Was passiert kurz nach dem Tod? Gibt es ewige Höllenqualen für Sünder? Wie ist es um die Grausamkeit des Korans bestellt? Von Kai Mester
Lesezeit: 35 Minuten
Die unsterbliche Seele wird heute von allen monotheistischen Religionen gelehrt. In Wirklichkeit geht diese Lehre aber auf griechischen Einfluss zurück. Platons Schriften haben das hellenistische Denken geprägt. Dadurch gelangte die Lehre zu den Juden, Christen und Muslime im Nahen Osten.
Die alten Propheten verkündigten ganz im Gegensatz dazu den bewusstlosen Todesschlaf. Sie predigten auch die Auferweckung der Toten am jüngsten Tag und den Untergang, also das Ende der Gottlosen im »ewigen« Feuer (Annihilationismus).
Dieser Artikel möchte zeigen, dass auch der Koran dies bestätigt. Er sagt über Tod, Auferstehung und Hölle letztlich nichts anderes als Taurāt (Hebräische Bibel) und Indschīl (Griechische Bibel).
Wann erhältst du deinen Lohn?
»Jeder Mensch wird den Tod schmecken und erst am Tag der Auferstehung werdet ihr euren gerechten Lohn empfangen. Der eine wird vor dem Feuer gerettet und ins Paradies gebracht … den anderen lässt du, HERR, ins Feuer eintreten.« (Āl ʿImrān 3,185.192)
Diese Verse erklären zwar nicht, was genau zwischen Tod und Auferstehung passiert. Aber der Eingang ins Paradies oder die Hölle findet demnach auf jeden Fall erst später statt. (Die Bibel sagt dies in 1. Korinther 15,22, Lukas 14,14, Judas 1,23, Offenbarung 2,7, Psalm 21,9)
Auferweckung von den Toten
In der Sure al-Isrā‘ wird Muhammads Konversation mit Menschen wiedergegeben, die nicht an die Auferstehung glaubten:
»Sollen wir etwa, wenn wir bereits zu Knochen und Staub geworden sind zu einer neuen Schöpfung auferweckt werden? – Ja, selbst wenn ihr zu Steinen oder Eisen oder sonst etwas würdet, was noch schwieriger zum Leben zu erwecken wäre. – Wer wird uns zurückholen? – Der euch beim ersten Mal erschuf. – Dann schütteln sie den Kopf und sagen: Wann soll das denn sein? – Vielleicht schon bald. Am Tag, wenn er euch ruft, werdet ihr ihn lobpreisen und es wird euch so vorkommen, als hättet ihr nur ein wenig verpasst.« (al-Isrā‘ 17,52)
Auch dieser Abschnitt erweckt also nicht den Eindruck, als ob der Mensch zwischen Tod und Auferstehung irgendetwas bewusst wahrnehmen würde. Im Gegenteil!
Nur ein bewusstloser Schlaf, aus dem du wieder erwachst?
Es gibt auch Koranverse, die den Tod mit dem Schlaf vergleichen.
