Reflektionen zur Septemberausgabe 2023 des Aheu zum Thema LGBTQ+: Schenkt Gott auch heute noch Befreiung und Sündenüberwindung?

Reflektionen zur Septemberausgabe 2023 des Aheu zum Thema LGBTQ+: Schenkt Gott auch heute noch Befreiung und Sündenüberwindung?
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Ein Vergleich mit Kernaussagen der Guten Nachricht. Von Kai Mester

Lesezeit: 20 Minuten

Als Jesus in diese Welt kam, hatte er einen ganz besonderen Auftrag: »Er wird sein Volk retten von ihren Sünden.« (Matthäus 1,21) Jesus war und ist bis heute der Befreier von allen Ketten.

Schon lange hat die Christenheit den Glauben daran aufgegeben, dass Jesus uns von Sünden befreit. Man glaubt, wenn überhaupt noch, er befreie uns nur von Schuldgefühlen.

Die jüngste Ausgabe der Zeitschrift Adventisten heute zeigt, wohin dieser Glaubensverlust führt. Dabei ist die Richtung schon lange eingeschlagen und die Septemberausgabe 2023 wohl nur eine Station auf dem eingeschlagenen Weg.

Das Bedürfnis des Sünders nach Befreiung und Freiheit wird grundlegend verkannt, stattdessen möchte man eine Wohlfühlgemeinschaft. Doch diese bleibt ohne Befreiung letztlich Utopie.

Es ist durchaus denkbar, dass die Autoren und Redakteure selbst schmerzhafte sexuelle und zwischenmenschliche Erfahrungen gemacht haben und aus dieser Erfahrung heraus in bester Absicht publizieren. Wir leben in einer Welt der Sünde, in der viel Leid geschieht. Wer von uns ist da ohne traumatische Erlebnisse geblieben? Doch Scheinlösungen helfen uns eben auch nicht weiter.

Ich möchte daher gerne die Beiträge zum Thema LGBTQ+ in diesem Artikel reflektieren und mit der befreienden Guten Nachricht vergleichen, die Jesus und die Apostel gepredigt und gelebt haben.

Differenzierteres Denken gefragt

Johannes Naether und Werner Dullinger nehmen uns in ihrem Leitartikel mit dem Titel »In unserer Mitte angekommen« in das Leid von Homosexuellen mit, die in der Gemeinde kein halbwegs »normales« Leben mehr führen können. Statt liebevoller Wertschätzung und Akzeptanz schlägt ihnen oft Ablehnung entgegen. Leider differenzieren die Autoren nicht zwischen Sünde und Sünder, vielmehr priorisieren sie den Sünder, indem sie uns nahelegen: »›Richtig und falsch‹, ›gut und böse‹ sind Kategorien, die in dieser mitmenschlichen Orientierung [im Klima der Annahme, der Vorurteilsfreiheit und des echten Interesses] erst nachgeordnet behandelt werden dürfen.«

Herzlichkeit: oberstes Gebot

Natürlich ist es unchristlich und lieblos, dem Sünder herzlos zu begegnen. Unsere Blicke, unser Interesse, unser Einfühlungsvermögen dürfen vielmehr durch den in uns wohnenden Messias eine Qualität erreichen, die als sehr warmherzig wahrgenommen werden muss. In uns darf ein himmlisches Element sicht- und spürbar werden, dass den Sünder zu Jesus zieht. Alle andere Frömmigkeit ist oft nur Schein oder halt unreifes Christsein mit viel Potenzial nach oben.

Ab wann ist der Begriff »homosexuell« angebracht?

Die Identifikation mit dem Begriff »homosexuell« ist aber schwierig. In der säkularen Gesellschaft werden schon Menschen, die sich zum gleichen Geschlecht mehr hingezogen fühlen als zum anderen als »homosexuell« bezeichnet. Menschen, die mit Personen des gleichen Geschlechts tatsächlich Sex haben, werden begrifflich aber von ihnen nicht differenziert.

