Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen: Was bedeutet das wirklich?

Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen: Was bedeutet das wirklich?
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Ein spannendes Gespräch über die Sünde gegen den Heiligen Geist. Von Kai Mester

Lesezeit: 20 Minuten

Was ist eigentlich der Sinn des dritten Gebots? »Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen.« (2. Mose 20,7) Ist Gott tatsächlich so dünnhäutig, dass er beleidigt ist, wenn man seinen Namen zu oft oder zu achtlos ausspricht?

Früher verstand ich die Bedeutung dieses Gebots so: Man soll das Wort »Gott« bei Ausrufen des Erstaunens oder Entsetzens nicht benutzen: Deshalb suchte ich nach Alternativen wie: »O nein!«, »Ach du liebe Zeit!«, »Mannomann!« usw. Auch das bayerische »Grüß Gott!« oder der Erleichterungsruf »Gottseidank!« stand bei mir unter Generalverdacht, denn ich könnte dabei ja eventuell gar nicht an Gott denken und es nur so als Floskel aussprechen.

Besonderen Nachdruck bekam dieses Gebot noch dadurch, dass in ihm selbst bedrohlich zum Ausdruck gebracht wird: »denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.« (ebd.)

Und? Siehst du das heute immer noch so? Oder hast du da tiefere Erkenntnisse gewonnen?

Schauen wir uns den Text mal genauer an, dann öffnet sich nämlich ein Tor zum Verständnis von Gottes Herzen, und es wird einem richtig warm ums Herz, was man ja beim ersten Lesen dieses Gebots nicht unbedingt behaupten konnte.

Da bin ich aber mal sehr gespannt!

Es geht um Reinheit

Bevor es so richtig spannend wird, brauchen wir noch ein paar sprachliche Grundlagen. Deshalb ein Blick ins Hebräische. Die uns geläufige Übersetzung lautet ja: »Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen, denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.«

Wo Luther mit »nicht ungestraft lassen« übersetzt hat, da steht im Hebräischen: lo yenaqqeh (לא ינקה). Dieses Verb naqqeh (ינקה) heißt »reinigen, von Schuld befreien« und kommt von der Wortwurzel naqah (נקה), »rein, unschuldig sein«. Das dazugehörige Adjektiv naqi (נקי) heißt »rein, unschuldig«.

Wörtlich also: »denn der HERR wird den nicht reinigen, der seinen Namen missbraucht.« Nicht reinigen und nicht ungestraft lassen weckt bei mir ganz unterschiedliche Gefühle. »Nicht reinigen« heißt: Gott wird mit seiner Reinigung nicht aktiv. Offensichtlich möchte Gott uns von Schuld reinigen und gibt uns das dritte Gebot, damit diese Reinigung auch möglich wird. »Nicht ungestraft lassen« aber heißt: Gott wird durchaus aktiv und straft.

Und wie kommen die Übersetzer nun von der Grundbedeutung »nicht reinigen« auf »nicht ungestraft lassen«? Das erschließt sich mir noch nicht ganz.

Genau da liegt das Problem. Wenn ein Mensch in einem irdischen Gericht von Schuld »gereinigt« wird, dann heißt das, er wird »freigesprochen«, also für »unschuldig« erklärt. Andernfalls wird er aber »schuldig« gesprochen und bestraft. Man lässt ihn nicht »ungestraft«. So kommt diese Übersetzung zustande.

Eigentlich steht aber im Text erst mal gar nichts von Strafe, sondern nur von Reinigung, und es geht darum, was die Reinigung hindert. Gott wird den nicht reinigen, der seinen Namen missbraucht. Er wird ihn nicht von Sünde und Schuld befreien.

Du meinst also das Wort »ungestraft« betont zu sehr die Strafe, obwohl es Gott doch eigentlich mehr um Reinigung geht?

Reinigung nur formal oder auch real?

