Gott spricht nicht nur mit Propheten und anderen Heiligen. Weil er dich liebt, sucht er auch den direkten Draht zu dir. Entdecke ihn! Von Alane Waters
Der Unfall
Es geschah im Oktober 1985. Ich war gerade mit unserem dritten Kind in der 6. Woche schwanger und mir war, wie so mancher Schwangeren, fast den ganzen Tag lang übel. Die letzten acht Stunden hatte ich in einer Fortbildung für Krankenschwestern gesessen. Nun war ich müde und dachte: »Nichts wie nach Hause!« Vorher musste ich aber noch meine beiden Töchter bei einer Freundin abholen, die am anderen Ende der Stadt wohnte. Als ich in unseren Honda Accord einstieg, schoss mir der Gedanke durch den Kopf: »Du wirst heute einen Unfall haben. Sei vorsichtig und fahr langsam!«
Wo kommt denn dieser Gedanke her? Bin ich so müde und ist mir so schlecht, dass ich gleich das Schlimmste befürchte? Ich schob den Gedanken sofort beiseite; doch er kam wieder, noch bevor ich den Parkplatz verlassen hatte.
Vorsichtig fuhr ich durch eine Wohngegend. Es war wenig Verkehr, dennoch hielt ich an jedem Stoppschild und schaute zweimal, bevor ich weiterfuhr. Bald hatte ich eine vierspurige Straße erreicht. Trotz des immer noch ungewöhnlich geringen Verkehrs fuhr ich äußerst aufmerksam und achtete auf jede Seitenstraße. Bei jeder grünen Ampel rechnete ich damit, dass sie gleich gelb werden könnte und ließ mir genug Zeit zum Anhalten. Ich fuhr auf der rechten Spur, damit Fahrer, die es eiliger hatten, überholen konnten.
Als ich mein Ziel fast erreicht hatte, ordnete sich ein Auto, das mich eben überholt hatte, auf der Linksabbiegerspur ein und fuhr bis zur Kreuzungsmitte vor. Gerade als ich dann die Kreuzung durchfahren wollte, bog ein Linksabbieger aus der Gegenrichtung ab und fuhr mir direkt vor die Nase. Er hatte mich hinter dem stehenden Wagen nicht kommen sehen. Ich trat auf die Bremse, versuchte nach links auszuweichen und rief: »O Gott, hilf mir!« Trotz meiner Bemühung, den Unfall zu vermeiden, stießen wir auf der Kreuzung zusammen. Ich hörte das Blech krachen, Glas splittern und Leute schreien und war vor Schreck wie gelähmt.
Kurz darauf war alles still. Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, versuchte ich festzustellen, ob mit mir alles in Ordnung war. Ich hatte keine ernsthaften Verletzungen. Dann schaute ich zu den Leuten im anderen Auto. Zwei Frauen schrien vor Angst und Schmerzen, die eine war ganz blutig im Gesicht.
Mir geht ein Licht auf
Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis endlich Hilfe kam. Ein Polizist schrieb Bericht und rief den Krankenwagen. Jetzt fiel mir wieder die Warnung ein, die mir durch den Kopf ging, als ich losfuhr. Hatte Gott mich auf diese Krise vorbereitet? Hatte er mich veranlasst, vorsichtiger zu fahren als gewöhnlich, um mich vor einem schlimmeren oder gar tödlichen Unfall zu behüten?
Ich kenne die Antwort, ja ich kannte sie schon damals. Ich spürte seine Liebe und Fürsorge, obwohl ich in der Geschäftigkeit des Alltags gar nicht an ihn gedacht hatte. Ich weiß, er hatte mein Leben und das der beiden anderen Frauen bewahrt. Er ist ein sehr persönlicher Gott, der uns alle liebt! Viele von uns erleben ähnliche Situationen, in denen Gottes leise Stimme zu unserem Herzen spricht. Vielleicht sagt er: »Lass das lieber!«, »Sag das nicht!«, »Sei vorsichtig!«, »Pass auf!« oder »Mach langsam!« Hören wir darauf?
Was war nun an dieser Begebenheit so bedeutsam? – Nicht nur, dass Gott mich warnte oder mich vor schweren Verletzungen oder sogar dem Tod beschützte. Ich merkte auch wie nie zuvor, dass er an mir persönlich Interesse hat und mich leiten möchte – jeden von uns – den ganzen Tag über.
Durch dieses Ereignis fiel mir erst auf, wie wenig Zeit ich eigentlich mit ihm persönlich verbrachte. Er war für mich einfach selbstverständlich. Natürlich betete ich und ging in den Gottesdienst. Ich half beim Organisieren von Veranstaltungen meiner Kirchengemeinde, lebte gesund und frönte keinen schlechten Gewohnheiten. Aber mir war seine Gegenwart nicht wirklich bewusst. Und das, obwohl mein Mann und ich wenige Monate zuvor begonnen hatten, regelmäßig Andacht zu machen.
