Tanzen und Christsein: Eine eindeutige Antwort

Tanzen und Christsein: Eine eindeutige Antwort
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Ein Brief aus dem vorletzten Jahrhundert. Und doch regen seine Einsichten auch heute noch zum Nachdenken an. Von Ellen White

Liebe christliche Glaubensschwester,

du fragst, ob es Sünde sei, Tanzveranstaltungen oder -parties zu besuchen. Denn diese Freizeitbeschäftigung ziehe dich sehr an; wenn es aber eine Sünde sei, würdest du darauf verzichten wollen.

Was ist unsere Aufgabe?

Bevor ich diese Frage beantworte, bitte ich dich kurz zu überlegen, wo Gottes Leute derzeit stehen und welche Aufgabe sie haben. Johannes, der in der Offenbarung in einer Vision die Zukunft schaut, sieht den dritten Engel in der Mitte des Himmels fliegen und rufen: »Hier sind, die da halten die Gebote Gottes und haben den Glauben an Jesus.« (Offenbarung 14,12) Die Prophezeiungen sagen uns, dass dieser Himmelsbote für eine ganze Schar von Glaubenslehrern steht, die die Menschen darin anleiten, Gottes Gesetz zu befolgen und auf seinen Sohn vom Himmel zu warten. Die ernstzunehmende Botschaft des dritten Engels ist die Botschaft von allen, die erkennen und spüren, dass sie wahr ist. Die Welt wandelt sorg- und gottlos auf dem falschen Weg dahin. Pfarrer verkünden von ihren Kanzeln: »Macht euch keine Sorgen. Jesus kommt noch Jahrtausende lang nicht. Alles wird weitergehen wie immer.«

Andere bringen Gottes Gesetz in Verruf, weil sie behaupten, es sei ein Sklavenjoch. Doch während sogenannte Christen schlafen, bringt Satan großen und beharrlichen Einsatz. Da sein Teufelswerk bald an sein Ende kommt und seine Macht gebunden wird, ist er in großem Zorn herabgekommen (Offenbarung 12,12), »um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen« (Matthäus 24,24 Elberfelder). Sollten wir uns in so einer Zeit mit den Gottlosen gemeinsam dem leichten Leben und dem weltlichen Vergnügen hingeben? Werden sie die Wahrheit, die uns anvertraut wurde, ernst nehmen, wenn sie uns im Theater oder auf der Tanzfläche sehen?

Der Unglaube nimmt überhand. Erklärte Christen haben nicht nur den Glauben an die Warnungen zukünftiger Gerichte über diese Welt aufgegeben, sondern sie lehnen auch die Berichte über vergangene Gerichte ab. Es fehlt nicht an solchen, die erklären, die Sintflut sei ein Mythos und das Buch Genesis eine Fabel. Anders unser Retter:

Jesus spricht von Noah als einer authentischen Person, von der Flut als Tatsache, von den Merkmalen jener Generation als Prophezeiung auf die Eigenschaften unserer Generation. Über die Zeit vor der Flut steht geschrieben, dass »der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar.« (1. Mose 6,5) »Die Erde war verderbt vor Gottes Augen und voller Frevel.« (1. Mose 6,11) Dieses Bild wird von einem göttlich inspirierten Menschen gezeichnet; und genau so soll der Zustand der Welt vor Jesu Wiederkunft sein. In den Tagen Noahs fanden die Menschen ihre größte Freude in der Befriedigung ihrer Sinneslust. Die Welt war ihr ein und alles. »Essen, trinken und heiraten« war die Parole. Die gleiche geisteskranke Liebe zum Vergnügen, der gleiche alles durchdringende weltliche Geist ist ein Merkmal der Menschen von heute. Wie wenig denken sie daran, dass ihre Taten und Worte vor Gericht kommen und dass jede Sünde einmal vergolten wird.

So wie es einen Gott gab, der die Einwohner der vorsintflutlichen Welt zur Rechenschaft zog, gibt es auch einen Gott, der die Taten der Menschen dieser Generation prüft, und jedem Menschen nach seinen Werken vergilt. Gottes treue Diener haben die Aufgabe, dies den Menschen immer wieder anschaulich vor Augen zu führen. Auch jedes Laienglied der Gemeinde ist gerufen aufzuzeigen, dass die Wahrheit real ist, dass wir tatsächlich in den letzten Tagen leben und dass der Herr vor der Tür steht. Die Worte des großen Apostels richten sich direkt an uns: »Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr seid alle Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein.« (1. Thessalonicher 5,4-6) Die große Frage für uns lautet: »Welche Rolle spielen wir in dieser entsetzlich wichtigen Zeit? Können wir uns der Weltlichkeit und dem Stolz hingeben? Macht es Sinn, wenn wir uns belustigen und Feste feiern?«

Können wir uns Zerstreuung leisten?