»Er lässt euch in der Nacht verscheiden und weiß, was ihr am Tag verbrochen habt. Danach weckt er euch am Tag auf, bis eine bestimmte Frist abgelaufen ist. Dann holt er euch zu sich zurück und zeigt euch, was ihr getan habt.« (al-Anʿām 6,60)
Einschlafen-Aufwachen. Das ist das Bild, das der Koran vor Augen hat. Es gilt für jede Nacht, aber auch für die Todesnacht. In der kommentierten Übersetzung von Fatima Grimm und Ali Ünal klingt das so:
»Er ist es, der eure Seelen in der Nacht hinweg nimmt (während ihr schlaft, in einem dem Tod vergleichbaren Zustand), und Er weiß, was ihr am Tag bereits an Taten vollbracht habt. Dann erweckt Er euch (zur darauf folgenden Tageszeit) wieder zum Leben, damit eine von Ihm festgesetzte Frist erfüllt werde. (Er führt euren Tod herbei, wenn diese Frist abgelaufen ist, und so, wie Er euch nach dem Schlaf wieder zum Leben erweckt, lässt Er euch nach dem Tod wiederauferstehen, sobald die dafür vorherbestimmte Zeit gekommen ist.) Eure letztendliche Rückkehr ist zu Ihm; und dann wird Er euch begreifen lassen, was ihr zu tun pflegtet (und euch dafür zur Rechenschaft ziehen).«
Die Seele der Toten »schläft« und befindet sich in einem bewusstlosen Zustand:
»Gott lässt die Seelen verscheiden, wenn sie sterben, und die nicht sterben, (lässt er verscheiden), während sie einschlafen und die Augen schließen. Er hält die fest, die er sterben lässt, und schickt die anderen (Schlafenden) bis zu einer bestimmten Zeit wieder (ins Leben) zurück. Hier steckt viel drin für alle, die nachdenken. (Wer Ohren hat der höre!)« (az-Zumar 39,42)
Das Grab, nur eine Schlafstätte!
»Dann wird die Posaune geblasen und sie werden aus den Gräbern zu ihrem Herrn eilen und sagen: Wehe uns! Wer hat uns von unserer Schlafstätte erweckt? Genau das wurde vom Barmherzigen verheißen. Die Gesandten haben die Wahrheit gesagt.« (Yā-Sīn 36,51-52)
Wie bewertet der Koran Fegefeuer und Heiligenverehrung?
Aus allen Koranversen, die wir gelesen haben und noch lesen werden, wird deutlich: Die Verstorbenen kommen weder ins Fegefeuer, noch blicken sie als Heilige herab vom Himmel auf ihre Hinterbliebenen. Deshalb kann man sie auch nicht anrufen. Daher ist auch der Kontakt mit den Toten verboten (5. Mose 18,10-12), Denn es wären doch nur Dämonen, die antworten könnten (1. Samuel 28,19-20). Alles andere sind spätere Traditionen, die bei genauerem Hinsehen Bibel und Koran widersprechen.
So sagt auch der Koran: »Wenn ihr sie ruft, hören sie euer Gebet nicht, und wenn sie es auch hörten, würde sie euch doch nicht erhören.« (Fātir 35,14) Der Koran warnt vor jeder Form von Götzendienst und Heiligenverehrung. Fegefeuer und Heiligenverehrung sollten bald politische und wirtschaftliche Machtmittel eines religiösen Systems werden, das der Koran vehement ablehnt. Der Glaube an eine unsterbliche Seele hatte solche Verirrungen möglich gemacht.
Die Sieben Schläfer, Bild für Tod und Auferstehung
Um der Heiligenverehrung zu wehren und den Todesschlaf zu veranschaulichen, benutzt der Koran die christliche Legende über die Sieben Schläfer. (Der Name des niedlichen Tierchens leitet sich tatsächlich von ihnen ab.) Als die Schläfer nach über 300 Jahren von ihrem Schlaf in einer Höhle erweckt wurden, und nach der Dauer ihres Schlafes befragt wurden, antworteten sie: »Vielleicht einen Tag oder den Teil eines Tages?« (al-Kahf 18,19) Ihr Schlaf war demnach bewusstlos, die große Länge ein Bild für Tod und Auferstehung.
Gibt es im Tod Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Tun?