Es gibt noch eine andere Bibelstelle, die Licht auf diese Frage wirft:

David benutzt dasselbe Wort, als er zu Gott ruft: »Verzeihe mir (naqqeh-ni / נקני) die verborgenen Sünden.« (Psalm 19,13) Die meisten Übersetzer verstehen diesen Vers als Bitte, dass Gott uns juristisch freispricht von Sünden, die wir getan haben, ohne selbst zu wissen, dass es Sünden waren. Also in dem Sinne von: »Lass mich ungestraft für meine verborgenen Sünden. Strafe mich nicht!«

Wenn Gott hauptsächlich Richter in einem Gerichtssaal wäre, dann hätte Jesus, der uns ja Gottes wahres Wesen hier auf Erden gezeigt hat, ständig wie ein Richter auftreten müssen. Jesus hat aber ganz anders gehandelt. Die Menschen flehten ihn nicht an, dass er sie nicht bestrafen möge. Er kümmerte sich viel mehr wie ein guter Hirte um die Schafe und Lämmer, vor allem um die schwachen, verletzten, durstigen usw. Deshalb suchte man ihn auf, um geheiligt, ja genau: gereinigt zu werden von Krankheit und Sünde.

Heißt: Beim Reinigen geht es Gott weniger um irgendein juristisches Verfahren, sondern um das Reinigen von Wunden mit Öl und Wein, um das Auswaschen von Sünden aus den Charakterkleidern der Gläubigen durch Jesu Blut? Eher in diese Richtung?

Genau! Gott hat Jesus doch gesandt, um sein Volk von seinen Sünden zu retten, zu befreien (Matthäus 1,21), nicht um es von seinen Sünden nur juristisch freizusprechen. Außerdem: Wenn Gott »spricht, so geschieht’s. Wenn er gebietet, so steht’s da.« (Psalm 33,9) Das heißt: Wenn Gott uns gerecht spricht, dann werden wir in dem Moment auch gerecht und die Sünde weicht in dem Moment aus unserem Leben.

Wie ist dann aber nun der Vers zu verstehen, wo David um Vergebung von verborgenen Sünden bittet?

Reinigung wovon?

Nun, Gott verzaubert uns ja nicht, sodass wir einfach irgendwelche Verhaltensweisen ändern, von denen wir gar nicht wissen, dass sie Sünde sind. Das wäre eine Missachtung unseres freien Willens. Die korrektere und wörtlichere Übersetzung des Psalmverses sollte daher eher wie folgt lauten:

»Reinige mich von geheimen Sünden«, also von den Sünden, die ich sehr wohl bewusst, aber im Geheimen getan habe oder tue. Das ist ein flehentlicher Hilferuf nach Befreiung! Der Sünder möchte nicht nur von den Sünden frei werden, die andere sehen, sondern auch im Innersten, in seinem Herzen frei werden. Es gibt eine ganze Menge englischer Übersetzungen (dort ist es Vers 12), die das so bringen:

»Purify me from secret [faults].« (Darby Translation)

»Cleanse (thou) me from (my) secret faults.« (King James Version/New King James Version/Modern English Version/BRG Bible/Geneva Bible/Jubilee Bible 2000)

»Make thou me clean from my secret sins.« (Wycliffe Bible)

»Don’t let me commit secret sins.« (Easy-to-Read Version)

»Forgive me for my secret sins.« (International Children’s Bible/New Century Version/Expanded Bible)

Eine deutsche Übersetzung in diesem Sinne habe ich leider nicht gefunden.

David fährt fort: »Auch vor den stolzen (Sünden) bewahre deinen Knecht, damit sie ihn nicht beherrschen. Dann werde ich vollständig sein und rein (niqqeti) von großem Frevel.« (Vers 14) Denn wenn Gott von Sünden reinigt, dann verändert er unser Herz und wir fahren nicht mit der alten Verhaltensweise fort.

Ja, das macht auch mehr Sinn, finde ich. Und wie ist das dann im dritten Gebot zu verstehen? Dort steht doch jetzt nach dem neuen Verständnis: Gott wird bestimmte Menschen nicht reinigen? Kannst du das näher erklären? Was für Menschen sind das?

Was verunmöglicht Reinigung?