Der wahre Christ hat nicht das Bedürfnis, irgendeine Vergnügungsstätte zu betreten oder irgendeiner Freizeitbeschäftigung nachzugehen, für die er nicht Gottes Segen erbitten kann. Man wird ihn weder im Theater, im Billardsalon noch auf der Kegelbahn finden. Er wird keinen fröhlichen Walzer mittanzen oder sich irgendeines anderen faszinierenden Vergnügens erfreuen, das Jesus aus dem Sinn verdrängt. Wer für solche Zerstreuungen eintritt, dem antworten wir: »Im Namen Jesu von Nazareth können wir dabei nicht mitmachen.« Gottes Segen lässt sich nicht für Stunden erbitten, die wir im Theater oder beim Tanz verbringen. Welcher Christ würde schon gerne an so einem Ort vom Tod überrascht werden? Wer möchte dort angetroffen werden, wenn Jesus wiederkommt? Niemand wird im Gericht beim persönlichen Einblick in seinen Lebensbericht bereuen, dass er zu wenige Parties besucht hat und sich zu viele Anlässe entgehen ließ, bei denen man sich gedankenloser Freude hingibt? Sollten wir nicht vielmehr bitter bereuen, dass wir so viele wertvolle Stunden mit der Befriedigung des eigenen Ichs vergeudet haben und uns so viele Gelegenheiten entgehen ließen, bei denen wir, hätten wir sie richtig genutzt, ewige Schätze ergattert hätten.

Gibt es harmlose Ausnahmen?

Offenkundig religiöse Menschen entschuldigen mittlerweile fast jedes verhängnisvolle Einwilligen ins Böse, das im Herzen verwurzelt ist. Sie sind so vertraut mit der Sünde, dass sie blind dafür werden, wie ungeheuerlich sie eigentlich ist. Viele, die behaupten, Gottes Kinder zu sein, beschönigen Sünden, die sein Wort verurteilt, indem sie ihre gottlosen Festivitäten in ihrer Kirche mit einem wohltätigen Zweck verbinden. Auf diese Weise leihen sie sich das Kleid des Himmels aus, um dem Teufel darin zu dienen. Seelen werden getäuscht, vom rechten Weg abgebracht, und durch dieses moderne ausschweifende Leben gehen ihnen Tugend und Rechtschaffenheit verloren.

In vielen religiösen Familien wird in der Freizeit getanzt und Karten gespielt. Man argumentiert, dies seien ruhige Freizeitbeschäftigungen für zu Hause, denen man unter elterlicher Aufsicht bedenkenlos nachgehen könne. Auf diese Weise fördert man aber den Hang zu spannenden Vergnügungen, und was zu Hause als harmlos galt, wird auch draußen nicht lange als gefährlich gelten. Der Beweis, dass diese Vergnügungen nützlich sind, muss erst noch erbracht werden. Sie geben weder körperliche Kraft noch inneren Frieden. Auch lösen sie keine tugendhaften und heiligen Gefühle aus. Im Gegenteil, sie zerstören jegliche Vorliebe für seriöse Gedanken und religiöse Dienste. Es besteht zwar ein großer Unterschied zwischen erstklassigen Exklusivparties und den bunt gemischten, entarteten Veranstaltungen der billigen Tanzhäuser. Dennoch sind alle lediglich Stufen auf dem Weg zu einem ausschweifenden Leben.

Eine Schule der Unmoral

Das Tanzvergnügen, wie man es heutzutage pflegt, ist eine Schule der Unmoral, ein schrecklicher Fluch für die Gesellschaft. Wenn man alle Menschen in unseren Großstädten, die jedes Jahr hierdurch ruiniert werden, zusammenbringen könnte, welche Geschichten von gescheiterten Existenzen kämen da ans Tageslicht! Wie viele, die jetzt noch den Tanz befürworten, wären über die Folgen mit Schmerz und Entsetzen erfüllt! Wie können Eltern, die sich Christen nennen, ihre Kinder gezielt Versuchungen aussetzen und mit ihnen solche Festlichkeiten besuchen? Wie können junge Männer und Frauen ihr Seelenheil gegen diese betörenden Vergnügen eintauschen?

Wo wird deine Sehnsucht bleibend gestillt?

