Die Gedanken in Martin Luthers Galaterkommentar haben entscheidend dazu beigetragen, die christliche Welt aus der Finsternis des mittelalterlichen Erlösungsverständnisses herauszuholen. Doch die Reformation ist noch nicht zu Ende. Im Jahr 1888 begann in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota ein noch tieferes Verständnis aufzuleuchten. Zwölf Jahre später wurde es auch in dem Galaterkommentar veröffentlicht, der nun erstmalig in Buchform auf Deutsch erhältlich ist. Er hat das Potenzial, die Reformation weiter voranzutreiben. Die folgenden Zitate sollen Durst auf Mehr machen.
»›Der sich selbst für unsre Sünden dahingegeben hat‹ (Galater 1,4) … Jesus ist das Licht der Welt, die Sonne der Gerechtigkeit … Wenn ein Saal voller Menschen hell erleuchtet ist, hat jeder Einzelne den vollen Nutzen von diesem Licht, als wäre er alleine im Saal. So erleuchtet das Leben Jesu jeden Menschen, der auf die Welt kommt.« (Seite 12)
»›Ich habe das Evangelium … nicht von einem Menschen empfangen noch erlernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.‹ (Galater 1,12) … Christus steht nicht fern abseits und legt Richtlinien fest, denen wir folgen sollen. Er prägt sich uns vielmehr selbst auf, er ergreift Besitz von uns, wenn wir uns ihm geben. Er macht sein Leben ›an unserem sterblichen Fleisch‹ offenbar (2. Korinther 4,11).« (Seite 29)
»›Vom Mutterleib an ausgesondert‹ (Galater 1,15) … Der Gedanke, dass jeder von Gott erwählt und berufen ist, nach den Fähigkeiten, die Gott ihm gegeben hat, für ihn zu zeugen – dieser Gedanke wird, wenn einmal erfasst, dem Leben eine neue Bedeutung geben.« (Seite 37)
»›Was sie früher waren, ist mir gleich; Gott achtet das Ansehen der Person nicht.‹ (Galater 2,6) … Die Wahrheit ist weder beim Papst zu finden noch bei päpstlichen Charakteren. Sobald man die Wahrheit empfängt, ist man kein Papst mehr. Wenn der Papst von Rom sich bekehrte und ein Jünger Jesu würde, gäbe er zur selben Stunde den Heiligen Stuhl auf.« (Seite 57)
»Jesus ist kein ›Sündendiener‹ (Galater 2,17) … Keiner, der sich Christ nennt, soll aus seiner eigenen Unvollkommenheit den Schluss ziehen, ein Christ könne kein sündloses Leben führen. Vielmehr kann ein echter Christ, der vollen Glauben hat, gar kein anderes Leben führen als ein sündloses. ›Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir doch gestorben sind?‹ (Römer 6,2)« (Seite 68)
»›So werden nun die, welche aus Glauben sind gesegnet«, aber »alle, die aus Werken des Gesetzes sind, die sind unter dem Fluch.« (Galater 3,9.10) … Weil das Evangelium der menschlichen Natur entgegensteht, werden wir nicht Täter des Gesetzes, indem wir handeln, sondern indem wir vertrauen. Würden wir uns selbst um Gerechtigkeit bemühen … würden wir nicht rechtschaffener, sondern ungerechter. Aber wenn wir den ›teuren und allergrößten Verheißungen‹ glauben, bekommen wir Anteil am göttlichen Wesen (2. Petrus 1,4).« (Seite 89)
»›Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben.‹ (Galater 3,12) … Die Frage war nicht, ob man das Gesetz halten soll, sondern wie man es halten soll … aus Glauben oder aus Werken?« (Seite 96)
»›Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes … indem er ein Fluch wurde um unsertwillen‹ (Galater 3,13) – und daher sind wir von jeglichem Zwang zum Sündigen befreit. ›Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch‹ (Römer 6,14), wenn wir Christus tatsächlich rückhaltlos annehmen.« (Seite 106)
