Ohne die Ermutigung dieses Mannes hätte es auch hoffnung weltweit mit den jährlichen Bibelfreizeiten wohl nie gegeben. Von Kevin Paulson
Am 29. Oktober 2018 verstarb Dr. Colin David Standish, ein bekannter adventistischer Lehrer, Autor, Theologe, treuer Ehemann und Vater, im Kreise seiner geliebten Familie. Er war 85 Jahre alt.
Mit den Worten von König David: »Wisst ihr nicht, dass an diesem Tag ein Fürst und Großer gefallen ist in Israel?« (2. Samuel 3,38)
Viele Worte werden sicher über diesen Wahrheitskämpfer geschrieben. Ich möchte gerne aus meinen Erinnerungen dazu beitragen. Einige davon liegen bereits mehr als vierzig Jahre zurück.
Geschätzte Erinnerungen
Meinen ersten Kontakt mit Dr. Standish hatte ich als Elftklässler an der Monterey Bay Academy in der mittelkalifornischen Vereinigung. Schon in diesem zarten Alter interessierte ich mich für die zunehmende Auseinandersetzung innerhalb der Gemeinde über Gerechtigkeit aus Glauben. Ich hatte erfahren, dass Dr. Russell Standish, Colins Zwillingsbruder, zusammen mit einem anderen australischen Arzt ein Buch geschrieben hatte, in dem er die Irrtümer in Desmond Fords Heilsverständnis aufdeckte, und wollte unbedingt ein Exemplar haben.
Lebensstationen: Columbia Union College > Weimar College > Hartland Institute
Dr. Erwin Gane, damals Professor für Theologie am Pacific Union College, ermutigte mich bei einem Besuch an unserer Schule, doch Colin Standish anzuschreiben und um die Adresse seines Bruders in Australien zu bitten. Zu dieser Zeit war Colin Rektor des Columbia Union College. Ich schrieb ihm, erhielt die Adresse, schrieb bald darauf an seinen Bruder und erhielt das Buch. Es war der erste von vielen Kontakten, die ich mit Dr. Standish über einen Zeitraum von fast vier Jahrzehnten hatte.
Als ich dann selbst als Theologiestudent ans Pacific Union College ging, war es mir eine Ehre, Colin Standish (und gelegentlich auch seinen Bruder) bei Seminaren in den umliegenden Gemeinden zu hören, da beide Fragen ansprachen, mit denen sich die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten aktuell beschäftigte. Wir haben bei diesen Treffen eine wunderbare gemeinsame Zeit erlebt. Colin war inzwischen Dekan des neu gegründeten Weimar College (bei Sacramento), sodass es für verschiedene Gemeinden in Nordkalifornien leicht war, ihn als Sprecher einzuladen.
Bald nachdem das Hartland Institute 1983 in Nordvirginia gegründet und Colin dorthin als Rektor gerufen wurde, nahm ich im Herbst desselben Jahres an meiner ersten Hartland-Bibelkonferenz im kalifornischen Ontario teil. Ich hatte gerade mein Masterstudium in systematischer Theologie an der Loma-Linda-Universität begonnen. Vier Jahre später lud ich als Studentensprecher der Universität gemeinsam mit dem Vizedekan das Hartland-Team für eine Bibelkonferenz ein. Sowohl Studenten als auch andere Teilnehmer durften den Segen dieser Konferenz erleben. Einige waren eigens über weite Strecken – hunderte von Kilometern – angereist.
Ein Herz für junge Menschen
Dr. Standish hatte wirklich ein Herz für die jungen Menschen in der Gemeinde. Wenn er zu ihnen sprach, packte ihn die Begeisterung besonders, vor allem wenn die Zuhörerzahl unerwartet groß war. 1989, als Hope International ein Campmeeting in der Nähe von Yucaipa abhielt, waren fast 1.000 Menschen am Sabbat anwesend, knapp ein Drittel davon junge Leute. Für diesen Nachmittag war eine Podiumsdiskussion geplant, doch weil so viele Jugendliche aus dem Raum Loma Linda gekommen waren, fragte Dr. Standish, ob er speziell zu den Jugendlichen sprechen könne. Natürlich blieben auch die anderen dabei und hörten zu! An die geistliche und ernste Botschaft der Weihe, die er an diesem heißen Sabbatnachmittag brachte, werde ich mich noch lange erinnern.
