Zwischen Judentum und Christentum: Elias Vermittlerrolle in der Endzeit

Zwischen Judentum und Christentum: Elias Vermittlerrolle in der Endzeit
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Ob Juden sich von ihren Sünden abkehren und zu ihrem Gott bekehren, hat auch mit Menschen zu tun, die Versöhnung mit Gott und zwischen Völkern predigen und leben. Willst du dabei sein? Von Waldemar Laufersweiler

Lesezeit: 15 Minuten

Ich sende euch den Propheten Elia, ehe der große und furchtbare Tag des HERRN kommt; der wird das Herz der Väter den Söhnen und das Herz der Söhne ihren Vätern wieder zuwenden, damit ich nicht kommen muss und das Land mit dem Bannfluch schlage! (Maleachi 3, 23-24)

Diese beiden Verse bilden den Schlussstein des Alten Testaments. Sie wirken wie eine Brücke zwischen den Glaubensvätern des Alten Bundes und den Söhnen der neutestamentlichen christlichen Gemeinde. Die Bibelstelle deutet an, dass zwischen diesen beiden Gruppen eine tiefe Entfremdung entstanden ist – ein Streit, vielleicht sogar Feindschaft. Doch bevor der furchtbare Tag des HERRN – die Wiederkunft Jesu – anbricht, verheißt Gott das Kommen eines besonderen Vermittlers: des Propheten Elia. Seine Aufgabe ist es, die zerrütteten Beziehungen zu heilen und die beiden Gruppen wieder zu versöhnen.

Kannst du beide Seiten verstehen?

Um als Vermittler wirken zu können, muss man in der Lage sein, beide Seiten zu verstehen und mit ihnen zu agieren. Genau wie Jesus allen Menschen begegnen konnte, unabhängig von ihrer gesellschaftlichen oder spirituellen Herkunft, so wird auch Elia sowohl mit den Vätern als auch mit den Söhnen vertraut sein und zwischen ihnen vermitteln. Seine Rolle ist entscheidend, denn der Schluss der Verse betont die Bedeutung dieses Versöhnungswerks: Wenn es nicht gelingt, drohen schwerwiegende Konsequenzen.

Die Entfremdung zwischen Vätern und Söhnen scheint tiefgreifend zu sein, ein Zerwürfnis, das Gott nicht gefällt. Was genau ist geschehen, dass eine solch dringende Versöhnung notwendig wurde?

Juden gründeten frühchristliche Gemeinde

Nach der Himmelfahrt Jesu begannen seine Jünger, die ersten christlichen Gemeinden zu gründen. Diese Gemeinschaften setzten sich aus gläubigen Juden zusammen, die Jesus als ihren Messias anerkannt hatten. Die Apostelgeschichte berichtet uns von einer großen Zahl jüdischer Menschen, die ihren Glauben an Jesus bekannten und Teil der wachsenden Gemeinde wurden.

Daher ist die oft pauschal geäußerte Behauptung, die Juden hätten Jesus einhellig abgelehnt oder verworfen, schlichtweg falsch. Vielmehr waren es jüdische Gläubige, die das Fundament der frühen Kirche legten und den Glauben an den Messias in die Welt trugen.

Reaktionen einzelner Juden
Apg. 11,19; 13,43; 14,1-2; 16,1; 17,1-4.10-11; 18,4; 19,10; 20,21; 28,24

Massenbekehrungen von Juden
Apg. 2,41.47; 4,4; 5,14; 6,1.7; 9,42; 12,24; 13,43; 14,1; 17,11-12; 21,20

Wie entstand der Judenhass?

Die junge christliche Gemeinde erfüllte ihren Auftrag, das Evangelium auch zu den Heiden zu bringen. Besonders der Apostel Paulus wird als eifriger und erfolgreicher Missionar beschrieben, der viele Menschen außerhalb des Judentums zum Glauben führte. Mit der Zeit schlossen sich immer mehr Nichtjuden der Gemeinde an und brachten ihre kulturellen Eigenheiten mit. Allmählich übertrafen die Heidenchristen die Judenchristen zahlenmäßig und übernahmen zunehmend einflussreiche Positionen. Dies führte zu Spannungen zwischen den beiden Gruppen – den »Vätern« (den jüdischen Gläubigen) und den »Söhnen« (den heidenchristlichen Neubekehrten).

Zusätzlich verschärfte sich die Lage durch die politischen Spannungen der Zeit: Das Römische Reich verfolgte die Juden aufgrund ihrer Unabhängigkeitsbestrebungen. Viele Christen bemühten sich deshalb, sich in allen Bereichen deutlich vom Judentum abzugrenzen, um nicht mit ihnen in Verbindung gebracht zu werden. Diese Bestrebungen nahmen teilweise offen antisemitische Züge an.