Durch diese Erfahrung erkannte ich nicht nur seine Liebe und Fürsorge, sondern mir wurde klar, dass ich ihn noch viel intensiver brauchte. Während ich mich erholte, hatte ich viel Zeit über ihn nachzudenken und nach ihm zu fragen. Liebe weckt Gegenliebe und das erlebte ich in meinem Herzen. Ich liebte ihn plötzlich dafür, dass er mich schon geliebt hatte, als ich noch zu beschäftigt war, um Zeit für ihn zu haben. Nun wollte ich sein Wort gründlicher studieren, um ihn besser kennen zu lernen. Ich wollte seinen Willen für mich erkennen auf Gebieten, an die ich vorher nie gedacht hatte. Seine Weisheit und Führung in meinem Leben waren mir plötzlich wichtig. Und tatsächlich: Er segnete jede Bemühung, die ich in dieser Richtung machte, um ein Vielfaches.
Mit der Zeit zeigte uns Gott, wie viel Gutes der Unfall bewirkt hatte. Erstens: Wir verbrachten mehr persönliche Zeit mit ihm und entschlossen uns dadurch, seiner Führung noch mehr zu vertrauen. Zweitens hatte ich mehr Zeit für meine Kinder und lernte sie besser kennen. Denn andere Interessen lenkten mich nicht mehr so ab. Außerdem bekamen wir durch den Unfall Geld, das wir bei unserem Umzug aufs Land gut gebrauchen konnten. Schließlich lernte ich langsam, auf Gott auch in Schmerzen und Unwohlsein zu vertrauen.
Mit den Jahren lernte ich die Zeit der Gemeinschaft mit Gott und mit seinem Wort immer mehr zu schätzen und zu lieben. Sein Wort ist wirklich eine Leuchte für meinen Fuß und ein Licht auf meinem Weg geworden (Psalm 119,105). Ich fand darin Wegweisung und Trost wie nie zuvor. Die Bibel ist nicht einfach nur ein Geschichtsbuch, sondern eine lebendige Quelle fürs tägliche Christsein. Als ich mir Zeit nahm, um Gott zu suchen und seinen Willen für mich als Ehefrau und Mutter herauszufinden, war ich überwältigt von dem gewaltigen Erfolg, den seine Prinzipien haben, wenn man sich ihm völlig hingibt und die Gnade empfängt, die das Ausleben dieser Prinzipien möglich macht.
Was ich von den Glaubenshelden lernte
Ein Beispiel dafür, wie mir Gottes Liebe durch sein Wort lebendig wurde, ist mein Studium über die Glaubenshelden des Altertums. Anhand der biblischen Berichte zeigte mir Gott Prinzipien, mit deren Hilfe ich meine Kinder darauf vorbereiten kann, in Krisen standhaft und treu zu bleiben. Ich studierte das Leben von Jesus, David, Elisa, Johannes dem Täufer, Josef und vielen anderen. Dadurch bekam ich ein klareres Bild von einem persönlichen Gott, der mich liebt, einem Gott, der diese Männer sowohl in den alltäglichen, scheinbar unbedeutenden Dingen des Lebens führte, als auch in weltbewegenden Entscheidungen. Ich entdeckte, dass alle Helden durch mehrere Faktoren das wurden, was Gott aus ihnen machen wollte. Das begeisterte mich so, dass ich diese Prinzipien auch in unserer Familie umsetzen wollte.
Erstens lebten diese Männer alle in einer eher ländlichen Gegend: In der Wüste, in der Stille der Natur, in einem kleinen Bergdorf, in der Zurückgezogenheit oder in der Prärie; sie wuchsen nicht in den Städten auf mit ihren Verlockungen, ihren Ablenkungen und ihrer Reizüberflutung; die Eltern versperrten der Versuchung jeden erdenklichen Weg.
Zweitens fiel mir auf, dass ihr Leben einfach und schlicht war; sie waren geschickt in den Alltagspflichten, erlebten aber auch oft Prüfungen und Not; einige von ihnen waren arm an weltlichen Gütern und hatten ein wirklich hartes Los; jeder von ihnen lernte zu hören und zu folgen.
Ferner fielen mir die Charaktereigenschaften auf, die diese Menschen in ihrer Kindheit erwarben: Sie hatten willige Hände und arbeiteten voller Hingabe; sie waren freudig und selbstlos und doch ausdauernd und furchtlos; Wahrhaftigkeit kennzeichnete ihr Leben, auch wenn sie auf Widerstand trafen. Sie lernten ihre Gedanken zu steuern und hatten die moralische Kraft, auch inmitten von Unmoral rein zu bleiben. Ihre Eltern brachten ihnen Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Fröhlichkeit, Standhaftigkeit und Treue in kleinen Dingen bei.