Gott reinigt den nicht, der seinen Namen »missbraucht«. Hier hat Luther wieder bei der Übersetzung schon versucht zu erklären. Wörtlich steht hier nämlich: der seinen Namen zum Bösen (shav’ / שוא) nimmt/trägt. Die weibliche Form des Wortes shav’ heißt sho’ah (שואה), ein Wort, dass auch für den Holocaust verwendet wird. Während sho’ah Sturm, Verwüstung, Vernichtung, Zerstörung, Verderben bedeutet, wird shav’ mit Bosheit, Sünde, Katastrophe, Zerstörung, Unwahrheit, Lüge, Leere, Nichtigkeit übersetzt.

Also eine ziemlich gruselige Wortfamilie. Das Gott sich hier mit dem Reinigen schwertut, kann ich nachvollziehen. Aber erkläre ruhig weiter:

Gerne: Wer Gottes Namen in Richtung dieser Grausamkeit trägt, wer ihn verwendet, um Unheil, Zerstörung, Unwahrheit, Bosheit, Nichtigkeit und Lüge zu bewirken, den wird Gott nicht reinigen.

Das klingt doch schon mal anders als ein Vergehen, dass nur achtlos oder inflationär allein mit den Lippen begangen wird, oder?

Unbedingt!

Ich denke hier zum Beispiel an die Inquisitoren des Mittelalters, die in Gottes Namen Menschen gefoltert und umgebracht haben. Oder auch an Menschen, die in Gottes Namen Kontakt mit den Toten aufnehmen oder sonstige eindeutig in der Bibel deklarierten Sünden mit einem christlichen Mäntelchen umgeben und sozusagen salonfähig machen.

Okay. Jetzt möchte ich aber eine Frage stellen: Vergibt Gott diesen Menschen nicht, weil er besonders empört, ja erbost ist über ihr Verhalten?

Gottes Wesen als Lebenselixier

Ich glaube hier liegt eine andere spannende Gesetzmäßigkeit zugrunde.

Nämlich welche?

Schauen wir uns mal folgende Aussagen über Gottes Namen an: »Der Name des HERRN ist eine feste Burg; der Gerechte läuft dorthin und wird beschirmt.« (Sprüche 18,10) »Ich will ausrufen den Namen des HERRN vor dir: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.« (2. Mose 33,19) »HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde.« (2. Mose 34,6-7)

Absolut fantastisch, wie das Wesen Gottes hier beschrieben wird. Name Gottes bedeutet also nichts anderes als eine Wesensbeschreibung von ihm?

Richtig, und dieser Name Gottes rettet auch. Er ist eine feste Schutzburg. Gottes Name ist sein Wesen, sein Charakter, sein Herz, sein Geist, seine Gerechtigkeit. Wer sich in sein Wesen eintaucht, in seinen Namen hineintaufen lässt, davon getränkt und erfüllt wird, wer sich dieses Wesen anzieht wie ein Kleid, in dem wird eine Wasserquelle entspringen, die »in das ewige Leben quillt« (Johannes 4,14). Der Name Gottes ist also selbst der Weg zum ewigen Leben, das Mittel zum ewigen Leben. Diesen Namen hat Jesus uns geoffenbart (Johannes 17,6) und er möchte uns in ihm bewahren, damit wir mit Jesus und Gott eins werden (Verse 22-23.26).

Atemberaubend! Das meinst du also mit Gesetzmäßigkeit?

Unreinbarkeit und der Grund dafür

Gottes Wesen und seine Rettung und Reinigung sind also untrennbar miteinander verknüpft?

Ja, denn es bedeutet, dass jeder, der Gottes Namen als Rettungsmittel missbraucht, indem er ihn falsch darstellt und für Ziele verwendet, die im Widerspruch zu Gottes Charakter und Wesen stehen, dass der sich außerhalb der Reichweite seiner Rettung stellt. Denn er verbiegt praktisch das einzige Werkzeug, das ihn retten könnte, und macht es unbrauchbar für seine eigene Rettung.

Mir geht jetzt echt ein Kronleuchter auf! Wie kann man dann das dritte Gebot herunterbrechen oder paraphrasieren mit den Erklärungen, die du uns eben veranschaulicht hast?