»›Ein Mittler aber ist nicht Mittler eines Einzigen, Gott aber ist Einer.‹ (Galater 3,20) … Vermittler bedeutet mehr als nur Fürsprecher. Jesus war bereits Mittler, bevor die Sünde überhaupt in die Welt kam, und wird noch Mittler sein, wenn keine Sünde mehr im Universum existiert und Sühne nicht mehr nötig ist … Nicht nur Menschen, sondern auch andere Geschöpfe kommen nur durch Jesus zum Vater (Johannes 14,6).« (Seite 120)
»›Da ist weder Jude noch Grieche … denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.‹ (Galater 3,28) Aus diesem Grund kann ein Christ sich nicht am Krieg beteiligen … Er betrachtet alle Menschen als Brüder … Er kann genauso wenig kämpfen, wie Jesus ein Schwert nehmen konnte, um sich damit selbst zu verteidigen. Zwei Christen können genauso wenig gegeneinander kämpfen, wie Jesus gegen sich selbst kämpfen kann.« (Seite 137)
»Wir stehen ›in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat« (Galater 4,1). Was für eine Freiheit ist das? Die Freiheit, die Jesus selbst hatte. Seine Freude war das Gesetz des Herrn, weil es in seinem Herzen geschrieben stand (Psalm 40,8). »Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.« (Römer 8,2) … Diese Freiheit … ist völlige Freiheit, Seelenfreiheit, Gedankenfreiheit und Handlungsfreiheit … Die Verheißung Gottes flößt uns die Gesinnung des Geistes ein, sodass wir im Befolgen aller Vorschriften aus Gottes Wort die größte Freude finden. Die Seele ist so frei wie ein Vogel, der über die Berggipfel segelt.« (Seite 165)
»›Denn das ganze Gesetz wird in einem Wort erfüllt, in dem: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‹ (Galater 5,14) … Wenn eine Armee aus Christen – echten Nachfolgern Jesu – bestehen würde, so fänden sie bei der Begegnung mit den Feinden heraus, was diese brauchten. Dann würden sie ihre Bedürfnisse stillen, statt auf sie zu schießen.« (Seite 186)
»›Wenn ihr aber vom Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.‹ (Galater 5,18) … Wir treffen oft auf Menschen, die sich für so geistlich halten, so völlig geistgeführt, dass sie das Gesetz nicht mehr zu halten brauchen … Solche Menschen begehen den furchtbaren Fehler, ihre eigene fleischliche Gesinnung für die Gesinnung des Geistes zu halten. Sie … setzen sich selbst an Gottes Stelle. Das ist die schlimmste Form des Papsttums.« (Seite 193)
»›Einer trage des anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Christus erfüllen!‹ (Galater 6,2) … Wer sich sündlos fühlt, kann dem Sünder nicht zurechthelfen … Es ist zwar demütigend, Sünden zu bekennen, doch der Weg zum Heil führt übers Kreuz … Nur wer seine Sünde bekennt, wird von ihr gereinigt und kann so andere zur Quelle führen.« (Seite 205)
»Zahlen und äußerer Schein zählen bei Menschen viel, aber bei Gott nichts. ›Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus.‹ (Galater 6,14) … Denn wer sich erniedrigt, der wird erhöht.« (Seite 220)
»Welche Herrlichkeit ist doch im Kreuz! Die gesamte himmlische Herrlichkeit steckt in diesem Gräuel; nicht in der Form des Kreuzes, sondern im Kreuz selbst … Dass Gott unsere Augen öffnet, damit wir die Herrlichkeit sehen … uns bereitwillig mit Jesus kreuzigen lassen, damit das Kreuz uns verherrliche, das ist mein Wunsch. In Jesu Kreuz ist Errettung. In ihm steckt Gottes Kraft, die uns vor dem Straucheln bewahrt. Denn es hebt uns von der Erde in den Himmel.« (Seite 231)
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