Gebetshindernisse überwinden: Freude am HERRN finden

Gebetshindernisse überwinden: Freude am HERRN finden
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Tankst du am Morgen zu wenig für den Tag auf? Dann helfen dir vielleicht einige Gedanken in diesem Artikel. Von Gerhard Bodem

Jesus gab seinen Jüngern »ein Gleichnis davon, dass man allezeit beten und nicht nachlassen solle« (Lukas 18,1). Dieses Gleichnis gilt auch uns heute, die wir kurz vor Jesu zweitem Kommen leben. Die Schwierigkeiten und Probleme nehmen immer mehr zu. Noch haben wir hier keine Verfolgung von außen, aber es gibt genug Nöte innerhalb der Familien und Gemeinden. Man kann Geschwister antreffen, die tatsächlich »seufzen und jammern über alle Gräuel, die darin geschehen« (Hesekiel 9,4).

Vergessen wir nicht, dass der HERR der Gemeinde versprochen hat, sich seiner Herde selbst anzunehmen in dieser »trüben« Zeit (Hesekiel 34,11-12)! Folgendes Zeugnis möge uns zur Ermutigung dienen:

»Zu der Zeit, da die Gefahr und Erniedrigung der Gemeinde am größten ist, wird die kleine Schar, die im Licht steht, seufzen und weinen über die Gräuel, die im Lande verübt werden. Aber besonders werden ihre Gebete zum Nutzen der Gemeinde emporsteigen, weil deren Glieder sich der Welt angepasst haben. Die ernsten Gebete dieser wenigen Getreuen werden nicht vergeblich sein.« (Testimonies 5, 209; vgl. Schatzkammer 2, 53.54)

So wollen wir »geduldig anhalten am Gebet« (Römer 12,12) und »ohne Unterlass« weiter beten (1. Thessalonicher 5,17), auch wenn noch keine Ergebnisse sichtbar sein sollten.

Ellen White erläutert zu dem Gleichnis von der bittenden Witwe in Lukas 18: »Christus verlangt nach nichts so sehr, als sein Erbteil von der Herrschaft Satans zu befreien. Bevor wir aber äußerlich von der Macht Satans erlöst werden können, müssen wir innerlich von ihr frei werden. Der HERR lässt Prüfungen zu, damit wir von Weltsinn, Ichsucht und allen rauen, christus-unähnlichen Eigenschaften frei werden.« (Gleichnisse aus der Natur, 121; vgl. Christ’s Object Lessons, 174)

Unsere Verweltlichung und Kompromissbereitschaft hat tiefere Ursachen. Wir können nicht geheilt werden von unserer »Laodizea-Krankheit«, wenn wir nur die Symptome behandeln. Wo das stille Gebet vernachlässigt wird, schwindet auch die Kraft, der Sünde zu widerstehen. Ellen White fragt einen Engel, »warum nicht mehr Glaube und Kraft in Israel sei. Er sagte: ›Ihr lasst den Arm des HERRN zu schnell los. Sendet eure Bitten zum Thron empor und haltet an in starkem Glauben. Die Verheißungen sind sicher. Glaubt, dass ihr die Dinge empfangen werdet, um die ihr bittet, und ihr sollt sie haben.‹« (Frühe Schriften, 63,64; vgl. Early Writings, 73)

Im nächsten Abschnitt wird auf Elia hingewiesen, der im Glauben betete und auch erhört wurde: »Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.« (Jakobus 5,16)

Satan versucht alles, um uns vom Gebet abzuhalten. Wenn es gelingt, feste Zeiten für das stille Gebet einzuhalten, wird er versuchen, uns zu stören oder abzulenken. Der Heiland gab den Rat: »Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu …« (Matthäus 6,6) Haben wir uns endlich gegen äußere Störungen abgeschirmt, heißt es auch in uns selbst stille zu werden. Mitunter wollen die Gedanken abschweifen.

Der Waisenvater Georg Müller schrieb dazu aus eigener Erfahrung:

»Es ist mir klar geworden, dass es mein größtes und wichtigstes Anliegen sein muss, dass meine Seele fröhlich sei in dem HERRN, denn die Schrift sagt: ›Die Freude am HERRN ist eure Stärke.‹ (Nehemia 8,10) Wir wollen uns nicht nur darüber Gedanken machen, wie wir dem HERRN dienen und ihn verherrlichen können. Lasst uns vielmehr auch darum besorgt sein, dass unsere Seele in beständiger Freude bleibt. Denn es ist wahr: ›Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung, aber ein zerschlagener Geist vertrocknet das Gebein.‹ (Sprüche 17,22)

Es gilt, unserem inneren Menschen immer neu die Kräfte von oben zuzuführen, von der er leben und stark werden kann. – Es mag jemand den Unbekehrten das Evangelium nahebringen, den Gläubigen zum Segen sein und die Traurigen trösten; er mag sich auch in seinem Wandel keinen Tadel bei den Menschen zuziehen, und doch ist er selbst nicht wahrhaft glücklich in dem Herrn Jesus – weil er noch nicht gelernt hat, im Geist zu leben, und sein inwendiger Mensch es nicht genießt, erquickt und emporgehoben zu sein, wie es der Herr Jesus für ihn bereitet hat! Der HERR aber richte eure Herzen auf die große Liebe, mit der er uns liebt, und auf die Ausdauer, mit der Christus für uns sorgt.

