Während Juden und manche Christen den Sabbat feiern, halten die meisten Christen den Sonntag. Was sagt die Bibel? Von Kai Mester
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Die Zehn Gebote gelten im Juden und Christentum als Ausdruck von Gottes Willen. Aufgrund unterschiedlicher Zählung sehen die Juden, die orthodoxe und die reformierte Kirche sowie die meisten anderen christlichen Kirchen im Sabbatgebot das 4. Gebot, die Katholiken und Lutheraner allerdings das 3. Gebot. In jedem Fall liegt es aber von der Gesamtwörterzahl genau im Zentrum des Dekalogs.
Hier der biblische Wortlaut:
»Denke an den Sabbattag und heilige ihn! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und geheiligt.« (2. Mose 20,8-11)
Erklärung im katholischen Katechismus
Im Katechismus der Katholischen Kirche von 1997 lautet das Sabbatgebot nach katechetischer Überlieferung: »Memento ut dies festos sanctifices.« Das heißt: »Gedenke, dass du die Feiertage heiligst.«
An verschiedenen Stellen heißt es dazu:
»2175. Der Sonntag unterscheidet sich ausdrücklich vom Sabbat, anstelle dessen er, in Erfüllung des Sabbatgebotes, von den Christen allwöchentlich am Folgetag des Sabbats gefeiert wird. Der Sonntag erfüllt im Pascha [Passah] Christi den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbats und kündigt die ewige Ruhe des Menschen in Gott an.
2176. Die Sonntagsfeier erfüllt das im Alten Testament geltende Gebot, dessen Rhythmus und Sinn sie übernimmt, indem sie jede Woche den Schöpfer und Erlöser seines Volkes feiert.«
(Katechismus der Katholischen Kirche, deutsche Ausgabe von 2003, www.pfarrer.at/katechismus_einfuehrung.htm)
Erklärung von Martin Luther
Unter der Überschrift »Du sollst den Feiertag heiligen« erläutert Martin Luther in seinem Katechismus: »Da es sowieso keine Rolle spielt, an welchem Wochentag dieser Ruhetag ist, bleibt die alte Sitte des Sonntags um der Einheitlichkeit willen erhalten … Weil aber dazu von altersher der Sonntag bestimmt ist, soll man‘s auch dabei bleiben lassen, damit es nach einer einheitlichen Ordnung gehe und niemand durch unnötige Neuerung eine Unordnung anrichte.« (Großer Katechismus von Martin Luther, www.stmichael-online.de/gk_inh.htm)
Erklärung im Heidelberger Katechismus
Der Heidelberger Katechismus ist der am weitesten verbreitete Katechismus der Reformierten Kirche. In der Auslegung zum Sabbatgebot heißt es:
»Gott will erstens, dass … ich, besonders am Feiertag, zu der Gemeinde Gottes fleißig komme, um das Wort Gottes zu lernen, die heiligen Sakramente zu gebrauchen, den Herrn öffentlich anzurufen und das christliche Almosen zu geben. Zweitens, dass ich alle Tage meines Lebens von meinen bösen Werken ablasse, den Herrn durch seinen Geist in mir wirken lasse und so den ewigen Sabbat in diesem Leben anfange.«
(Heidelberger Katechismus, www.heidelberger-katechismus.net)
Nachdenkliches
Im englischen Sprachraum wurde zudem der Begriff Sabbat oft auch auf den Sonntag angewendet. Wahrscheinlich, weil man wie selbstverständlich das biblische Sabbatgebot auf den Sonntag bezog. Begründung: Neues Zeitalter, neuer Ruhetag. Doch biblische Grundlagen gibt es dafür keine. Viele Menschen wissen bis heute nicht, dass der siebte Tag der Samstag und damit schon seit Jahrtausenden der biblische Sabbat ist. Doch im Zeitalter des Internets, wo die Welt zum globalen Dorf zusammenwächst, sind die Entwicklungen und Zusammenhänge rund um den siebten Tag wieder für jeden nachprüfbar.
Machen sich die Kirchen nicht unglaubwürdig, wenn sie den Sonntag zum Sabbat uminterpretieren und den biblischen Sabbat zum jüdischen Relikt degradieren? Vor welcher Autorität beugen sie sich damit? Hätte Jesus auch über sie gesagt: »Ihre Anbetung ist nutzlos, denn sie ersetzen die Gebote Gottes durch ihre eignen Lehren.« (Matthäus 15,9 Neues Leben)?
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