Der letzte Teil dieser Serie stellt unser Denken auf den Kopf. Ein Befreiungsschlag. Von Bryan Gallant
»Ach Herr, bete ich dich aus Furcht vor der Hölle an, dann verbrenne mich in der Hölle! Bete ich dich aus Sehnsucht nach dem Paradies an, dann schließe mich vom Paradies aus! Bete ich dich aber allein um deinetwillen an, dann versage mir deine ewige Schönheit nicht!« – Rabia von Basra
Eines morgens im Jahr 2010 hatte ich einen Traum. Ich sah deutlich einen meiner Kommilitonen aus meiner Zeit an der University of Georgia, wo wir beide unseren Master in Islamwissenschaften machten. Hanafi war ein Fulbright-Stipendiat aus Indonesien und wurde ein enger Freund von mir. Wir sahen uns jeden Tag, bis er im Jahr 2006 nach Indonesien zurückging. Es war herrlich, ihn im Traum wiederzusehen. Ich nahm mir vor, für ihn zu beten. Das tue ich immer, wenn ich eine Person in meinen Träumen wiedererkenne. Dann bitte ich Gott sie zu segnen, wo sie sich auch befindet. Ich ging in den Tag hinein und dachte nicht mehr daran, bis das Telefon klingelte.
Umzug nach Indonesien
Aus heiterem Himmel rief mich ein Unbekannter an und bat mich zu überlegen, ob ich mit meiner Familie nicht nach Indonesien ziehen wolle, um ein interreligiöses Studienzentrum zu eröffnen, das Muslime und Christen in Kontakt bringt. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Genau an dem Tag, als ich von Hanafi geträumt hatte, bittet man mich in das Land mit den meisten Muslimen auf der Welt zu gehen!
Als ich meiner Frau von dem Gespräch und dem Traum berichtete, erkannten wir sofort Gottes typische Handschrift. Er lud uns wieder zu einem verrückten Abenteuer mit ihm ein! Im Scherz, aber doch ernst gemeint, erzählen wir den Leuten, dass wir inzwischen gelernt haben, »blind« voranzugehen. Gott hat uns noch nie im Stich gelassen! Monate später und nach einigen »Wachstumsschüben«, ließen wir uns erneut entwurzeln und zogen in ein anderes Land, wo wir ein weiteres Mal Außenseiter sein würden, damit Gott uns mehr von seiner Güte zeigen konnte. Was für ein Nervenkitzel!
Selig sind die Friedensstifter
Die nächsten dreieinhalb Jahre waren voller Einsichten, mit denen ich eines Tages ein anderes Buch füllen möchte. Es schien eine Zeit des Ausrückens zu sein, eine Gelegenheit auf dem aufzubauen, was Gott uns bereits bewiesen und gelehrt hatte. Eine Chance von einem günstigen Ausgangspunkt aus Mauern der Unkenntnis und der Vorurteile einzureißen und sowohl Christen als auch Muslime zu einem friedvollen und sinnerfüllten Leben einzuladen.
Ausgehend von den gemeinsamen Eigenschaften der Güte, die Abrahams Gott besitzt, den alle monotheistischen Religionen anbeten, erlebten wir den Beginn einer Bewegung. Gläubige Menschen entschieden sich gemeinsam, den einen, wahren Gott anzubeten, ein Leben in Hingabe an ihn zu führen und der Welt zum Segen zu werden. Zu sehen, wie Gott die Ereignisse koordinierte und die Leute in so eine Richtung lenkte, erfüllte uns mit Staunen. Wir sahen, wie das Werk, das wir in Indonesien begonnen hatten, Menschen auf eine für ihre Umwelt segensreiche Reise zusammenbrachte.
In meiner Position als Gründer des Studienzentrums durfte ich durchs ganze Land und in andere Länder Südostasien reisen und Vorträge halten. Ich traf sogar meinen lieben Bruder Hanafi ein paarmal in Ostjava wieder. Das waren fette Jahre des Wachstums und Segens. Hier lernte ich die einfachen und eindrucksvollen Botschaften und Illustrationen, die auch nach der Übersetzung ihre Kraft nicht verlieren.
Die Frage nach Rettung
Eine meiner Lieblingsillustrationen, wenn ich vor Menschen stehe, die konservativ oder sehr fromm sind, seien sie nun Christen oder Muslime, ist die folgende. In solchen Kreisen werden alle Fragen von einer verdrängt, auf die schon viele verschiedene Antworten gegeben wurden: Bist du gerettet?