Früher hatte ich die Gewohnheit, morgens sogleich ins Gebet zu gehen, wenn ich mich angekleidet hatte, und dies mag in vielen Fällen das Richtige bei Beginn des Tages sein. Doch augenblicklich erkenne ich es als das Wichtigste, etwas aus der Schrift zu lesen und darüber nachzusinnen. Auf diese Weise wird mein Inneres emporgehoben und ermutigt oder auch gewarnt, gestraft und unterwiesen. So arbeitet der Heilige Geist durch das Wort Gottes an meinem Herzen und bringt mich in nahe Gemeinschaft und Vertrautheit mit meinem HERRN.

Zuerst bitte ich den HERRN in kurzen Worten um sein Wirken an mir bei der Betrachtung seines kostbaren Wortes; dann sinne ich darüber nach, indem ich Vers um Vers betend durchdenke. Ich tue das, um für mich selbst, für meinen inneren Menschen Gewinn daraus zu haben – nicht etwa, um für eine Ansprache, die ich zu halten habe, eine gewisse Vorbereitung zu finden. Ich brauche einfach Nahrung für meine Seele!

Diese stille Weise, mein Inneres unter die Wirkung von Gottes Wort zu bringen, führt mich oft schon nach wenigen Minuten dazu, dass ich in seinem Licht irgendeinen Fehler erkenne und ihn unter Beugung vor dem HERRN ablegen darf. Oder aber das gelesene Wort löst in meinem Inneren Bewunderung und Lobpreis aus für meinen herrlichen Gott! In anderen Fällen wurde ich schon durch ein Schriftwort zum Flehen für irgend jemand gedrängt, oder ich fühlte mich zu inniger Anbetung und Danksagung vor Gott veranlasst. Er erquickt meine Seele!

Wenn ich mich bei der schon beschriebenen Art meiner Morgenstille auch nicht immer auf längeres Gebet einstellte, sondern mich mehr dem Nachdenken über Gottes Wort widmete, so wurde doch fast unmittelbar Gebet daraus. Und wenn ich ein Schuldbekenntnis, eine Fürbitte oder eine Danksagung, einen Lobpreis vor meinen herrlichen Gott gebracht habe, dann wende ich mich dem nächsten Wort und Vers zu und mache alles zum Gebet für mich selbst oder für andere, je nachdem, wie der Inhalt des gelesenen Wortes es mit sich bringt. Dabei behalte ich stets im Auge, dass Ernährung und Erquickung meiner Seele der Zweck dieser stillen Stunden und der Zweck meines Nachsinnens über das Wort Gottes ist. Auf diese Weise ist mein Aufnehmen der göttlichen Worte mit viel innerem Gebet verbunden. Flehen für mich selbst und für andere, Danksagung, Bekenntnis einer entdeckten Sünde und Hinwegschaffen derselben unterbrechen mein Lesen und Forschen. Meine Stille ist ein Sitzen zu Jesu Füßen – ein Lernen bei Ihm und von Ihm!

Wenn dann die Zeit meines Alleinseins mit Gott vorüber und die Zeit des Morgenfrühstücks da ist, bin ich fast immer mit Mut und Freudigkeit für den neuen Tag erfüllt. Mein Herz ist voller Frieden und Glückseligkeit. Ich fühle mich auch gestärkt im Blick auf die Proben und Widrigkeiten, die der Tag bringen wird, und ich erfahre immer wieder, wie leicht es mir nun gemacht ist, in den kleinen und größeren Unannehmlichkeiten ein Überwinder zu sein und liebevoll zu bleiben.

Zugleich hat mir der HERR auf diese Weise in meiner Morgenbegegnung mit ihm vieles geschenkt in seinem Wort, das entweder bald oder später anderen zur Förderung und Hilfe für ihr inneres Leben dient – obwohl ich meine Morgenstille nicht zur Vorbereitung für den Dienst am Wort Gottes brauchen wollte, sondern zu meiner eigenen Stärkung und Förderung über das Wort der Schrift nachgedacht hatte.

Ähnlich habe ich es auch gemacht, wenn ich aus Rücksicht auf meine Gesundheit täglich ein wenig ins Freie ging. Ich bin dann durch die Felder gewandert oder habe mich im Sommer auf eine Bank gesetzt, wenn ich das Wort Gottes in mich aufnahm und darüber nachsann. Und ich finde, dass ich so die Zeit, die ich im Freien verbrachte, sehr nutzbringend angewendet habe. Wie ist es doch so ganz anders, wenn unser Herz am frühen Morgen schon auf solche Weise erfrischt und fröhlich ist in unserem Gott – wenn die Arbeit, die Anfechtungen und Versuchung des Tages nicht über uns kommen, ohne dass wir innerlich auf sie vorbereitet sind!

