Sieben Jahre Scheinhoffnung. Von Michael Carducci
Lesezeit: 10 Minuten
Es war am Montag, dem 6. Juni; ich saß im Flugzeug auf dem Heimweg von einem Vortrag in Florida zurück nach Knoxville, Tennessee. Plötzlich bekam ich Kopfschmerzen und mir wurde etwas schwindelig. Als ich nach zwei Flügen landete, war es bereits Mitternacht. Mir wurde klar, dass ich es nicht schaffen würde, die zwei Stunden Fahrt zur Blaubeerfarm meiner Schwester das Auto zu steuern. Nachdem ich vier Hotels abgeklappert hatte, fand ich schließlich ein Zimmer, in dem ich ins Bett fallen und mich ausruhen konnte. Am nächsten Morgen machte ich mich dann auf den Weg zu meinem Ziel, denn ich kämpfte mit einer Art Grippe. Mein Ziel war das Einzige, woran ich dachte: endlich ausruhen und mich erholen.
In der Woche zuvor hatte ich einen Post auf Facebook gestellt und jemand hatte reagiert, dem ich nicht folgte. Aus seinem Profil ging nicht eindeutig hervor, welches Geschlecht diese Person hatte. Ich war neugierig, wollte aber nicht zu unverschämt sein und bedankte mich bei ihm erst mal für seine Reaktion in der Hoffnung, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Das klappte auch und ich bemerkte: »Nach deinem Profil zu urteilen, hast du wahrscheinlich eine interessante Geschichte zu erzählen«, was er bejahte. Ohne Vermutungen anzustellen, erwähnte ich, dass wir wahrscheinlich viele Dinge gemeinsam hätten.
Doku, die zu Tränen rührt
Ich schickte ihm unseren Dokumentarfilm „Journey Interrupted“ (gratis erhältlich unter: JourneyInterrupted.com in zwölf Sprachen) und bat ihn um seine Meinung dazu. Nachdem er den Film gesehen hatte, antwortete er, seine Frau und er seien zu Tränen gerührt gewesen. Er habe erst vor kurzem seinem Transgender-Leben den Rücken gekehrt, habe zuvor über sechs Jahre lang als Frau gelebt. Er werde seine Geschichte noch aufschreiben und mir schicken. Ich fragte ihn, ob er sie mir schon am Telefon erzählen würde, ich würde gleich im Auto auf der Heimfahrt vom Flughafen sein. Bis dahin hatten wir uns nur per SMS geschrieben. Er war einverstanden.
Auf dem Standstreifen
Als ich alles im Auto hatte und auf dem Weg nach Ost-Tennessee war, rief ich meinen neuen »Freund in Christus« an. Nach fünfzehn Minuten Gespräch fing mein Auto mitten auf einer vierspurigen Schnellstraße durch Knoxville an zu stottern und wurde langsamer! Unter normalen Umständen wäre mir das sehr unangenehm gewesen, aber ich war abgelenkt von meiner Schwäche und meiner zweiten Covid-Infektion. Außerdem wollte ich unbedingt seine erstaunliche Bekehrungsgeschichte hören!
Umgeben von Sattelschleppern und anderem Verkehr schaltete ich den Warnblinker ein und steuerte das Fahrzeug so schnell wie möglich auf den Standstreifen, bevor es endgültig liegen blieb. Nachdem ich dort sicher stand und nicht mehr abgelenkt war, hörte ich trotz Covid fasziniert zu! 45 Minuten lauschte ich ihm gebannt und wollte ihn nicht von seiner Geschichte ablenken. Weder mein kaputtes Fahrzeug noch meine angeschlagene Gesundheit konnten mich davon abhalten, ihm zuzuhören! Als er fertig war, lobten wir Gott und beteten gemeinsam. Erst dann gestand ich, dass ich am Straßenrand festsaß, aber seine Geschichte sei so inspirierend gewesen, dass ich mich bereits in den Himmel versetzt fühlte und meine missliche Lage kaum bemerkt hätte. Wir lachten zusammen und beschlossen, in Kontakt zu bleiben.
Ich rief also den Pannendienst an und ließ mich zu einer Werkstatt abschleppen. Nachdem das alles geklärt war, nahm ich mir für den Rest der Strecke einen Leihwagen. Ende der Woche würde ich dann mein Fahrzeug abholen und den Leihwagen zurückgeben können. Zu diesem Zeitpunkt aber dachte ich nur noch daran, ins Bett zu kriechen. Ich kaufte mir in der Stadt einen Selbsttest und blieb die nächsten Tage in Quarantäne im Bett.