Das Einzige, was die Schläfer und die Toten hören können, ist Gottes Stimme, die sie aufweckt:
»Gleich sind nicht die Lebendigen und die Toten. Ja, Gott macht hören, wen er will, du aber kannst die in den Gräbern sind nicht zum Hören bringen.« (Fātir 35,22)
Im Tod gibt es laut hebräischer Heiliger Schrift kein Wissen, kein Lieben und kein Hassen (Prediger 9,5-6), kein Tun, Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit (Vers 10), auch kein Danken (Psalm 6,6) und kein Planen (Psalm 146,4). Das bestätigt auch der Koran:
Taten sind nach dem Tod nicht mehr möglich: »Bis der Tod an seine Türe klopft. Dann sagt er: Herr, bring mich zurück, damit ich gute Taten tue bei dem, was ich unverrichtet ließ! – Auf keinen Fall! Es ist nur ein Lippenbekenntnis. – Hinter ihnen ist eine Schranke bis zum Tag der Auferstehung.« (al-Mu’minūn 23,99-100)
Denken, Fühlen, Planen gehen erst wieder, wenn man wach ist: »Wehe uns! Wer hat uns von unserer Schlafstätte erweckt?« (Yā-Sīn 36,52)
Die Toten wissen nichts. »Sie sind tot, nicht lebendig und wissen nicht, wann sie auferweckt werden.« (an-Nahl 16,21)
Wann geschieht die Auferstehung?
»Es kommt die Stunde, darüber gibt es keinen Zweifel, dass Gott alle, die in den Gräbern sind, auferwecken wird.« (al-Haddsch 22,7) Dieser Termin liegt offensichtlich noch in der Zukunft.
Was wird aus deiner Individualität?
»Meint der Mensch etwa, dass Wir seine Gebeine nicht zusammenfügen werden? Doch! Wir vermögen gar, seine Fingerkuppen wiederherzustellen.« (al-Qiyāma 75,3-4)
Skelett und individueller Fingerabdruck stehen stellvertretend für die Extrempunkte unseres Körpers, zwischen denen alle anderen Organe liegen, auch die neuronalen Netzwerke unseres Gehirns, ohne die es keine echte Intelligenz gibt. Bei Gott ist unsere DNA und unser Neuronalnetz gespeichert, unser jugendfrisches Aussehen und unser ausgereifter Charakter.
Kommen Märtyrer sofort ins Paradies?
Genauso wie in der Bibel gibt es auch im Koran Verse, die bei oberflächlichem Leben den Eindruck erwecken, als kämen Menschen direkt nach dem Tod ins Paradies. Doch das widerspricht eindeutig den Stellen, die wir bereits angeführt haben. Gemeint ist hier vielmehr das subjektive Empfinden der Personen, die nach ihrem Tod ja schon in der nächsten bewussten Sekunde von den Toten auferweckt werden, um vor dem Weltenrichter zu erscheinen und ihren Lohn zu empfangen.
»Sagt nicht von denen, die auf Gottes Weg getötet werden, Tote, sondern Lebende. Ihr nehmt es nur nicht wahr.« (al-Baqara 2,154) Ähnlich sagt auch Jesus: »Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.« (Johannes 11,25-26) Die Realität des eigenen, auch gewaltsamen Todes wird für den Gläubigen irrelevant.
»Halte sie nicht für tot, die in Gottes Weg getötet wurden. Vielmehr sind sie lebendig und werden von ihrem Herrn versorgt. Sie freuen sich über das, was Gott ihnen gegeben hat und über die frohe Kunde, dass die, die noch nicht zu ihnen gestoßen sind, weder Angst noch Sorge haben brauchen, sondern noch zu ihnen stoßen werden. Gott segnet und versorgt. Er wird es den Gläubigen vergelten.« (Āl ʿImrān 3,169-171) Auch während der Koran über die noch zukünftigen Märtyrer spricht, blendet er hier den Todesschlaf aus. Weiter unten schauen wir uns noch die Geschichte des Reichen Mannes und des armen Lazarus an, die Jesus erzählt hat. Dann wird noch verständlicher, wie das Schicksal der Menschen am Tag der Auferstehung hier schon kurz nach ihrem Tod reflektiert wird – zum Teil, als könnten sie als Tote denken und fühlen. Dabei soll hier poetisch nur ihr gutes Schicksal deutlich gemacht werden.
