Wenn wir die Früchte unserer Taten noch nicht sehen. Von Frank Fournier
In Markus 12,41 sitzt Jesus der Tempelkasse gegenüber und beobachtet, wie die Reichen ihre Großzügigkeit zur Schau stellen. Nach einiger Zeit kommt eine Witwe. Es ist ihr peinlich, dass sie nur so wenig geben kann. Daher hält sie die zwei kleinen Münzen in ihrer Hand verborgen. Sie geht zur Truhe, wirft die Münzen ohne Aufsehen hinein und hofft, unerkannt zu entkommen. Fast wäre es ihr gelungen, wenn Jesus nicht gerade auf jemand wie sie gewartet hätte.
Tatsächlich wartet er immer auf so jemand. »Die Augen des Herrn blicken über die ganze Erde, um die zu stärken, deren Herzen ganz ihm gehören.« (2. Chronik 16,9 Neues Leben)
Wir brauchen Jesu Offenbarung durch uns, und er braucht einen Kanal, der ganz ihm gehört, durch den er sich offenbaren kann.
Die arme Witwe war genau so ein Mensch, für den sich Jesus einsetzen wollte. In meinen Augen hat niemand mehr Geld für Jesu Sache gespendet als diese arme Witwe durch ihre menschlich gesehen unbedeutende Handlung.
Hat diese Witwe je erfahren, was für eine Wirkung ihr Zeugnis hatte, weil Gott es publik machte? Konnte sie auch nur erahnen, wie viele Seelen ihre zwei Münzen gewinnen würden? Nein. Wird sie in Gottes Reich einmal erstaunt sein, wie viele Sterne sie in der Krone hat? Wer würde gerne ihre Reaktion sehen, wenn Jesus ihr die schwere Krone aufsetzt?
Wir haben es nicht mehr so weit nach Hause. Ob uns so etwas auch passieren könnte? Gott benutzt unsere unbedeutend kleinen Taten, um Großes und Gutes zu bewirken. Ja, natürlich kann uns so etwas auch passieren, wenn wir ganz ihm gehören.
Der Schächer am Kreuz
Der Schächer am Kreuz war ein Verbrecher, der sich nur unter großem Protest zu seiner Hinrichtungsstätte hatte schleppen lassen. Als er mit zwei anderen am Kreuz hing, erkannte er plötzlich, wer der Mann, der neben ihm litt, wirklich war. Hoffnung keimte in ihm. Doch statt um Rettung vor dem Tod zu bitten, bat er Jesus, an ihn zu denken, wenn er in sein Reich kommen würde. Großmütig versicherte ihm Jesus: »Du wirst mit mir im Paradies sein.« Der Schächer starb als Geretteter. Durfte er in fremden Ländern als Missionar wirken? Ging er von Tür zu Tür? Gab er Bibelstunden? Selbstverständlich!
Er ist in jedem Land, geht von Herz zu Herz, klopft in zahllosen Bibelstunden an die Tür. Wird er viele Sterne in seiner Krone haben? Viele! Wusste er davon, als er am Kreuz hing? Nein, er kam in letzter Sekunde, ohne zu wissen, dass er überhaupt ein Zeugnis gegeben hatte. Könnte uns das auch passieren? Seelen in Gottes Reich, unsertwegen, ohne dass wir sie kennen? Natürlich, wenn wir ganz ihm gehören.
Maria Magdalena
Maria Magdalena geht einkaufen und gibt ein ganzes Jahresgehalt für eine Parfümflasche aus. Damit möchte sie Jesus vor seinem Tod salben. Sie wollte damit nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber natürlich kann man kaum unbemerkt bleiben, wenn man auf einer Feier ein Alabastergefäß mit Nardenöl aufbricht und einen Teil davon einem Mann über den Kopf gießt …
Das spricht Bände über die Macht der Liebe. »Liebe«, so heißt es, »setzt sich über politische Korrektheit hinweg, wenn sie einen packt. Liebe übernimmt, wo einst Schüchternheit herrschte, wenn sie von einem Besitz ergreift.« Maria wünschte sich so sehr, ihre Liebe Jesus zu zeigen, dass es ihr egal war, was andere denken, sagen oder tun würden. Liebe ließ sie ihre Hemmungen überwinden und ihr Herz öffnen. Jesus prophezeite, dass man diese Geschichte überall erzählen würde, wo das Evangelium gepredigt würde. Was für ein Tadel für alle, die sie verurteilt hatten!
War Maria damals klar, welche Wirkung ihre Geschichte auf Millionen Leser haben würde? Nein. Nicht klarer als unserem Schächer oder der großzügigen Witwe.
Aus Liebe
Ich frage mich, ob der ein oder andere Leser seine himmlische Belohnung anhand seiner armseligen irdischen Leistung berechnen will? Auf wie viel wären die Witwe, der Schächer und Maria gekommen, wenn sie versucht hätten, ihre Errungenschaften für Gottes Sache zu bemessen?
»Was aus reiner Liebe geschieht, sei es auch noch so klein [wie zwei Münzen?], oder in den Augen der Menschen verachtenswert [wie die Verschwendung eines Jahreslohns für Parfüm?], bringt volle Frucht. Denn Gott sieht mehr darauf, mit wie viel Liebe man etwas tut, als wie viele Taten man vollbringt.« (Testimonies 2, 135; vgl. Zeugnisse 2, 137)
»Wenn [Jesus] sieht, wie Menschen ihre Lasten heben, wie sie versuchen, sie in demütigem Geist zu tragen, mit Misstrauen sich selbst gegenüber, mit Vertrauen auf ihn, dann macht er ihr Tun mit seiner Art vollkommen und ausreichend.« (1888 Materials, 402)
Wie reich ist Jesus? Betrachten wir es einmal so: Jesus ist unendlich reich. Was sind wir verglichen mit ihm? – nichts. Hier eine mathematische Gleichung: Unendlich mal null ergibt wie viel? – null. Wie viel kann Gott mit nichts anfangen? Nun, er hat alles aus dem Nichts geschaffen. Dürfen wir uns dann beklagen, dass unser Talent zu klein ist? Unendlich mal eine unendlich kleine Zahl ergibt wie viel? – unendlich.
Das hat Jesus mit den Münzen der Witwe gemacht, mit dem Zeugnis des Schächers und mit dem Geschenk Marias. Das wird Jesus auch mit unseren kleinen Talenten machen.
Wenn wir unsere Not spüren wie der Schächer und beten wie er,
Wenn wir Jesu Sache schätzen wie die Witwe und geben wie sie,
Wenn wir lieben wie Maria und dienen wie sie …
Dann wird unser Beitrag ob groß oder klein
Mit Unendlich malgenommen
Und ergibt …
UNDENDLICH!
Selbst wenn andere
Nichts davon halten!
WENN
WIR
GANZ
IHM
GEHÖREN!
Frank Fournier leitete von 2003 bis 2015 das Eden Valley Institute in Colorado, USA. www.eden-valley.org. Zurzeit ist er der Vizepräsident von OCI. www.outpostcenters.org/about/staff/
Mit freundlicher Genehmigung
Zuerst im Deutschen erschienen in Fundament für ein befreites Leben, 7-2010, Seite 4-6.
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