Keineswegs glamourös
Ich dachte, ich erzähle das mal, damit man sieht, dass das Leben im Dienst für Gott keineswegs glamourös ist, sondern oft eine Herausforderung, vor allem, wenn man viel unterwegs ist und man krank wird. Aber diese Erfahrung am Straßenrand veranschaulicht gut, warum ich mein Zuhause und meine Karriere aufgegeben habe, um Geschichten wie die von Rick zu hören und Teil von etwas zu sein, das viel reicher und sinnvoller ist als das, was diese alte Welt zu bieten hat.
»Ihm aber, der weit über die Maßen mehr zu tun vermag als wir bitten oder verstehen, gemäß der KRAFT, die in uns wirkt.« (Epheser 3,20)
Rick hat mir erlaubt, seine Zeilen als Zeugnis in diesem Artikel zu veröffentlichen. Ich hoffe, seine unglaubliche Geschichte ist für dich ein Segen
…
Mein Leben vor der Transition
Hallo aus Arizona!
Hallo Michael: Als ich gestern Abend das Video „Journey Interrupted“ sah, kamen mir die Freudentränen, weil ich Gottes Liebe und sein Wirken in unserem Leben sah und hörte. Seine Barmherzigkeit und Gnade sind für mich einfach so erstaunlich. Ich will also versuchen, dir ein wenig von meiner Geschichte zu erzählen.
Meine Verwandlung in Lisk begann im Juni 2015. Ich hatte mich schon anders gefühlt, seit ich 7 Jahre alt war. Wie du schlüpfte ich in die Kleider meiner Mutter, und es fühlte sich einfach richtig an. Als sie mich einmal dabei erwischte, sagte sie nichts und ging einfach wieder. Ich dachte also: Es wird wohl in Ordnung sein. Erst als ich ein bisschen älter war, fing sie an, mich vor meinen älteren Brüdern damit zu necken. Schon früh lernte ich, mich meinen älteren Brüdern anzupassen, damit ich von ihnen keins auf den Deckel bekam. Pure Überlebenstaktik.
Mit 13 Jahren wurde ich ein wiedergeborener Christ. Damals begann der Heilige Geist, mich von meinen Gefühlen und meinem Crossdressing zu überführen. Aber je älter ich wurde, desto stärker wurden die Gefühle. Von meiner Familie bekam ich nie Unterstützung, außer dass sie mich wegen meiner Gefühle und meiner Verkleidung hänselten. Meine Mutter und mein Stiefvater haben nie mit jemandem in unserer Kirche über mich gesprochen. Also verkleidete ich mich einfach weiter, wann immer ich allein war. Ich schminkte mich usw.
Mit 15 zog ich zu meinem Vater nach Tucson, weil ich meiner Mutter und der Schule gegenüber einfach zu rebellisch war. Es war mir aber egal! Die Dinge änderten sich auch nicht, als ich bei meinem Vater lebte. Seltsamerweise verschwand während meiner Highschool-Zeit der Drang, Frauenkleider anzuziehen fast ganz! Erst als ich ein paar Jahre später heiratete, kamen die Gefühle und das Verlangen wie eine Flutwelle zurück!
Meine Frau erfuhr nach einer Weile davon und hatte nichts dagegen, solange es hinter verschlossenen Türen blieb. Ich versuchte, damit aufzuhören, und betete die ganze Zeit, Gott möge mir diese Gefühle nehmen. Aber ich brachte nie den Mut auf, in unserer Kirche Hilfe zu suchen, weil es mir und meiner Familie peinlich gewesen wäre. So ging der innere Kampf von 1992 bis 2015 weiter!
Transition
Im Oktober 2015 suchte ich im Internet, ob es Menschen mit dem gleichen Problem gibt. Volltreffer! Transgender tauchte bei einer meiner Suchanfragen auf, und als ich mehr darüber las, machte plötzlich alles Sinn für mich. Also erzählte ich meinen Kindern und meiner Frau, dass ich von jetzt ab als Frau leben würde, koste es, was es wolle! Ohne es zu merken, wandte ich mich damit auch von Gott ab.
Mein Leben nach der Transition
In den nächsten 7 Jahren versuchte ich also, so gut es ging, als Frau zu leben. Ich änderte sogar meinen Namen, meinen Führerschein, meine Sozialversicherungskarte, usw. Am Anfang war es die Hölle. Ich hätte beinahe meine Kinder, meine Frau und ihre Familie verloren. Aber durch Gottes Gnade hielten sie schlussendlich doch zu mir. Ich wusste nicht, dass sie all die Jahre für mich gebetet hatten, Gott möge mich aus dieser Lüge und Selbsttäuschung herausholen. Ich war so verblendet und wollte bei diesem Thema einfach niemandem zuhören.