Einflussreiche Theologen, geistliche Führer und Herrscher begannen, judenfeindliche Schriften zu verfassen, die das Bild der Juden in der Öffentlichkeit prägten. Damit schufen sie eine theologische Grundlage für den späteren Antijudaismus, dessen Folgen sich durch die Jahrhunderte zogen. Die Distanzierung, die einst aus Angst vor Verfolgung begann, entwickelte sich so zu einer tief verwurzelten Feindseligkeit.

Liste antijüdischer Theologen und Herrscher

Justin der Märtyrer (um 100–165)
Melito von Sardes (gest. um 180)
Clemens von Alexandria (um 150–215 n. Chr.)
Tertullian (150–220)
Origenes (185–253)
Konstantin der Große (um 280–337)
Ambrosius von Mailand (339–397)
Theodosius I. (347-395)
Johannes Chrysostomos (349–407)
Augustinus von Hippo (354–430)
Thedosius II. (401-450)
Justinian I. (ca. 527–565)

Bruch zwischen Juden- und Christentum – eine tragische Entwicklung

Der außerbiblische Barnabasbrief (vermutlich verfasst zwischen 70 und 132 n. Chr.) gilt als eines der frühesten Dokumente, das eine radikale Abkehr vom Judentum und dessen Traditionen fordert, einschließlich der Ablehnung des Sabbats. Mit dem konstantinischen Sonntagsgesetz von 321 wurde diese Ablehnung besiegelt, was zur endgültigen Abwertung der Torah durch die Christen führte. Dies markierte den Beginn getrennter Gottesdienste, den Aufstieg des Christentums zur Staatskirche und die systematische Verfolgung nicht-christlicher Juden. In dieser Zeit nahm der religiöse Antisemitismus Gestalt an: Christen distanzierten sich vom Judentum und erhoben den Vorwurf des Gottesmordes gegen die Juden.

Das erste große christliche Konzil, einberufen von Kaiser Konstantin im Jahr 325 in Nicäa, trennte Kirche und Synagoge endgültig. Die Trennung wurde so rigoros durchgesetzt, dass Verstöße gegen die Gesetze dieser Abgrenzung sogar mit der Todesstrafe geahndet wurden. Gleichzeitig wurden sonnenkultische, heidnische Elemente wie Feiertage, Feste, Symbole und Ikonen in den christlichen Gottesdienst integriert. Diese Veränderungen stießen die verbliebenen Judenchristen weiter ab, sodass ihre Zahl bis zum Ende des 4. Jahrhunderts nahezu vollständig verschwand.

Die folgenden Jahrhunderte brachten zahlreiche Tragödien mit sich: Kreuzzüge, Pogrome, Antisemitismus und schließlich die Katastrophe des Holocausts. Diese lange Geschichte der Verfolgung hat viele Juden dazu gebracht, im Christentum die Wurzel allen Übels zu sehen.

Es stellt sich daher die schmerzhafte Frage: Was hätte Juden eigentlich dazu bewegen können, das Christentum zu lieben?

Juden werden offen fürs Evangelium

Die biblische Prophetie verheißt uns, dass sich etwas Grundlegendes ändern wird:

Ich will euch nämlich, meine Brüder, über dieses Geheimnis nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht in vermeintlicher Klugheit auf eigene Gedanken verfallt: Verstockung ist über einen Teil der Israeliten gekommen bis zu der Zeit, da die Vollzahl der Heiden (in die Gemeinde Gottes) eingegangen sein wird. (Römer 11,25)

Das kleine Wort »bis« weist auf eine zukünftige Wende hin. Auch im Lukasevangelium begegnen wir einer ähnlichen Verheißung:

Juden kommen wieder nach Jerusalem

… und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und in die Gefangenschaft unter alle Heidenvölker weggeführt werden, und Jerusalem wird von Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden abgelaufen sind. (Lukas 21,24)

Im zweiten Korintherbrief wird dieses Thema weiter entfaltet:

Juden erhalten Erleuchtung

Bis heute liegt, sooft Mose vorgelesen wird, eine Decke über ihrem Herzen. Sobald Israel sich aber zum HERRN bekehrt, wird die Decke weggezogen. (2. Korinther 3,15-16)

Was wird dann geschehen?