Der beste Lehrer
Was für ein liebender Gott! Er zeigte mir nicht nur, wie ich diese Eigenschaften in meinem Leben entwickeln, sondern auch wie ich sie meinen Kindern vermitteln kann. Er sagt: »Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.« (Psalm 32,8) Ich glaube, er gibt mir nicht nur die Weisheit, sondern auch die Kraft, seinem Ruf zu folgen (Matthäus 19,26). Er möchte jedem persönlich seinen Willen zeigen und jeden seine Wege lehren. Er möchte dir und mir zeigen, dass in ihm alles möglich ist. Ich spürte seine Liebe, wenn ich sein Wort las und wenn seine Gedanken in mir wirkten. Das ermutigt mich und spornt mich immer wieder an.
Gott belohnt die treue Unterweisung der Eltern nicht nur in diesem Leben, sondern, was noch viel wichtiger ist, durch ein ewiges Leben zusammen mit ihm, dem Gott der Liebe. Auch wir dürfen die Ergebnisse sowohl in unserem Leben als auch in unseren Familien sehen. Mit ihm zu leben und mich auf ein Leben mit ihm zu freuen, ist das größte Glück, das ich je gefunden habe.
Zwei gegensätzliche Lebensstile
Ich erkannte, dass alles, was normalerweise als Erfolg versprechend gilt, nicht in die Kindheit und Jugend dieser Männer passte. Das Milieu der Stadt oder der Vororte mit Häusern auf beiden Straßenseiten, der Verkehr, der ständige Lärm von Fernsehern und Radios, Sirenen, Zügen und Flugzeugen, die ewigen Lichter von Straßenlaternen oder Neonlichtern – all das stellt eine ständige Reizüberflutung dar. Das Leben in den Häusern ist oft luxuriös und elegant. Das Streben nach Bequemlichkeit und Vergnügen stürzt Einzelne und Familien in ein Leben voller Hektik, Druck und Stress. Sogar im Leben von erklärten Christen ist Zeit mit Gott und das Bewusstsein seiner liebenden Gegenwart mittlerweile Mangelware geworden.
Auch viele, die auf dem Land leben, sind diesem Lebensstil verfallen. Das zeigt sich an den fordernden, ungeduldigen, respektlosen und ungehorsamen Charakteren sowohl der Kinder als auch der Eltern. Obwohl unbeabsichtigt, sind das dennoch die Folgen davon, wenn man Gott aus dem Herzen und Leben ausklammert. Dies führt, so traurig es ist, zu einer inneren Leere und zum Verlust des ewigen Lebens.
Als ich Gottes Wort studierte, wurde mir der entscheidende Unterschied zwischen diesen beiden Lebensstilen klar. Selbst wenn ich nicht in der Stille der Natur wohnen kann, muss ich trotzdem nicht nach weltlichen Normen leben. Unsere Entscheidungen sind es, die maßgeblich bestimmen, in welche Richtung wir und unsere Kinder gehen. Wenn wir uns hier und jetzt fest entschließen, mit Gott zu leben und uns von ihm führen zu lassen, dann wird er uns nicht nur den Weg zeigen, sondern uns auch befähigen, seinen Willen zu tun. Er ist ein Gott, der mich liebt.
Gottes sanfte Stimme
Ich verstehe immer besser, wie Gott uns mit leiser Stimme führt: durch leise Eindrücke in meinem Herzen. Was mir vor dem Unfall vor fünfzehn Jahren noch fremd erschien, erkenne ich jetzt als Wirken meines Retters, der mich liebt und auch in den kleinsten Dingen des Lebens leitet. So wie ich gelernt habe zu erkennen, auf welche Weise er durch sein geschriebenes Wort zu mir spricht, kann ich nun auch erkennen, wann er zu meinem Herzen spricht. Oft erinnert er mich an das, was er mir in meiner Morgenandacht gezeigt hat und hilft mir, den besseren Weg zu wählen. Unermüdlich spricht er mich als Mutter an, damit ich die Kinder mit ihm gemeinsam in seinen Wegen unterweise. Er zeigt mir, welche Charaktereigenschaften er schätzt und wie ich sie in meinem Herzen und in den Herzen der Kinder fördern kann.
Gehorsam aus Liebe zu ihm ist der Grundstein für eine reale, lebendige Beziehung. Wenn ich seine Liebe erwidere, dann zeigt er mir, wie man Kinder inspiriert, ihren Eltern und Gott aus Liebe zu gehorchen, sodass Liebe und Gehorsam selbst in der Pubertät noch stärker werden.
