Indem sie wirklich gerecht macht. Denn Gott ist deinem Herzen nah! Von Ellet Waggoner
Weil alle Menschen vom Gesetz verurteilt werden, kann kein Mensch im Gesetz Gerechtigkeit finden. Wäre der Mensch dem Gesetz hilflos ausgeliefert, gäbe es folglich für niemand Hoffnung. Denn das Gesetz beschreibt leider nur Gottes Gerechtigkeit, es kann sie nicht vermitteln. Gott hingegen ist genauso lebendig wie seine Gerechtigkeit. Sein Geist kann alles durchdringen. Deshalb kann er mit seiner Gerechtigkeit jeden erfüllen und salben, der ihm Glauben schenkt. Denn glauben heißt ja: Gott bei sich im Herzen aufnehmen.
Beim Eintritt ins Herz macht diese Gerechtigkeit »keinen Unterschied: Denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit Gottes, und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in dem Gesalbten Jesus ist. Ihn hat Gott bestimmt zum Sühnopfer durch den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, weil er die Sünden vergibt, die zuvor geschehen waren in der Zeit der Geduld Gottes, um nun, in dieser Zeit, seine Gerechtigkeit zu erweisen, auf dass er allein gerecht sei und gerecht mache den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.« (Römer 3,22-26 versch. Übers.)
Fragen an Römer 3,22-26
… Welche Unterscheidung wird zwischen den Menschen gemacht?
»Es gibt keinen Unterschied.«
Warum nicht?
»Alle haben gesündigt.«
Was haben sie durch ihr Sündigen verfehlt?
»Alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit Gottes.«
Was geschieht aber mit ihnen, wenn sie glauben?
»Sodass sie gerechtfertigt werden.«
Wie?
»Umsonst«, also gratis.
Wodurch?
»Durch seine Gnade.«
Wodurch noch?
»Durch die Erlösung, die in dem Gesalbten Jesus ist.«
Wie ist es dazu gekommen?
»Ihn hat Gott bestimmt.«
Wozu?
»Zum Sühnopfer.«
Wodurch?
»Durch den Glauben an sein Blut.«
Um was unter Beweis zu stellen?
»Zum Erweis seiner Gerechtigkeit« …
Warum wird Gottes Gerechtigkeit in Jesus unter Beweis gestellt?
»Weil er die Sünden vergibt, die zuvor geschehen waren.«
Was zeigt uns das?
»Die Geduld Gottes.«
Zu welchem Zweck wird Gottes eigene Gerechtigkeit zur Sündenvergebung unter Beweis gestellt?
»Auf dass er allein gerecht sei und gerecht mache den, der aus dem Glauben an Jesus lebt.«
Gerechtigkeit macht keinen Unterschied
Inwiefern keinen Unterschied? Was die Art betrifft, wie Menschen Gerechtigkeit empfangen. Warum werden Menschen nicht auf verschiedene Weise gerecht gemacht? Weil »alle gesündigt haben«. Petrus sagte, als er den Juden von seiner Erfahrung in der Heidenmission berichtete: »Gott, der die Herzen kennt, hat es bezeugt und ihnen den Heiligen Geist gegeben wie auch uns, und er hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns und ihnen und reinigte ihre Herzen durch den Glauben.« (Apostelgeschichte 15,8.9) »Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen«, nicht einer bestimmten Gruppe, sondern aller Menschen, »kommen heraus die bösen Gedanken« usw. (Markus 7,21). Gott kennt die Herzen aller Menschen. Sie sind alle gleich sündhaft. Deshalb macht er keinen Unterschied, wenn er verschiedenen Menschen die Gute Nachricht verkündet …
»Die Herrlichkeit Gottes.« Aus dem Textabschnitt erfahren wir, dass Gottes Herrlichkeit seine Gerechtigkeit ist. Der Grund dafür, dass wir alle Gottes Herrlichkeit verfehlt haben, ist: Wir haben alle gesündigt! Hätten wir nicht gesündigt, hätten wir die Herrlichkeit Gottes nicht verfehlt. Im Verfehlen der Herrlichkeit besteht ja eben die Sünde. Der Mensch war am Anfang »mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt« (Hebräer 2,7), weil er rechtschaffen war. Beim Sündenfall verlor er die Herrlichkeit und musste daher »trachten nach Herrlichkeit, Ehre und unvergänglichem Leben« (Römer 2,7). Jesus konnte zum Vater sagen: »Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast.« (Johannes 17,22) Denn in ihm ist Gottes Gerechtigkeit, und er hat sie jedem Menschen als Geschenk gemacht. Wer weise ist, der heißt die Gerechtigkeit in seinem Herzen willkommen und wird »leuchten wie des Himmels Glanz« (Daniel 12,3).
