Der Sabbat im Herzen eines Türken: Gottes Wort kommt nicht leer zurück

Der Sabbat im Herzen eines Türken: Gottes Wort kommt nicht leer zurück
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Jetzt hält er den Sabbat! Gottes Mühlen mahlten langsam (12 Jahre), aber trefflich fein. Von B. Hope

Auf dem Weg zu einer Bibelstunde schaute ich aus dem Fenster zur Arena, die in Apostelgeschichte 19 erwähnt wird. Dort hatte einst der Aufruhr der Epheser getobt, weil der Dienst des Paulus in der Stadt zu viel Erfolg gehabt hatte. An diesem gewöhnlichen Dienstag war allerdings kein Aufruhr zu sehen, nur Touristen und antike Steine. Als ich vorbeifuhr, stellte ich mir vor, ich sei Timotheus, der in den Straßen von Ephesus wirkt. Ich studierte die Bibel mit einer Familie in der Nähe dieses Zentrums der apostolischen Gemeinde. Das empfand ich als große persönliche Befriedigung.

Bibelstudium mit Jesusjüngern

Ich studierte mit einem Türken im Ruhestand und seiner Schweizer Frau. Sie liebten Jesus sehr und waren Menschen des Gebets und des Lobpreises – einfach »Jesusjünger«, die keiner Glaubensgemeinschaft, Kirche oder Gruppe angehörten. Der Mann, Tarık (Pseudonym), hatte dem Islam den Rücken gekehrt, als Jesus ihn nach einem Herzinfarkt geheilt hatte. Seither glänzen jedes Mal Tränen der Dankbarkeit in seinen Augen, wenn er von Jesus spricht. Wir hatten uns durch eine Freundschaft mit ihrer netten Tochter kennen gelernt, die nach ihren wilden Teenagerjahren zu einer entschiedenen Fürsprecherin für ihren Herrn und Heiland geworden war – auch auf dem Campus ihrer türkischen Universität, wo man es nicht unbedingt gerne sieht, wenn jemand Jesus anpreist.

Woche für Woche fuhr ich über eine Stunde zu ihnen nach Hause, um ihnen Unterricht zu geben. Wie Aquiila und Priscilla, die Apollos zur Seite nahmen, bemühte ich mich, ihr Feuer, so gut es ging, zu schüren und ihnen gleichzeitig zusätzliche Wahrheiten zu vermitteln, die mich beflügeln. »Als nun Aquila und Priscilla ihn [Apollos] hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer aus.« (Apostelgeschichte 18,26) Oft äußert man sich abschätzig, wenn adventistische Mission betrieben wird, um unter anderen Christen einen bestimmten Lehrpunkt zu vermitteln. Doch hier sehen wir, dass genau das im Fall von Apollos geschah.

Tarık, seine Frau und seine Tochter hatten große Freude an den Bibelstunden und saugten alles, was wir durchnahmen, nur so auf. Doch nach etwa zehn Lektionen kamen wir zum Thema Sabbat. Drei Sitzungen lang gab ich alles, um zu erklären, wie schön es ist, in Jesus zu ruhen und wie eng der Sabbat mit dem Evangelium verbunden ist. Sie konnten es einfach nicht für sich annehmen. Nach einer Zeit des Nachdenkens verwarfen sie den Gedanken schließlich ganz. Das war für mich sehr traurig. Sie waren Menschen mit solch einem starken Glauben, und wir brauchten so dringend fähige türkischsprachige Adventisten für unsere Arbeit in der Türkei! Doch sie waren zu einer, wie sie meinten, überlegten Entscheidung gekommen.

Bruderschaft trotz unterschiedlicher Erkenntnis

Trotz der Ablehnung hielt unsere Freundschaft über 12 Jahre lang durch. Ich achtete ihre christliche Erfahrung, und sie wiederum achteten unsere christliche Erfahrung. Immer wieder zeigten sie uns ihre Liebe, indem sie uns zu einem Bestandteil ihres geistlichen Lebens machten. Als ihre Schweizer Schwester Jesus annahm, baten sie mich, sie zu taufen. Später wollten sie sich an einer pfingstlerischen Bibelschule in Europa bewerben. Dazu brauchten sie eine Empfehlung von ihrem »Pastor«. Obwohl sie in unserer Gemeinde keine Glieder waren und auch unseren Gottesdienst nicht besuchten, fragten sie mich, ob ich ihnen einen Empfehlungsbrief schreiben könne. Denn ich sei der Hirte, der ihnen am nächsten stehe. Bei einer anderen Gelegenheit, als wir erfuhren, dass meine Mutter Krebs hatte, rasierte sich Tarıks Frau sofort den Kopf, um meiner Mutter ihre Anteilnahme und Liebe zu zeigen!

