Von Ursache und Wirkung. Von Mark Sandoval
Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Pflanze. Wenn wir uns mit einem Baum vergleichen, können wir uns selbst besser verstehen und die Frage leichter beantworten: Wie werden und bleiben wir gesund?
Stellen wir uns einen Obstbaum zur Erntezeit vor: Was fällt uns als erstes auf? Seine Früchte, Blätter und Form wahrscheinlich. In unserer Analogie stehen Früchte und Blätter für unsere Symptome; also die offensichtlichen Dinge, über die wir uns beschweren, wie Schmerzen, Husten, Juckreiz usw.
Lässt sich das Problem eines Baumes lösen, der kranke Früchte und Blätter hat, indem man die kranken Früchte und Blätter entfernt? Nein. Das Entfernen der kranken Früchte und Blätter beseitigt nur die sichtbare Ausprägung des Problems, löst es aber nicht. Haben wir Rückenschmerzen und gehen zum Arzt und er gibt uns eine Schmerztablette, fühlen wir uns unter Umständen besser. Ist der Schmerz aber immer noch da, gehen wir vielleicht zu einem zweiten oder dritten Arzt und lassen uns noch mehr Schmerzmittel geben. Irgendwann spüren wir dann keine Schmerzen mehr. Ist unser Problem nun gelöst? Nein. Wir haben nur die Erscheinungsform des Problems beseitigt, aber nicht das Problem selbst.
Vielleicht gehen wir nun zu einem vierten Arzt, dieser führt eine Untersuchung durch und stellt fest: Wir haben ein Messer im Rücken stecken! Haben die Schmerzmittel die Ursache beseitigt? Nein. Sie haben nur die Symptome verdeckt. Es war so, als brannte unser Haus und wir hätten das Problem gelöst, indem wir den Feueralarm ausschalteten. Die Behandlung der Symptome löst also das Problem nicht, sondern begrenzt nur seine Ausprägung.
Das heißt nicht, dass Symptombehandlung nie angemessen wäre. Wenn ich mir die Knochen breche oder den Finger abschneide, brauche ich etwas gegen die Schmerzen! Aber auch die Ursache will behoben werden.
Warum löst es das Problem nicht, wenn die kranken Früchte und Blätter entfernt werden? Weil sich Früchte und Blätter nicht selbst versorgen. Sie werden von den Zweigen versorgt, die für unser Verhalten, unsere Handlungen stehen. Dazu gehören so einfache Dinge wie atmen, essen, trinken, in die Sonne gehen, schlafen usw.
Sind die Zweige gesund, sorgen sie für gesunde Blätter und Früchte. Sind die Zweige jedoch nicht gesund, sind kranke Früchte und Blätter die Folge. Genauso bei uns: Ist unser Verhalten gut, sorgt das für gute Symptome, ist es schlecht, sind schlechte Symptome die Folge.
Lösen wir nun das Problem, wenn wir die kranken Zweige abschneiden? Teilweise ja. Es kann die Krankheitslast verringern. Aber es löst das Problem nicht. Denn das Problem liegt letztlich nicht in den Zweigen. Sie versorgen sich ja nicht selbst, sondern werden vom Stamm versorgt. Der Stamm stellt unsere Bedürfnisse dar.
Wir brauchen, was wir brauchen, weil wir sind, was wir sind. Als Menschen brauchen wir Sauerstoff, Wasser, Nahrung, Sonnenlicht, Wärme, Ruhe usw. Daran können wir nichts ändern, denn diese Bedürfnisse ergeben sich aus unserem Wesen. Bäume haben andere Bedürfnisse als Reptilien, Reptilien andere als Vögel, Vögel andere als der Mensch. Was und wie viel wir brauchen, hängt eindeutig davon ab, was wir sind.
Was wir brauchen, ergibt sich aus dem, was wir innen sind. Aber unsere Bezugsquelle dafür liegt außerhalb. Wir holen, was wir brauchen, von außen nach innen. Wir brauchen Sauerstoff, aber er ist außerhalb von uns zu finden und muss eingeatmet werden, damit wir leben können. Wir brauchen Wasser, aber es ist außerhalb von uns und muss eingeflößt werden, damit wir leben können. Wir brauchen Nahrung, aber auch sie ist außerhalb und muss eingenommen werden, damit wir leben können.
Alles, was wir brauchen, weil wir so sind, wie wir sind, holen wir uns aktiv von außen durch unser Verhalten (Atmen, Trinken, Essen usw.).
Wenn wir unsere Bedürfnisse stillen, entwickeln wir gute Symptome, ganz so wie die Zweige, die den Saft aus dem Stamm weiterleiten, gesunde Blätter und Früchte bekommen. Stillen wir unsere Bedürfnisse nicht, dann entwickeln wir schlechte Symptome, ganz so wie Äste, die den Saft nicht richtig aus dem Stamm weiterleiten, eben kranke Blätter und Früchte bekommen.
Wir brauchen zum Beispiel täglich eine bestimmte Menge Wasser, um ausreichend Flüssigkeit zu haben. Trinken wir genug Wasser, fördert das gute Symptome. Trinken wir zu wenig Wasser und stillen unsere Bedürfnisse nicht, bekommen wir schließlich Kopfschmerzen, Müdigkeit, trockene Lippen, Verstopfung usw.