Dies harmoniert mit den Bibelworten: »Ich sah unten am Altar die Seelen derer, die umgebracht worden waren um des Wortes Gottes und um ihres Zeugnisses willen. Und sie schrien mit großer Stimme: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? Und ihnen wurde gegeben einem jeden ein weißes Gewand, und ihnen wurde gesagt, dass sie ruhen müssten noch eine kleine Zeit, bis vollzählig dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch noch getötet werden sollten wie sie.« (Offenbarung 6,11) Auch hier findet ein Gespräch mit den Toten statt, als könnten sie fühlen, denken, hören und reden. Dabei ist es letztlich nur ihr Blut, das wie beim ersten Märtyrer Abel damals schrie. Gott erklärte seinem Bruder Kain: »Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde.« (1. Mose 4,10) Die Toten wissen davon also nichts. Die Frage würden sie stellen, wenn sie noch lebten. Die Frage haben aber auch die Lebenden. So wird sie ihnen in den Mund gelegt und beantwortet.
Kam der Verbrecher am Kreuz sofort ins Paradies?
Auch folgender Bibelvers könnte den falschen Eindruck erwecken, dass der Gläubige direkt beim Tod ins Paradies kommt: »Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.« (Lukas 23,43) Oft wird erklärt, dass der Originaltext keine Satzzeichen enthielt und deshalb auch eine andere Lesung möglich ist: »Ich sage dir noch heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.« Eine andere Möglichkeit ist aber auch die, das Heute als subjektives Heute aufzufassen. Denn der Verbrecher würde die Auferstehung von den Toten ja schon aus seiner Sicht in wenigen Stunden erleben. Der Verbrecher wartet demnach, ohne es mitzubekommen, wie alle Toten weiter auf den Tag der Auferstehung.
Sind Abraham, Isaak und Jakob lebendig?
»Gott sprach: Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.« (Markus 12,27) Aus dem Kontext wird jedoch deutlich, dass Jesus hier von der Auferstehung spricht und nicht von einer unsterblichen Seele. Kurz vorher sagt er: »Die Toten werden auferstehen.« (Vers 25-26)
Ist Paulus von Tarsus im Paradies?
Paulus sagte: »Wir sind guten Mutes und ziehen es vor, aus dem Leib auszuwandern und beim HERRN zu sein.« »Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und beim Messias zu sein, was auch viel besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben um euretwillen.« (2. Korinther 5,8; Philipper 1,23-24) Auch diese Verse haben nichts mit hellenistischen Unsterblichkeitsdenken zu tun, sondern blenden die Zeit zwischen Tod und Auferstehung einfach aus.
Wo ist das Paradies überhaupt?
Wenn Tote nicht direkt ins Paradies kommen, muss das Paradies auch nicht an einem anderen Ort sein, der uns jetzt verborgen ist. »Wir haben in den Psalmen und früheren Schriften geschrieben, dass meine gerechten Diener die Erde erben werden.« (al-Anbiyā‘ 21,105)
Diesen Lohn, das Paradies auf Erden, empfangen die Gläubigen erst nach der Auferstehung (Psalm 37,11.18.22.29.34). Bei ihrem Tod ist es unmöglich, da die Erde zu diesem Zeitpunkt noch nicht von Sünde gereinigt und daher in keinem paradiesischen Zustand ist. Doch wenn Gott diese Erde neu schafft, kann auch das Paradies wieder hier auf der Erde sein.
Schicksal der Gottlosen
Die Bibel spricht ausführlich über das Ende der Gottlosen. »Die Feinde des HERRN werden wie die Schönheit der Wiesen vergehen; sie werden verschwinden, wie der Rauch vergeht.« (Psalm 37,20) »Denn siehe, es kommt der Tag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh sein, und der kommende Tag wird sie anzünden, spricht der HERR Zebaoth, und er wird ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen … Ihr werdet die Gottlosen zertreten; denn sie sollen Asche unter euren Füßen werden.« (Maleachi 3,19.21) Deshalb warnt Jesus auch: »Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können; fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib vernichten kann in der Hölle.« (Matthäus 10,28) Kein Schrecken ohne Ende also. Sondern ein Ende mit Schrecken!
