Schau in die Vergangenheit, damit du bereit wirst für das, was auf dich zukommt. Von Dr. Alberto Treiyer
Lesezeit: 7 Minuten
Ted Wilson, Präsident der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, und Mark Finley, sein Assistent, haben erkannt, wie wichtig es ist, ihre Gemeinde über die Geschichte der großen Kontroverse zwischen Jesus und Satan zu informieren. Sie sind sich bewusst, dass die Gemeinde ohne Kenntnis dieser Geschichte nicht in der Lage sein wird, die letzte Kontroverse zu verstehen und zu bewältigen. Deshalb haben sie versucht, die Gemeinde nicht nur dazu zu bewegen, Ellen Whites Buch The Great Controversy (Vom Schatten zum Licht) zu verbreiten, sondern es auch zu lesen. So sehr, dass sie die geniale Idee hatten, diesem Thema ein ganzes Quartal der Sabbatschule zu widmen.
Schwindendes Geschichtsinteresse mit fatalen Auswirkungen
Aber viele sind heute an dieser Geschichte gar nicht interessiert. Sie wollen in der Gegenwart leben und ihr Glaube dreht sich allein um ihr Leben. Das gilt nicht nur für die Laien, sondern auch für viele Pastoren, die durch unsere Hörsäle gegangen sind und Kirchengeschichte als Fach hatten. Weil sie sich nicht für diese Geschichte interessieren, glauben selbst die von ihnen, die keinen Hang zur charismatischen Bewegung haben, mehr und mehr daran, dass es egal ist, welcher christlichen Gemeinschaft man angehört. Der besondere Auftrag, den Gott der adventistischen Kirche gegeben hat, um ein Volk vorzubereiten, das die letzte Krise überstehen kann, ist ihnen hingegen gleichgültig.
Die Unverzichtbarkeit des Buches Vom Schatten zum Licht
Die Bibel ist ein Geschichtsbuch. Man hat ihr vorgeworfen, sie sei eine eigennützige Geschichte, also subjektiv in dem Sinne, dass sie eben nicht versuche, alle Aspekte zu verstehen, die mit ihrer Geschichte verbunden sind. Aber sie enthält doch die Geschichte, über die Gott uns unterrichten möchte, weil sie mit unserer Erlösung zu tun hat und mit seiner Absicht, das gewaltige Problem zu lösen, das der Rebellenengel im Universum und in dieser Schöpfung aufgeworfen hat. Als Gott Ellen White in den prophetischen Dienst berief, zeigte er ihr auch die Geschichte der großen Kontroverse, die sie uns in fünf dicken Bänden darlegte. Der letzte dieser Bände erzählt aus Gottes Perspektive die Geschichte, die mit der Art und Weise zu tun hat, wie die Christenheit die Bibel zweitausend Jahre lang behandelt hat.
Ted Wilson hat darauf bestanden, dass dieser letzte Band The Great Controversy überall verbreitet wird. Er hat die Bedeutung hervorgehoben, die Ellen White diesem Buch beimaß, und zwar so stark, dass sie sagte, kein anderes ihrer Bücher enthalte die Wahrheit über diese große Kontroverse so präzise. Deshalb drängte sie bei diesem Buch mehr auf dessen Verbreitung als bei ihren anderen Büchern. Unsere Pioniere betonten ganz besonders, wie sich die Prophezeiungen der Offenbarung in der Geschichte erfüllt haben. Aber im Allgemeinen ist es heute nicht mehr leicht, die Aufmerksamkeit der Menschen auf dieses Buch zu lenken oder auf die Prophezeiungen, die sich im Laufe der Geschichte erfüllt haben.
Identitätsbewusstsein oder sozialer Club?
Am letzten Sabbat hielt eine Schwester in meiner Gemeinde die Sabbatschule vom Podium aus. Sie erwähnte keinen einzigen Reformator. Ihre Fragen hatten ausschließlich damit zu tun, wie wir als Christen leben sollten. Ich fragte mich: »Versteht diese Schwester das Wesen des Konflikts, der sich im Mittelalter um die Bibel drehte? Interessiert sie sich für die Prophezeiungen der Offenbarung, die diesen Konflikt für die damals zur Zeit des Johannes noch zukünftige Geschichte der christlichen Kirche voraussagte? Oder fühlt sie sich zu unserer Kirche hauptsächlich aufgrund sozialer Bindungen angezogen?
Die Sieben Posaunen auf YouTube
Als ich in den letzten Tagen das Gespräch mit meinen Söhnen und meiner Frau über die historische Erfüllung der apokalyptischen Posaunen auf YouTube veröffentlicht habe, überraschten mich einige Reaktionen. Die einen sagen, sie kennen sich zu wenig in Geschichte aus und finden es schwierig, sie zu verstehen. Die anderen beteuern, sie verstünden die Geschichte und interessierten sich sehr dafür. Andere wiederum sagen, sie müssten sich jedes Video mehrmals ansehen, um alles zu verstehen, da es sehr viele Informationen enthalte. Genau dafür ist ja YouTube da. Man kann die Videos unterbrechen oder erneut ansehen, um das Erklärte besser zu verstehen. Auch wenn manchen das Verständnis schwerer fällt, ist es doch äußerst wichtig, in unserem Glauben an die prophetische Vision, die Gott uns offenbart hat, voranzukommen und ihn zu stärken. Vor allem auf dem Bereich, der selbst von unseren Theologen oft ignoriert oder – vielleicht noch schlimmer – falsch interpretiert wird, weil auch sie das Interesse an der Geschichte verlieren.
Geschichtsverdrossenheit als Ideenwandler
Vor einigen Jahren sagte mir Clifford Goldstein, Herausgeber der Sabbatschullektion, aus unserer Kirche würde eine beachtliche Anzahl von Menschen ausgesichtet, wenn sich die letzte Krise anbahnen wird. Er erkannte, dass die meisten von ihnen in einer anderen Welt leben, nicht in der, die uns als Volk angeht. Wir erleben bereits eine Art Vor-Sichtung, weil die Menschen, die sich uns anschließen, unseren Platz in der Geschichte des Glaubens nicht mehr kennen. Viele, sehr viele, haben kein Rückgrat, und jeder Wind der Lehre reißt sie mit. Sie interessieren sich nicht für Kirchengeschichte und fühlen sich auch nicht mehr als Erben derer, die ihr Leben für ihren Glauben geopfert haben. Daher werden viele zu Futuristen. Dieses Problem brachte einmal einer unserer Gemeindeleiter in Nordamerika auf den Punkt, als er sagte: »Was nützt mir das Jahr 538, wenn ich mitten im 20. Jhdt. lebe.« (heute 21. Jhdt.)
Möge Gott uns die Weisheit geben, nicht nur auf die gegenwärtigen geistlichen Bedürfnisse unserer Geschwister einzugehen, sondern sie auch auf die prophetischen Aussagen zu stellen, die uns zeigen, dass wir zum letzten Kettenglied der Kirchengeschichte gehören, deren treue Gotteskinder erkennen, dass die letzte Krise bereits dabei ist sich abzuzeichnen.
YouTube-Serie über die Sieben Posaunen (Englisch)
YouTube-Serie über die Sieben Posaunen (Spanisch)
Rundbrief vom 20.05.2024
Schreibe einen Kommentar