Für einen Baum mit kranken Früchten und Blättern kenne ich keine Lösung, die am Stamm ansetzt. Man könnte ihn absägen; ansonsten fällt mir wenig ein. Das eigentliche Problem liegt unter der Erde. Warum? Weil sich der Stamm nicht selbst trägt. Er wird von den Wurzeln gehalten. Die Wurzeln stehen für unsere Überzeugungen.
Bisher haben wir uns mit dem recht Offensichtlichen, Oberirdischen beschäftigt. Symptome, Verhalten, Bedürfnisse sind alle recht offensichtlich. Aber Überzeugungen? Um zu wissen, wovon jemand überzeugt ist, was er glaubt, heißt es: ein wenig graben. Fest steht, dass die Wurzeln die Gesundheit der Zweige beeinflussen. Denn man tut, was man tut, weil man glaubt, was man glaubt.
Wenn das, was ich zu brauchen glaube, auch das ist, was ich tatsächlich brauche, dann verhalte ich mich entsprechend, sodass gesunde Früchte und Blätter die Folge sind. Aber wenn ich nur meine, etwas zu brauchen, werden kranke Früchte und Blätter die Folge sein.
Angenommen ich meine, Cola zu brauchen. Also werde ich auch Cola trinken. Brauche ich wirklich Cola? Nein! Wenn ich etwas trinke, was ich nicht brauche, oder wenn ich etwas nicht trinke, was ich brauche, führt dies zu kranken Früchten und schlechten Symptomen. Nur wenn ich die richtige Überzeugung habe, was meine Bedürfnisse betrifft, und nur wenn ich mich entsprechend verhalte, kann ich mit gesunden Früchten und Blättern oder guten Symptomen rechnen.
Aber noch etwas: Ein Baum mit schlechten Früchten und Blättern hat nur selten selbst das Problem. Der Obstbauer führt fast nie eine Wurzelbehandlung durch, wenn ein Baum zu kämpfen hat. Falls die Wurzeln das Problem sind, könnte er sie natürlich entwirren und lockern, aber sonst nicht viel mehr. Was korrigiert der Obstbauer, wenn der Baum ein Problem hat? Den Boden! Das Problem liegt also nicht so sehr im Baum, sondern im Boden. Der Boden steht für unsere Bezugsquellen.
Wenn ich glaube, Wasser zu brauchen, und trinke dann Wasser, aber das Wasser ist verunreinigt, führt das trotzdem zu kranken Früchten und Blättern. Aber, wenn ich glaube, Wasser zu brauchen, und trinke genug reines Wasser, führt das konsequenterweise zu gesunden Blättern und Früchten – zu guten Symptomen.
Gesunde Früchte und Blätter sind das Produkt guter Bezugsquellen, realistischer Überzeugungen und korrekter Verhaltensweisen. Wenn all dies zusammenwirkt, kann man mit Gesundheit und guten Symptomen rechnen.
Beim Menschen ist jedoch mindestens noch ein zusätzlicher Faktor zu berücksichtigen. Baumwurzeln können ihre Bezugsquelle nicht wählen. Sie holen ihre Nährstoffe einfach aus ihrer Umgebung. Ein funktionaler Erwachsener kann jedoch wählen. Diese Wahl der Bezugsquellen basiert wiederum auf unserem Glauben. So bestimmen unsere Überzeugungen nicht nur unser Verhalten, sondern auch unsere Quellen. Dies wird bald noch deutlicher werden. Aber im Moment reicht die Erkenntnis: Wenn ich schlechte Früchte an meinem Baum sehe, hilft entfernen nicht. Besser ich grabe im Erdboden, um herauszufinden, was mit den Wurzeln und dem Boden nicht stimmt. Dort findet sich die Ursache der Krankheit.
Eine Frage: Brauchen wir Liebe? Oder anders gefragt: Gibt es jemanden, der keine Liebe braucht? Ich habe diese Frage Tausenden Menschen auf der ganzen Welt gestellt und keinen einzigen gefunden, der keine Liebe braucht. Wir alle brauchen Liebe wie Sauerstoff, Wasser, Nahrung usw.
Unser Bedürfnis nach Liebe ergibt sich aus dem, was wir sind, nämlich Menschen. Die Quelle der benötigten Liebe aber liegt genauso außerhalb von uns wie die Quelle für Sauerstoff, Wasser und Nahrung. Wie bei Sauerstoff, Wasser und Nahrung gelangt die überlebenswichtige Liebe nur durch eine bestimmte Handlung in uns hinein. Welche ist das? Unser Denken. Denken ist die Handlung, durch die die überlebenswichtige Liebe in uns hineingelangt.
Ist Liebe vielleicht genau wie die anderen Bedürfnisse? Lässt sie sich aus verschmutzter oder guter Quelle beziehen? Gibt es richtige oder falsche Überzeugungen über die Liebe? Gibt es geeignete Handlungen (geeignetes Denken), um dieses Bedürfnis zu stillen? Gibt es unangemessene Handlungen, die unser Bedürfnis nicht stillen? Sind kranke Früchte und Blätter die Folge, wenn die Quelle, der Glaube oder die Handlungen (Gedanken) falsch sind? Sehen wir gesunde Früchte und Blätter, wenn die Quelle, der Glaube oder die Handlungen richtig sind? Ja, ganz bestimmt.
Hier weiterlesen: Teil 2
Mit freundlicher Genehmigung aus: Dr. med. Mark Sandoval: The Law of Life, Uchee Pines Institute, Alabama: Seite 3-7
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