie Freunde.

Ich wollte es noch einmal versuchen. »Sally, geh einen Schritt zurück«, sagte ich und näherte mich erneut. Doch wieder zog der Hund den Schwanz ein. Was mochte er erlebt haben?

Was unsere Kinder in unseren Gesichtern lesen

Diese Szene sehe ich oft in den Gesichtern junger Menschen. Ich habe sie beobachtet – auch hier auf dem Campmeeting. Wir sind ein »Brief, erkannt und gelesen von allen Menschen« (2. Korinther 3,2). Man erkennt die Kinder, die sich geliebt und angenommen fühlen. Sie sind offen, ihre Augen strahlen, sie begegnen anderen mit Vertrauen.

Aber man erkennt auch diejenigen, die Schutzmauern um sich errichtet haben – vielleicht, weil sie verletzt wurden. Und nicht selten kommen sie aus konservativen, missionarisch aktiven Familien, die sich der »gegenwärtigen Wahrheit« verschrieben haben. Deshalb müssen wir aufhören, mit dem Finger auf die Gemeinde zu zeigen und zu fordern, dass sie eine reinere Theologie braucht. Unsere Familien leiden ebenso stark wie unsere Gemeinden. Hier liegt unsere eigentliche Aufgabe!

Wenn das Herz deines Kindes verschlossen bleibt
Hast du schon einmal erlebt, dass du dein Kind nicht mehr erreichst? Als hätte es sein Herz regelrecht zubetoniert?

Ich kenne dieses Gefühl. Als Gott mir meine eigene Schwäche zeigte – bei mir zu Hause mit meinen Söhnen – und mich korrigierte, veränderte sich unsere Beziehung. Plötzlich verstand ich ein Prinzip, das so entscheidend ist: Wenn Eltern hart mit ihren Kindern reden und sie immer wieder verletzen, verschließen sie ihr Herz.

Warum wir unsere Kinder verlieren
Ein Beispiel: Eltern sprechen streng mit ihrer Tochter, kritisieren sie ständig, verletzen sie mit ihren Worten. Jedes Mal zieht sie sich ein Stück weiter zurück, bis sie das Gefühl hat, es nicht mehr ertragen zu können. Dann kommt eines Tages ein junger Mann in ihr Leben. Sie ist nun eine Teenagerin und schenkt ihm ihre Zuneigung – denn er gibt ihr die Anerkennung, die sie zu Hause nicht bekommen hat.

Und dann fragen sich die Eltern: »Wie konnten wir unsere Tochter verlieren? Wir haben sie doch mit der Bibel erzogen, sie zum Gottesdienst mitgenommen, sie zu Hause unterrichtet oder auf die Gemeindeschule geschickt. Wieso ist sie uns entglitten?«

Die Antwort ist einfach: So, wie eben beschrieben. Und es geschieht nicht nur mit jungen Frauen.

Jungen suchen Anerkennung – irgendwo
Auch viele junge Männer erleben das Gleiche. Wenn Eltern mit ihrem Sohn kalt, abwertend und wortkarg umgehen, fühlt er sich nicht willkommen. Bald meidet er sie ganz und verdrängt sie aus seinem Leben. Seine Rebellion zeigt sich dann oft deutlich – durch aufsässiges, vielleicht sogar antisoziales Verhalten. Alles, was er will, ist einfach nur abhängen mit seinen Kumpels.

Warum? Weil er dort findet, was ihm zu Hause fehlt: Gemeinschaft, Anerkennung, Zugehörigkeit.

Packen wir das Problem an!
Warum freuen sich meine Jungs darauf, Zeit mit ihrem Vater zu verbringen? Warum genießen sie unsere gemeinsamen Spaziergänge? Weil sie wissen, dass sie angenommen und wertgeschätzt sind.

Hören wir auf, die Herzen unserer Kinder zu verletzen! Denn genau das führt zu Disharmonie – nicht nur in unseren Familien und Ehen, sondern auch in unseren Gemeinden, Missionsinitiativen und selbstunterhaltenden Einrichtungen. Trotz richtiger Theologie? Richtige Theologie reicht nicht. Reden wir uns nicht länger heraus. Packen wir lieber das Problem an!

Jesus heilt!
Wie können wir das Herz unserer Kinder oder unseres Partners wiedergewinnen? Oder das unseres Pastors, Gemeindeleiters – oder jedes anderen Menschen, mit dem wir Schwierigkeiten haben?

1. Lernbereitschaft
»Schnell sein zum Hören« (Jakobus 1,19)

Erinnern wir uns an die Geschichte: Ich war auf meinem Zimmer und ging meine Predigt noch einmal durch, als mein Sohn Andrew hereinkam. In diesem Moment stellte ich Gott die entscheidende Frage: »Herr, was willst du, dass ich tun soll?« (Apostelgeschichte 9,6 SLT)
Das ist der erste Schritt: Gott um Führung bitten und auf ihn hören. »Rede, HERR, denn dein Knecht hört.« (1. Samuel 3,9)

Diese Haltung bedeutet Übergabe. Sie zeigt unsere Abhängigkeit von Jesus. Es ist eine kooperative Einstellung. »Was sagt mein Herr seinem Knecht?« (Josua 5,14)

Der erste Schritt zur Veränderung beginnt bei mir. Bin ich bereit, sensibel zu sein für das, was Gott mir sagt? Mein Gewissen darf täglich geschult werden, um die Bedürfnisse meiner Familie und Ehe wahrzunehmen.

