Was für eine Revolution: Die acht Gebote Obadjas

Der Text deutet das kurze biblische Buch Obadja als eindringlichen Spiegel für das eigene Herz. Er warnt vor Überheblichkeit, Schadenfreude, Gleichgültigkeit und Ausnutzung anderer – besonders dann, wenn sie leiden. In acht „Geboten“ zeigt Obadja, dass Gottes Gericht nicht zuerst andere trifft, sondern uns selbst, wenn wir geistlich stolz, lieblos oder selbstgerecht werden. Wahre Nachfolge bedeutet, nicht über andere zu urteilen, sondern ihnen beizustehen, Demut zu leben und sich von Gottes Wahrheit verändern zu lassen. Rettung geschieht nicht durch religiöse Zugehörigkeit, sondern durch ein reines Herz, das sich Gottes Licht öffnet. Wer so lebt, wird zum Segen für andere und trägt Gottes Gegenwart in die Welt.
Bild erstellt mit KI (ChatGPT)

Obadja ist wenig gelesen und zitiert. Doch vielleicht hat er mir ja gerade heute etwas zu sagen? Ich will es wagen und einen Teil seiner kurzen, aber radikalen Botschaft auf mich wirken lassen. Denn seine acht Gebote entlarven religiöse Überheblichkeit, stille Schadenfreude und geistlichen Verrat. Eine unbequeme Botschaft, die nicht andere richtet, sondern unser eigenes Herz revolutioniert. Von Kai Mester

Lesezeit: 9 Minuten

1. Keine Arroganz!

»Du sollst nicht mehr herabsehen auf deinen Bruder zur Zeit seines Elends.« (Obadja 1,12a) Bin ich gemeint? Nein, sicher nicht, Obadja spricht ja zu Edom, dem Bruder Israels, also zu Esau, dem älteren Bruder von Jakob. Seine Botschaft scheint also nicht für mich zu sein.
Hmm! Aber ich habe auch schon auf meinen Bruder herabgesehen, als es ihm schlecht ging. Na ja, also ich meine, ich habe bei mir selbst gedacht: Du hättest es besser wissen können. Du hast eben schlechte Entscheidungen getroffen. Warum hast du nicht auf mich gehört? Warum lässt du dir auch nichts von mir sagen? Ich hätte dir helfen können. Gott hat mir viel Erkenntnis geschenkt. Viele Erfahrungen habe ich mit ihm gemacht.

2. Keine Häme!

»Du sollst dich nicht freuen über die Söhne Juda zur Zeit ihres Jammers.« (Vers 12b) Die Söhne Juda hielten sich für etwas Besonderes. Bis heute halten sich die Juden für etwas Besonderes, die Christen auch, die Moslems, die Adventisten. Freue ich mich, wenn es meinem Bruder, der sich für etwas Besonderes hält, schlecht geht? Freude ist vielleicht nicht der Ausdruck, den ich wählen würde. Doch eine Art Genugtuung, eine Art Selbstbestätigung empfinde ich schon, wenn sich das Sprichwort bei anderen bewahrheitet, das da besagt: Hochmut kommt vor dem Fall!

3. Kein stolzes Reden!

»Du sollst mit deinem Mund nicht so stolz reden zur Zeit ihrer Angst.« (Vers 12c) Nun, jetzt habt ihr Juden Angst vor euren arabischen Nachbarn, ihr Sunniten Angst vor euren schiitischen Brüdern und umgekehrt. Und du, mein lieber adventistischer Bruder, hast Angst vor deinem Gemeindeältesten oder Prediger oder vorm Versagen, vor Einsamkeit, vor der Pleite, vor Krankheit und Tod? Wie kann das sein, wo ihr doch alle zu den Erwählten gehört? Aber so stolz soll ich mit meinem Mund ja nicht reden, sagt Obadja.

4. Kein Vormarsch!

»Du sollst nicht zum Tor meines Volks einziehen zur Zeit seines Jammers.« (Vers 13a) Ist es Selbstbestätigung, dass ich so neugierig bin und mich ständig über den Fortschritt deines Jammers informiere? Dienen meine Besuche bei dir meiner Selbstbestätigung? Oder halten mich Facebook und Instagram auf dem Laufenden? Bin ich dein Abonnent, dein Freund geworden, um wie ein Reporter in Wort und Bild zu erfahren, wenn es mit dir oder deinem Dienst bergab geht? Belese ich mich über deine Unmoral auf Internetportalen? Prahle ich damit, dass ich nun dabei bin, deinen Einflussbereich zu übernehmen?

5. Kein Im-Stich-Lassen!

»Du sollst nicht herabsehen auf sein Unglück zur Zeit seines Jammers.« (Vers 13b) Einst habe ich zu dir aufgesehen. Du hast mich mit deinem Erfolg inspiriert. Doch nun sitzt du in der Klemme, möglicherweise selbstverschuldet? Obadja tadelt mich dafür, dass ich so denke, statt dir zu helfen.

6. Kein Ausnutzen!

»Du sollst nicht nach seinem Gut greifen zur Zeit seines Jammers« (Vers 13c), was sich ja anbietet. Mein Bruder hat in Zeiten des Erfolgs geistliche Güter angesammelt, als jüdisches Volk mein gesamtes geistliches Erbe: Torah, Schriften und Propheten, meinen Messias und Erlöser Jesus, meinen Lehrer Paulus, als adventistisches Ministry erweckliche Artikel und Predigten, die mir meine Identität gaben, meine Familie retteten und mich zu wahrer Bekehrung führten. Kann es sein, dass ich all das genieße, während es mir egal ist, wenn es dir schlecht geht?

