Stecke dir hohe Ziele bei der Berufswahl! Von Ellen White
[Erster Teil einer Ansprache vor den Lehrern und Studenten des Battle Creek College zur Zeit der Generalkonferenz in Battle Creek, Michigan, 15. November 1883]
Text: »Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit.« (Psalm 111,10)
Das wahre Ziel der Ausbildung sollte sorgfältig bedacht werden. Gott hat jeden mit Fähigkeiten und Kräften ausgestattet, damit sie für ihn erweitert und verbessert werden. Alle seine Gaben gibt er uns, damit wir das Bestmögliche daraus machen. Er erwartet von jedem von uns, dass wir unsere Fähigkeiten entwickeln und die höchstmögliche Brauchbarkeit erreichen, damit wir eine vortreffliche Arbeit für Gott vollbringen und der Menschheit zum Segen werden. Jedes Talent, welches wir besitzen (sei es Verstandeskraft, Geld oder Einfluss), kommt von Gott, sodass wir mit David sagen können: »Denn von dir kommt alles, und aus deiner eigenen Hand haben wir dir gegeben.« (1. Chronik 29,14)
Ihr lieben jungen Leute, was ist das Ziel und der Sinn eures Lebens? Strebt ihr nach einer Bildung, die es euch ermöglicht in dieser Welt einen Namen und eine Position innezuhaben? Habt ihr Gedanken, die ihr nicht auszusprechen wagt: Eines Tages auf der Höhe intellektueller Größe zu stehen, in beratenden und gesetzgebenden Gremien zu sitzen und mitzuwirken, Gesetze für die Nation zu erlassen? Da ist nichts falsch an solchen Absichten. Jeder von euch darf Bedeutung erlangen. Ihr solltet mit keinen geringen Leistungen zufrieden sein. Steckt euch hohe Ziele und scheut keine Mühe, sie zu erreichen.
Die Furcht des HERRN ist die Grundlage aller wahren Größe. Rechtschaffenheit, unerschütterliche Rechtschaffenheit, ist der in allen Lebenslagen zu bewahrende Grundsatz. Nimm deine Religion mit in die Schule, ins Wohnheim und in alles, was du tust. Die entscheidende Frage für euch ist jetzt, wie ihr eure Studien so auswählen und abschließen könnt, dass ihr die Festigkeit und Reinheit eines makellosen christlichen Charakters bewahrt, und dass alle irdischen Ansprüche und Interessen den höheren Ansprüchen des Evangeliums Christi untergeordnet bleiben. Schöpft euer Potenzial aus, um euch so in die Gesellschaft und ins Leben einzubringen, dass ihr die Absicht Gottes bei eurer Erschaffung erfüllt. Als Jünger Jesu ist es euch nicht verwehrt, irdischen Beschäftigungen nachzugehen; aber ihr solltet eure Religion mitnehmen. Für welche Unternehmung ihr euch auch qualifizieren wollt, denkt niemals, ihr könntet nur Erfolg haben, wenn ihr Prinzipien opfert.
Eure Glaubensgrundsätze werden euch die Balance geben, die ihr braucht, um jede Höhe zu erreichen, die ihr wünscht. Wir würden uns freuen, wenn ihr das edle Niveau erreicht, das Gott für euch vorgesehen hat. Die Jugendlichen liegen Jesus besonders am Herzen und er sieht sie nur ungern mit unkultivierten, unentwickelten Begabungen aufwachsen. Sie können starke Männer mit festen Prinzipien werden, denen man hohe Verantwortungen anvertrauen kann. Und es ist völlig legitim, dass sie mit jeder Faser auf dieses Ziel hinarbeiten.
Aber begeht niemals ein so großes Verbrechen, dass ihr eure gottgegebenen Fähigkeiten verwendet, um Böses zu tun und andere zu zerstören. Es gibt begabte Männer, die ihr Können dazu verwenden, um moralischen Verfall und Verdorbenheit zu verbreiten. Aber sie säen einen Samen, der eine Ernte hervorbringen wird, auf die sie nicht Stolz sein werden. Es ist furchtbar, gottgegebene Fähigkeiten so zu verwenden, dass in der Gesellschaft Vernichtung und Leid statt Segen daraus erwachsen. Es ist auch furchtbar, das uns anvertraute Talent in ein Tuch zu wickeln und vor der Welt zu verstecken, denn das bedeutet, die Krone des Lebens wegzuwerfen. Gott hat einen Anspruch auf unseren Dienst. Für jeden gibt es Verantwortungen zu tragen. Und wir können den großen Auftrag des Lebens nur erfüllen, wenn wir diese Verantwortungen völlig annehmen und treu und gewissenhaft tragen.