Diese Frage wurde häufig von Trampern gestellt, kurz nachdem sie in ein Fahrzeug im sogenannten Bible Belt der Vereinigten Staaten stiegen. Sonst und andernorts steht die Frage oft wortlos im Raum, zum Beispiel durch die Blicke der Muslime, die einen Neuankömmling in der Moschee mustern. Die Antwort auf diese Frage bestimmt dann den Verlauf jedes Gesprächs oder ob man sich in einer gewissen Umgebung sicher fühlt. Oder sie wird verwendet, um festzustellen, ob man etwas gemeinsam hat. Paradoxerweise bringt die Frage, die eigentlich Seelenfrieden schenken und zu engeren Beziehungen führen sollte, der Welt doch oft nur Krieg.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf macht es mir immer wieder Spaß eine ähnliche Frage als bewussten Stolperstein zu stellen. Manchmal führt ja eine freiere Identität zu einem neuen Sinn für Abenteuer und Humor. Denn man gewöhnt sich daran, dass Gott einen aus verrückten Situationen heraus- und in ebensolche hineinholt! Ich stelle eine einfache Frage und warte dann einen Augenblick, bevor ich meine Antwort darauf gebe. Manchmal muss ich die Worte etwas anpassen, damit sie in den Kontext passen, aber ansonsten stelle ich immer dieselbe Frage egal, ob die Gruppe muslimisch, christlich oder gemischt ist. Die Kernaussage ist: »Weißt du, wann du gerettet wurdest?«
Einige Gruppen wissen es nicht und lehren auch, dass man dies nicht wissen kann. Sie überlassen Gott die Antwort und leben daher mit einer unsicheren Zukunft. Andere in bestimmten Gruppen sind stolz darauf, den genauen Tag, Augenblick oder die Predigt zu kennen, wo sie von der Dunkelheit ins Licht hinüberwechselten. Wieder andere Gruppen sitzen schweigend und ratlos da, denn so gern sie es auch wissen würden, sie wissen es einfach nicht. Einige lassen sich sogar von der Fragestellung ablenken, da diese ja impliziert, das Ereignis habe sich in der Vergangenheit zugetragen. Wenn ich die Frage stelle, lasse ich meine Zuhörer auf verschiedene Weise reagieren oder sich unruhig drehen und winden in der Zwickmühle dieses metaphysischen Dilemmas. Dann gebe ich meine Antwort:
Wie schrill ist das denn?
»Gott hat mich gerettet, als meine Kinder vor meinen eigenen Augen starben!«
Totenstille!
Man hört die sprichwörtliche Stecknadel fallen.
Natürlich lächle ich nicht, wenn ich das sage, da mir der Gedanke an das Ereignis keine Freude macht. Diese Antwort ist verwirrend. Denn Rettung sollte doch etwas Fröhliches sein! Während sich die Worte in den Ohren meiner Zuhörer verbinden, gerät der ganze Saal in Verwirrung. Stirnen werden gerunzelt. Man sitzt grübelnd vor diesem unstimmigen Bild. Wie in aller Welt konnte der Tod meiner Kinder mich retten? Dies ist doch ein Widerspruch in sich.
Dann, wenn ich mir der Aufmerksamkeit aller sicher bin, weil dieser Gedanke ein Frontalangriff auf jede Faser der religiösen Traditionen meiner Zuhörer ist, erkläre ich, was ich meine.
Befreiung von meinem falschen Gottesbild
Was ich meine, ist, dass Gott mich von meinem verzerrten Bild von ihm gerettet hat. Er begann, mich zu einem völlig neuen Leben zu befreien, an dem Tag, als meine Kinder starben. Gott war in der Lage ein entsetzliches Ereignis zum Guten zu wenden. In der darauf folgenden Finsternis, in den Schatten der Monate, die sich unserem Unfall anschlossen, hat Gott mich gerettet!
Befreiung von meinem Irrglauben
Er hat mich von einem Leben befreit, in dem ich mich mit anderen oder mit einer unerreichbaren Liste verglich. Er befreite mich von der schizophrenen Furcht, dass ich es nie allen Recht machen konnte und ihm auch nicht. Ich verstand den Glauben nicht länger als Fähigkeit, Gott zu erklären und zu verteidigen, sondern als Fähigkeit, ihm zu vertrauen.