In der Bibel hingegen ist es überhaupt keine Sünde, wenn man sich von der Persönlichkeit eines Menschen oder seinem Aussehen angezogen fühlt. Die Sünde beginnt erst in dem Moment, wo man aufgrund dieser Anziehung mit Gedanken spielt, bei denen man die körperliche, familiäre und göttliche Bestimmung dieser Menschen nicht respektiert. Sobald man in Gedanken Zweisamkeit sucht oder eine Abhängigkeit, auf die man kein Anrecht hat, dann beginnt die Sünde. »Ein jeder, der versucht wird, wird von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde.« (Jakobus 1,14.15)

Sollten einem Gedanken kommen, die dazu einladen, seinen Respekt vor anderen Menschen zu verlieren, dann ist also auch das noch keine Sünde, wenn man diese Gedanken als Versuchung erkennt und es ablehnt, mit ihnen zu spielen. Jesus hat über alle Versuchungen gesiegt. Wir dürfen triumphierend über solche Gedanken lachen. Sie haben keine Macht über uns, wenn wir darauf vertrauen, dass Jesus sie besiegt hat und auch in uns besiegen wird. »Wir nehmen jeden solcher Gedanken gefangen und unterstellen sie Christus.« (1. Korinther 10,5 NEÜ) Dann können wir ihm für den Sieg danken. »Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!« (Philipper 4,6)

Es ist irreführend, sich selbst deshalb schon als Ehebrecher, Bisexueller, Homosexueller oder Transsexueller zu bezeichnen, weil bestimmte Gedanken, Gefühle oder Bilder in einem auftauchen. Genausowenig müssen wir uns über ein vergangenes Leben in mentaler oder sogar praktisch gelebter Sünde definieren, wenn wir durch Jesus Vergebung und Befreiung gefunden haben.

Coming-out: ein unbiblisches Konzept?

Die Bibel spricht nirgendwo von der Notwendigkeit eines Coming-out. Ein Öffentlichmachen der eigenen sexuellen Gedanken und Gefühle durch eine geschlechtliche Identitätsbeschreibung, wie sie beim Coming-out geschieht, bringt keine Befreiung von Sünde – im Gegenteil. Wenn ein verheirateter Mann öffentlich verkündigen würde: Ich bin heterosexuell, dann bringt das seiner Ehe ja auch keine bessere Qualität. Es würde vielmehr das Signal senden: Es gibt viele Frauen außer meiner Frau, die für mich sexuell interessant sind. Keine Ehe wird von dieser Risikoanalyse profitieren. Nur bei Gott finden wir Schutz vor uns selbst, denn er gibt uns eine neue Identität.

Die Bibel empfiehlt keine Beichte geheimer Sünden gegenüber unseren Mitmenschen, schon gar nicht öffentlich. Gott ist unser einziger Beichtvater (1. Johannes 1,9).

Coming-out kann aber auch ganz anders verstanden werden, wenn nämlich Menschen sich von einem Leben abwenden, das gegen Gottes Gebote verstieß, und ihre neue sexuelle Identität der Treue und Hingabe an Jesus Christus und seinen selbstlosen Lebensstil in ihrem Umfeld oder auch öffentlich bekennen. Ein Beispiel dafür sind die Mitglieder von Coming Out Ministries.

Sexualität: ein Gottesgeschenk

Sexualität ist etwas Heiliges, ja etwas Allerheiligstes. Sie als solches zu behandeln und zu solch entschiedenem Umgang mit ihr befreit zu werden, das ist die wahre Sehnsucht der Menschen. Sexualität ist so sensibel und wunderbar, aber durch sie sind wir auch so verwundbar und traumatisierbar, dass sie einer besonders geschützten Zone bedarf. Wer anders als unser Schöpfer soll uns sagen können, wie er sich diese Zone gedacht hat? Er hat die Ehe zwischen Mann und Frau dafür bestimmt.

Gemeinde als Schutzraum vor sexueller Freizügigkeit

In einer Gemeinde, die eine verbilligte Form der Sexualität mit offenen Armen begrüßt, kann Jesus die Sehnsucht nach Geborgenheit schlecht stillen. Gemeinde bedeutet herausgerufen sein aus der Welt und aus der Sünde. Wer in die Gemeinde geht, möchte dort Menschen treffen, die Freiheit von der Sünde gefunden haben oder wenigstens suchen, nicht solche, die Bestätigung und Annahme für ihre Sünde wollen. Zwar sind auch streng traditionelle Gemeinden vor sexueller Freizügigkeit nicht gefeit und im Geheimen kann dort auch Missbrauch geschehen, wenn eine Kultur der Sprachlosigkeit existiert. Aber das rechtfertigt nun nicht, neuerdings sexuelle Fantasien und Lebensformen ins Gemeindeleben durch die bedingungslose Annahme des Sünders zu integrieren.

