Selbstheilungskräfte wecken: Was in uns und unsern Kindern schlummert

Selbstheilungskräfte wecken: Was in uns und unsern Kindern schlummert
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Der Schlüssel zum Erfolg in der Arbeit mit Menschen. Von Kai Mester

Oft mühen wir uns ab, nur um enttäuscht zu werden und fragen uns wie Hiob: »Soll ich denn schuldig sein, was mühe ich mich vergeblich ab?« (Hiob 9,29) Hat unser Bemühen dann plötzlich mehr Erfolg, als wir erwartet haben, so staunen wir nicht schlecht.

Solche Überraschungen erlebte ich unlängst in meiner Arbeit für Kinder- und Schulprojekte in der Dritten Welt. Die geographische Distanz das ganze Jahr über und dann nur ein kurzer Besuch vor Ort, was sollte ich da schon bewirken können? Doch im Rückblick merkte ich: Da hat sich ein Knoten gelöst und es entwickelt sich eine neue erfreuliche Dynamik, Menschen packen hochmotiviert neue Aufgaben an und das mit Erfolg.

Gewaltanwendung ist in der Regel zerstörerisch, wie wir alle schon festgestellt haben. Deshalb gibt uns auch der Prophet Sacharja den Ausspruch Gottes weiter: »Nicht durch Gewalt und Kraft wird es geschehen.« (Sacharja 4,6 Neues Leben)

Das hört sich in der Theorie zwar gut an. Aber irgendwie haben wir als Menschen in kritischen Situationen doch immer den Eindruck, wir müssten wenigstens mit sanfter Gewalt nachhelfen. Danach läuft auch alles gleich besser, aber langfristig eben doch nicht.

Und das gilt für viele Bereiche: Gesundheit, Erziehung, Bildung, Gemeindearbeit, Mission, Reformation usw.

Der ganze Ausspruch lautet so: »Nicht durch Gewalt und Kraft wird es geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR, der Allmächtige.« (Sacharja 4,6 Neues Leben)

Es war mein Gebet auf meinen Reisen, dass Gottes Geist mich jeden Augenblick führt. Erstaunt über das positive Ergebnis stieß ich Wochen später bei meinen Übersetzungsarbeiten auf eine wertvolle Aussage aus der Feder von Ellen White. Mir ging ein Licht auf!

»Unter dem gewöhnlichen Volk gibt es so manchen, der sich geduldig mit seiner Alltagsroutine abrackert und nicht ahnt, welche Fähigkeiten in ihm schlummern. Würde man sie wecken, so würden sie ihm einen Platz unter den großen Führungspersönlichkeiten dieser Welt verschaffen. Die Berührung einer geschickten Hand ist alles, was fehlt, um diese schlummernden Fähigkeiten zu wecken und zu entwickeln.« (Education, 85)

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Mit meinen begrenzten Möglichkeiten kann ich für den Erfolg nicht Sorge tragen. Aktiviere ich jedoch die »Selbstheilungskräfte«, die Gott in jeden Menschen hineingelegt hat, kann ich das meiste getrost Gottes Geist überlassen.

Auf diesem Prinzip beruhen ja auch alle natürlichen Heilmittel. Sie helfen dem Körper, dem Immunsystem, die Gesundheit wiederherzustellen, zum Beispiel durch Bewegung:

»Wenn du deine schlummernden Energien durch Bewegung an der frischen Luft weckst und munter und fröhlich tust, wozu du imstande bist, so wirst du viel mehr erreichen und ein großer Segen sein.« (Manuscript Releases 8, 389, Paraphrase)

Und letztlich wurde mir klar, dass dieses Prinzip immer dann gewirkt hatte, wenn ich in der Erziehung erstaunliche Erfolge sah.

»Das Potenzial der jungen Leute schlummert meist deshalb, weil sie die Gottesfurcht nicht zum Anfang der Weisheit machen.« (Review and Herald, 11. Januar 1881) »Wenn Gottes Wahrheit von den Jugendlichen angenommen wird, dann wird ihr Geist schärfer und intelligenter. Die schlummernden geistigen Energien werden sozusagen elektrisiert, neue Kräfte werden aktiv.« (Signs of the Times, 19. Dezember 1878)

Nicht bestimmte Erziehungsmethoden bringen den Erfolg, sondern das Bemühen, die Selbstheilungskräfte zu wecken. Und dies geht nur, wenn wir Gottes Geist durch uns sprechen lassen.

Von diesen Gedanken inspiriert, habe ich weitere Aussagen von Ellen White zusammengetragen über das, was in uns schlummert. Denn ich glaube, dass damit tatsächlich Großes in unseren Gemeinden, Einrichtungen und Initiativen bewirkt werden kann.