Der Prophet Hosea beschreibt es so:

Juden bekehren sich zu ihrem Gott und seinem Messias

Denn die Söhne Israel bleiben viele Tage ohne König und ohne Oberste, ohne Schlachtopfer und ohne Gedenkstein und ohne Efod und Terafim. Danach werden die Söhne Israel umkehren und den HERRN, ihren Gott, suchen und David, ihren König. Und sie werden sich bebend zum HERRN wenden und zu seiner Güte am Ende der Tage. (Hosea 3,4-5)

Am Ende der Tage, in einer Zeit großer Bedrängnis, werden die Juden sich zu Jesus bekennen. »David« steht hier symbolisch für Jesus, den Messias. Sie werden beben – ein Ausdruck tiefer Ehrfurcht, aber auch großer Angst angesichts ihrer Notlage.

Der Prophet Sacharja gibt uns ein bewegendes Bild dieser Umkehr:

Juden erkennen in Jesus ihren Retter und wenden sich von Sünde ab

Sodann will ich über das Haus Davids und über die Bewohner Jerusalems den Geist der Gnade und der Bitte um Gnade ausgießen, so dass sie auf den hinblicken werden, den sie durchbohrt haben, und um ihn wehklagen, wie man um den einzigen Sohn wehklagt, und bitterlich Leid um ihn tragen, wie man um den Tod des Erstgeborenen Leid trägt. (Sacharja 12,10)

An jenem Tag wird für das Haus David und die Bewohner von Jerusalem eine Quelle geöffnet sein gegen Sünde und gegen Befleckung. (Sacharja 13,1)

Israel wird sich zu dem wenden, den sie einst ans Kreuz brachten – zu Jesus, der Quelle der Reinigung von Sünde und Befleckung. In dieser tiefen Begegnung werden sie ihn als ihren Erlöser erkennen und annehmen.

Die 70 Jahrwochen prophezeien Zerstreuung und Sammlung

Die folgende Bibelstelle zeigt, dass es einen Zeitpunkt gab, an dem sich der göttliche Fokus von den Juden abwandte. Doch sie offenbart auch, dass das jüdische Volk kurz vor dem Ende der Weltgeschichte in der biblischen Prophetie wieder eine bedeutende Rolle einnehmen wird.

Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt … Ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem Volk am Ende der Tage widerfahren wird; denn noch gilt die Vision für ferne Tage … (Daniel 9,24; 10,14)

Apostel Paulus geht gegen einen vorgefassten Irrtum vor

So frage ich nun: Hat Gott sein Volk etwa verstoßen? Keineswegs! Ich bin doch auch ein Israelit, aus Abrahams Nachkommenschaft, aus dem Stamme Benjamin. Nein, Gott hat sein Volk, das er zuvor ersehen hat, nicht verstoßen. (Römer 11,1-2)

Messianische Juden und die Frage der Vorbereitung auf Jesu Wiederkunft

Es gibt eine wachsende Zahl messianischer Juden, die bewusst ihren Glauben mit jüdischen Traditionen leben: Sie feiern den Sabbat und die biblischen Feste, halten koschere Speisegebote, lehnen Kreuzeszeichen und Jesusbilder ab. Statt christlicher Choräle singen sie hebräische Bibellieder zu jüdischen Melodien und Harmonien, rezitieren traditionelle Gebete und Segenssprüche und wandern nach Israel ein.

Doch bleibt eine wichtige Frage – für sie genauso wie für uns: Sind wir uns bewusst, dass es ein himmlisches Gericht gibt, bei dem unser Charakter geprüft wird? Sind wir mit Gott und unseren Mitmenschen versöhnt?

Sind sie »Väter« und wir »Söhne« bereit für die Begegnung mit Jesus? Wenn Jesus wiederkommt, wird er jene zu sich holen, die einen Charakter und einen Glauben haben, die vor ihm Bestand haben können. Diese Vorbereitung ist nicht nur eine Frage äußerer Formen, sondern auch einer inneren Haltung der Liebe, Demut, Versöhnung, aber auch der Treue gegenüber dem Licht, das Gott uns geschenkt hat. Sind wir wirklich bereit, ihm zu begegnen?

Ellen Whites Aussagen über die Juden

Ellen White, eine Mitbegründerin der Siebenten-Tags-Adventisten, der die Gabe des Geistes der Weissagung zugeschrieben wird, betrachtete die Juden nicht als von Gott verworfen. Vielmehr sah sie sie als ein Volk, das weiterhin unter seiner besonderen Fürsorge steht.

Obwohl Israel den Sohn Gottes ablehnte, wurde es doch von Gott nicht aufgegeben … Als Nation hatte Israel durch seinen Unglauben und die Ablehnung des vom Himmel vorgesehenen Lebenszwecks seine Verbindung zu Gott verloren. – Das Wirken der Apostel, 372 und 374 (rev.)