Zurück in den Rennsport
Zu Beginn meines »neuen« Lebens stellte ich fest, dass mein Endokrinologe wie ich begeisterter Radfahrer war. Sein Sohn war sogar Spitzenrennfahrer. Bei einem meiner Besuche fragte er mich einmal, ob ich wieder an einem Rennen teilnehmen wolle. Ich habe nur gelacht und nein gesagt. Die Rennfahrerinnen würden sich nicht darauf einlassen! Aber einen Monat später tauchte in meinem Facebook-Feed die Anzeige des Arizona Women’s Racing Teams auf, und als ich über das Team las, erinnerte ich mich an das, was mir mein Arzt über die Rennen gesagt hatte. Also sagte ich mir: »Was soll’s!«, und meldete mich bei dem Team, ohne mir zu große Hoffnungen zu machen. Etwa eine Woche später meldete sich die Mannschaftskapitänin bei mir und erzählte mir, dass sie den Vorschlag gemacht habe, eine Transfrau ins Team zu nehmen, und alle hätten dafür gestimmt! Ich konnte es kaum glauben und war sehr aufgeregt, aber auch verängstigt!
Erst einmal wollte ich ein Probetraining machen und traf mich mit einer der Manschaftskolleginnen in meiner Stadt. Wir starteten eines Morgens am Fuße des Mount Lemmon. Sie schlug vor, in ein paar Intervallen den Berg hinaufzufahren. Ich dachte nur: Dumm gelaufen! Das wird die Katastrophe! Irgendwie habe ich es dann doch geschafft, ihr auf den Fersen zu bleiben, gerade so! Sie sagte hinterher: »Gut gemacht und willkommen im Team.« Als ich anfing, mit diesem reinen Frauenteam Rennen zu fahren und einige Rennen zu gewinnen, bekam ich Gegenwind. Aber mit Unterstützung all meiner Teamkolleginnen konnte ich die Herzen und Köpfe derer gewinnen, die mich nicht akzeptiert hatten. Ich lebte den Traum! Aber für Jesus lebte ich nicht. Immer noch fühlte ich mich leer und unsicher. Ich fragte mich, wie lange ich dieses Leben als Transfrau führen könnte, vor allem im Team mit diesen Elitefrauen. Ich musste mich an strenge Richtlinien halten, um als Frau diese Rennen fahren zu dürfen. So musste ich höhere Hormondosen als normal einnehmen, um meinen Testosteronspiegel niedrig zu halten. Das habe ich fast 6 Jahre lang gemacht! Und ich glaube, das hat mich schließlich eingeholt.
Begegnung mit Gott
Vor etwas mehr als zwei Monaten ließ Gott zu, dass mich eine Krankheit ereilte. Da kam ich an den Punkt, wo ich dachte: Das war’s; ich werde sterben! Bevor ich sehr krank wurde, hatte ich noch beschlossen, die Hormone abzusetzen, in der Hoffnung, immer noch als Anna weiterleben zu können. Dann eines Tages – ich stand unter der Dusche! – sprach Gott nicht nur zu mir, er gab mir praktisch eine Art Ohrfeige, so deutlich war es: Nein! Du kannst nicht irgendwo dazwischen stehen. Lauwarmes Wasser schlucke ich nicht! Ich brach zusammen und weinte mir die Augen aus; denn ich wusste: Er hatte Recht. Ich wusste auch, dass dies meine letzte Chance war, zu Jesus umzukehren! Also sagte ich: »Gut, Herr. Ich komme sofort und zu 100% zu dir zurück!«
Neues Leben
Es kommt zwar immer wieder die Versuchung, in das Leben der Anna zurückzukehren oder hier oder da sogar, Frauenkleider zu tragen. Aber ich weiß jetzt, dass meine wahre Identität in Jesus Christus liegt. So Gott will, kann ich vielleicht eines Tages wieder Rennen fahren und meinem Herrn und Retter Jesus Christus alles Lob und alle Ehre dafür geben, dass er mich wieder heil gemacht hat! Amen!! »
Jetzt lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Und das Leben, das ich jetzt noch in meinem sterblichen Körper führe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich ausgeliefert hat.« (Galater 2,20 NEÜ) Amen! Das ist nur ein kleiner Teil meiner Geschichte. Ich freue mich darauf, bald mit dir zu sprechen und dich hoffentlich eines Tages zu treffen.
Gott segne dich!
Rick
Aus: Coming Out Ministries Newsletter, 7. Juli 2022
[Der Wikipedia-Artikel zur Geschlechtsangleichenden Maßnahmen rechnet auf Basis der Faktenlage für die USA die Dunkelziffer von Cross-Dressing hoch auf 1:20, starken Transgender-Gefühlen 1:50, intensiven Transgender-Gefühlen 1:150, Transition ohne OP 1:200, Transition mit OP 1:500.]
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