Die Kultur, in der wir leben, ändert sich rasch. Das ist wahr! Ehebruch, Ehe ohne Trauschein, wechselnde Partner, mehrere Partner. Alles das ist inzwischen völlig normal und wird auch propagiert. Verachtung, Unterdrückung, Kriminalisierung und Sprachlosigkeit bieten keine Lösung dagegen. Gott respektiert den freien Willen des Menschen mit allen Konsequenzen. Er trägt dafür die Verantwortung und leidet selbst unsagbar mehr mit als jedes einzelne Menschenschicksal. Doch genauso freiwillig dürfen Menschen Schutzräume aufbauen und aufsuchen vor Ideologien und einem Lebensstil, der dem biblischen Evangelium fremd ist.

Die Gemeinde ist dazu berufen, ein solcher Schutzraum zu sein, auch wenn sie den Sünder erst einmal mit offenen Armen empfängt. Das Resultat aber wird von Paulus beschrieben: »Wenn ihr dagegen alle in verständlichen Worten prophetisch redet und ein Ungläubiger oder Fremder kommt dazu, wird ihn dann nicht alles, was ihr sagt, von seiner Schuld überzeugen und in seinem Gewissen treffen? Was er bis dahin sich selbst nie eingestanden hat, wird ihm jetzt plötzlich klar. Er wird sich niederwerfen, Gott anbeten und bekennen: ›Gott ist wirklich mitten unter euch!‹« (1. Korinther 14,24-25 HFA)

Frage: Ist Gott noch unter uns deutschen Adventisten?

Entwertung biblischer Aussagen

Die von Johannes und Werner geforderte theologische Fairness im Umgang mit den biblischen Texten zur Homosexualität in 1. Mose 19; 3. Mose 18; Römer 1,18-32; 1. Korinther 6,9-11; 1. Timotheus 1,8-10 würde in meinen Augen letztlich zu einer Entwertung dieser Texte führen. Sozialgeschichte, psychosoziale Entwicklung und Psychotherapie sind an der Bibel zu prüfen und nicht umgekehrt – selbstverständlich nicht an einzelnen Texten, sondern an der Gesamtaussage zum Thema und im Geist dessen, was uns Jesus vorgelebt hat – aber auch nicht im Widerspruch zu deutlichen Schriftaussagen.

Kernidentität oder Befreiung?

Sexualität zu einer Kernidentität zu machen, das zementiert nur die Ketten, von denen uns Jesus befreien will und kann. Ja, er muss uns sogar von ihnen befreien, wenn er uns vor dem Tod retten möchte, damit diese Ketten uns nicht zerstören. »Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen.« (Jesaja 61,1) »Ich habe dich behütet und bestimmt zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden, dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.« (Jesaja 42,6.7)

Fortpflanzung und Genetik als Kernelemente der Ehe

Andreas Bochmann wagt in seinem Artikel zur Ehe aus biblischer Sicht den Versuch, die Prinzipien der Ehe zwischen Mann und Frau auf gleichgeschlechtliche Beziehungen zu übertragen. Die Aussage: »Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde« (1. Mose 1,28), umschifft er dabei ganz. Auch, dass Mann und Frau gerade in ihrer zweigeschlechtlichen Verbindung zum Bild Gottes geschaffen wurden (1. Mose 1,27). Das Ein-Fleisch-Sein stellt für ihn nur die körperliche und seelische Vereinigung zweier Partner dar, befreit vom Aspekt der Fortpflanzung und der genetischen Verschmelzung zweier Menschen in gemeinsamen Kindern (1. Mose 2,24).