Maleachi, so haben wir gerade eben gelesen sagte Stroh, Wurzeln und Zweige im Ofen würden zu Asche auf denen die Gerechten einst wieder wandeln. Doch was sagt der Koran dazu?
Wie endet das Leben der Gottlosen?
»O die ihr glaubt, schützt eure Seelen (euer Leben) und eure Familien vor einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind, darüber starke, mächtige Engel, die Gottes Anweisungen beherzigen und tun, was er sagt.« (at-Tahrīm 66,6) Wie in der hebräischen Bibel werden die Gottlosen also auch im Koran als Brennstoff der Hölle beschrieben.
»Wundere dich nicht über die Reichtümer und Kinder der Ungläubigen. Gottes Wille ist, dass sie davon im Leben dieser Welt intensiv schmecken und ihre Seelen aushauchen und umkommen, weil sie ja nichts von ihm wissen wollen.« (at-Tauba 9,55) Es ist Gottes Respekt für den freien Willen des Menschen, der dies alles zulässt.
»Gott will denen, die dem Unglauben nacheilen, keinen Anteil am Danach geben. Ihnen wird vielmehr große Qual.« (Āl ʿImrān 3,176) Die Qual der allmählichen, doch endgültigen Trennung von Gott. Auch die Qual zu erkennen, dass sie es selbst so wollten.
»Ihr und die Götzen, denen ihr statt Allahs dient, seid Schottersteine für die Hölle. Dort werdet ihr ankommen.« (al-Anbiyā‘ 21,98)
Nach der Verwüstung der Erde durch die sieben apokalyptischen Plagen beschreibt die Bibel ein Meer, das mit Feuer und Schwefel brennt. »Ein Feuer ist entbrannt … und wird brennen bis in die unterste Tiefe … und wird anzünden die Grundfesten der Berge.« (5. Mose 32,22) Brennende Steine, ein Lavameer. Ein Feuer, das die Erde, wie wir noch sehen werden, von Sünde und Tod reinigt.
Brennen Steine ewig?
»Bald werde ich ihn (den Menschen) zum Höllenfeuer gelangen lassen. Woher weißt du, was das Höllenfeuer ist? Es lässt nichts übrig und lässt nichts bestehen. Es verwandelt die Menschen in brennendes Gestein.« (al-Mudathir 74,26-29)
Offensichtlich beendet das Höllenfeuer die Existenz der Gottlosen, statt sie zu verewigen.
Redet der Koran nicht vom ewigen Feuer?
»Ewig im brennenden Feuer verweilend, finden sie weder Beschützer noch Helfer.« (al-Ahzāb 33,64-65) Was ist aber damit gemeint? Spricht doch der folgende Vers von nur einem Tag: »Am Tag, wenn sie im Feuer hin- und herschauen, werden sie sagen: Wehe uns, wären wir doch Gott und seinem Gesandten gefolgt.« (Vers 66)
Die folgenden Verse beschreiben, was mit ewig gemeint ist. »Sie werden aus dem Feuer nicht herauskommen.« (al-Baqara 2,167) »Sooft sie ihm entfliehen wollen, geraten sie wieder hinein und man sagt ihnen: Schmeckt das Feuer, das ihr als Lüge bezeichnet habt.« (as-Sadschda 32,20) Das ist mit ewig gemeint: die Unumkehrbarkeit ihres Schicksals.
Wie lange brennt die Hölle?
Leider sind viele Koranübersetzung vom Verständnis einer bis in alle Ewigkeiten brennenden Hölle geprägt, die ja nur der falsche Glaube an eine unsterbliche Seele möglich macht. Nehmen wir folgenden Vers:
»Die Verbrecher im Höllenfeuer. Sie brennen darin am Tag des Gerichts und werden dort nicht fehlen.« (al-Infitar 82,14-16)
Der Vers spricht von einem Tag, an dem sie brennen, nicht von mehreren. Dennoch übersetzen doppelt so viele Versionen den Vers wie folgt: »Sie betreten die Hölle am Tag des Gerichts.« (Sadr ud-Din) »Sie werden dort eingehen/hineingeworfen/hineinkommen (Sher Ali/Muhammad Asad u.a.) Dabei ist im Original keinerlei Verb zu finden, dass nur einen Beginn markieren würde.