Vor Kurzem halfen wir einer Familie mit kleinen Kindern beim Holzsammeln für den Winter. Als wir eine Fuhre Holz mit dem Transporter zum Haus fuhren, fragte ich die Mutter, ob ihre Tochter bei uns hinten auf der Ladefläche mitfahren dürfe. Die Mutter war einverstanden und das Mädchen überglücklich. Wir fuhren sehr langsam und sie genoss die neue Erfahrung. Nachdem wir den Wagen erneut beladen hatten, wollten wir wieder losfahren. Aber ich hatte auf einmal den sehr starken Eindruck, dass diesmal weder ich noch das Mädchen hinten sitzen sollten.
Woher kam dieser Gedanken wohl? Ich wusste, von unserem persönlichen Gott, der uns liebt. Natürlich wollte das Mädchen wieder hinten mitfahren. Aber ich sagte der Mutter, ich hätte den Eindruck, dass wir diesmal lieber nicht hinten sitzen sollten. Sekunden nachdem das Auto am Berg anfuhr, kam die Ladung ins Rutschen und rollte genau in die Ecke, in der wir gesessen hätten. Wie dankbar war ich, dass ich auf meinen Gott, der mich liebt, gehört hatte, ohne zu hinterfragen und zu argumentieren. Wie dankbar war ich, dass das Mädchen mein Nein ohne Theater und Weinen akzeptiert hatte.
Stille Zeit – Kraftquelle für den Tag
Für mich ist die stille Zeit am Morgen, in der ich mit Gott Gemeinschaft habe und sein Wort studiere, eine Vorbereitung auf den Tag. In ihr finde ich Ermutigung und Kraft für jede Herausforderung auf meinem Weg mit Gott durch den Tag. Er gibt mir Hoffnung, wenn ich verzweifelt bin; er stärkt mich, wenn ich schwach bin; er schenkt mir die Lösung bei den verschiedensten Problemen – er ist ein persönlicher Gott. Ich lerne, ihm jeden Tag mehr zu vertrauen und seine Liebe mit Liebe zu erwidern; ich möchte sehr gerne zu der Person werden, die er in mir sieht.
Erleben wir diese Liebe? Spüren wir seine persönliche Führung in unserem Leben? Wenn nicht, dann fehlt uns vielleicht der Glaube daran! Es braucht nur eine einfache Entscheidung: »HERR, ich will dass du in meinem Leben zur Realität wirst.« Dann wird es geschehen! Aber denken wir daran, dass er uns in allen Lebensbereichen führen will. Nicht nur in den Bereichen, die wir nicht auf die Reihe bekommen, sondern auch in denen, die wir schon geregelt haben. Geben wir ihm alles! Dann wird er uns alles sein! Wir werden ihn von Tag zu Tag mehr lieben, mehr Zeit mit ihm und seinem Wort verbringen und eine bewusste Gemeinschaft mit ihm sogar in den kleinen Dingen des Lebens haben, ob wir nun aus einer Parklücke fahren oder hinten auf einem Transporter bei der Holzladung sitzen. Er ist ein persönlicher, liebender Gott!
Es hilft mir sehr aufzuschreiben, was Gott mich durch sein Wort lehren will. Als ich zum Beispiel studierte, wie die verschiedenen Männer der Bibel Gottes Liebe erwiderten, erstellte ich einfach eine Liste mit meinen Ergebnissen und nannte sie: Was Kinder besonders brauchen. So konnte ich mir immer schnell ins Gedächtnis rufen, was Gott mir gezeigt hat. Das half mir, jeden Tag das Ziel im Auge zu behalten.
Stille Zeit – Ideenquelle für die Familienandacht
Einmal habe ich zur allgemeinen Freude meine Familie gefragt, ob sie anhand meiner Beschreibungen herausfinden können, welche Persönlichkeiten ich in der Bibel studiert hatte. Ich las jede Liste vor und sie errieten die Person. Dann besprachen wir das Ergebnis. Es hat uns alle sehr motiviert! Jeder kann das in seiner Familie selbst ausprobieren!
Vielleicht hilft diese Liste auch anderen zu studieren, was Gott ihnen persönlich sagen will. Sie kann als Sprungbrett für viele Bereiche unseres persönlichen Studiums benutzt werden. Danach kann man sie dann in der Familie einsetzen und jeden ermutigen, dass Gott persönlich an uns, unseren Entscheidungen und unserem Schicksal interessiert ist. Denn er ist ein Gott, der mich liebt.
Aus: A Voice From The Wilderness, www.restoration-international.org
Zuerst im Deutschen erschienen in: Unser festes Fundament, 1-2002
Schreibe einen Kommentar