Leviticus, ein Buch für heute: Besondere Richtlinien für Gotteskinder

Leviticus, ein Buch für heute: Besondere Richtlinien für Gotteskinder
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Es ist das biblische Buch, von dem die meisten Christen meinen, es hätte uns heute am wenigsten zu sagen. Von Ellen White

Im dritten Buch Mose finden sich zahlreiche besondere moralische Richtlinien, die Mose für die Israeliten erhielt. Sie wurden sorgfältig in einem Buch niedergeschrieben. Es waren die Grundsätze der Zehn Gebote, die die Pflichten definierten, die der Mensch gegenüber seinem Mitmenschen hat und die er Gott schuldig ist. Wenn die Israeliten alles befolgen würden, so versprach Gott, würde er sie wie einen besonderen Schatz hüten und zu einer sehr mächtigen Nation machen. Er würde sie als heiliges und glückliches Volk im Land Kanaan ansiedeln. Ihr Glück und ihre Sicherheit würden sie allein in der Erfüllung seiner Gebote finden.

»Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israels und sprich zu ihnen: Ich, der HERR, bin euer Gott! Ihr sollt nicht so handeln, wie man es im Land Ägypten tut, wo ihr gewohnt habt, und sollt auch nicht so handeln, wie man es im Land Kanaan tut, wohin ich euch führen will, und ihr sollt nicht nach ihren Satzungen wandeln.« (2. Mose 18,3) Der HERR wünschte sich ein Volk, das ihm treu dienen und sich von allen anderen Nationen klar und deutlich trennen würde, die seinen Namen nicht fürchteten. Er kannte die Gefahr, die die Gemeinschaft mit Götzenanbetern darstellte. Er wusste, dass schon das Anschauen und Anhören heidnischer Bräuche und nichtiger Philosophien einen destruktiven Einfluss auf die Moral haben würde. Es bestand die Gefahr, dass die frevelhaften Gottesdienste der Götzenanbeter eine Anziehungskraft auf sie ausüben und ihre eigenen Gottesdienste prägen würden. Obwohl die Erfahrung der Eltern sie selbst beschützen mochte, war die Moral der Kinder ständig bedroht. Sie waren permanent versucht, die Gewohnheiten der Leute nachzuahmen, mit denen sie Gemeinschaft pflegten.

Dieses Gebot von Gott selbst hat auch für uns heute in diesen letzten Tagen Bedeutung. Die Bosheit nimmt überhand und Satan lauert dem Unvorsichtigen mit allen Tricks auf. Heiterkeit und Vergnügungssucht sind an der Tagesordnung, und die Gesellschaft ist allgemein geprägt von waghalsigem Übermut und fehlender Tugend. Das Niveau der Welt darf keinesfalls das Niveau derer sein, die Gott lieben und fürchten. Er erwartet von seinen Nachfolgern, dass sie sich von der Sünde und den Sündern getrennt haben. Weil seine erklärten Anhänger das reine Gold in ihrem Wesen durch Freundschaften mit der Welt verdorben haben, sind sie weniger kostbar in seinen Augen. Ihnen fehlte echter Glaube und echte Religion.

Hilfe für Bedürftige

Die Weisungen, die das alte Israel empfing, hatten dasselbe Ziel wie der Unterricht, den Jesus seinen Jüngern auf dem Berg erteilte. Beide sollten der Selbstsucht entgegenwirken und zur Güte ermutigen. Gott denkt immer an die Armen und erklärt seinem Volk, wie es für sie sorgen soll. »Wenn ihr die Ernte eures Landes einbringt, sollst du den Rand deines Feldes nicht vollständig abernten und keine Nachlese nach deiner Ernte halten.« (3. Mose 19,9)

Dann sagt er: »Du sollst deinen Nächsten weder bedrücken noch berauben. Der Lohn des Tagelöhners soll nicht über Nacht bei dir bleiben bis zum Morgen.« (3. Mose 19,13) Leider werden die Löhne den Arbeitern und Arbeiterinnen häufig gedankenlos oder grausam vorenthalten und sie müssen für den Hungerlohn, den sie sich durch harte Arbeit verdient haben, noch leiden. Diese Ungerechtigkeit wird weit und breit praktiziert. Wer Arbeitgeber ist, lebt oft auf großem Fuß. Was er verdient, würde fast noch für den Lebensunterhalt von einer oder zwei armen Familien reichen. Wenn so jemand die Arbeiter auf ihren hart verdienten Lohn warten lässt, erregt dies Gottes Missfallen.