Genauso wie in der Bibel brennt das Höllenfeuer nur so lange, bis alles verbrannt ist. Das Wort ewig, bedeutet unauslöschlich und endgültig. Der freie Wille des Menschen wird respektiert. Er wollte weder Gott, der das Leben selbst ist, noch seinen Schutz. Er entschied sich die Gesetze des Daseins so lange zu brechen, bis das Inferno auf diesem Planeten komplett ist.
Perfektionierte Foltermethode?
Genauso wie in der Bibel gibt es im Koran auch ein paar wenige schwer verständliche Verse. Reißt man sie aus dem Zusammenhang und liest sie ohne die bis hierher zitierten Verse, müsste man tatsächlich an eine zeitlich ewige Höllenqual glauben.
»Wer unseren Hinweisen nicht glaubt, den lassen wir im Feuer brennen. Sooft ihre Haut gar ist, tauschen wir sie aus, damit sie die Qual schmecken. Ja, Gott ist allmächtig und allweise.« (an-Nisā‘ 4,176)
So unfassbar dieser Vers auch klingt, beim Nachdenken darüber werden mehrere Aspekte deutlich: Einerseits widersprechen diese körperlichen Qualen eindeutig dem Glauben an eine Höllenqual einer unsterblichen Seele. Erneut wird klar, dass der Koran an die körperliche Auferstehung nach einem Todesschlaf und ein physisches Feuermeer glaubt. Andererseits wird das »Sooft« dieses Verses dadurch begrenzt, dass die Hölle, wie wir gesehen haben, nur am Tag des Gerichts brennt. Darüber hinaus darf auch die bildhafte und poetische Sprache des Korans nicht unterschätzt werden.
Gleichnis vom reichen Mann und armem Lazarus
Auch in der Bibel hat Jesus anhand einer bildhaften Geschichte geistliche Wahrheiten erklärt: »Der Reiche aber starb und wurde begraben. Als er nun im Totenreich war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme.« (Lukas 16,22-24) In dieser Erzählung verlegt Jesus Paradies und Hölle schon subjektiv in die Zeit unmittelbar nach dem Tod und fährt damit fort zu erklären, dass bereits zu diesem Zeitpunkt das Schicksal jedes Menschen endgültig besiegelt ist. Die bildhafte Vorstellung, Lazarus könne den Weg auf sich nehmen, um die Qual der Flamme mit seiner befeuchteten Fingerspitze auf der Zunge des reichen Mannes zu kühlen, impliziert tatsächlich, dass seine Haut bis dahin noch mehrmals ausgetauscht wird, wie es der Koran so schaurig beschreibt. Denn die Feuerflamme gart sie schnell.
Doch diese Bilder wollen nicht die Grausamkeit Gottes in den Fokus rücken, sondern die Grausamkeit der Sünde. Sie wollen die Menschen aufschrecken, bevor es zu spät ist. Jetzt, wo sie noch leben, haben sie die Chance, Entscheidungen zu treffen, die sie am Tag des Gerichts nicht bereuen werden.
Weder leben noch sterben in der Hölle?
»Denn wer zu seinem Herrn als Verbrecher kommt, für den ist die Hölle. Er stirbt nicht darin und lebt nicht.« (Tā-Hā 20,74)
Also doch eine ewige Hölle? – Moment mal! Hier steht ja nicht: »Er stirbt nicht darin, sondern lebt dort ewig.« Hier steht, dass er in der Hölle nicht lebt. Wie kann die Hölle da ewig sein? – Nun, gemeint ist ja damit das positive Leben, sagst du. Er lebt dort nicht das angenehme und erfüllte Leben, wie Gott es gemeint hat, und wie die Erlösten es im Paradies tun. – Okay, das Wort leben ist also hier im übertragenen Sinne gebraucht. Er lebt zwar physisch, aber es ist mehr ein qualvolles Dahinvegetieren. Dann dürfen wir konsequenterweise aber auch das Sterben hier im übertragenen Sinne deuten. Ein angenehmes Sterben und zur Ruhe gelegt werden zum friedlichen Todesschlaf gibt es in der Hölle nämlich auch nicht. Statt in der Hölle friedlich zu sterben oder angenehm zu leben, verreckt der Gottlose dort elendiglich. »Er stirbt nicht darin und lebt nicht.«
Unendliche Qual für endliche Sünden?