Jeder Tag randvoll mit Sinn
Er errettete mich von einem Leben hoffnungsloser Willkür und schenkte mir unglaublich tiefen Sinn. Er holte mich aus der Ziellosigkeit mitten in den Brennpunkt. Ich versuche, mein Leben nicht mehr nach dem auszurichten, was andere über mich denken. Denn ich weiß, dass ich von Gott ganz und gar erkannt und geliebt bin. Mir reichten mein egozentrisches, unbedeutendes Dasein, meine belanglosen Vergnügungen nicht mehr. Ich wollte mein ganzes Potenzial ausschöpfen und das Leben in vollen Zügen genießen, indem ich jeden, aber auch jeden Tag wachsen würde. Ich nahm mir meinen Selbstwert nicht länger aus meiner Leistung, sondern aus meiner Stellung als erschaffenes und erlöstes Gotteskind. Ich bin kein Sklave meiner Vergangenheit mehr, sondern frei für immer zu leben und zu lieben! Heute ist jeder Tag voller Hoffnung und Sinn, weil ich bei Gottes großem Vorhaben mitmache, andere in mir, durch mich und oft auch trotz mir zu lieben!
Rettung meiner Ehe
Gott hat nicht nur mein Gottesbild und mein Selbstverständnis gerettet, sondern auch meine Ehe. Er zwang meine Frau und mich zum Neuanfang, er befreite uns. In unserem Schmerz und unserer Verwundung und unfähig, etwas aus eigener Kraft zu tun, schenkte Gott uns geduldige Freunde. Er führte uns zu Büchern, wie Liebe & Respekt von Emerson Eggerichs, das uns aufzeigte, was für eine liebevolle Bindung nötig ist und wie wir durch richtige Kommunikation unsere Beziehung fördern können. Als wir uns vornahmen, wieder zu lieben, das Kriegsbeil zu begraben und stattdessen füreinander zu kämpfen, erlebten wir, wie schön die Ehe eigentlich sein soll. Er hat uns gerettet!
Rettung meiner Frau
Gott rettete auch meine erstaunliche Penny, die vorher so zerbrechlich und verwundbar war, als ich ihr den Hof machte und sie vor Jahren in einer Flut von testosteron-gesteuerter Unreife heiratete. Sie ist heute die gewaltigste und belastbarste Glaubensfrau, die ich nur kenne! Ich durfte sie durch die Jahre ihrer überwältigenden, endlosen Nervenschmerzen im Arm begleiten, ihrer regelmäßigen Kopfschmerzen, durch die Jahre, in denen sie immer ihre Hand vor Verbrennungen schützen musste, weil sie nichts mehr spürt, bis hin zu dem unbegreiflichen Verlust ihrer drei Kinder, der sie ständig zur Verzweiflung treiben wollte und durch den mentalen Kampf gegen die Jahre toxischer Selbstgespräche, weil ihre Verwundbarkeit in ihrem frühen Familienleben ausgenutzt wurde. Durch alle diese Prüfungen hat Gott sie hindurchgetragen und verändert. Gott hat eindrucksvolle Autoren wie Ellen White gebraucht, um die Heilige Schrift in eine Sprache zu übersetzen, die Penny erreichte. Doch abgesehen von der Information und Wahrheit hat Penny sich dahin durchkämpfen müssen, wo sie heute steht.
Gott schenkte ihr nicht nur die Kraft für diesen persönlichen Kampf, sondern auch dafür, vielen jungen Frauen zum Segen zu werden, die bei uns über die Jahre gewohnt haben. In den letzten dreieinhalb Jahren in Indonesien hat sie mehr als zehn Mädchen in unsere Familie aufgenommen. In einem Semester waren es sogar sieben auf einmal!
Jede Mahlzeit musste für mehr als zehn Personen zubereitet werden! Wir aßen unser Gehalt buchstäblich auf. Wenn der Östrogenspiegel und der Lärmpegel zu hoch wurden, floh ich in meine kleine Bambusgebetshütte im Garten zu den Hühnern und Gänsen, um etwas Zeit für mich zu haben. Wenn ich dort saß und den majestätischen Gipfel hinter uns anstarrte, den regelmäßigen Gebetsruf hörte, der von allen Seiten widerhallte, tankte ich wieder auf und betete. In der Seelenstille, in der das Wichtige wieder seinen Platz bekam, erkannte ich, wie Gott Penny gebrauchte, um zukünftige Frauen und Mütter zu formen, die das Land auf Jahre hinaus beeinflussen würden.