Ich würde es so übersetzen und paraphrasieren:

Das dritte Gebot für dich erklärt

»Du sollst Gottes guten Namen, sein barmherziges Wesen nicht für Bosheit, Gewalt, Lüge und Nichtigkeit benutzen. Rechtfertige diese zerstörerischen Sünden nicht mit seinem Namen und wähne dich schon gar nicht in seinem Auftrag oder gib dich als sein Bote aus, wenn du auf diese grausame Weise sprichst und handelst. Denn der HERR, der dich zwar sehr gerne von dieser Bosheit und Sünde reinigen und retten will, kann dies nicht tun, solange du an dieser Bosheit festhältst und sogar noch glaubst oder verkündigst, dass diese Bosheit und Sünde sogar zu seinem eigenen Wesen gehören.«

Wow! Jetzt wird dieses Gebot für mich zum ersten Mal so richtig relevant! Da kann ich mich ja täglich hinterfragen, ob ich Gottes Wesen meiner Frau und meinen Kindern auch richtig darstelle. Gewalt, Bosheit, Lüge und Nichtigkeit kommen ja manchmal auch ganz schön subtil daher – in christlichem Gewand eben. Du weißt, was ich meine?

O ja! Jesus hat das Ganze auch als die Sünde gegen den Heiligen Geist bezeichnet.

Wie bitte? So schlimm? Da musst du mir jetzt aber helfen. Bin ich ein hoffnungsloser Fall?

Sünde gegen den Heiligen Geist

Keine Angst! Schauen wir uns mal genauer an, was Jesus da sagt.

»Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben. Und wer etwas redet gegen den Menschensohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet gegen den Heiligen Geist, dem wird’s nicht vergeben, weder in dieser noch in der künftigen Welt.« (Matthäus 12,31-32) »Wahrlich, ich sage euch: Alles wird den Menschenkindern vergeben werden, die Sünden und die Lästerungen, so viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig.« (Markus 3,28-29)

Ja, genau. So hatte ich das auch im Hinterkopf. Hört sich für mich immer sehr verstörend an.

Ich bin schon Menschen begegnet, die sich als hoffnungslosen Fall betrachteten, weil sie meinten, die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen zu haben. Doch das ist ein völlig falsches Verständnis. Die Sünde gegen den Heiligen Geist begeht man, wenn man das einzige Heilmittel gegen die Sünde, nicht in sein Herz lässt. Man kann gegen Gott sein. Man kann gegen den Erlöser sein, den er zu uns gesandt hat, Jesus Christus. Aber wenn man sich gegen den Heiligen Geist sperrt …

Warum ist das ein Unterschied? Das verstehe ich nicht.

Was im Kopf passiert

Jesus möchte den Heiligen Geist durch seine Worte in unsere Herzen »blasen«, damit er dort sein umwandelndes Werk vollbringt. Bekehrung hat ja etwas mit Umdenken zu tun. Ist doch klar, dass das nur auf der mentalen Ebene geschehen kann – also durch den Geist. Aber wer oder was soll uns verändern und retten, wenn wir uns gedanklich nicht überzeugen und umstimmen lassen? Wenn Gott durch seinen Geist unser Herz nicht gewinnen kann? Für einen solchen Menschen ist es »unmöglich, umzukehren. Mit seinem Verhalten kreuzigt er ja – zu seinem eigenen Verderben – den Sohn Gottes noch einmal und setzt ihn von neuem der öffentlichen Schande aus.« (Hebräer 6,6)

Du meinst, unsere Bosheit hat Jesus ans Kreuz gebracht. Er hat am Kreuz gebetet, dass uns das vergeben wird. Aber es lässt uns so unbeeindruckt, dass wir es genauso wieder tun würden? Dann ist man also ein hoffnungsloser Fall?

Bin ich ein hoffnungsloser Fall?

Daraus darf man nicht ableiten, dass jemand, der sein Herz auf diese Weise verhärtet, verloren ist. Die Bibel sagt ja: »Siehe, jetzt ist der Tag des Heils!« (2. Korinther 6,2) »Denn ich habe kein Gefallen am Tod dessen, der sterben müsste, spricht Gott der HERR. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.« (Hesekiel 18,32)

Nur, solange du dich gegen das umwandelnde Wirken des Geistes an deinem Herzen sperrst, solange du ihn auf diese Weise lästerst, beleidigst, zurückweist, solange bist du unrettbar, solange kann dir nicht vergeben werden. Solange ist es unverzeihlich. Denn das Geisteswirken ist die fleischgewordene Vergebung in dir.