Auch die Ehe von Mann und Frau als Bild für Jesu Beziehung zur Gemeinde würde in gleichgeschlechtlicher Form ihre Bedeutung verlieren. Welchem Partner käme dann die Rolle des Priesters der Familie zu? »Christus ist das Haupt eines jeden Mannes; der Mann aber ist das Haupt der Frau; Gott aber ist das Haupt Christi.« (1. Korinther 11,3) Dass manche als Ehepaare keine Kinder zeugen können oder wollen und andere Singles bleiben, relativiert den Fortpflanzungsaspekt als Kernmerkmal einer Ehe nicht. Schließlich ist jeder Mensch zumindest mehrere Jahre seines Lebens Single, und auch in der Ehe ist die Fortpflanzung zeitlich begrenzt. Dennoch besteht der göttliche Auftrag der Fortpflanzung für Ehepaare genauso fort wie der Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren.

Mit Jesus auf dem Wasser laufen

Andreas Bochmann wirbt für eine Öffnung unserer Kirche. Doch die Kirche muss sich nicht mehr und nicht weniger für die Realität verschiedener sexueller Orientierungen und Identitäten öffnen, als sie dies für die Realität verschiedener anderer sündiger Orientierungen und Identitäten tun muss. Öffnen dürfen wir die Augen der Menschen für die Lügen, die sie über sich selbst glauben. Öffnen dürfen wir unsere Herzen für Menschen, die sich nach Befreiung sehnen. Nicht nach Befreiung von Versuchung, sondern nach Befreiung davon, Versuchungen als Teil der eigenen Identität zu akzeptieren. Nach Befreiung dazu, den in sich leben zu lassen, den der Vater uns geschenkt hat: unseren Bruder und Retter Jesus. Denn er hat alle Versuchung überwunden und mit ihm kannst du auf dem Wasser laufen.

Sicherer Hafen? Sicher wovor?

Kommen wir zur Studie über LGBTQ+-Personen in Freikirchen. Im Aheu legen Arndt Büssing, Lorethy Starck und Klaus van Treeck die Auswertung dar. Es geht darum, ob Menschen mit unterschiedlicher Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung in Freikirchen einen »sicheren Hafen« finden. Einen sicheren Hafen vor der Versuchung und Sünde? Oder einen sicheren Hafen vor Sündenerkenntnis und tiefgreifender Lebensveränderung? In ihrer Auswertung differenzieren die Autoren allerdings anders: Diskriminierung, Marginalisierung und Ausgrenzung versus Integration, Zugehörigkeit und Wohlfühlen.

Die Studie zeigt tatsächlich, dass Menschen, die mit sexuellen Problemen kämpfen, in unseren Gemeinden zu wenig Wertschätzung und Hilfe finden. Aber das Signal: Du darfst dich mit deiner diversen geschlechtlichen Identität bei uns völlig angenommen und integriert fühlen, hilft der betreffenden Person nicht wirklich weiter. Sollte ihre Identität durch fetischistische, pornographische oder promiskuitive Neigungen definiert sein, würden wir ihr dann nicht auch zu der Erkenntnis helfen wollen, dass dies nicht ihre Identität bleiben muss? »Solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.« (1. Korinther 6,11) »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.« (2. Korinther 5,17)

Die Fragen der Studie berücksichtigten mit Sicherheit nicht die hier in diesem Artikel vorgenommene Differenzierung zwischen Versuchung, Sünde und Identität, da dies dem theologischen Mainstream der Freikirchen widerspricht. Von daher muss das Ergebnis zumindest teilweise in die Irre führen.

Sünder ernstnehmen

Ist es wirklich Diskriminierung, wenn eine Kirche andere Normen für ihre eigenen Glieder und Amtsträger aufstellt als die Gesellschaft? Mitgliedschaft und Verantwortung im Bereich einer Kirche sind doch freiwillig. Und selbst ohne Mitgliedschaft oder Amt sollte man als Gast, der respektvoll ist und nicht bewusst provoziert, immer herzlich willkommen sein, auch wenn man einen anderen Lebensstil führt. Leider gelingt es vielen Gemeindegliedern nicht, so herzlich mit Andersdenkenden umzugehen. Es braucht Gottes Geist, sich solchen Menschen zuzuwenden und sie anzunehmen. Es braucht aber auch Gottes Geist, sich eben nicht ihrer Sünde zuzuwenden und schon gar nicht, diese anzunehmen. Wie könnten wir sonst ihre Situation als Sünder ernstnehmen und zu ihrer Befreiung und Rettung beitragen?

