Wir sollten daran denken, dass dieselbe bewährte Informationsquelle, die uns vor Tabak geschützt hat, auch von Koffein abrät. Von Elizabeth Ostring, adventistische Ärztin im neuseeländischen Auckland.
Hundert Jahre lang fielen wir als Siebenten-Tags-Adventisten in der Gesellschaft merkwürdig auf, weil wir nicht rauchten.
Doch die Einsichten unserer Kirchengründerin Ellen G. White bewahrten uns vor den schwerwiegenden Krankheiten, die Tabak – wie heute jeder weiß – verursacht.
Die Welt hat uns inzwischen eingeholt, was Tabak betrifft. Sie erkennt sogar den Nutzen eines alkoholfreien und fleischlosen Lebensstils an.
Immer mehr Kaffeetrinker
Auf einem anderen Gesundheitsgebiet bewegt sich die Gesellschaft aber genau in die entgegengesetzte Richtung zur adventistischen Lehre.
Heute trinken in einigen Ländern vier von fünf Erwachsenen Kaffee, andere trinken schwarzen oder grünen Tee oder koffeinhaltige Softdrinks. Denn der Koffeinkonsum wird im Allgemeinen in der heutigen Gesellschaft als für die Gesundheit unbedenklich eingestuft. Man feiert ihn vielmehr. Das neue Nachrichten-Portal NewZealand.com formuliert es frisch und frei so: »In den letzten beiden Jahrzehnten hat Neuseeland eine Kaffeerevolution erlebt. Viele Neuseeländer haben sich zu ausgesprochenen Liebhabern des schwarzen Tranks entwickelt.«
Ellen White über Kaffee
Aber vor mehr als hundert Jahren riet Ellen White den Adventisten von Koffein ab.
»Für Ellen White war Tee- und Kaffeekonsum ›eine Sünde und ein schädlicher Genuss‹ [Counsels on Diet and Foods, 425, § 741]. So das umfangreiche Buch The Prophetic Ministry of Ellen G. White (1998) von Herbert E. Douglass. »Auf die unmittelbar stimulierende Wirkung folgt ›eine Katerstimmung‹. Bei fortwährendem Konsum erleben jene, die ihr Nervensystem misshandeln, ›Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Herzklopfen, Verdauungsstörungen, Zittern und viele andere Probleme. Denn sie [Tee, Kaffee und ›viele andere beliebte Getränke‹] zehren an den Lebenskräften.‹ [CD, 424, § 738] Sowohl Tee als auch Kaffee sind ›giftig‹ und ›Christen sollten die Finger davon lassen.‹ [CD, 421, § 733]«
War ihre Empfehlung nun angebracht? Oder hat sie etwas missverstanden? Um diese Frage zu beantworten, ist es besser ganz von vorne anzufangen.
Die Geschichte von der Bohne
Der Kaffee wurde im neunten Jahrhundert in Äthiopien entwickelt. Ursprünglich war er als »Bohnenwein« bekannt, weil er verwendet wurde, um das muslimische Alkoholverbot zu umgehen. Er wurde zu einem Hauptmerkmal des leistungsbezogenen religiösen Verhaltens der »drehenden Derwische«, die dem mystischen Sufi-Zweig des Islam angehörten. Christliche Kirchen verboten den Kaffee ursprünglich, aber im Jahr 1600 genehmigte der Papst seinen Konsum.
Kritische Fragen von Wissenschaftlern
Obwohl Koffein als notwendiger Treibstoff für unsere Kultur angesehen wird, in der rund um die Uhr, sieben Tage die Woche gearbeitet wird, stellt die Wissenschaft trotz ihrer gelegentlichen Widersprüche immer noch kritische Fragen. Es sieht nicht gut aus für den Kaffee.
Kenneth Kendler, Leiter des Virginia Instituts für psychiatrische und verhaltensbezogene Genetik, führte eine Studie an 3600 Zwillingspaaren durch. Weil der Koffeinkonsum so weit verbreitet ist, lassen sich angemessene Kontrollgruppen aber nur äußert schwer zusammenstellen. Man findet kaum genug Leute, die nicht in irgendeiner Form Koffein zu sich nehmen, um diese Gruppe mit den Koffeinkonsumenten zu vergleichen. So konnte er in seiner Studie nur zeigen, was weniger Kaffeekonsum für Ergebnisse bringt.