Moment mal, was? Erkläre bitte!

Erst das Geisteswirken macht es möglich, dass du wie Jesus auch deinen Feinden und Folterern vergibst: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.« (Lukas 23,34) »Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, wird euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen auch nicht vergeben.« (Matthäus 6,15) Sobald du dich bekehrst von deiner Sünde gegen den Heiligen Geist, kann dir auch wieder vergeben werden. Denn dann gibst du dem Heiligen Geist wieder Zugang. Solange du sie aber begehst, gibt es keine Hoffnung. Du schneidest dir den einzigen Weg ab.

Aber ist das nicht mit allen anderen Sünden auch so. Solange ich in ihnen verharre, gehe ich verloren?

Hoffnung für Hoffnungslose

Schon, aber es besteht Hoffnung, dass dich der Heilige Geist der Sünde überführt und du dich von ihm verändern lässt. Wer soll dich aber der Sünde gegen den Heiligen Geist überführen? Ein anderes Bekehrungsmittel als den Heiligen Geist gibt es nicht.

Deshalb hat auch jeder, der verloren geht, die Sünde gegen den Heiligen Geist begangen. Er geht nicht verloren wegen seiner anderen Sünden, sondern weil er sich nicht bekehren wollte und gegen den Heiligen Geist sperrte.

Krass! Also es gibt Hoffnung, solange ich einen Funken Offenheit für das habe, was Gott mir durch seinen Geist sagen will? Dann habe ich aber die vollständige Sünde gegen den Heiligen Geist noch nicht begangen, oder?

Vielleicht hast du Recht. Der Mensch, der sich gegen Gottes Geist sperrt, aber dann doch noch bekehrt, hat nicht die vollständige Sünde gegen den Heiligen Geist begangen. Denn in einem bestimmten Moment hat er sich ja dann doch wieder auf den Heiligen Geist eingelassen, sonst hätte er sich nie bekehrt. Auf jeden Fall braucht niemand sich selbst als hoffnungslosen Fall betrachten. Solange du über solche Themen nachdenkst, wirkt der Heilige Geist noch an dir und du kannst dich seinem Wirken öffnen und ihm dein Herz hingeben.

Das ist jetzt schon beruhigend, muss ich sagen.

Dennoch sind wir gewarnt

Natürlich nur, solange noch Odem in dir ist (Hiob 27,3) und solange Gott noch nahe ist (Jesaja 55,6-13), solange wir noch Zeit haben (Galater 6,10). Es kommt die Zeit, wo die Menschen Gottes Geist so weit vertrieben haben, dass Herzen wie Stein bleiben. »Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, dass sie hin und her von einem Meer zum anderen, von Norden nach Osten laufen und des HERRN Wort suchen und doch nicht finden werden.« (Amos 8,11-12)

Ja, also auf die leichte Schulter sollte man es wohl auch nicht nehmen. Danke für den lieben Hinweis! (lacht) Hast du noch einen abschließenden Gedanken zu diesem Thema? Ansonsten habe ich nämlich genug Stoff zum Nachdenken, und ich denke wir haben den Bogen jetzt auch geschlagen.

Der niemand ungestraft lässt?

Zum Abschluss würde ich gerne noch die Beschreibung des Gottesnamens aus dem 2. Buch Mose zu Ende führen:

»HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde.« (2. Mose 34,6-7) Und es geht weiter: »Aber ungestraft lässt er niemand.«

Hier hake ich gleich ein. Wieso niemand? Eben haben wir doch ausführlich besprochen, dass das nur auf ganz bestimmte Leute zutrifft.

Genau. Das dritte Gebot sagt uns deutlich, dass Gott nur eine gewisse Menschengruppe nicht ungestraft lässt. Oder, wie wir gesehen haben, besser übersetzt: Nur diejenigen, die seinen Namen missbrauchen, kann er von ihren Sünden nicht reinigen. Denn dazu bräuchte er ihr Herzenseinverständnis, und dies gelingt nur, wenn sich der Mensch mit Gottes Geist auf eine Wellenlänge begibt. Warum sollte es also zu Gottes Wesen gehören, dass er niemanden reinigt (ungestraft lässt)?

