Reisen am Sabbat: Aufruhr bei EL AL

Reisen am Sabbat: Aufruhr bei EL AL
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Mehr Segen für jeden, der seinen Fuß zurückhält. Von Kai Mester

Im November 2018 machte der Flug zweier EL-AL-Maschinen Schlagzeilen. Aufgrund von Verspätungen konnten sie Tel Aviv nicht vor Sabbatanfang erreichen. Ultraorthodoxe Juden an Bord setzten eine Zwischenlandung in Rom und Athen durch. So konnten die Gläubigen den Sabbat dort verbringen, während die Fluggesellschaft den anderen Passagieren Anschlussflüge besorgte.

Seit 1948 ist EL AL die staatliche Fluggesellschaft Israels. Im Jahre 1982 verordnete die Regierung der Airline, am Sabbat nicht zu fliegen. Doch im November 2006 wollte sie wegen eines Generalstreiks Verspätungen nachholen und machte Ausnahmen. Daraufhin buchten viele gläubige Passagiere ihre Flüge um. Der Boykott weitete sich derart aus, dass EL AL sich entschuldigte und eine Vereinbarung mit Vertretern des Rats zur Heiligung des Sabbats unterzeichnete.

Doch auch danach kam es noch zu Zwischenfällen, wenn Maschinen aufgrund von Verspätung ihren Zielflughafen nicht mehr rechtzeitig vor Sabbatanbruch bei Sonnenuntergang erreichten. So im Jahre 2007, wo zwei Maschinen in London und Zürich zwischenlandeten, und die kürzlichen Landungen in Rom und Athen. Die Fluggesellschaft entschuldigte sich vielmals und spendierte den Betroffenen Freiflüge und andere Vorzüge.

Ein jüdisches Sprichwort lautet: »Mehr als Israel den Sabbat wahrt, wahrt der Sabbat Israel.« Darauf hat sich die Fluggesellschaft erneut besonnen.

Gläubige Juden fahren am Sabbat auch kein Auto, und wenn sie irgendwohin zu Fuß gehen müssen, versuchen sie den Weg auf ein vernünftiges Maß zu begrenzen.

Biblische Grundlagen für Reisebeschränkungen am Sabbat?

Zu biblischen Zeiten sprach man sogar von einem Sabbatweg und meinte damit etwa einen Kilometer. Doch woher kommt diese Zurückhaltung oder diese Reisebeschränkung am Sabbat?

In der Regel wird als Begründung Gottes Gebot genannt, das er im Zusammenhang mit dem Manna gab. Dort heißt es:

»Seht, der HERR hat euch den Sabbat gegeben; darum gibt er euch am sechsten Tag für zwei Tage Brot; so soll nun jeder an seiner Stelle bleiben, und niemand soll am siebten Tag seinen Platz verlassen! So ruhte das Volk am siebten Tag.« (2. Mose 16,29.30)

Dass man nur etwa einen Kilometer gehen durfte, schloss man wahrscheinlich aus zwei Bibelversen: Die Weideplätze einer Levitenstadt sollten eben in diesem Umkreis liegen (2. Mose 35,5), und dies war auch der Abstand, den die Israeliten beim Durchzug durch den Jordan zur Bundeslade einhalten sollten (Josua 3,4).

Große Verheißung bei »Fuß-Monitoring«

Als Gott mit Jesaja spricht, greift er das Thema Reisen erneut auf:

»Wenn du am Sabbat deinen Fuß zurückhältst, dass du nicht an meinem heiligen Tag das tust, was dir gefällt; wenn du den Sabbat deine Lust nennst und den heiligen [Tag] des HERRN ehrenwert; wenn du ihn ehrst, sodass du nicht deine Gänge erledigst [wörtlich: deine Wege machst] und nicht dein Geschäft treibst [wörtlich: deinen Gefallen findest], noch [nichtige] Worte redest; dann wirst du an dem HERRN deine Lust haben; und ich will dich über die Höhen des Landes führen und dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob! Ja, der Mund des HERRN hat es verheißen.« (Jesaja 58,13-14)

Der Sabbat ist also ein Tag, an dem besonderer Segen verheißen ist, wenn man »seinen Fuß« zurückhält. Sicher ist damit auch eine Zurückhaltung von allem Bösen gemeint, aber die gilt ja genauso an den anderen Wochentagen. Deshalb geht es hier in erster Linie um eine Zurückhaltung von Wegen, die an den anderen Tagen völlig in Ordnung, ja sogar von Gott geboten wären.

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Die Leuchtkraft des Sabbats

Sabbatruhe ist nicht nur eine Ruhe von Sünde und den eigenen, gottfernen Werken des Ungehorsams. Diesen Aspekt betont Hebräer 4,1-11 und wir verkündigen mit dem Sabbat auch unsere Erlösung und Befreiung von Sünden. Außerdem dient der Sabbat der besonderen Gottesgemeinschaft, die uns weiter reinigt und heiligt.

Die Sabbatruhe verkündigt dieses Heil aber eben auch und gerade dadurch, dass wir den Sabbat durch unsere Wege, Taten und Worte deutlich vom Rest der Woche abgrenzen und dadurch die Aufmerksamkeit auf ihn ziehen.

Von daher sind die orthodoxen Juden für Siebenten-Tags-Adventisten und andere Sabbathalter in manchen Punkten auch ein Vorbild. Sie zeigen der Welt den Wert der Sabbatruhe und planen ihr ganzes Leben um den Sabbat herum. Wichtig ist aber, dass es in Jesu Geist geschieht, also ohne einen Aufruhr wie bei den Flügen von EL AL und ohne eigennützigen, religiösen Selbstzweck.