Als sie einmal die USA besuchten, nahmen sie den ganzen Weg von Chicago nach Nebraska auf sich, um meine Eltern zu besuchen. Das einzige Problem: Ihnen fehlte die Adresse oder Telefonnummer von meinen Eltern. Nach acht Stunden Fahrt auf der A80 fuhren sie die erste Abfahrt in Lincoln raus. Lincoln hat etwa 300.000 Einwohner. Mit einem starken französisch-türkischen Akzent fragten sie die erste Person, die sie an einer Tankstelle sahen: »Wissen sie zufällig, wo Herr Hope lebt?« (Pseudonym) Der Mann, der gerade an der Zapfsäule stand, sagte: »Selbstverständlich«, und gab ihnen eine Wegbeschreibung! Er war ein Makler und kannte meinen Vater und seine Adresse! Gott hatte also auf jeden Fall ein Auge auf sie!

Wir und Tarıks Familie tauschten uns über unsere Träume und Pläne aus und beteten viel zusammen. Sie hatten Pläne, einen internationalen Gebetsdienst in der Nähe von Militus zu eröffnen. Wir hörten ihren Träumen zu und beteten für ihre Verwirklichung. Wir versuchten ihnen in ihren Siegen und Enttäuschungen geistliche Verbündete zu sein. Ihre Freundschaft war eines der Glanzlichter in meiner Zeit in der Türkei. Dennoch tat es mir unterschwellig weh, dass sie die Sabbatbotschaft, die mir so viel bedeutet, abgelehnt hatten.

Wir haben den Sabbat erkannt!

Letzte Woche rief mich meine Frau an und erzählte mir aufgeregt, sie habe große Neuigkeiten. Obwohl sie es uns eigentlich erst erzählen wollten, wenn sie mit meiner Frau und mir gemeinsam sprechen würden, war ihre Begeisterung so groß, dass sie es ihr trotzdem schon verrieten: »Wir haben den Sabbat erkannt! Jesus ist der Herr des Sabbats! Dies ist unser dritter Sabbat, und Gott hat unsere Herzen geöffnet. Dein Mann hat uns das ja schon früher erklären wollen. Aber erst jetzt konnten wir es begreifen.«

Ein paar Tage später erhielt ich die Nachricht aus erster Hand. Sie waren so glücklich, dass ich buchstäblich ihre strahlenden Gesichter durchs Telefon hören konnte. Tarık zitierte mir sechs Verse nacheinander über Heiligkeit. Dann sagte er: »Gott hat uns den Schlüssel zum Wachstum in der Heiligkeit gegeben! Der Sabbat ist heilig. Wir sind sein heiliges Volk. Gott möchte, dass sein Heiliger Geist in uns ist und er hat uns eingeladen, an seiner Heiligkeit teilzuhaben, indem wir uns heilige Zeit nehmen. Sein Sabbat ist jetzt auch unser Sabbat!«

Nach dem Anruf war ich so glücklich. Ich freute mich, ihren Eifer für Jesus und für die Bibel zu spüren, und darüber, dass sie auf ihrem Glaubensweg immer höher hinaufkletterten. (Ich fand es interessant, dass er keine Texte über das Gesetz zitiert hatte oder über Gehorsam; nur über Heiligkeit und Gerechtigkeit. Das sind wirklich königliche Gründe für einen wahren Anbeter, den Sabbat zu halten!)

Samen keimen und wurzeln

Ich freue mich, weil mich das zwölf Jahre, nachdem ich den Samen des Sabbats gesät hatte, daran erinnert, dass andere Samen, die ich gesät habe, auch am Keimen sind. Ich habe in der ganzen Türkei Samen gesät in den zehn Jahren, die ich dort gelebt habe. Gott sagt: »Genauso soll auch mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht: es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe!« (Jesaja 55,11) Die größte Ermutigung für uns alle ist, dass Jesus die Arbeit, die er durch uns begonnen hat, nicht liegen lässt. »Weil ich davon überzeugt bin, dass der, welcher in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi.« (Philipper 1,6)

Mit freundlicher Genehmigung aus: Adventist Frontiers, October 2016, S. 8-9.

Adventist Frontiers ist eine Publikation von Adventist Frontier Missions (AFM).
AFM hat es sich zum Ziel gesetzt, einheimische Bewegungen ins Leben zu rufen, die Adventgemeinden in unerreichten Volksgruppen gründen.

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