Wie das Leben einer jungen Stewardess eine neue Richtung bekam. Von Monika Pichler
Es war schon traumhaft, mit 20 Jahren um die Welt zu fliegen. Nach sieben Wochen Schulung bei der Lufthansa wurde ich als frisch gebackene Stewardess auf Linie geschickt. Zugegeben: Stolz war ich, dass sich dieser Traum erfüllte.
Ich stamme aus einem zwar nicht ganz armen, aber keineswegs reichen Elternhaus und wurde mit viel Liebe in traditionell katholischer Weise erzogen. Soweit ich mich zurückerinnere, schlief ich nie ein, ohne gebetet zu haben, und ging auch jeden Sonntag in die Kirche. Die guten Gewohnheiten haben mich auch bei der Fliegerei begleitet. Natürlich besuchte ich nicht jeden Sonntag die Messe, aber gebetet habe ich immer. So auch an diesem wunderschönen Abend in Nairobi, wo wir drei sehr schöne Tage Aufenthalt nehmen, bevor wir am nächsten Morgen unseren Weiterflug antreten.
Wir wechseln mit der ankommenden Besatzung ein paar nette Worte, wünschen ihr einen schönen »Feierabend« und gehen an die Arbeit. Ich bin mit drei Kolleginnen für den hinteren Bereich zuständig. Meine erste Pflicht ist der Begrüßungsrundgang. Dabei fällt mir gleich eine kleine Gruppe von Nonnen auf, die aufmerksam alles beobachten. Zum Start kann ich mir den Sitz ausnahmsweise selbst aussuchen, da unsere Besatzung überbelegt ist.
Wir rollen schon zum Start. Da steht eine Nonne auf und bittet mich, mit ihr den Platz zu tauschen, da sie so gerne am Fenster sitzen möchte. Bereitwillig gehe ich auf ihre Wünsche ein. Der Passagier ist immer »König«. Das alles muss jetzt sehr rasch gehen, da wir schon startklar sind. In der Eile setze ich mich auf die rechte Seite in die zweite Reihe. Die Triebwerke heulen auf, und der schwere, wenn auch nicht vollbesetzte Jumbo rast über die Startbahn. Langsam hebt er ab, und ich beobachte, wie die Bäume des nahegelegenen Nationalparks immer kleiner werden.
Doch urplötzlich beginnt das Flugzeug zu trudeln. Ich werfe einen Blick auf die »Nicht rauchen«-Anzeigen. Sie sind noch an, obwohl sie eigentlich abgeschaltet sein müssten. Ich starre – Böses ahnend – aus dem Fenster – und tatsächlich, die Bäume werden wieder größer. Das Flugzeug liegt eher waagrecht als schräg und neigt sich wieder bodenwärts.
Ich bin wie gelähmt, kann keinen klaren Gedanken fassen. Nackte Angst erfasst mich. Angst, jetzt sterben zu müssen. Keine Rufe, keine Anweisungen, nichts kommt von vorne. Wir hatten es doch immer so gelernt für Notsituationen. Also nehme ich aus eigenem Antrieb die Nothaltung im Sitz ein und ziehe den Gurt noch etwas fester.
Der Aufprall ist gewaltig. Ich werde besinnungslos. Natürlich habe ich nicht geahnt, dass Gott mich längst behütet und in seiner unermesslichen Liebe vor noch Schlimmerem bewahrt hat.
Als ich aufwache, brennt es ringsum lichterloh. Vor mir erscheint alles wie eine schwarze Wand, hinter mir sehe ich den freien Himmel. Ich gurte mich los, springe ins Freie und bleibe fassungslos stehen. Soll ich etwa als einzige überlebt haben? Kein Mensch weit und breit.
Da kommt von hinten ein Mädchen meines Alters mit braunen, schulterlangen Haaren auf mich zu. Es legt den Arm um meine Schultern und zieht mich von der Unglücksstelle weg. Kaum sind wir in sicherer Entfernung, explodiert jener Teil des Flugzeuges, in dem ich mich befunden habe …
Ich schaue mich nach dem Mädchen um, doch sie ist verschwunden. Ich sollte sie nie wieder ausfindig machen. Später überprüfe ich sämtliche Todeslisten, Passagierlisten und die Liste der Überlebenden, alle mit Bildern, doch nirgends war jemand angeführt, der jenem Mädchen nur annähernd ähnelte oder ihr ungefähres Alter aufwies. Einige Jahre später drängte sich mir immer mehr der Gedanke auf (und heute ist mir dies Gewissheit), dass Gott einen Engel gesandt hatte, um mich in Sicherheit zu bringen!