Die große Masse der Menschen ist so mit den Dingen dieses Lebens beschäftigt, dass die göttliche Wahrheit keinen bleibenden Platz in ihren Herzen finden kann. Dennoch befriedigen die Segnungen, die die Welt geben kann, die Sehnsucht der Seele nicht. Ein unsägliches Verlangen bleibt zurück nach etwas, was sie nicht haben, nach einem Frieden und einer Ruhe, die dieser Welt fremd sind. So war es auch bei den Tempelbesuchern; inmitten der imposanten Zeremonien, des blendenden Prunks, der Musik und des Freudenfestes blieben sie leer. Wie willkommen war da der Ruf ihren Ohren: »Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.« (Johannes 7,37) Es war die gleiche Botschaft, die das Herz der Samariterin am Jakobsbrunnen erfreute. – »Wer aber von dem Wasser trinken wird, dass ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten; sondern das Wasser, dass ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle lebendigen Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.« (Johannes 4,14) Jesus allein kann das Verlangen der menschlichen Seele stillen. Seine gnädige Einladung reicht bis in unsere Zeit. Noch immer ergeht die Einladung von der Lebensquelle an die verlorene Welt. »Kommt zu mir und trinkt!«

Wofür bringst du großen Einsatz?

Tausende unternehmen große Reisen zu Wasser und zu Land, um an Besitztümer zu gelangen, die bestenfalls bald vergehen. Trotzdem wenden sie sich gleichgültig vom Angebot ewiger Reichtümer ab. Die liebevollen Einladungen unseres Retters, seine ernsten Aufrufe und verlässlichen Anweisungen stoßen auf taube Ohren und harte Herzen. Viele hätten genug Zeit und Gelegenheit, sich Wissen über die Wahrheit und ihren Autor anzueignen. Doch Jesus muss von ihnen sagen: »Ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.« (Johannes 5,40)

Meine Schwester, wenn du sorgfältig das Leben Jesu studierst, wie es die Bibel berichtet, und wenn er dir durch den Heiligen Geist offenbart, wie er ist, dann wirst du für dich zu der Überzeugung gelangen, dass Tanzen nicht ins Leben eines Christen gehört. Wenn du die Lust verspürst, diesem Vergnügen nachzugehen, begib dich in Gedanken nach Gethsemane und stell dir die Schmerzen vor, die Jesus für uns erlitten hat! Schau, wie der Erlöser der Welt übermenschliche Qualen erduldete, weil die Sünden der ganzen Welt auf ihm lasteten! Höre sein Gebet, das der anteilnehmende Windhauch dir zuträgt: »Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!« (Matthäus 26,39) Die Stunde der Dunkelheit war gekommen. Jesus war in den Schatten des Kreuzes getreten. Ganz allein musste er nun den bitteren Kelch trinken. Kein einziger von denen, die er gesegnet und getröstet hat, war in dieser schrecklichen Stunde zur Stelle, um ihn zu trösten. Er wurde einem mörderischen Pöbel ausgeliefert, schwach und müde von einem Gericht zum anderen geschleppt, von seiner eigenen Nation angeklagt und von den Römern hingerichtet. Auf diese Weise hat er, der nicht den Flecken einer Sünde besaß, sein Leben auf Golgatha als Verbrecher ausgehaucht.

Diese historischen Ereignisse sollten jeden bis ins Innerste aufwühlen. Um uns zu retten; wurde Gottes Sohn »ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut … er war durchbohrt um unserer Vergehen willen … und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.« (Jesaja 53,3-5 Elberfelder) Gott macht uns verantwortlich für die Seele, die so wertgeschätzt wird. Wenn du dir ständig des unendlich großen Opfers zu unserer Erlösung bewusst bleibst, verliert die Tanzfläche ihre Anziehungskraft auf dich.

Jesus starb nicht nur als unser Opfer, sondern lebte auch als unser Vorbild. In seiner menschlichen Natur ist er vollkommen, perfekt und makellos. Christsein bedeutet: ›Christus gleich sein‹. Unser ganzes Sein, Seele, Körper und Geist, wird dann gereinigt, veredelt, geheiligt, bis wir Jesu Bild widerspiegeln und seinem Vorbild nacheifern. Meine Schwester, das ist unsere Aufgabe als Christ. Wir dürfen uns bedenkenlos in jede Beschäftigung oder Vergnügung stürzen, die uns beim Erfüllen dieser Aufgabe hilft. Aber es gilt alles tunlichst zu meiden, was unsere Aufmerksamkeit ablenkt oder unseren Eifer mindert. Ist es aus dieser Sicht immer noch schwer zu entscheiden, auf welcher Seite das Tanzen einzuordnen ist?

Gekürzt aus: Review and Herald, 28. Februar 1882

Zuerst im Deutschen erschienen in Unser festes Fundament, 7-2002

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