Versöhnungstag: Schlüssel zum Lebenstor

Versöhnungstag: Schlüssel zum Lebenstor
Adobe Stock - Marko Rupena

Auf historischen Spuren der Adventbewegung. Von Alberto Rosenthal

„Siehe, ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben, und niemand kann sie schließen.« (Offenbarung 3,8)

Diese Tür ist die Tür in das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums. Es ist die Tür in den himmlischen Gerichtsaal. Es ist die Tür zum Großen Versöhnungstag. Sie wurde feierlich am 22. Oktober 1844 geöffnet. Sie wird feierlich zum Ende der Gnadenzeit geschlossen. Wer durch sie im Glauben eintritt, befindet sich vor der Bundeslade, bei Jesus, der vor seinem Vater steht und alles Gericht von ihm empfangen hat. Nicht nur »heiliges«, sondern »allerheiligstes« Licht umstrahlt ihn dort im gewaltigen Thronsaal unseres allmächtigen Schöpfers.

Wer im Glauben in diese unvorstellbar herrliche und schöne Gegenwart des Ewigen gelangt, erfährt Golgatha. Er wird von Sünde und Schuld überführt und befreit, indem er das Himmelreich an sich »reißt« (Matthäus 11,12; Lukas 13,24), er tritt in die Ruhe des Glaubensgehorsams ein, lebt in der Kraft des Auferstandenen, verkündet das Heil Gottes und freut sich auf die Stunde des Gerichts. Befreiende und beständige Reue erfüllt sein Herz. Er reinigt sich durch Gottes bewahrendes Wort jeden Tag gründlich von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes (2. Korinther 7,1; 1. Johannes 3,3). Mit unbeschwertem und reinem Gewissen blickt er mit aufgedecktem Antlitz in wachsender, oft unbändiger Freude auf den Gesalbten des HERRN, seinen Heiland und Freund Jesus (Psalm 16,11). Gewissenhaft studiert er das prophetische Wort bei Tag und bei Nacht (Psalm 1,2; 2. Petrus 1,19) und erfleht und empfängt mit starkem Vertrauen den Spätregen für den lauten Ruf an seine Glaubensgeschwister in Babylon. Mit Sehnsucht strebt er danach, zu den 144.000 zu gehören, um Gottes Gerechtigkeit nach Abschluss des Erlösungs- und Mittlerwerkes Jesu in der großen Trübsalszeit dem gesamten Universum zu offenbaren (1. Korinther 4,9; Offenbarung 16,17).

Jedem steht diese Tür offen. Sie ist das Tor zum Advent. Niemand kann sie schließen: »Denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.« (Offenbarung 3,8b) Festhalten an Unglauben und Sünde verwehrt den Zutritt. Wer aber in Sündennot und Sündenkampf an Jesu Opfer festhält, darf eintreten (Hebräer 10,19-22). Er folgt dem »Durchbrecher« und bricht durch in die Freiheit (Micha 2,13). Denn er bricht mit seinen »Sünden durch Gerechtigkeit« und mit seinen »Missetaten durch Barmherzigkeit gegen Elende« (Daniel 4,24).

Auf historischen Spuren

Im Dezember 2007 besuchten mein lieber Bruder Edward und ich einige Geburtsstätten der Adventbewegung im Nordosten der USA. Ein Mietwagen bildete für eine Woche unser kleines Heim, Schnee und Eis unseren grenzenlosen Vorgarten. Es war vielleicht unsere schönste gemeinsame Reiseerfahrung und eine der glücklichsten Augenblicke unseres Lebens. Die Gegenwart heiliger Engel stand uns beiden in diesen unvergesslichen Wintertagen besonders klar vor Augen und der Blick in Gottes Heiligtum erwärmte unsere Herzen bei jedem Schritt. Drei Stationen bildeten den Höhepunkt dieser Erfahrung: das Haus und Grundstück William Millers im Staat New York an der Grenze zu Vermont, die Scheune von Hiram Edson unweit des Erie-Kanals im selben Staat und die Geburtsstätte von Ellen Harmon (später White) in Gorham nahe Portland in Maine. An jedem dieser Orte machte Gott uns den Blick frei für die Herrlichkeit der Adventbotschaft und ihre wunderbaren Wahrheiten.

William Millers Haus

Millers Grundstück besichtigten wir an einem Sabbatmorgen bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein in klirrender Kälte. Wir waren ganz allein und ein unbeschreibliches Glücksgefühl erfüllte unsere Herzen beim Durchschreiten des Geländes. Sein Haus umrundeten wir von außen und blickten durch ein Fenster nach dem anderen mit manchen Entdeckungen für Herz und Sinn. In einer kleinen Rumpelkammer überraschte uns eine abgelegte 1843-Prophetiekarte. Dies machte einen tiefen Eindruck auf mich.

Ellen Whites Geburtsstätte

Ellen Whites Geburtsstätte fanden wir erst nach langer Suche. Nur ein Gedenkstein erinnert gegenüber dem nicht mehr vorhandenen Geburtshaus an das Elternglück von Robert und Eunice Harmon am 26.11.1827. Mit Blick auf ein weites Tal wuchs die »brennende Lampe« des HERRN auf (so die Bedeutung von Ellen, vgl. Johannes 5,35). Im Dezember 1844 erhielt sie den Geist der Weissagung, um den Übrigen aus der Millerbewegung den Weg zur himmlischen Stadt zu erleuchten.