Zu viel Kaffee ist riskant
Er fand heraus, dass mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag das Risiko erhöhen für antisoziale Persönlichkeitsstörungen, Panikanfälle, Angst, Depression und den Konsum von Haschisch, Marihuana, Kokain und Alkohol. Er sagte, dass Kaffee eine Substanz ist, die »das Denken beeinflusst«. Koffein ist eine bewusstseinsverändernde Droge.
Fünf Tassen Kaffee am Tag ist viel. Zweierlei ist jedoch zu bedenken:
Erstens bestimmt man den Koffeingehalt pro »Kaffeetasse« im Allgemeinen gemäß traditioneller Tassengröße und geht dabei davon aus, dass der Kaffee darin nicht zu schwach und nicht zu stark ist. Der Koffeingehalt pro Kaffeetasse variiert jedoch erheblich. In einer US-Studie wurde zum Beispiel festgestellt, dass Starbucks-Kaffee etwa doppelt so viel Koffein enthält wie andere verbreitete Marken.
Außerdem haben die Tassengrößen enorm zugenommen. Ein großer Starbucks-Kaffee (»Venti«) entspricht etwa 3,3 Kaffeetassen. In anderen Worten: Ein Ventibecher Starbucks-Kaffee kann bis zu 6,6-mal so viel Koffein enthalten wie eine Standardtasse.
Koffein erhöht nachweislich den Blutdruck, den Cholesterinspiegel und leider auch die Häufigkeit von Totgeburten. Er wird auch mit einer Zunahme an Herzinfarkten bei bestimmten genetischen Voraussetzungen in Zusammenhang gebracht. Ebenso ist bekannt, dass er Schlafstörungen erheblich vermehrt.
Kosten-Nutzen-Analyse
Sollte man angesichts des Nutzens diese Risiken aber nicht in Kauf nehmen? Die Cochrane Library ist die weltweit wichtigste Sammlung abgesicherter medizinischer Information. Ihr Ergebnis: Es lässt sich nicht beweisen, dass Koffein die körperliche oder geistliche Leistung steigert.
Und was ist mit dem angeblichen gesundheitlichen Nutzen? Meistgenannt ist, dass Kaffee reich an Antioxidantien sei. Was ist die Alternative dazu? Antioxidantien finden sich vor allem in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüssen. Diese alle teilen keine der bedeutenden Gesundheitsrisiken des Kaffee. Genauso kann man durch andere gesunde Nahrung in den Genuss vieler der anderen angeblichen Nutzen des Kaffee für die Gesundheit kommen. Außerdem wiegen die Nutzen, die dem Kaffee zugeschrieben werden, die erheblichen negativen Wirkungen nicht auf. Und: Kaffee macht abhängig.
Schlussendlich beruhen auch viele der gesundheitlichen Nutzen des Kaffee, die in den Medien berichtet werden, auf kleinen Studien, die erst noch an größeren Populationen zu beweisen sind. Ebenso war es mit dem laut verkündeten Nutzen von Rotwein, der sich später in einer Neuanalyse vieler Studien als irrtümlich, ja als nichtexistent erwies.
Was können wir daraus schließen? Koffein wird in Wissenschaftskreisen mehr und mehr als problematisch für die Gesundheit erkannt.
Und in adventistischen Kreisen? Leider wenden sich immer mehr Adventisten dem Kaffeekonsum zu, obwohl die Wissenschaft gerade dabei ist, sich der Gesundheitsschäden bewusst zu werden, die durch den Kaffee entstehen.
Wir sollten daran denken, dass dieselbe bewährte Informationsquelle, die uns vor Tabak geschützt hat, auch von Koffein abrät. Gott gab uns diese Empfehlung durch Ellen White nicht, um uns etwas Gutes vorzuenthalten, sondern damit wir ein gesundes, ausgewogenes und positives Leben führen können.
Koffeinhaltige Getränke verbessern die Lebensqualität nicht; sie erhöhen nur die finanziellen und gesundheitlichen Kosten. Es ist an der Zeit, dass wir alle die gesündere Wahl treffen und koffeinfrei leben.
Quelle: Not-So-Perfect Cup of Coffee, Adventist Review, 22. Februar 2015
Mit freundlicher Genehmigung des Adventist Review
www.adventistreview.org/church-news/story2328-no-so-perfect-cup-of-coffee
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