Steht hier im Hebräischen wieder dasselbe Verb?

Ja, hier steht im Hebräischen wieder das Verb yenaqqeh (ינקה).

Schon merkwürdig, ehrlich gesagt.

Der nur die geistlich Armen reinigt

Schauen wir uns den Satz genauer an. Wörtlich lautet er: Und Reinigung (ve naqqeh / וינקה) nicht reinigt er (lo yenaqqeh / לא ינקה).

Verstehe gerade nur Bahnhof.

Ja, da rätseln die Weisen! David bittet Gott, ihn von seinen geheimen Sünden zu reinigen. Aber Gott reinigt niemanden? Im Hebräischen gibt es das Wort niemand in diesem Vers nicht. Es ist die Wiederholung des Wortes »reinigen«, das die Übersetzer verführt hat zu meinen, diese Verstärkung sein ein kategorischer Ausschluss: deshalb niemand. Ganz gegen den Kontext.

Genau. Das ist gegen den Kontext. Denn in dieser Charakterbeschreibung, die Gott dem Mose gibt, als er ihm seine Herrlichkeit auf dem Sinai gezeigt hat, steht doch direkt vorher, dass er Missetat, Übertretung und Sünde vergibt. Wieso sollte er dann grundsätzlich niemanden reinigen?

Wenn wir das naqqeh (נקה) traditionell als Infinitiv verstehen und mit Reinigung übersetzen, dann könnten wir sagen, dass Gott nichts oder niemand reinigt, was sich schon als rein versteht.

Gott reinigt nur die Unreinen? Die geistlich Armen sozusagen? Die wissen, dass sie Reinigung brauchen?

Jesus hat es einmal so gesagt: »Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde.« (Johannes 9,41) Das berühmte Laodizea-Syndrom. Anders gesagt: Würdet ihr zugeben, dass ihr unrein seid und Reinigung braucht, so könnte ich euch reinigen; weil ihr aber sagt: »Wir sind rein, ja wir sind die Reinigung selbst!«, müsst ihr nun unrein bleiben; denn Gott zwingt seine Reinheit niemand auf. »Die Reinigung reinigt er nicht.« Anders vokalisiert könnte man den Vers auch übersetzen: »Den Reinen reinigt er nicht.«

Gott reinigt durchaus, aber er reinigt ohne Zwang. Das ist sein Charakter und sein Wesen. Wer andere im Namen Gottes zwingt, der bricht das dritte Gebot und zieht seinen Namen in den Schmutz und kann nicht gereinigt werden.

Gut, dass wir noch weitergeredet haben. Sonst hätte mir dieses wertvolle Detail gefehlt.

Bis in die dritte und vierte Generation

Gott zwingt seine Reinheit niemandem auf, aber er kümmert sich noch »bei den Kindern um die Sünden ihrer Eltern, bis in die dritte und vierte Generation« (2. Mose 34,7 NL) und gibt die Hoffnung nicht auf, indem er ihnen nachgeht und versucht ihr Herz zu erreichen und sie von den Sünden zu befreien, die sie von Haus aus mitbekommen haben.

Ach so ist das gemeint, mit dem »Heimsuchen bis ins dritte und vierte Glied«. Ich habe mir da immer so einen Rächer vorgestellt, der sich an denen zu schaffen macht, die eigentlich gar nichts dafürkönnen. Mensch, danke, dass du meine Zweifel an Gott hier gründlich ausräumst.

Ja, deswegen bin ich selber auch so begeistert von Gott.

Was für ein Gott!

Was für ein Gott! Wenn das sein Wesen ist. Ich liebe seine Gebote! Er möchte mich retten. Und mich durchtränken mit seinem Wesen.

Ja, aber echt! Wer könnte sich da nicht taufen, hineintauchen lassen wollen in solche Liebe?

Und das Beste: Je mehr Menschen davon erfüllt werden, desto paradiesischer die Gemeinschaft dieser Menschen untereinander und desto heilbringender ihre Gegenwart.

Halleluja. Amen! Danke für das Gespräch.

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