Es gibt Momente im Leben, in denen unser Glaube stärker geprüft wird, als wir es je für möglich gehalten hätten. Wie Gott mich durch Verrat, Verzweiflung und Verlust in die Heilung führte. Von Phyllis
Lesezeit: 7 Minuten
Meine Geschichte ist eine von Liebe, Untreue, Schmerz – und letztlich Erlösung. Durch Wut und Verwirrung hindurch habe ich entdeckt: Selbst in Momenten, in denen ich mich völlig verlassen fühlte, war Gott da. Leise hat er mich gehalten, mich Schritt für Schritt zur Heilung geführt und mir gezeigt, dass seine Zusagen niemals fallen. Das, wovon ich einst glaubte, es würde mich zerstören, wurde der Ort, an dem Gott meinen Glauben neu aufbaute und mir tiefen Frieden schenkte.
Mein Glaube in jungen Jahren
Ich wuchs in einem behüteten christlichen Zuhause auf und ging, solange ich denken kann, jeden Sabbat zur Kirche. Ich besuchte eine adventistische Schule und später eine christliche Akademie. Als Teenager las ich die Bibel mehrfach durch, ebenso Messages to Young People (Ruf an die Jugend) von Ellen White und viele andere christliche Bücher. Wir hatten keinen Fernseher, deshalb wurde das Lesen zu meinem Lieblingshobby.
Ich wollte Gottes Willen tun
Ich war sicher und zuversichtlich darin, Gott in alle meine Entscheidungen einzubeziehen – auch in die wichtigste: die Wahl meines zukünftigen Partners. Ich glaubte, mich in Eric verliebt zu haben, vom ersten Moment an. Wir waren etwa vier Monate zusammen, als er zum Militär eingezogen wurde. Danach flogen jede Woche Briefe hin und her – seine waren lang und voller Details. Ich hatte das Gefühl, ihn dadurch immer besser kennenzulernen.
Wir schworen: Scheidung wird nie eine Option sein
An Weihnachten 1966 machte Eric mir einen Heiratsantrag, und im Dezember 1967 heirateten wir. Ich betete darum, dass es die richtige Entscheidung sei. Wir sprachen sogar darüber, wie manche Menschen in unglücklichen Ehen enden, und waren uns einig, dass Scheidung für uns niemals eine Option sein würde. Ehe war für uns ein Bund für das ganze Leben. Auch Erics Familie war tief im Glauben verwurzelt: treue Kirchgänger, Schüler adventistischer Schulen, und seine Eltern engagierten sich aktiv in ihrer Gemeinde.
Schwanger – und dann entdeckte ich sein Geheimnis
Zwölf Jahre später, ich war mit unserem dritten Kind schwanger, entdeckte ich, dass Eric bisexuell war. Ich war wie betäubt, verzweifelt und voller Fragen. Wie konnte jemand, der mit mir so eng verbunden war, gleichzeitig »schwul« sein? Ich dachte immer, unsere Intimität wäre einer der besten Teile unserer Ehe. Da ich vorher so viel gebetet hatte, fühlte ich mich von Eric – und sogar von Gott – im Stich gelassen. Wie sollte ich die Zukunft bewältigen? Allein Kinder großziehen, ein Baby versorgen? Ich schämte mich, fühlte mich gedemütigt und verurteilt.
Ich durfte mit niemandem reden – außer mit Gott
Mein Vater war kürzlich gestorben und meine Familie konnte ich nicht um Hilfe bitten. Aus Gewohnheit – und trotz meiner Wut – wandte ich mich im Gebet an Gott. Wenn Eric abends nicht nach Hause kam und ich merkte, dass er wahrscheinlich mit einem schwulen Freund unterwegs war oder in einer Bar, bat ich Gott nur noch darum, dass ich meine Wut nicht an den Kindern auslassen würde. Ich war überzeugt, dass man familiäre Probleme nicht mit Freunden bespricht, und Eric verbot mir ausdrücklich, eine Beratung aufzusuchen. Also blieb mir nur Gott.
Zehn Jahre Schweigen – und innerer Zerfall
Ich behielt Erics Bisexualität mindestens zehn Jahre lang für mich. Unser kleines Haus bot mir keinen Rückzugsort, nicht einmal ein eigenes Bett. Wir waren noch manchmal intim – aber für mich war es nur noch »Wutsex« – Wut meinerseits, nicht seinerseits. Er war freundlich und schien wirklich zu glauben, dass sein Verhalten okay sei, solange er keine andere Frau ansah. Ich war außer mir. Ich hasste ihn genauso intensiv, wie ich ihn gleichzeitig liebte.
Die Diagnose, die alles zum Einsturz brachte
Weil ich nicht mehr daran glaubte, dass unsere Ehe Bestand haben würde, schrieb ich mich wieder im College ein, als unsere jüngste Tochter drei war. Ich vergrub mich in Arbeit und Studium und schaltete meine Gefühle aus. Nach meinem Abschluss, mit Vollzeitjob und schulpflichtigen Kindern, wurde das Leben ruhiger – bis sich Erics Gesundheit verschlechterte.