7. Kein Head-Hunting!

»Du sollst nicht stehen an den Fluchtwegen, um seine Entronnenen zu morden.« (Vers 14a) Auch das noch! Ziehe ich von dir nun Personal ab? Um als Gemeinde meine Taufzahlen zu verbessern oder als Ministry mein Team aufzuwerten? Oder mache ich dir das bisschen Glauben noch schwer, was dir geblieben ist, indem ich das geknickte Rohr zerbreche und den glimmenden Docht auslösche (Jesaja 42,3), statt deinen Glauben zu stärken und dich im Gebet zu tragen?

8. Kein Verrat!

»Du sollst seine Übriggebliebenen nicht verraten zur Zeit der Angst.« (Vers 14b) Bin ich in dieser Welt, in meiner Gemeinde, in meiner Familie Licht und Segen oder kraftraubende Belastung?
Damit du lebst!

»Denn der Tag des HERRN ist nahe über alle Heiden.« (Vers 15a) Über alle Völker, jeden Menschen. Kann ich vor meinem eigenen Gericht bestehen? Bin ich wirklich besser als mein Bruder? Oder befinde ich mir nur momentan in einer besseren Situation? Wie werde ich mich verhalten, wenn die Krise kommt? Wenn auch mich die Angst packt! Wenn Elend und Jammer mich trifft!

»Wie du getan hast, soll dir wieder geschehen, und wie du verdient hast, so soll es auf deinen Kopf kommen.« (Vers 15b) Da haben wir es! Vom Täter- in die Opferrolle. Wenn ich heute auf meinen Bruder herabsehe und ihm nicht zur Hilfe eile, sondern vom Elend meines Bruders profitiere, dann wird sich der Spieß einst umdrehen.

»Denn wie ihr auf meinem heiligen Berge getrunken habt, so sollen alle Heiden täglich trinken; ja, sie sollen’s saufen und ausschlürfen und sollen sein, als wären sie nie gewesen.« (Vers 16) Wie ist das möglich? Wie kann es auf dem heiligen Berge einen Trank geben, der den Tod bringt?

Gottes Botschaft ist tatsächlich tödlich, wenn wir der Wahrheit nicht völlig glauben, sondern Lust haben an der Ungerechtigkeit (2. Thessalonicher 2,12). Denn dann wird Gott uns die Macht der Verführung senden, sodass wir der Lüge glauben und gerichtet werden (2. Thessalonicher 2,11.12). Wir hören Gottes Wort auf seinem heiligen Berge, machen daraus unsere eigene Religion, rezitieren sein Wort, debattieren über sein Wort, missionieren mit seinem Wort, aber lassen nicht zu, dass sein Wort uns verändert.

»Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse.« (Johannes 3,19) Das ist das Gericht! Es braucht nicht mehr! Nur Licht! Licht scheinen lassen. Erkenntnis. Gottes Erkenntnis. Das ist alles. Sie bringt Leben für die einen und Tod für die anderen. »Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit, die nicht sehen, sehend werden, und die sehen, blind werden.« (Johannes 9,39)
Damit du gerettet wirst!

»Aber auf dem Berge Zion werden Gerettete sein.« (Obadja 1,17a) Wer Gottes Botschaft hört und nicht an sich abprallen lässt, wer Gottes Botschaft hört und sie nicht als Religion instrumentalisiert, sondern sich von seiner Heiligkeit durchdringen lässt, der wird gerettet sein. »Wer darf auf des HERRN Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug und nicht falsche Eide schwört: Der wird den Segen vom HERRN empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles. Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das das sucht dein Antlitz Gott Jakobs.« (Psalm 24,3-5)

»Und ich sah, und siehe das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144.000, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben auf ihrer Stirn … Diese sind’s die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich; die folgen dem Lamm nach, wohin es geht … und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig.« (Offenbarung 14,1.4.5)

Der Berg Zion

Wo ist der Berg Zion? In Jerusalem.
Heißt dies, dass wir alle nach Jerusalem ziehen müssen, wenn wir gerettet werden wollen? Nein! Die Bibel sagt uns, dass es im Himmel ein neues Jerusalem gibt. Auf diesem Berg Zion gilt es im Geiste zu wandeln. »Es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet … Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.« (Johannes 4,21.24) »Ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem.« (Hebräer 12,22)

So gibt es heute Rettung für Menschen in allen Ländern und an allen Orten, wenn sie die acht Gebote Obadjas befolgen, und davon ist natürlich der buchstäbliche Berg Zion in Jerusalem, auf dem heute die Klagemauer, die Al-Aqsa-Moschee und der Felsendom stehen, keinesfalls ausgeschlossen. Vielleicht wird sich dort einst sogar ein besonderes Rettungswunder ereignen, wenn dort Menschen die Verbindung zum himmlischen Zion erkennen.

Die Revolution

Was für eine Revolution wäre es, wenn Gottes Volk die acht Gebote Obadjas beachten würde. Obadja heißt Diener des HERRN. Wer diese acht Gebote hält, der dient seinem Nächsten selbstlos. Er stärkt, verbindet und ist in seinem Umfeld gesucht. Zehn Männer auf einmal werden ihn »beim Zipfel seines Gewandes ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir hören, dass Gott mit euch ist.« (Sacharja 8,23) Wir hören, dass Gott das Geheimnis eurer Ausstrahlung ist. »Wir möchten gerne Jesus sehen.« (Johannes 12,21 SLT)


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