›Ich aber, ich will im Blick auf deine große Güte, o HERR, eintreten in dein Haus – ich will anbeten in Ehrfurcht vor dir angesichts deines heiligen Tempels! – Leite mich, Gott, in deiner Gerechtigkeit; ebne vor mir deinen Weg! So werden sich freuen alle, die auf dich trauen. Ewig werden sie vor dir jubeln, und du wirst sie beschirmen, ja, in dir werden frohlocken, die deinen Namen lieben!‹ (Psalm 119,9-16)

Der Unterschied zwischen meiner früheren und jetzigen Praxis ist folgender: Früher pflegte ich, wenn ich aufgestanden war, die ganze Zeit, eine bis anderthalb Stunden vor dem Morgenfrühstück, im Gebet zuzubringen. Fast immer fing ich mit dem Gebet an; nur wenn ich mich außergewöhnlich öde, arm und leer im Herzen fühlte, las ich zuvor Gottes Wort, um meinen inwendigen Menschen dadurch zu erfrischen und zu beleben. Aber was war die Folge davon, dass ich dies nur in Ausnahmefällen tat?

An solchen Tagen, wo ich mit Beten anfangen und das Lesen der Heiligen Schrift auf nachher verlegen wollte, brachte ich oft eine längere Zeit auf meinen Knien zu, ehe meine Seele bewusste Ermutigung oder Hilfe erfuhr. Ich litt sehr darunter, wenn ich merkte, dass in der ersten Viertelstunde meine Gedanken umherschweiften und ich erst nach und nach richtig ins Gebet hineinkam! Diesen Kummer kenne ich heute kaum noch, da ich jetzt durch des HERRN Gnade gleich dafür sorgen darf, dass meine Seele erquickt wird. Ich nehme zuerst das Wort Gottes zur Hand. Wenn dann mein Herz von der göttlichen Wahrheit erfasst und in die Gemeinschaft mit meinem Gott hineingezogen wird, so rede ich hernach mit ihm, meinem Vater, über das, was er selbst in seinem Wort mir nahegebracht hat. Und so ist es mir leicht gemacht, ihm nahezukommen. Seit Gott mich in dieser Sache unterwiesen hat, ist es mir ganz klar, dass ein Kind Gottes Morgen für Morgen zuerst nach Stärkung für seinen inwendigen Menschen ausschauen darf, um dann kraftvoll beten und flehen zu können.

So wie unser äußerer Mensch nicht sehr viele Stunden arbeiten kann, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, ist es auch bei unserem inneren Menschen. Nahrung, Kraft und Erquickung für meinen inneren Menschen bringt mir das Nahen zu meinem Gott und die dankbare, aufmerksame Beschäftigung mit seinem Wort. Manche Gläubige lesen allerdings ganze Kapitel der Bibel hintereinander weg, ohne betend aufzumerken und nachzudenken, ohne zu ihrem himmlischen HERRN aufzublicken.

Sie müssen sich nicht wundern, wenn sie weder inneres Verständnis für das Gelesene noch Erquickung für ihre Seele erlangen. Es ist ein Unrecht, auf solche tote, trockene Weise das Wort Gottes zu lesen; denn dabei wird unser Herz immer unempfänglicher und unfähiger für göttliche Unterweisung, dazu noch bestärkt in der irrigen Meinung, etwas Frommes und Gott-Wohlgefälliges zu tun. Gerade das betende Nachdenken über göttliche Dinge, das demütige Zu-Herzen-Nehmen der göttlichen Botschaft ist von größter Bedeutung (Johannes 6,47-58).«

Was Georg Müller aus seinem Gebetsleben berichtet, mag dem einen oder anderen eine wertvolle Hilfe sein. Es geht darum, dass wir neue Kraft von Gott bekommen, sonst werden wir mit den uns begegnenden Prüfungen und Schwierigkeiten nicht fertig. Abschließend noch einige Sätze von Ellen White zu diesem wichtigen Anliegen:
»Viele kommen selbst in ihrer Andachtszeit um den Segen inniger Gemeinschaft mit Gott. Sie sind in zu großer Hast. Eiligen Schrittes dringen sie in den Bezirk der huldvollen Gegenwart Christi ein, verweilen vielleicht einen Augenblick in dem geheiligten Umkreis, doch ohne auf Weisung zu warten. Sie haben keine Zeit, bei dem göttlichen Lehrer zu verharren, und kehren mit ihren Lasten zu ihrem Werk zurück. Diese Mitarbeiter im Werke Gottes können niemals zum höchsten Erfolg gelangen, bis sie das Geheimnis der Kraft begreifen. Sie müssen sich Zeit gönnen zum Nachdenken, zum Beten, zum Harren auf Gott, um eine Erneuerung der körperlichen, geistigen und geistlichen Kräfte zu erleben. Sie brauchen den veredelnden Einfluss seines Geistes. Wenn sie diesen empfangen, werden sie von neuem Leben durchpulst; der matte Körper und das müde Gehirn werden erfrischt, das beladene Herz wird leicht.« (Erziehung, 239, Advent-Verlag, Hamburg; vgl. Education, 260)

Zuerst erschienen in Unser festes Fundament, 1-1999

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