Wie Bücher Hoffnung bringen – sogar hinter Gefängnismauern: Begegnung nach dem Hurrikan in Florida

Häftling liest ein Buch umgeben von Licht
Bild erstellt mit KI (ChatGPT)

Nach einem Sturm verteilt ein kleines Team in Steinhatchee Bücher voller Hoffnung. Dabei ahnen sie nicht, dass sie Häftlingen und ihren Wächtern gegenüberstehen. Eine Begegnung, die Herzen öffnet und zeigt, wie Gott Menschen ohne Etiketten sieht. Von Amy Pershin

Lesezeit: 3 Minuten

Als wir in Steinhatchee, Florida ankamen, mussten wir zunächst warten: Ein Teil unseres Teams war unterwegs zur Stadtverwaltung, um die Namen der Menschen zu holen, die Hilfe brauchten. Während wir dort standen, fiel mir eine Gruppe Männer auf, die an zwei Picknicktischen saßen und aßen. Wir beschlossen spontan, mit einigen Büchern auf sie zuzugehen – Büchern voller Hoffnung und Ermutigung.

Erste Gespräche – und vorsichtiges Vertrauen

Am ersten Tisch saßen Männer mit gelben Westen. Ich schenkte dem zunächst keine besondere Beachtung. Wir begrüßten sie freundlich, erklärten, dass wir nach Steinhatchee gekommen waren, um den Menschen beizustehen – und dass wir kleine Mutmach-Geschenke dabeihatten. Als wir die Bücher verteilten, trat ein Mann zögernd näher. Er wirkte misstrauisch. Einer der anderen reichte ihm sofort das Buch, das er gerade bekommen hatte. Der Mann blätterte es durch, musterte es aufmerksam – und gab es dann wortlos zurück. Wir unterhielten uns ein wenig mit ihnen und stellten schließlich die Frage, die oft Türen öffnet: »Wie habt ihr den Sturm erlebt?«

Humor bricht das Eis

Dann gingen wir weiter zum zweiten Tisch. Dort fiel mir auf, dass einige der Männer wohl Polizisten waren. »Perfekt«, dachte ich, »auch sie können ein Buch brauchen.« Also boten wir wieder Bücher an und kamen ins Gespräch. Einer der Männer zeigte allerdings überhaupt kein Interesse – er rührte das Buch, das ich vor ihn gelegt hatte, nicht einmal an. Doch als Elis eine lustige Bemerkung machte, brach die Gruppe in Lachen aus, und die Stimmung entspannte sich spürbar.

Im Auge des Sturms

Im Laufe des Gesprächs wurde mir klar, dass diese Männer den Sturm in Steinhatchee durchgestanden hatten, ohne zu fliehen. Überrascht fragte ich: »Ihr seid gar nicht weggegangen?« Der Mann, der zuvor so genau ins Buch geschaut hatte, erklärte, dass sie gar nicht hätten fliehen können – ihre Anwesenheit sei unverzichtbar gewesen. Er schilderte, wie sie im Auge des Hurrikans hinausgingen und für etwa zwanzig Minuten eine unheimliche, fast überirdische Ruhe erlebten, bevor die tobenden Winde zurückkehrten. Während er sprach, konnte ich die Szene förmlich vor mir sehen. Es war eindrucksvoll und beklemmend zugleich.

Je länger wir miteinander redeten, desto mehr tauten sie auf. Selbst der Mann, der das Buch zunächst ignoriert hatte, nahm es schließlich in die Hand und begann darin zu blättern. Bevor wir gingen, dankten wir ihnen für ihren Dienst – und dafür, dass sie für andere ihr Leben riskiert hatten. Ich fragte, ob wir für sie beten dürften. Sie willigten sofort ein, nahmen ihre Kappen ab, und wir beteten gemeinsam. War da wieder die überirdische Ruhe? Als wir fertig waren, wirkten sie bewegt und dankbar – es war spürbar, dass sie das Gebet berührt hatte.

Überraschende Wahrheit

Auf dem Rückweg zum Auto erwähnte eines unserer Teammitglieder fast nebenbei, dass es sich bei den Männern um Häftlinge und ihre Aufseher gehandelt hatte. Ich blieb stehen. »Was?«, entfuhr es mir. Ich war völlig verblüfft – das hatte ich überhaupt nicht bemerkt. Offenbar waren die Gefangenen hergebracht worden, um nach dem Sturm beim Aufräumen zu helfen.

Im Nachhinein war ich froh, dass ich es nicht gewusst hatte. Hätte ich gewusst, dass sie Häftlinge waren, wäre ich wahrscheinlich viel zurückhaltender gewesen – vielleicht hätte ich mich nicht getraut, einfach so mit den Büchern auf sie zuzugehen. Und ich hätte sicher nicht so frei und ungezwungen mit ihnen gesprochen. Doch weil wir es nicht wussten, behandelten wir sie schlicht als Menschen – ohne Etiketten. Und vielleicht war es gerade das, was ihnen in diesen Momenten das Gefühl gab, einfach wie normale Menschen behandelt zu werden.

Hoffnung, die Kreise zieht

Als ich später über die Begegnung nachdachte, wurde mir schwer ums Herz. Während andere evakuiert werden konnten, mussten sie zurückbleiben – wahrscheinlich eingeschlossen hinter dicken Gefängnismauern, in Einsamkeit und Angst. Ich fragte mich, wie das wohl für sie gewesen sein muss. Und ich bete, dass die Bücher, die wir ihnen dagelassen haben – besonders Vom Schatten zum Licht – noch weit reisen. Vielleicht sogar über die Betonmauern ihres Gefängnisses hinaus.

Aus: Gideon Rescue Company Newsletter, 26. Mai 2025

https://gideonrescue.org

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