Der weise Mann sagt: »Gedenke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner Jugend« (Prediger 12,1). Aber glaube keinen Augenblick, dass Religion dich traurig und schwermütig machen, und dir den Weg zum Erfolg verbauen wird. Die Religion des Messias löscht keine einzige Fähigkeit aus, nein, sie schwächt sie nicht einmal. Sie schließt dich in keiner Weise davon aus, wahres Glück zu genießen. Sie ist nicht dazu bestimmt, dein Interesse am Leben zu verringern oder dich den Ansprüchen der Freunde und der Gesellschaft gegenüber gleichgültig zu machen. Sie kleidet das Leben nicht in ein Trauergewand. Sie äußert sich nicht in tiefem Seufzen und Stöhnen. Nein, nein; wer Gott in allem zum Ersten, Letzten und Besten macht, gehört zu den glücklichsten Menschen auf der Erde. Lächeln und Sonnenschein sind nicht von ihren Gesichtern verbannt. Religion macht den Empfänger nicht rau und grob, unordentlich und unhöflich. Im Gegenteil, sie erhebt und veredelt ihn, verfeinert seinen Geschmack, heiligt sein Urteilsvermögen und bereitet ihn zu für die Gesellschaft mit himmlischen Engeln und für das Heim, das Jesus für ihn bereitet hat.
Lasst uns niemals die Tatsache aus den Augen verlieren, dass Jesus eine Quelle der Freude ist. Er hat kein Wohlgefallen am Unglück der Menschen, sondern wünscht, sie glücklich zu sehen. Christen stehen viele Freudenquellen zur Verfügung und sie können genau sagen, welche Vergnügungen legitim und in Ordnung sind. Sie können solchen Freizeitbeschäftigungen nachgehen, welche nicht den Geist entkräften oder die Seele verderben, welche nicht enttäuschen und einen traurigen Nachgeschmack hinterlassen und Selbstachtung oder Brauchbarkeit zerstören. Wenn sie Jesus mitnehmen und in einer Atmosphäre des Gebets bleiben können, sind sie vollkommen sicher.
Der Psalmist sagt: »Die Eröffnung deiner Worte erleuchtet und gibt den Unverständigen Einsicht.« (Psalm 119,130) Zur Bildung des Geistes eignet sich nichts besser als die Bibel. Keine wissenschaftlichen Werke eignen sich so gut, den Geist zu entwickeln, wie das Nachsinnen über die großen und lebenswichtigen Wahrheiten und praktischen Lehren der Bibel. Kein anderes Buch wurde jemals gedruckt, das so gut geistige Kraft verleihen kann. Männer mit größter Intelligenz werden verwirrt, wenn sie in ihrer Forschung nicht durch das Wort Gottes geleitet werden. Sie können den Schöpfer oder seine Werke nicht verstehen. Aber richte den Geist darauf aus, die ewigen Wahrheiten zu begreifen und zu ermessen; beschäftige ihn damit, in der reichen Fundgrube des Wortes Gottes nach den Edelsteinen der Wahrheit zu graben; und er wird niemals verkümmern und geschwächt werden. Das würde passieren, wenn er in Gedanken nur bei alltäglichen Dingen verweilte.
Die Bibel ist das lehrreichste und umfassendste geschichtliche Werk, das jemals der Welt gegeben wurde. Ihre heiligen Seiten enthalten den einzigen authentischen Bericht über die Schöpfung. Hier erblicken wir die Kraft, die »den Himmel ausgespannt und die Erde gegründet hat« (Jesaja 51,13). Hier haben wir einen wahrheitsgetreuen Bericht über die Menschheit, einen Bericht, der nicht durch menschliche Vorurteile oder Stolz verdorben ist.