GYC (Generation of Youth for Christ)
Meine Lieblingserinnerung an Dr. Standish ist vielleicht die, wo er und seine Frau Cheryl im Jahr 2010 am jährlichen GYC-Kongress in Baltimore teilnehmen konnten. Jahrelang hatten ich und andere ihn gedrängt zu kommen, um sich selbst von der großen Erweckungsbewegung der Jugend zu überzeugen, die in der Gemeinde so schnell wuchs. Aber das war normalerweise die Zeit, in der Colin und Cheryl ihre Heimat Australien besuchten. Ihr Zeitplan hatte es bisher nicht zugelassen, am Kongress teilzunehmen. 2010 schließlich kamen sie.
Es war die bisher größte Besucherzahl der Bewegung – fast 7.000 am Sabbat. Elder Ted Wilson, neu gewählter Präsident der Generalkonferenz, hatte die Predigt am Sabbatmorgen. Colin und Cheryl waren überglücklich, die wahrheitsgetreuen Botschaften zu hören sowie die alten Choräle, die die jungen Leute sangen. Für ihre Begeisterung ist GYC ja bereits bekannt. Es war mir eine Freude, Colin und Cheryl vielen Leitern der Bewegung vorzustellen. Colins Begeisterung war ebenfalls spürbar, als er die vielen jungen Leute sah und ihre Hingabe miterlebte.
Tausende von Siebenten-Tags-Adventisten, jung und alt, haben den Dienst von Dr. Colin Standish als Segen erlebt. Nicht nur diejenigen, die als Schüler in seinem Unterricht saßen, sondern auch, die seine Seminare auf der ganzen Welt besuchen durften, können dies bestätigen. Ich und viele andere werden sein Andenken in Ehren halten und beten, dass wir ihn bald wiedersehen.
Desmond Ford
Dr. Standish und ich hatten unsere Meinungsverschiedenheiten, manchmal sogar heiße Diskussionen. Aber er war immer ein vollendeter christlicher Gentleman. Sogar seinen Landsmann Desmond Ford [2. Februar 1929 – 11. März 2019] zählte man zu seinen Freunden. Nach den Ereignissen von 1980, bei denen Ford wegen seiner Ablehnung der klassisch-adventistischen Heiligtumslehre aus allen Ämtern der Freikirche entlassen wurde, versuchte Colin ihn davon zu überzeugen, zu unserem biblischen, unverkennbaren Glauben zurückzukehren. Ich war, glaube ich, die erste Person, die Dr. Standish per Telefon davon benachrichtigte, als Ford dann auch die Beglaubigung zum Predigen entzogen wurde. In Dr. Standishs Stimme lag kein Triumph oder Wohlgefallen, als er auf die Nachricht reagierte. Er bat mich nur darum, weiter gemeinsam für Ford und seine Familie zu beten. Colin lag es völlig fern, die in seinem Herzen zu verachten, die anderer Meinung waren als er. Er begegnete ihnen vielmehr mit Liebe und Herzlichkeit, und ihre Erlösung war ihm ein großes Anliegen.
Die Sonderauferstehung
Ellen Whites Schriften sprechen von einer Sonderauferstehung vor der allgemeinen Auferstehung der gerechten Toten beim Kommen Jesu. In ihr sollen mehrere Gruppen auferweckt werden, die diese Ereignisse unmittelbar vor der Wiederkunft miterleben sollen sowie die Wiederkunft selbst. Ellen White spricht davon, dass eine der Gruppen dieser Auferstehung aus denen bestehen wird, die im Glauben an die Botschaft des dritten Engels gestorben sind:
»Gräber werden geöffnet, ›und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.‹ (Daniel 12,2). Alle, die im Glauben an die Botschaft des dritten Engels gestorben sind, kommen verherrlicht aus dem Grab hervor, um den Friedensbund Gottes mit denen zu hören, die sein Gesetz eingehalten haben.« (Great Controversy, 637)
Ich erwarte, dass Dr. Standish und sein Zwillingsbruder in dieser Auferstehung dabei sein werden – während ich immer noch hoffe, zu denen zu gehören, die wie Henoch und Elia verwandelt werden, ohne den Tod zu schmecken. Möge die Ermahnung des Apostels Petrus in unseren Herzen eine Saite zum Schwingen bringen, während wir über das Leben und das Erbe eines der modernen Helden der Adventbewegung nachdenken und auf die baldige Rückkehr unseres Herrn warten:
»Darum, ihr Lieben, während ihr darauf wartet, seid bemüht, dass ihr vor ihm unbefleckt und untadelig im Frieden gefunden werdet.« (2. Petrus 3,14)
Mit freundlicher Genehmigung des Autors aus: ADVindicate, 1. November 2018, Remembering Colin Standish (1933-2018)
Der Gedenkgottesdienst für Colin Standish kann hier angesehen werden:
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