Die besonders für die Juden bestimmten 70 Wochen oder 490 Jahre liefen, wie wir gesehen haben, im Jahre 34 n. Chr. ab. Zu jener Zeit besiegelte die jüdische Nation durch den Beschluss des Hohen Rates die Verwerfung des Evangeliums, indem es Stephanus steinigte und die Nachfolger Christi verfolgte. Dann wurde der Welt die Heilsbotschaft verkündigt, die sich nicht länger auf das auserwählte Volk beschränkte. – Der große Kampf, S. 331

Der Staat Israel zur damaligen Zeit war zugleich die Gemeinde Gottes mit einem missionarischen Auftrag. Doch da die Führer und Herrscher Jesus mehrheitlich als ihren Messias ablehnten, verlor Israel als Nation seinen besonderen Status als geistliche Gemeinde. Aber von einer Verwerfung der Juden lesen wir nichts.

In den letzten Tagen der Geschichte dieser Erde wird Gottes Bund mit seinem Volk, das die Gebote hält, erneuert werden. (zitiert Hosea 2,20-25) – Propheten und Könige, 211

Das Werk, von dem der Prophet Sacharja (in Kap. 8,13-15) schreibt, ist ein Typus für die geistliche Restauration, die vor dem Ende der Zeit für Israel geschehen soll. – Brief 42, 1912, Manuscript Release 1, 315

Es werden viele Juden bekehrt werden, und diese Bekehrten werden mithelfen, den Weg des HERRN zu bereiten … Bekehrte Juden sollen in den großen Vorbereitungen auf den künftigen Empfang unseres Herrn Christus eine wichtige Rolle spielen. – Manuscript 75, 1905, Evangelism, 579

Unter den Juden gibt es viele, die zum Licht kommen und mit wunderbarer Kraft die Unveränderlichkeit des Gesetzes Gottes verkündigen werden. – Manuscript 87, 1907

Wenn am Ende der Tage die Evangeliumsverkündigung zum Abschluss gebracht werden soll, erwartet Gott, dass in erster Linie für die Menschen gearbeitet wird, die bis dahin vernachlässigt worden sind, und dass sich seine Boten dann besonders der Juden in allen Teilen der Erde annehmen. – Das Wirken der Apostel, 377

Das Werk für die Juden, wie es im elften Kapitel des Römerbriefes beschrieben wird, ist ein Werk, das mit besonderer Weisheit ausgeführt werden muss. Es ist eine Aufgabe, die nicht vernachlässigt werden darf. – Brief 96, 1910

Zur Erleuchtung der Juden sollten besondere Bemühungen unternommen werden. – Manuscript 87, 1907

Ich sah Literatur, die überall unter den Juden verbreitet wurde, und wenn sie ihre Wirkung getan hat, wird Gott seine Boten bewegen, eine reiche Ernte einzubringen. – Berichtet von S. A. Kaplan in »Report of the Jewish Work«.

Es wird uns ausdrücklich gesagt, dass wir die Juden nicht verachten sollten (Römer, Kapitel 11), denn unter ihnen hat der HERR mächtige Männer, die die Wahrheit mit Macht verkündigen werden. – Manuskript 87, 1907, Manuscript Release 6, 325

Fazit

So sind sie im Hinblick auf die Heilsbotschaft zwar Feinde Gottes um euretwillen, aber im Hinblick auf die Erwählung sind sie Geliebte Gottes um der Väter willen; denn unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes. Denn wie ihr einst ungehorsam gegen Gott gewesen seid, jetzt aber infolge des Ungehorsams dieser Erbarmen erlangt habt, ebenso sind wiederum diese jetzt ungehorsam geworden, um durch das euch gewährte Erbarmen dereinst ebenfalls Barmherzigkeit zu erlangen. Denn Gott hat alle zusammen in Ungehorsam verschlossen, um allen Erbarmen widerfahren zu lassen. (Römer 11, 27-32)

Euch Heidenchristen aber sage ich: … Rühme dich nicht gegen (sie) … Sei nicht hochmütig, sondern sei auf deiner Hut! (Römer 11,13-18)

Nun – wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht zu glauben gelernt haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie sollen sie aber von ihm hören ohne einen Verkündiger? Und wie soll ihnen jemand verkündigen, ohne dazu ausgesandt zu sein? (Römer 10,14-15)

Wir sind aufgerufen, das wiedergutzumachen, was zutiefst zerstört wurde – und zwar im Geist Elias, einem Geist der Versöhnung.

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