Es gibt viele falsche Propheten. Von Alberto Treiyer
Pat Robertson, ein berühmter baptistischer Fernsehprediger, erklärte, Gott habe ihm gesagt, Donald Trump werde die Wahl gewinnen; nach 5 Jahren (also 2025) werde ein Asteroid auf die Erde fallen und »vielleicht« gehe diese Welt danach unter.
Die Neigung, »Gott hat mir gesagt« zu sagen, ist unter Pfingstlern und anderen Evangelikalen sehr verbreitet. Manchmal begegnen wir dem auch in adventistischen Kreisen. Ich erinnere mich, wie ein Pfingstler namens Jimmy Swaggart plötzlich sagte: »Gott hat zu mir gesprochen, ich habe es gerade jetzt deutlich in meinem Ohr gehört.« Er hatte einen winzigen Kopfhörer im Ohr, durch den seine Frau ihm auf ein Signal hin sagte, was sie verabredet hatten. So stimmte es, dass er in diesem Moment eine Stimme im Ohr hörte. Er hörte, was ihm seine »göttliche« Frau gesagt hatte.
Ich habe Laienprediger und adventistische Pastoren erlebt, die sagten, Gott habe zu ihnen gesprochen. Einige von ihnen lebten, wie sich später herausstellte, im Ehebruch. Andere brechen zwar nicht die Ehe, aber geben sich als Propheten aus. Ich erinnere mich an einen Pastor aus der Dominkanischen Republik, der ein eigenes Ministry hatte. Er wurde eingeladen, eine Gebetswoche an der argentinischen Universidad Adventista del Plata zu halten. Kurz darauf flog ich nach Argentinien in Urlaub, wo mein Onkel Humberto Raúl, der noch am Leben und von ihm besucht worden war, mir sagte: »Wenn er jemals mit dir spricht, hör ihm gut zu, denn er kann dir Dinge sagen, die er nur wissen kann, weil er seine Informationen von oben erhält.« Dabei hatte mein hochbetagter Onkel nicht mitbekommen, dass seine eigene Tochter bei dem Besuch von diesem Pastor zwei Stunden lang neben seinem Bett ein Gespräch geführt hatte, in dem er Dinge erfahren hatte, die sonst keiner wusste.
Derselbe Pastor pflegte Dinge über andere herauszufinden, die andere noch nicht wussten, und dann erzählte er ihnen Dinge, die sie überraschten, als hätte Gott es ihm offenbart. Bei einer Zusammenkunft sagte er einmal, Gott habe ihm gesagt, dass so und so diese oder jene Position im Gemeindeausschuss besetzten solle. Als die Geschwister einen anderen wählen wollten, sagte er: »Wagst du es, Bruder, dich dem entgegenzustellen, was Gott mir gesagt hat?« Später gab es viel Ärger mit dem »Gotterwählten«. Ich könnte noch viele ähnliche Anekdoten erzählen.
Ich schreibe darüber, um zum Nachdenken anzuregen, damit wir uns beim Predigen nicht von Eindrücken steuern lassen. Denn in die Versuchung kommen viele Prediger und Laien, nicht nur außerhalb unserer Gemeinde. Sie berufen sich auf ihre Einsegnung oder Geistlichkeit und fangen an zu fantasieren. Ich frage mich, ob »Gott hat mir gesagt« nicht eine Art ist, den Namen Gottes zu missbrauchen und Gott Schwierigkeiten zu machen. Vielleicht hat Pat Robertson tatsächlich eine Stimme gehört, aber es war in Wirklichkeit der Teufel, der als Lichtengel zu ihm sprach?
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