»So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.« (Matthäus 5,16)

Wenn ich eine Reise vorhabe und möchte den verheißenen Segen empfangen, dann werde ich alles daransetzen, rechtzeitig vor Sonnenuntergang an meinem Bestimmungsort einzutreffen. Ebenso ist es ratsam, frühzeitig am Freitagnachmittag von allen Erledigungen und Fahrten heimzukehren, um sich noch auf den Sabbat vorbereiten zu können.

Ich hoffe, dass dieser Artikel ein Anstoß dafür ist, unsere Liebe zum Sabbat und seinem Herrn zu vertiefen und größeren Segen zu erfahren. Denn »dann wirst du an dem HERRN deine Lust haben; und ich will dich über die Höhen des Landes führen und dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob!« (Jesaja 58,14)

Am Schluss noch einige Aussagen zum Thema von der Gründermutter der Siebenten-Tags-Adventisten:

Ellen White und Reisen am Sabbat

Da Siebenten-Tags-Adventisten in ihrer Frühzeit oft sehr verstreut lebten, schrieb Ellen White auch über das Reisen am Sabbat. Bis auf Ausnahmen rät sie dringend davon ab:

»Wir entschieden uns, dass es viel besser wäre, dieses frühe Schiff zu nehmen, als am Sabbat zu reisen. Nach dem Licht zu urteilen, das der HERR uns über die Sabbatruhe gegeben hat, sind wir leider nachlässig geworden und reisen oft am Sabbat, obwohl wir es vermeiden könnten … Selbst wenn es mit Aufwand verbunden ist, sollten wir alles tun, um unsere Reisen so zu planen, dass wir nicht am Sabbat am Zielort ankommen. Viele gehen sorg- und achtlos mit dem Sabbat um. Doch der Segen gilt nur dem Gehorsamen. Wenn wir ihn empfangen wollen, ist es notwendig, dass wir den Sabbat genauer einhalten. Auch was das Reisen mit der Kutsche oder dem Dampfschiff angeht, sollten wir unseren Kindern das richtige Vorbild sein. Es mag notwendig sein, am Sabbat zu reisen, um die Gemeinden zu erreichen, die unsere Hilfe brauchen, und ihnen die Botschaft zu bringen, mit deren Verkündigung uns Gott beauftragt hat. Dann sollten wir aber unsere Fahrscheine eingekauft und auch alle anderen Reisevorbereitungen an einem anderen Tag getroffen haben, und dies nur tun, wenn es unvermeidbar ist und wir mit Kutsche und Dampfschiff reisen müssen. Wenn wir am Sabbat reisen, ist es besser, wir ziehen uns aus unerwünschter Gesellschaft zurück und haben Gemeinschaft mit Gott. Sollten wir aber Gelegenheit haben, ein Wort bei unseren Mitreisenden für die Wahrheit einzulegen, ist es gut, diese auch zu nutzen. Über Geschäftliches brauchen wir aber gar nicht zu reden.« (Special Testimonies to Ministers and Workers 3, 1895, 42)

Selbst Ärzte, die bei lebensrettenden und schmerzlindernden Maßnahmen alle Sabbateinschränkungen ignorieren dürfen – und das sowohl im Judentum als auch bei anderen Sabbathaltern – stehen in der Gefahr, so schreibt sie, sich daraus einen Freibrief abzuleiten:

»Ärzte sollten nicht meinen, sie hätten das Recht, Termine auf den Sabbat zu legen oder an ihm zu reisen. Sie sollten nicht nur mit ihren Lippen, sondern auch durch ihr Beispiel den wahren Sabbat ehren … Der Arzt sollte nur dann am Sabbat reisen, wenn es notwendig ist, um Leid zu lindern.« (Kress Collection, 1900, 42.60) »Unnötiges Reisen geschieht am Sabbat sowie vieles andere, was liegen bleiben könnte … ›Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun.‹ In diese Zeit gehören alle notwendigen Aufgaben für die Sabbatvorbereitung.« (Medical Ministry, 50)

Ihre eigene Erfahrung als Gottesbotin zeigt, dass ihr selbst in Ausnahmesituationen das Reisen am Sabbat äußerst schwerfiel:

»Die Umstände im Werk Gottes erforderten unsere Anwesenheit auf der Generalkonferenz. Wir durften uns nicht verspäten. Wäre es um unsere eigene Sache gegangen, wäre diese Reise am Sabbat für uns eine Übertretung des vierten Gebots gewesen. Wir hielten uns von allen normalen Gesprächen fern und versuchten in Andachtsstimmung zu bleiben, erfreuten uns auch etwas an Gottes Gegenwart, bedauerten aber dennoch schmerzlich die Notwendigkeit, am Sabbat reisen zu müssen.« (Manuscript 13, 1873, Manuscript Releases 6, 294) »Um 14:00 Uhr gingen wir an Bord des Dampfschiffes, um die Reise anzutreten, die wir lange gefürchtet hatten. Unser gesamtes Gepäck war am Freitag verstaut worden. Es missfällt uns sehr, am Sabbat zu reisen, aber das Werk muss getan, die Botschaft der Welt gegeben werden. Wir dürfen Herz und Sinn zu Gott erheben und uns in Jesus bergen. Können wir diese Umstände nicht kontrollieren, bleibt uns nichts anderes, als alles in die Hände unseres himmlischen Vaters zu legen.« (Manuscript 44, 1890, Manuscript Releases 4, 305)

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