Nach der Rettung fühlte ich mich vollkommen in Ordnung. Als ich zu andern Überlebenden stieß, versuchte ich so gut wie möglich mitzuhelfen. Da galt es, künstlich zu beatmen, Menschen aus dem schlammigen Boden auf die Seite zu betten und die sehr spät eintreffenden Rettungstrupps zu unterstützen. Nach einigen Stunden allerdings spürte ich erste ziehende Schmerzen im Rücken.
Widerwillig ließ ich mich schließlich auch ins Krankenhaus bringen, wo ich geröntgt wurde. Und da wurde das zweite Wunder offenbar! Es traten zwei Wirbelbrüche zutage, die so geartet waren, dass ich bei jeder falschen Bewegung hätte gelähmt sein können. Viel später begriff ich erst, welch unendliche Liebe Gott in meinem Fall hat walten lassen und zu welch großem Dank ich ihm verpflichtet bin.
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass mich dieses Erlebnis dazu getrieben hat, über Gott, Schicksal und Leben ernster nachzudenken, zumal ich auch erfahren habe, dass das Flugzeug beim Aufprall entzweigebrochen war und die Bruchlinie genau hinter meinem Sitz schräg nach vorne zur linken Seite hin verlief. Das bedeutete, dass auch die Nonne, die meinen Sitz eingenommen hatte, ums Leben gekommen war, genauso wie alle anderen Ordensgenossinnen. Nur mein Sitz war als Ganzes in den Frachtraum durchgebrochen (dadurch die hohe schwarze Wand vor mir!), und ich konnte ins Freie springen.
Warum wurde ich auf so wunderbare Weise gerettet? Die Frage ließ mich nicht mehr los. Ich deckte mich mit Büchern aus allen Richtungen ein – von Parapsychologie über Murphy, fernöstliche Religionen bis hin zur Bibel. Überall nahm ich gerade so viel heraus, wie für mich wichtig war. Doch auch darin lenkte mich Gott, denn gerade in dieser Zeit führte er mich mit lebendigen Christen zusammen, die darauf beharrten, dass nur in Jesus die Fülle des Lebens zu finden sei, und nur die Heilige Schrift wahrhaftige und zuverlässige Antworten auf die Fragen des Lebens gebe.
So wandte ich mich allmählich diesem Buch zu, und tatsächlich, ich erkannte Jesus. Das war wohl meine große Lebenswende. Dadurch – und nur dadurch – konnte ich auch jene schwere Zeit überstehen, als ich und mein lieber Mann unser erstes Kind, unseren Christian, im Alter von drei Jahren verloren. Wie wunderbar hatte Gott auch für diese Zeit der Trauer gesorgt! Er sandte uns einen Buchevangelisten, der uns wiederum mit dem Prediger der Adventgemeinde bekanntmachte. Ich spürte förmlich, wie mit jeder Bibelstunde meine Beziehung zu Jesus tiefer wurde. Heute brennt mein Herz, und es gibt nichts Schöneres, als anderen Menschen, besonders Kindern und Jugendlichen, die frohe Botschaft von der Erlösung und baldigen Wiederkunft unseres Herrn und Heilandes, Jesus Christus, weiterzusagen.
Monika Pichler leitet heute eine kleine Schule für Kinder von der ersten bis zur achten Klasse. Es ist ihr ein Anliegen, den Unterricht nach Gottes Prinzipien zu führen, so wie diese von Ellen White, Edward Sutherland und Percy Magan dargelegt werden.
Sie sagt: »Unsere Schule soll vor allem eine Charakterschule sein und die Kinder schon früh für den Heiland und ein Leben mit ihm begeistern, sowie für einen späteren Dienst im Werk Gottes vorbereiten. Meine Vision ist Jesu Vision: ›Wie schnell könnte mit einem Heer von Mitarbeitern, wie es unsere Jugend bei richtiger Erziehung zu stellen vermag, die Botschaft von einem gekreuzigten, auferstandenen und bald wiederkommenden Heiland der ganzen Welt gebracht werden!‹ (Wie führe ich mein Kind, 204) Ich hoffe, der Herr kann bald kommen.«
Um diesen Weg konsequent gehen zu können, hat sie für die Schule ein Haus abseits an den Südwesthängen der Eisenerzer Alpen in der Steiermark gemietet (Dietmannsdorf 52, A-8784 Trieben). Der Unterricht wird sehr naturnah durchgeführt, damit die Kinder soweit wie möglich mit den Werken Gottes statt mit künstlichen Dingen vertraut werden (Leben Jesu, 279).
Zuerst veröffentlicht in Unser festes Fundament, 4/2001, Seite 10-11
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