»Gerechtfertigt werden.« In anderen Worten: gerecht gemacht werden. Rechtfertigen heißt einfach gerecht machen. Gott gibt dem Sünder, was ihm fehlt. Jeder Leser darf die einfache Bedeutung von Rechtfertigung kennen. Manche meinen der Nachfolger Jesu brauche mehr als nur Rechtfertigung. Er bräuchte also mehr, als innen und außen mit Gottes Gerechtigkeit bekleidet zu sein. Das aber ist unmöglich.
»Umsonst.« »Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.« (Offenbarung 22,17) Er soll es demnach als Geschenk annehmen. So auch der Prophet Jesaja: »Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!« (Jesaja 55,1) Gerade der Römerbrief bewirkte die Reformation in Deutschland. Man hatte nämlich den Menschen beigebracht, dass sie entweder durch Schwerstarbeit oder durch Geld in den Besitz der Gerechtigkeit kommen würden. Heute ist die Vorstellung, dafür Geld zu zahlen, nicht mehr so verbreitet; aber es gibt auch heute noch viele Christen, die meinen, dass sie durch irgendein Werk erlangt werden müsse.
Aus dem Gebet ein Werk machen. Einmal sprach ich mit einem Mann über die Gerechtigkeit als Geschenk Gottes. Er meinte, dass wir vom HERRN nichts bekommen können, wenn wir nichts dafür tun. Als ich fragte, was wir tun müssen, damit unsere Sünden vergeben würden, antwortete er: Wir müssen darum beten. Aufgrund dieser Vorstellung »spricht« der fromme Katholik oder Hindu so viele Gebete am Tag und an manchen Tagen noch zusätzliche, um Versäumtes wettzumachen. Doch wer ein Gebet »spricht«, betet nicht wirklich. Heidnisches Gebet wie im Fall der auf- und abspringenden und sich ritzenden Baalspriester (1. Könige 18,26-28) ist ein Werk – wahres Gebet nicht.
Wenn jemand mir sagt, er habe Hunger und später gefragt wird, ob er etwas bekommen hat, könnte er sagen: Ja, ich habe etwas zu Essen bekommen, aber man hat mich dafür arbeiten lassen. Auf die Frage, was er denn habe leisten müssen, könnte er antworten, dass er um das Essen habe bitten müssen. Kaum jemand wird ihm glauben, dass er für sein Mittagessen gearbeitet hat! Echtes Gebet ist nichts anderes als die dankbare Annahme von Gottes Geschenken.
»Erlösung in dem Gesalbten Jesus.« Wir werden gerecht gemacht durch die »Erlösung, die in dem Gesalbten Jesus ist«, also durch seine Kaufkraft oder durch »den unausforschlichen Reichtum Christi« (Epheser 3,8). Deshalb bekommen wir sie als Geschenk. Manch einer mag sagen: Ewiges Leben in Gottes Reich ist doch zu wertvoll, als dass wir es geschenkt bekommen könnten. Das stimmt, deshalb muss es ja auch erkauft werden. Weil wir aber nichts hatten, womit wir es hätten kaufen können, hat Jesus es für uns gekauft und schenkt es uns, indem er sich uns selbst schenkt. Wenn wir es jedoch von ihm kaufen müssten, hätten wir es auch von vornherein selbst kaufen und ihm die Aufgabe gleich ersparen können. »Denn wenn durch das Gesetz die Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.« (Galater 2,21) »Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.« (1. Petrus 1,18) Blut ist Leben (3. Mose 17,11). Die Erlösung im Gesalbten Jesus besteht daher aus seinem eigenen Leben.