»Nichts weckt die schlummernden Energien so wirksam und verleiht dem Können so viel Schwung wie der Kontakt mit dem Wort Gottes.« (Review and Herald, 24. Dezember 1895) »Wenn wir die Eingebungen des Geistes schätzen und ihnen folgen, erweitert sich unser Bewusstsein, sodass wir immer mehr von seiner Kraft empfangen und immer mehr und besser arbeiten. Schlummernde Energien werden geweckt und gelähmte Kräfte erwachen zu neuem Leben.« (Signs of the Times, 2. Juli 1902) »Unentwickelte Fähigkeiten schlummern in uns, die aktiv werden, sobald der Mensch sich mit dem Göttlichen verbindet.« (Sabbath School Worker, 1. Juli 1889)

»Liebe zu Jesus ist sichtbar und spürbar. Sie bleibt nicht verborgen, sondern übt eine erstaunliche Kraft aus. Sie macht den Schüchternen mutig, den Faulen fleißig, den Ungebildeten weise. Sie verleiht der stammelnden Zunge Redegewandtheit, weckt die schlummernde Vernunft zu neuem Leben und gibt ihr neuen Schwung.« (Signs of the Times, 17. Dezember 1885) »Die schlummernden Energien werden geweckt und die ganze Seele wird von einer unbesiegbaren Entschlossenheit motiviert, die Anerkennung des Retters zu bekommen.« (Signs of the Times, 12. Januar 1882)

Um unsere Sehnsucht nach Erweckung und Reformation zu stillen, müssen auch auf diesem Gebiet die Selbstheilungskräfte geweckt werden.

»Die Gemeinden haben im Allgemeinen Gaben und ein Leistungspotenzial in sich selbst, mit dem sie sich segnen, stärken und Schafe und Lämmer in ihre Herde sammeln können. Wenn sie mit ihren eigenen Ressourcen auskommen müssen, werden alle Gaben, die noch in ihr schlummern, zum aktiven Dienst erweckt.« (Testimonies 3, 22)

Die Beispiele der Reformationen zur Zeit Nehemias und Luthers machen dies deutlich:

»Obwohl Nehemia einen königlichen Auftrag hatte, der die Einwohner verpflichtete mit ihm beim Wiederaufbau der Stadtmauern zusammenzuarbeiten, verließ er sich bewusst nicht allein auf seine Autorität. Er versuchte vielmehr das Vertrauen und das Wohlwollen des Volkes zu gewinnen. Denn er wusste nur allzu gut, dass für den Erfolg der großen Aufgabe vereinte Hände und Herzen notwendig waren. Als er das Volk am folgenden Tag zusammenrief, nannte er ihnen Argumente, die dazu geeignet waren, ihre schlummernden Energien zu wecken und die zerstreute Schar zu vereinen.« (Signs of the Times, 6. Dezember 1883)

»Die Papstherrschaft hatte dem Volk ein eisernes Joch aufgelegt, das ihnen Bildung und Würde vorenthielt. Alles, was man ihnen beibrachte, führte zu einem abergläubischen Formenwesen; die vorgeschriebene Liturgie wurde penibel eingehalten, Herz und Verstand hatten darin nur wenig Raum. Doch viele dieser Gläubigen besaßen schlummernde Kräfte, die man nur wecken und ins Leben rufen musste. Die Predigten Luthers mit ihren klaren Wahrheiten aus Gottes Wort, und dann Gottes Wort selbst in den Händen des einfachen Volks, reinigten und veredelten nicht nur ihre Herzen, sondern schenkten auch ihren Verstandeskräften neues Leben.« (Signs of the Times, 1. November 1883)

»Während man nach Wahrheit sucht wie nach einem verborgenen Schatz, erleuchtet plötzlich Licht aus dem geschriebenen Wort das Herz. Es weckt betäubte und schlummernde Fähigkeiten, es erweitert die begrenzten Kapazitäten, sodass sie die Wahrheit verstehen. Dann folgt aufrichtiger Einsatz, um anderen das Licht zu bringen. (Signs of the Times, 26. November 1885)

»Weckt und lockt die schlummernden Energien, damit Männer und Frauen an die Arbeit gehen, um so viele Seelen wie möglich zu erreichen!« (Manuscript Releases 15, 323) »Gebt euer Bestes, um die schlummernden Energien in Gottes Volk zu wecken!« (ibid., 5)

»Erlöserliebe weckt das gesamte Potenzial freundlicher Zuneigung und aufopfernder Hingabe im menschlichen Herzen. Um durch den Egoismus durchzubrechen und das schlummernde Mitgefühl wachzurufen sowie wohltätige Opferbereitschaft für die wertvolle Sache der Wahrheit zu bewirken, sind dann rührige Appelle nicht mehr nötig.« (Review and Herald, 15. Dezember 1874)

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