Hiram Edsons Scheune

Ein besonderes Wunder erlebten wir auf unserer Suche nach Hiram Edsons Scheune. Im Schneegestöber kämpften wir uns unter erschwerten Bedingungen, was Straßenuntergrund und Sicht betraf, die letzten Kilometer mit langsamen Tempo im Wagen voran. Schließlich gelangten wir an eine Kreuzung und wussten nicht, ob die Scheune jenseits zu suchen sei oder vielleicht schon etwas hinter uns liegen könnte. In der Nähe war eine große Farm. Wir entschlossen uns, dort nachzufragen und schon bald stand ich vor ihrer Eingangstür, während Edi im Auto wartete. Wie groß war seine Überraschung und Freude, als ich ihn Augenblicke später die gute Nachricht brachte, wir seien bei lieben Menschen zu einem warmen Mittagessen geladen. Edsons Scheune aber liege nur drei Steinwürfe hinter uns! Tatsächlich war mir das Gebäude beim Vorbeifahren in der Ferne aufgefallen. Könnte das nicht die gesuchte Scheune sein?

Hidsams Scheune2Hidsams Scheune1

Da saßen wir nun um den großen Esstisch dieser freundlichen Bauernfamilie, als gehörten wir zu ihren uns froh betrachtenden erwachsenen Kindern. Während uns liebevoll eigens eine vegetarische Suppe bereitet wurde, begannen wir zu erzählen. Etwa 45 Minuten lang umgab uns eine stille Hörerschaft, die kaum zu fassen schien, dass sie der nächste Nachbar eines historischen Schauplatzes sein mochte, über dem Gott selbst sich in unbeschreiblicher Herrlichkeit offenbart haben sollte. Wohl wussten sie um den regelmäßigen Besuch der Scheune, nie aber hatten sie von seiner Geschichte gehört. Nie etwas von Daniel 8,14. Noch heute vermag mir dieser Gedanke die Tränen in die Augen zu treiben.

Unser Gastgeber ließ es sich nicht nehmen, uns im Anschluss selbst zur Scheune zu geleiten. Für meinen Bruder und mich war es ein feierlicher Augenblick, als wir innerlich und äußerlich so gestärkt mit Jubelrufen im Herzen der Geburtsstätte der Heiligtumsbotschaft entgegenstapften – eine einfache Scheune wie jene zu Bethlehem.

Eine geöffnete Tür

Das Scheunentor war zu unserer Überraschung mit einem eisernen Zahlenschloss fest und sicher verriegelt. Wir standen vor einer verschlossenen Tür! Da half uns unerwartet der Farmer aus unserer Verlegenheit. »Versuchen Sie es doch mit 1844«, sagte er. Uns fiel es bei seinen Worten wie Schuppen von den Augen. Wir gaben die Zahl ein, und das Schloss öffnete sich. Vor uns war eine Tür aufgetan!

Wir traten zu dritt hinein und erlebten in den Folgestunden mit menschlichen Worten nicht zu beschreibende innere Erfahrungsmomente. Nach einiger Zeit waren wir allein. Wir versuchten uns nun vorzustellen, an welchem Ort Edson und seine Mitbeter am frühen Morgen des 23. Oktobers 1844 nach gerade durchlebter Enttäuschung wohl zum flehentlichsten Gebet ihres Lebens niedergekniet sein mochten. Denn dazu hatten sie die Scheune aufgesucht. Wo wir die Stelle annahmen, knieten nun auch wir uns nieder. Gott selbst muss uns dann für ein Gebet der Weihe gestärkt haben, das wir gerne jeden Tag so empfangen möchten. Ein himmlisches Lob entsprang unseren Lippen, das uns selbst »gottgehaucht« schien. Wir priesen den HERRN wie noch nie in unserem Leben. Fürbitte stieg aus unserem Mund auf für viele, viele Menschen, für Gottes Gemeinde, für sein Werk, für unseren Auftrag und unsere Familien und für manches mehr … Wie die Beter damals wurden wir mit Hoffnung und Zuversicht erfüllt. Kurz darauf verließen wir die Scheune und folgten Edson in unserer Vorstellung – mit dankbarem Blick auf die umliegenden nun weiß verkleideten Hügel und Felder. Vor unserem inneren Auge sahen wir ihn nach Verlassen der Scheune gemeinsam mit einem Bruder nachdenklich über eines der angrenzenden abgeernteten Maisfelder schreiten. Da war ihm dann die Offenbarung des Eintritts Christi, des »Sohnes des Menschen«, vom Heiligen ins Allerheiligste des himmlischen Heiligtums geschenkt worden (Daniel 7,13; 8,14). Welch gewaltige Offenbarung! Welch herrliche Erkenntnis! Die große Enttäuschung war in eine glorreiche Enttäuschung verwandelt worden!

Der Schlüssel

Wir stehen unmittelbar vor den Endereignissen der Weltgeschichte. Die letzte Krise steht uns bevor und Jesus wird bald wiederkommen. Als eure Glaubensgeschwister und Freunde, als Team von hoffnung weltweit und seiner Mitbeter, möchten wir euch ermutigen, den Schlüssel zum Lebenstor in die Hand zu nehmen. Dieser Schlüssel ist ein Symbol für Jesu Worte der Weissagung. Es ist ein prophetischer Schlüssel. Sein Zahlencode ist 1844. Wer ihn gebraucht, für den öffnet sich die Tür zum Großen Versöhnungstag, zur Erfahrung vollständiger und abschließender Versöhnung mit Gott und den Menschen.

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