»Ihn hat Gott bestimmt.« Gott hat Jesus bestimmt, seine Gerechtigkeit unter Beweis zu stellen. Da die einzig echte Gerechtigkeit die Gerechtigkeit Gottes ist und Jesus der Einzige, den Gott bestimmt hat, sie den Menschen zu verkündigen, kann sie offensichtlich aus keiner anderen Quelle besorgt werden. »In keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.« (Apostelgeschichte 4,12)
»Zum Sühnopfer.« Hiermit ist einfach gesagt, dass Jesus zum Opfer für unsere Sündenvergebung bestimmt wurde. »Nun aber, am Ende der Zeiten, ist er ein für alle Mal erschienen, um durch sein eigenes Opfer die Sünde zu beseitigen.« (Hebräer 9,26) Bei einem Sühnopfer stellt man sich vor, dass Zorn besänftig werden muss. Achten wir aber darauf, dass nicht Gott das Opfer braucht, sondern wir. Er bringt das Opfer. Dass Gottes Zorn besänftigt werden müsse, damit wir Vergebung finden, lässt sich mit der Bibel nicht stützen. Es wäre völlig absurd zu behaupten, Gott sei auf die Menschen so wütend, dass er ihnen nur vergibt, wenn sein Zorn durch etwas besänftigt wird. Dazu habe er sich selbst ein Geschenk gemacht, das ihn besänftigt. Im Gegenteil: »Auch euch, die ihr einst Fremde wart und feindlich gesinnt in bösen Werken, hat er [Gott] nun versöhnt durch seinen [Jesu] sterblichen Leib, durch seinen Tod.« (Kolosser 1,21.22)
Heidnische und christliche Sühnopfer. Die christliche Vorstellung vom Sühnopfer haben wir eben dargestellt. Die heidnische Vorstellung aber, die erklärte Christen auch allzu oft vertreten, besagt, dass Menschen ein Opfer bringen müssen, um den Zorn ihres Gottes zu besänftigen. In allen heidnischen Gottesdiensten geht es im Prinzip darum, die Götter durch Bestechung günstig zu stimmen. Je größer der vermeintliche Zorn der Götter, desto größer das gebrachte Opfer – in extremen Fällen eben auch Menschenopfer. Diese Gläubigen dachten wie die Anhänger Shivas in Indien heute noch, dass ihr Gott durch Blut zufriedengestellt wird. Die damaligen Verfolgungen in den sogenannten christlichen Ländern und manchmal noch heute sind nur ein Auswuchs dieser heidnischen Vorstellung vom Sühnopfer. Manche Gemeindeleiter fantasieren, man würde durch Werke errettet und Menschen könnten durch Werke ihre Sünde sühnen. So bieten sie die Menschen, die in ihren Augen nicht auf Linie sind, ihrem Gott als »Opfer« dar – allerdings nicht dem wahren Gott. Denn dem gefallen solche Opfer nicht.
»Zum Erweis der Gerechtigkeit.« Gerechtigkeit erweisen, heißt Gerechtigkeit verkündigen. Gott verkündigt dem Menschen Gerechtigkeit, und macht ihn dadurch gerecht. Die Methode ist die gleiche wie am Anfang: »Er sprach, und es geschah.« (Psalm 33,9) »Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.« (Epheser 2,10)
Gottes Gerechtigkeit in der Erlösung. Jesus ist bestimmt, Gottes Gerechtigkeit zu verkündigen zur Vergebung der Sünden, damit er gerecht sein und gleichzeitig den gerecht machen kann, der an Jesus glaubt. Gott rechtfertigt Sünder, denn nur sie brauchen Rechtfertigung. Dass es gerecht ist, einen Sündern gerecht zu sprechen, liegt daran, dass er dadurch tatsächlich gerecht gemacht wird. Was Gott erklärt, ist immer wahr. Er wird durch das göttliche Leben gerecht gemacht, das ihm in Jesus verliehen wird. Die Sünde richtet sich gegen Gott. Wenn er sie vergeben will, hat er das Recht dies auch zu tun. Kein Ungläubiger würde einem Menschen das Recht absprechen, über ein Vergehen hinwegzusehen, das gegen ihn begangen wurde. Doch Gott sieht nicht nur über das Vergehen hinweg; er schenkt sein Leben als Pfand. Auf diese Weise hält er die Würde des Gesetzes aufrecht und ist gerecht, wenn er den Menschen rechtfertigt, der vorher ein Sünder war. Indem er die Sünde vom Sünder entfernt, annulliert er sie. Denn Sünde und Gerechtigkeit können nicht gemeinsam existieren, und Gott flößt dem Gläubigen sein eigenes gerechtes Leben ein. Auf diese Weise ist Gott in seiner Gerechtigkeit barmherzig und in seiner Barmherzigkeit gerecht.
Aus: The Present Truth, 30. August 1894
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