Die Vorstellung, dass eine endliche Sünde, eine unendliche Qual rechtfertigt, widerspricht der Vorstellung eines barmherzigen Gottes, mit der jede Sure beginnt. Wie könnten sich die Erlösten des Paradieses erfreuen, wenn sie wüssten, dass parallel dazu Sünder ewig gequält würden.
Alle Qualen werden bald beendet
Dennoch sagt auch die Bibel: »Wenn jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Zeichen an seine Stirn oder an seine Hand, der wird vom Wein des Zornes Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in den Kelch seines Zorns, und er wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch von ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht.« (Offenbarung 14,9-11) »Und der Teufel, der sie verführte, wurde geworfen in den Pfuhl von Feuer und Schwefel, wo auch das Tier und der falsche Prophet waren; und sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.« (Offenbarung 20,10)
Doch hier gilt es weiterzulesen: Auch »der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod: der Feuersee.« (Offenbarung 20,14) »Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!« (Offenbarung 21,4). Damit muss auch das Höllenfeuer für immer beendet sein! Das Feuermeer existiert nicht länger.
Koran mit Bibel zusammen lesen
Der Koran sagt von sich, dass er die Schriften der vorausgehenden Propheten bestätigt: »Wir haben dir das Buch in Wahrheit herabgesandt, um die Schriften, die davor waren, zu bestätigen und darüber zu wachen.« (al-Mā’ida 5,48) Daher empfiehlt es sich auch, ihn durch die Brille dieser Schriften zu lesen, um ihn nicht misszuverstehen.
Die heile Welt kommt
»Nicht hören werden sie im Paradies leere Worte oder Sündhaftes, nur die Worte: Frieden, Frieden.« (al-Wāqi’a 56,25) »Denn Allah hat sie behütet vor dem Bösen jenes Tages und ließ sie finden Schönheit und Freude. Er belohnt ihre Geduld mit einem Paradies.« (al-Insān 76,11.12) Das Böse jenes Tages, ja man könnte sagen »der böse Tag«, ist vorbei.
»Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! … Geh hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. [Auch hier wird also der böse Tag als vorübergehend beschrieben.] Denn siehe, der HERR wird ausgehen von seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Bewohner der Erde. Dann wird die Erde offenbar machen das Blut, das auf ihr vergossen ist, und nicht weiter verbergen, die auf ihr getötet sind. Zu der Zeit wird der HERR heimsuchen mit seinem harten, großen und starken Schwert den Leviatan, die flüchtige Schlange, und den Leviatan, die gewundene Schlange, und wird den Drachen im Meer töten.« (Jesaja 26,19-27,1) Satan findet sein Ende im Feuermeer.
Jetzt schon so leben
»Die Nacht geht zu Ende, bald ist es Tag. Darum wollen wir uns von allem trennen, was man im Dunkeln tut, und die Waffen des Lichts ergreifen! Lasst uns ein Leben führen, wie es zum hellen Tag passt, ein Leben ohne Fress- und Saufgelage, ohne Unzucht und Ausschweifungen, ohne Streit und Rechthaberei! Zieht vielmehr Meister Isa al-Masih [wie ein Kleid] an, und tut nichts mehr von dem, was eure Begierden erweckt!« (Römer 13,12–13)
Bibel und Koran rufen uns jetzt zur Entscheidung auf. Denn nach dem Tod sind die Würfel gefallen.
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