Geistliche Heimat – wo ist sie?

Die Gemeinde ist als Heimat für bekehrte Sünder gedacht, nicht für unbekehrte. Auch Menschen, die sich noch auf dem Weg zu ihrer Bekehrung befinden, dürfen die Gemeinde als einen Ort wahrnehmen, den sie gerne zu ihrer Heimat machen wollen. Aber sie werden sich dort erst richtig beheimatet fühlen, wenn sie Bekehrung erlebt haben. Menschen allerdings, die an ihrem unbiblischen Lebensstil oder ihrer unbiblischen Traumwelt festhalten wollen, weil sie entweder Gefallen daran finden oder der Lüge glauben, dass Gott sie davon nicht befreien kann, werden sich weder in der Gemeinde zu Hause fühlen noch auf der neuen Erde.

Was wenn mein Kind ein Coming-out hat?

Der letzte Artikel aus der Broschüre über »LGBTQ+ in unserer Kirche« weist auf den Kampf unserer Jugendlichen mit ihrer geschlechtlichen Identität hin. Dieser kann einerseits durch den Einfluss moderner Medien, staatlicher Schulen und der säkularen Gesellschaft immens verstärkt werden. Denn die Jugendlichen nehmen Botschaften auf, die Gottes Plan für ihr Leben völlig verschleiern. Andererseits kann auch ein behütetes Aufwachsen, wie es inzwischen bei vielen Homeschool-Familien geschieht, eine Zeitbombe sein – nämlich dann, wenn die Kraft des Evangeliums, Sündenüberwindung und eine enge und positive Vertrauensbeziehung zu Gott nicht vermittelt werden. Auch ist eine offene Gesprächskultur sehr wichtig bei der Prävention.

Bei einem Coming-out in der eigenen Familie, macht es keinen Sinn, aus allen Wolken zu fallen. Nur die größte Einfühlsamkeit kann den Weg für richtige Entscheidungen bahnen. Dennoch braucht man dabei, wie bei anderen Sünden oder Tendenzen zur Sünde auch, keine Kompromisse zu machen. Mit echter Warmherzigkeit können Hausregeln unverändert hochgehalten werden.

Was ist von Konversionstherapien zu halten?

Es entspricht auch nicht dem Geist Gottes, den Betroffenen verändern zu wollen oder ihm fälschlich eine Änderung seiner Gefühle im Sinne einer Therapie in Aussicht zu stellen. Gott hat uns vor der Wiederkunft keine Freiheit von Versuchung, Gefühlsstürmen, Schwierigkeiten, Problemen oder Krisen versprochen. Er hat uns versprochen, uns davon zu befreien, dass wir in der Versuchung fallen müssten, in Gefühlsstürmen ertrinken würden und in Problemen der Verzweiflung ausgeliefert wären. Solidarisieren wir uns daher vielmehr mit den Betroffenen, tragen wir unsere Lasten gegenseitig. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, darf aber jeden Tag neu seine Sorgen auf Gott werfen.

Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten

Es gibt keinen Grund, das Trauma und die Ängste von Menschen noch zu verstärken, wenn sie sich uns öffnen und anvertrauen. Daher ist es gut, wenn wir einander sowohl zu mehr Einfühlsamkeit als auch zu mehr Geradlinigkeit ermutigen.

Das ist auch mein Wunsch an die Delegierten und Verantwortungsträger unserer Gemeinde in Deutschland. Mehr Einfühlsamkeit ja, weniger Geradlinigkeit nein. Das Gebot der Nächstenliebe in 3. Mose 19 ist eingerahmt von einem Kapitel über verbotene sexuelle Beziehungen und einem über schlimme Vergehen. In beiden Kapiteln wird vor dem homosexuellen Akt gewarnt (3. Mose 18,22; 20,13). Wenn man bedenkt, dass Gottes Gebote keine willkürliche Einschränkung darstellen, sondern die Anleitung unseres Designers, dann wird klar: Er möchte uns vor noch mehr Leid bewahren und vor allem davor, unserem Nächsten Leid zuzufügen.