Befreiung von meinem Weltbild
Doch Gott rettete mich am 3. Dezember 1994 auch noch auf eine andere Weise. Er veränderte nicht nur mich, meine Sicht von ihm, meine Frau, meine Ehe, meinen Lebenssinn und schenkte mir wieder eine Familie – er musste mich auch von meinem Weltbild befreien. In der Vergangenheit hatte ich andere und die Welt um mich her mit ängstlichen Augen betrachtet. Natürlich hätte ich niemals zugegeben, dass hier Angst eine Rolle spielte. Ich hätte es vielmehr »Unterscheidungsvermögen« oder »Urteilsvermögen« genannt. Ich kategorisierte und etikettierte die Menschen nach vielen sozialen, religiösen und historischen Kriterien, um meinen Wert nicht zu verlieren und meinen Platz zu kennen. Doch alledem lag Angst zugrunde, Angst davor, wer sie sein könnten, was sie mir antun könnten, Angst davor, dass sie meinen Glauben oder den, für den ich mich hielt, verändern könnten.
Wenn man dem größten Feind, vor dem man Angst haben kann, dem Tod, ins Angesicht blickt und sieht, wie Gott alles zum Guten wendet, dann geschieht etwas in einem. Es gibt zwar immer noch spontane Reflexhandlungen bei körperlicher Gefahr, doch die tiefe Lähmung, die diese Weltanschauung der Angst verursacht, ist geheilt. Gottes Liebe und Macht hat mich frei gemacht. Ich kann die Menschen jetzt so sehen, wie sie sind, mich ihrer Gegenwart erfreuen, ohne sie zu verurteilen. Ich sehe sie mit den Augen der Liebe.
Gibt es in deinem Leben Ereignisse, wo Gott versucht hat, zu dir durchzukommen und dich zu befreien? Für manchen ist das schwer zu erkennen, weil wir oft Glauben, Reichtum, Ruhm oder Macht benutzen, um unseren Wert zu schützen und unser Gesicht und unseren Glauben nach außen hin zu wahren. Es gibt sogar eine heimtückische Lüge, die auf der ganzen Welt verbreitet wird: Wer Gott treu sei oder seine Sache gut mache oder ein guter Mensch sei, dem könne nur Gutes begegnen. Nein, auch den Guten geschieht Schreckliches! Die Welt ist ein Irrenhaus und ein Lazarett.
Vertrauensvoll in die Zukunft
Doch selbst in diesem Chaos habe ich gelernt, dass das Böse ruhig kommen kann, wenn wir Gott immer besser verstehen. Wir lernen dann, ihm auch mitten im Sturm zu vertrauen. Die größten Edelsteine entstehen nur durch enormen und lang anhaltenden Druck. Gott lässt manchmal zu, dass wir gebrochen, umstrukturiert, bedrängt und niedergeschmettert werden, damit unser Leben den herrlichen Duft oder die verborgene Schönheit offenbart. Gott hat uns geschaffen, damit wir dies mit einer Welt von Verwundeten teilen.
Je länger ich lebe und je mehr Wunder ich sehe, wenn Gott wieder alles zum Guten wendet, umso mehr glaube ich, dass einer der größten Vertrauensbeweise Gottes das Leid ist! In einer Welt grauenhafter Qual und Sünde bereitet er einige Kinder vor, die ihn in den Feuerproben ihres Lebens wirken lassen, anderen später trotz und durch ihre Prüfungen zum Segen zu werden. So ein Leben ist ein Zeugnis für die ultimative, paradoxe Rettung. Zwar meldet sich keiner freiwillig für sie, aber letztendlich verwandelt sie uns völlig, wenn wir erkennen, wie Gott uns zu seiner Herrlichkeit verwendet, und nicht nur uns, sondern auch die Welt um uns her. Dann werden wir es nicht anders gewollt haben!
Darf ich dir also die Frage stellen: »Wann wurdest du gerettet?«
Nachwort
In den Jahren nach dem Unfall ist unser Leben als Serie von wundersamen Erfahrungen weitergegangen. Sie trotzen jeder Erklärung. Wunder können fast zur neuen Regel werden, wenn man das Leben führt, zu dem Gott uns einlädt. Ich habe ein wenig davon erlebt und möchte mehr davon!
Weil wir mehr möchten, führt Gott uns immer weiter ins Ungewisse. Jede Herausforderung wird zu einer neuen Gelegenheit, in der Gott wieder seine Macht zeigen kann. Der Krieg, den es zu führen gilt, ist, unseren Willen Gott auszuliefern und darauf zu vertrauen, dass er für uns kämpft, statt selbst kämpfen zu wollen. Die Schlacht geschieht mehr im Innern als draußen! In dem Augenblick, wo wir uns ergeben und vertrauen, wendet er alles zum Guten. Wenn wir so leben, kann uns unser Weg buchstäblich von einem Sieg zum nächsten führen!