Im Wort Gottes finden wir Themen zum tiefsten Nachdenken. Seine Wahrheiten wecken die erhabensten Ziele. Hier haben wir Gemeinschaft mit Patriarchen und Propheten und hören die Stimme des Ewigen, während er mit Menschen spricht. Hier erfahren wir, was die Engel mit Staunen betrachten: Wie der Sohn Gottes sich erniedrigte, um unser Stellvertreter und Bürge zu werden, um alleine mit den Mächten der Finsternis zu kämpfen und für uns den Sieg zu erringen.
Unsere jungen Leute haben die kostbare Bibel. Und wenn alle ihre Pläne und Absichten durch die Heilige Schrift geprüft werden, dann werden sie auf sicheren Wegen geführt werden. Hier erfahren wir, was Gott von den Wesen erwartet, die nach seinem Bild geschaffen wurden. Hier lernen wir, wie wir schon hier ein besseres Leben führen und uns das zukünftige Leben sichern können. Kein anderes Buch kann die Fragen des Geistes beantworten und das Verlangen des Herzens stillen. Indem die Menschen auf die Lehren des Wortes Gottes achten, können sie aus den tiefsten Tiefen der Unwissenheit und Erniedrigung emporsteigen und Söhne Gottes und Gefährten der sündlosen Engel werden.
Je mehr wir über diese Themen nachdenken, desto mehr werden wir erkennen, dass die gleichen Prinzipien in der Natur und im geistlichen Bereich zu finden sind. Die Natur und das Christentum stimmen überein, denn beide haben denselben Urheber. Das Buch der Natur und das Buch der Offenbarung lassen das Wirken desselben göttlichen Geistes erkennen. Wir können Lehren aus der Natur ableiten; und es gibt Lehren – tiefe, ernste und überaus wichtige Lehren, die wir dem Buch Gottes entnehmen können.
Junge Freunde, die Furcht des HERRN ist die Grundlage allen Fortschritts. Sie ist der Anfang der Weisheit. Dein himmlischer Vater hat Pläne mit dir; denn ohne dein Bitten oder deinen Verdienst gibt er dir die Segnungen seiner Vorsehung und noch viel mehr: Er hat dir den ganzen Himmel im Geschenk seines geliebten Sohnes geschenkt. Als Gegenleistung für diese unendliche Gabe verlangt er deinen willigen Gehorsam. Da du mit einem Preis erkauft bist, mit dem kostbaren Blut des Sohnes Gottes, erwartet er, dass du die Vorrechte, die du genießt, richtig nutzt. Deine intellektuellen und moralischen Fähigkeiten sind Gottes Gaben, Talente, die dir gegeben wurden, damit du sie überlegt ausbaust. Es steht dir nicht frei, sie verkümmern zu lassen, sei es durch einen Mangel an richtiger Pflege oder durch Untätigkeit. Es liegt an dir zu entscheiden, ob du die großen Verantwortungen, die auf dir ruhen, erfüllst oder nicht und ob dein Einsatz den richtigen Zielen gilt und du dein Bestes gibst.
Wir leben in den Gefahren der letzten Tage. Den ganzen Himmel interessiert, welche Charaktere ihr entwickelt. Jede Vorkehrung wurde für euch getroffen, damit ihr göttlicher Natur teilhaftig werdet, nachdem ihr dem Verderben entflohen seid, das durch die Begierde in der Welt herrscht (2. Petrus 1,4). Der Mensch ist nicht alleine im Kampf mit den Mächten des Bösen, um sie durch seine eigenen schwachen Bemühungen zu überwinden. Hilfe ist da und sie wird jeder Seele gegeben, die sie wirklich wünscht. Gottes Engel, die auf der Leiter auf- und absteigen, die Jakob in der Vision sah, werden jeder Seele helfen, die in den Himmel, selbst in den höchsten Himmel, hinaufsteigen will. Sie wachen über Gottes Volk und beobachten jeden Schritt, den sie tun. Diejenigen, die den erleuchteten Pfad ersteigen, werden belohnt werden. Sie werden in die Freude ihres HERRN eingehen.
Aus: Importance of Education, Review and Herald, 19. August 1884.
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