Mehrfacher Tabubruch

Die Septemberausgabe 2023 von Adventisten heute ist leider nicht nur ein Tabubruch, weil das Thema LGBTQ+ aufgegriffen wird. Das wäre an sich ja ein positiver Tabubruch. Die Artikel wollen aber den Boden dafür bereiten, dass sexuelle Diversität in unseren Gemeinden begrüßt wird. Ein Blick in die anderen Kirchen zeigt, dass der Weg vom Begrüßen zum Segnen und Feiern nicht weit ist. Dieser Tabubruch ist fatal und wird schlimme Auswirkungen haben. Das, was er nach dem Wunsch der Redakteure und Autoren zu verhüten sucht, wird er erst recht herbeiführen: Spaltungen. Nun, die Sichtung ist uns vorausgesagt, aber viele haben erwartet, dass die Spreu aus der organisierten Struktur ausgesichtet wird. In den besonders westlich geprägten Ländern scheint aber gerade die Struktur vom Krebs einer neuen Theologie zunehmend befallen zu werden. Doch auch dafür gibt es in der Heiligen Schrift genug Beispiele und Hilfestellung. Elia, Johannes und Jesus lebten in ähnlichen Umständen. Beide lebten und opferten sich für ihre Gemeinde auf, damit so viele Menschen aus der Gemeinde wie möglich gerettet würden. Kein Grund also, unser Vertrauen sinken zu lassen. Jetzt geht es erst recht voran unter dem Blutbanner Immanuels!

Ich lade alle Adventgläubigen ein, sich davon nicht entmutigen zu lassen, dass die deutsche Gemeinschaftsleitung so klar und so ausführlich ein unbiblisches Signal setzt, sich damit deutlich gegen die weltweite Kirchenleitung positioniert und durch wissenschaftliche und studierte Beiträge einen Paradigmenwechsel in den deutschen Adventgemeinden herbeiführen will. Es ist nicht unsere Aufgabe, ihre Motive zu beurteilen. Sie mögen von aufrichtiger Barmherzigkeit geleitet sein. Aber es sind grundlegende unbiblische Annahmen, die zu solchen Missverständnissen führen, wie zum Beispiel: Wir sündigen, weil wir Sünder sind, und nicht umgekehrt. Oder: Für jeden sündigen Gedanken brauchst du Vergebung, auch wenn dieser Gedanke eine Einflüsterung der finsteren Mächte oder deines sündigen Fleisches war. Oder: Wir sündigen, bis Jesus wiederkommt, also solange wir im sündigen Fleisch leben. Oder: Du bist gerettet, Hauptsache, du bittest Gott täglich um Vergebung deiner Sünden usw.

Jesus wird auch in Deutschland siegen, selbst wenn hier alle Strukturen, auf die wir hoffen, zusammenbrechen würden. Sein Geist weht, wo er will. Er lässt sich nicht einsperren. Die Verbindungen von Herz zu Herz kann Satan nicht zerbrechen. Sie durchweben wie ein heiliges Band das ganze Land, das Netz wird immer größer, umspannt den ganzen Globus. Als Menschenfischer dürfen wir viele Fische in die Körbe sammeln. Das Aussortieren macht Gott am Ende.

Bei allen dargelegten Reflektionen möchte ich noch anfügen, dass ich unsere Verantwortungsträger mit Respekt und brüderlicher Liebe betrachte. Werner Dullinger war in den 80er Jahren mein Pfadfinderleiter und allein die Erinnerung weckt in mir große Wertschätzung. Ich kann das Ringen in dieser Frage auch aus ihrer Sicht gut nachvollziehen, denn ich habe auch mitgelitten am Schicksal mehrerer Brüder, denen diese Frage entweder den Glauben geraubt hat oder die durch sie einen theologischen Paradigmenwechsel erlebt haben. Umso wichtiger ist es, hier biblisches Verständnis zu schaffen und vor allem zu zeigen, dass wir nur durch den Glauben gerecht werden – den Glauben nämlich, der darauf vertraut, dass Jesus in uns ein Leben führt, das uns befreit, weil sein Geist stärker ist als unser Fleisch. Gott sei Dank darf ich auch mehrere Brüder kennen, die genau das zum Teil schon Jahrzehnte erleben dürfen. Fasse nun auch du Mut!

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