Die Wende: Vom Hass zur Dankbarkeit
Ich drängte ihn zu einem HIV-Test. Als das Ergebnis positiv war, brach etwas in mir. Ich hätte ihn in diesem Moment einfach nur umbringen können. Meine größte Angst war, dass unsere Kinder zu Waisen würden. Wir ließen uns beide erneut testen – Eric wieder positiv, ich negativ. Die Erleichterung und Dankbarkeit gegenüber Gott waren überwältigend.
Ich kämpfte – und Gott schickte Menschen
Trotz all meiner Gefühle lernte ich alles, was ich über die Pflege von AIDS-Patienten wissen konnte, und bereitete mich darauf vor, Eric zu Hause zu versorgen. Ich arbeitete Teilzeit im Hospiz und Vollzeit im Krankenhaus und begrub Wut, Verzweiflung und Angst tief in mir. Etwa sechs Monate vor seinem Tod erzählte ich meinen Kollegen und Arbeitgebern, dass mein Mann an AIDS sterben würde. Gott hatte mir eindeutig mitfühlende Menschen zur Seite gestellt – sie unterstützten mich und gaben mir so viel freie Zeit, wie ich brauchte.
Nackt vor der Welt – doch Gott wirkt
Ungefähr zur gleichen Zeit gestand Eric Freunden und Familie, dass er sterben würde. Er gab sein Leben neu Gott hin, und alle reagierten unterstützend. Niemand fragte, wie er sich angesteckt hatte. Trotzdem fühlte ich mich oft, als würde ich innerlich nackt die Straße entlanglaufen, auf der Flucht vor meinem eigenen Schamgefühl. Doch ich war dankbar, dass mich niemand zwang, etwas zu erklären.
Letzter gemeinsamer Urlaub
Im Sommer fuhren wir noch einmal zum Familientreffen nach Florida. Auf dem Heimweg sagte Eric unseren vier Kindern, dass dies unser letzter gemeinsamer Urlaub sei – dass er bald sterben werde. Zwei Tage später wurde er schwerkrank und mit nur 30 Prozent Überlebenschance auf die Intensivstation eingeliefert.
Ich schrie zu Gott – und er tat ein Wunder
Da einige AIDS-Patienten noch Jahre leben, machte mir das Angst – Angst vor einem langen Sterben, vor weiteren Krisen, vor der Pflege über viele Monate. Und gleichzeitig hoffte ich, er würde überleben. Ich fühlte mich von Gott vollkommen verlassen. Ich musste weiterarbeiten, die hohen Rechnungen bezahlen, für die Kinder da sein und für Eric – und war körperlich und seelisch am Ende. Ich schrie zu Gott, dass das alles zu viel sei.
Während dieser Zeit wollte unsere älteste Tochter fürs Wochenende vom College nach Hause fahren, weil wir glaubten, Eric läge im Sterben. Sie fuhr mit einem Freund, der am Abend zuvor gearbeitet hatte – und am Steuer einschlief. Ihr Auto überschlug sich und stürzte die Böschung hinab. Doch sie blieb völlig unverletzt. Die Umstände waren so unfassbar, dass ich sofort wusste: Gott hatte sie bewahrt. Von diesem Moment an glaubte ich wieder, dass Gott uns hindurchtragen würde, ganz gleich was kam.
Gott hat übernommen
Zwei Monate später starb Eric. In diesem Moment spürte ich Gottes Nähe und Fürsorge. Seitdem hat Er uns unzählige Male versorgt – auch indem Er mir eine Arbeit schenkte, die mehr Zeit für die Kinder ließ. Ich zweifle nicht daran: Gott hört und beantwortet Gebet.
Gott führt mich weiterhin, und ich weiß, dass ich noch viel lernen werde. Ich bete darum, dass Er auch meine Kinder leitet – besonders meine Söhne –, während sie ihre Trauer und Wut über den Tod ihres Vaters verarbeiten.
Ich habe gelernt zu vertrauen
Heute erkenne ich klar, dass Gott mir helfen wollte zu begreifen: Scham, Erniedrigung und Demütigung waren nie Lasten, die ich tragen sollte. Mit seiner Hilfe konnte ich sie endlich loslassen.
Heute bin ich glücklich und zufrieden mit meinem Leben. Und einer meiner liebsten Bibeltexte ist inzwischen dieser:
»Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zuschanden werden; schäme dich nicht, denn du sollst nicht zum Spott werden, sondern du wirst die Schande deiner Jugend vergessen und der Schmach deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken.« (Jesaja 54,4)
Quelle: Coming Together Ministries Newsletter, December 2025.
https://www.comingtogetherministries.org
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