Immer wenn ich reise und Vorträge halte, unabhängig vom Ort oder Land, höre ich eine bestimmte Bemerkung. Ich verstehe, warum die Leute sie machen und bin dankbar, dass Gottes Gnade die Herzen so bewegt, dass sie dies sagen. Doch immer wieder sprudelt dieselbe Antwort aus meinem Herzen hervor. Sie ist nicht leichtfertig gemeint, auch wenn sie mir leicht von der Zunge geht. Die Bemerkung fällt oft, wenn man mein Leben anschaut und sieht, wie unglaublich Gott meine Frau und mich in den Jahren seit dem Unfall gesegnet hat. Er hat uns aus Gebrochenheit und dem entsetzlichen Grauen, unsere zwei Kinder zu Grabe tragen zu müssen, herausgeführt und uns auf fast übernatürliche Weise vier weitere Kinder geschenkt. Er gab uns ein sinnerfülltes, friedliches, leidenschaftliches und einflussreiches Leben, das seinesgleichen sucht.
Die Bemerkung macht Sinn für alle, die wissen, worauf in der Geschichte sie anspielt. Doch ich finde es jedes Mal wichtig, so zu antworten, wie ich es tue, weil die Bemerkung auf einem unangemessenen Vergleich beruht. Mit meiner Antwort möchte ich den Blick über den Tellerrand lenken. Wahrscheinlich grübelst du schon, worin in aller Welt diese Bemerkung besteht. Das verstehe ich. Ich wollte erst ein bisschen Zeit zum Nachdenken geben.
Die Bemerkung, die fast jedes Mal fällt, wenn ich unsere Geschichte erzähle, lautet ungefähr so: »Du bist ein moderner Hiob«, oder: »Du bist wie Hiob«, und sonstige Verbindungen, die zwischen meinem Namen und dem Namen des großen Propheten von einst gezogen werden.
Ich verstehe, warum man das sagt. Es gibt ein paar offensichtliche Parallelen. Erst verlor ich zwei Kinder, jetzt habe ich vier. Auch blieb unser Glaube intakt, wenn auch verändert. Der Vergleich hinkt in Bezug auf die Tiere, weil mir das Vieh und die Kamele Hiobs fehlen. Aber vielleicht kommt das ja noch! Man kann diesen Vergleich aber verstehen.
Wenn ich ihn immer wieder zu hören bekomme, antworte ich ganz bewusst. Man könnte vielleicht meinen, ich sage das, um mich vor Stolz zu schützen. Aber es ist immer wichtig für mich und jeden Menschen, den Blick umzulenken und auf Gott zu richten, der unsere ganze Aufmerksamkeit verdient hat:
»Ich bin nicht Hiob. Aber Hiobs Gott lebt weiter!«
Ich möchte, dass man erkennt: Menschliches Vergleichen und Ausmessen von empfangenem Leid und Segen hilft nicht. Auch eine Rangliste der gläubigsten Menschen bringt uns nicht weiter, sondern die Erkenntnis, dass der Eine, dem wir vertrauen müssen, weiter für uns da ist.
Liebe, Treue, Führung mitten in der tiefsten Dunkelheit – alle diese Eigenschaften unseres allmächtigen Gottes bleiben bestehen. Gott ist dort, wohin unser Blick und unser Glaube gerichtet sein müssen. Nicht auf uns selbst oder unsere Werke (gut oder schlecht), sondern auf seine Treue.
Ich erzähle diese Geschichte, damit sie mich und dich verändert. Sie soll uns befähigen, Gott völliger zu vertrauen, komme, was mag.
Was bedeutet das für deine Zukunft? Was für meine? Das wird sich noch im Einzelnen zeigen. Es ist jetzt etwas über zwanzig Jahre her seit dem Tag, der unser Leben auf den Kopf stellte. So viel hat sich verändert! Ich weiß, dass noch mehr auf uns zukommt. Was es für meine Familie auch sei, wir wollen es dankbar annehmen. Denn wir wissen: Der Gott der Liebe ist der Gott mit dem Plan. Er ist auch der Gott mit der Macht, alles zum Guten zu wenden. Wegen dieser erstaunlichen Liebe und Barmherzigkeit in unserem Leben, lade ich dich ein, dein Herz diesem Gott zu öffnen, dessen Treue tatsächlich und ohne Frage unleugbar ist.
Ende der Serie!
Aus: Bryan C. Gallant, Undeniable, An Epic Journey Through Pain, 2015, Seite 165-175.
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