Erinnern wir uns an die Situation mit der Schneefräse, die mein Sohn kaputt gemacht hatte. Ich fragte Gott: »Was soll ich tun?« Seine Antwort? »Lächle, Jim!«

Das bedeutet: Ein empfindsames Gewissen haben und geh im Vertrauen auf Gott vorangehen. Glauben heißt, sich nicht auf das eigene Fleisch zu verlassen, sondern auf eine Kraft außerhalb von uns.

2. Milde antworten

»Eine linde Antwort stillt den Zorn, aber ein kränkendes Wort erregt Grimm.« (Sprüche 15,1)

Sanftheit hat die Kraft, Schmerz und Zorn zu schmelzen. Erinnern wir uns an Matthew und sein Geburtstagsgeschenk. Hatte ich eine linde Antwort für ihn? Nein. Ich wollte meine Ruhe haben. Er verließ das Zimmer – wie ein Hund mit eingezogenem Schwanz.

Doch Gott arbeitete an meinem Herzen. Der Heilige Geist sprach zu meinem Gewissen: »Jim, bring das wieder in Ordnung. Bitte deinen Sohn um Verzeihung!«

Ich rief Matthew zurück: Er setzte sich auf meinen Schoß: »Matthew, darf ich dein Geschenk sehen? Aber bevor ich es aufmache, wollte ich noch sagen: Es tut mir leid. Das war nicht freundlich von mir.«

Er lächelte. Er fing an das Geschenk selbst auszupacken – und ließ mich nicht einmal helfen. So sind Kinder. Sie sind ganz bei der Sache.

Wie oft hat meine Frau schon etwas zu mir gesagt – nicht barsch oder ärgerlich, aber die Formulierung störte mich. Wie sollte ich reagieren? Würde ich sanft und gütig sein oder kalt und abweisend?

Meine Reaktion entscheidet, ob ich ihr Herz öffne oder verletze.

3. Miteinander rechten
»So kommt denn und lasst uns miteinander rechten.« (Jesaja 1,18)

Viele Kinder träumen davon, dass jemand versteht, wie sie fühlen und was ihnen weh tut. Sie wollen nur, dass jemand ihnen zuhört. In vielen Familie hoffen junge Menschen darauf, dass ihre Eltern sie verstehen. Wenn wir ihnen Zeit, Ermutigung und ein offenes Herz schenken, werden sie sich uns anvertrauen. Doch dazu muss unser Ego sterben.

In unserer Familie kann jeder zu jeder Zeit einen Familienrat einberufen. Einmal kam Matthew zu mir und sagte: »Ich möchte einen Familienrat einberufen.« Ich war gespannt: Hatte Sally etwas Falsches gesagt? Oder sein Bruder? Doch es stellte sich heraus: Ich selbst war der Übeltäter. Ich hatte seine neue Kettensäge benutzt, ohne ihn zu fragen.

Meine erste Reaktion war: »Ich bin der Vater! Ich muss doch nicht fragen!« Aber der Heilige Geist hielt mich zurück. Ich erinnerte mich an unsere Hausregel: Wer Vaters Werkzeuge benutzen wollte, musste fragen. Warum sollte das für ihn nicht gelten? Also sagte ich: »Matthew, du hast recht. Es tut mir leid. Von heute an werde ich dich immer vorher fragen.«

Demut kostet etwas. Doch sie bewahrt Offenheit.

Manchmal ist ein Familienrat nicht der beste Weg. Manchmal braucht es einen Spaziergang mit dem Vater oder der Mutter. Oder eine Zeit zu zweit auf der Schaukel, der Bank oder dem Sofa, wo der Ehepartner einfach nur zuhört. Wer seinen Lieben Raum gibt, schafft Vertrauen.

4. Sünden bekennen
»Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.« (1. Johannes 1,9)

Es tut weh, Fehler einzugestehen – besonders vor den eigenen Kindern. Aber es befreit. Ich fragte meine Söhne, ob sie mir Beispiele für meine Fehler nennen könnten. Andrew sagte: »Ich weiß, dass du Fehler gemacht hast, aber ich kann mich an nichts erinnern.« Matthew sagte: »Ach Papa, das ist vergeben und vergessen.«

Vergebung hat unsere Familie verändert.

Wirst du deine Kinder fragen, wo du sie verletzt hast? Wirst du Konflikte lösen, die in ihren Herzen schwelen? Ihre Herzen müssen nicht verschlossen bleiben.

5. Auf Verheißungen achten
»Wer auf das Wort achtet, wird Gutes erlangen.« (Sprüche 16,20 SLT)

Gottes Verheißungen gelten uns heute. Harmonie in unseren Familien ist möglich – und von dort aus in unseren Gemeinden. Doch das erfordert, unser Ego loszulassen.

»Ich bin mit Christus gekreuzigt.« (Galater 2,19)

Zuerst sterben wir unserem alten Verhalten. Dann beginnen wir, wirklich für Jesus zu leben. Dann wird alles neu – unsere Familien, unsere Gemeinden. Das Evangelium funktioniert. Setze es heute in die Praxis um!

Gebet
Vater, hilf mir, die Herzen meiner Familie nicht zu verletzen, sondern sie zu lieben, wie du es planst. Reinige mich von Egoismus und Hartherzigkeit. Heile unsere Familien, damit wir wahre Gemeinde sind und deine Botschaft in die Welt tragen. Segne uns auf diesem Weg. In Jesu Namen, Amen!

Gekürzt und bearbeitet aus Unser festes Fundament 8-2000

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