Während wir den Armen, die es verdienen, Mitgefühl und Liebe zeigen sollen, dürfen wir weder die unwürdigen Armen nur um ihrer Armut willen bevorzugen »noch die Person des Großen ehren« (3. Mose 19,15), nur weil er groß ist. Wie viel davon wird umgesetzt? Jemand kann viel Reichtum haben, großen Respekt und Beifall empfangen und Ehre aufgrund seiner Position, obwohl er ein verdorbenes Herz hat und sein Leben nicht nachahmenswert ist. Position und Reichtum machen keine Leute; aber saubere Hände und ein reines Herz wird Gott annehmen.

Nichts als die Wahrheit

»Ihr sollt nicht stehlen und nicht lügen noch einander betrügen!« (3. Mose 19,11) Alle Lügner werden im Feuersee landen. Dennoch erzählt man sich mehr Unwahrheiten und spielt man sich mehr vor, als viele ahnen. Alle Irreführungen und Übertreibungen sind Unwahrheiten. Ein Wahrhaftiger, ein Rechtschaffener wird nicht absichtlich durch Sprache oder Gestik einen Eindruck erwecken, der nicht der Wahrheit entspricht. Er wird dem anderen keine Botschaft übermitteln, von der er weiß, sie ist falsch. Die Unwahrheit besteht in der Täuschungsabsicht. Ein Blick, eine Handbewegung, ein Gesichtsausdruck kann genauso wirksam die Unwahrheit sagen wie Worte. Hinweise und Anspielungen, die einen übertriebenen Eindruck hinterlassen, sind Unwahrheiten. Der Apostel sagt: »Lügt einander nicht an!« (Kolosser 3,9) Der Fall von Hananias und Saphira zeigt, dass sogar im Zeitalter des Evangeliums über den Schuldigen die Vergeltung genauso hereinbricht wie im jüdischen Zeitalter.

Die Heiligkeit von Gottes Namen

»Ihr sollt nicht falsch schwören bei meinem Namen, sodass du den Namen deines Gottes entheiligst! Ich bin der HERR.« (3. Mose 19,12) Der Name des HERRN wird in vielerlei Hinsicht entheiligt. Er wird oft gedankenlos ausgesprochen und im Alltagsgespräch entheiligt, in dem man sich auf ihn beruft. Zum Beispiel durch »Das weiß Gott allein!« usw. Hier wird Heiliges herabgewürdigt, von dem man immer mit Ehrfurcht sprechen sollte. Manche sprechen den Namen Gottes sogar im Gebet gedankenlos aus. Sein heiliger Name sollte feierlich ausgesprochen werden und nicht achtlos alle paar Sätze in unseren Gebeten auftauchen. »HERR Gott Allmächtiger!« »Heilig und furchtgebietend ist sein Name!« (Offenbarung 4,8; Psalm 111,9) Über seine Reinheit, Majestät und Güte darf man meditieren, doch nur heilige Lippen sollten seinen Namen aussprechen. Obwohl wir nicht hören, wie seine Stimme vom Berg das Gesetz verkündet, haben wir ebenso viel Grund zu fürchten und zu zittern wie das Volk am Fuße des Sinai damals. Gottes Gesetz ist unermesslich tiefgreifend. Wir können uns seinen Aufforderungen nicht entziehen. Denn es ist der Maßstab des künftigen Gerichts.

Die Sünde der Unwissenheit

»Wenn sich aber jemand aus dem gemeinen Volk unvorsätzlich versündigt … so soll er … eine … Opfergabe … bringen … Wenn der Priester ihm so Sühne erwirkt hat, wird ihm Vergebung zuteil werden.« (3. Mose 4,27.28.31 Menge) Das Gleiche galt für den Machthaber und die Priester. Sie waren zwar von Gott selbst zu ihrer heiligen Aufgabe berufen, doch dies machte sie nicht unfehlbar. Sie schwebten in ständiger Gefahr, eine Sünde zu begehen. Auch wenn diese unwissentlich begangen wurde, blieb sie in den Augen des Himmels dennoch Sünde. Unwissenheit mindert zwar die Schuld des Übertreters, reicht aber als Entschuldigung am Tag des Gerichts nicht aus. Der Apostel sagt: »Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er erkennen, ob diese Lehre von Gott ist.« (Johannes 7,17) Wer Gottes Wahrheit und Willen unbedingt kennen lernen will, wird also nicht im Dunkeln gelassen.

Ständig werden sich Menschen ihrer Sünde bewusst. Gottes Gesetz wird ihrem Gewissen ebenso vor Augen geführt wie damals dem Apostel Paulus. Er wusste nicht, dass er ein Gesetzesbrecher war, aber er sagte, dass die Sünde auflebte, als das Gebot kam, und dass er starb. Er wurde vom Gesetz erschlagen und dann durch Umkehr von seinen begangenen Sünden und durch Glauben an Jesus mit Gott versöhnt und von ihm begnadigt.

Die Erfahrung des Paulus wäre heutzutage die Erfahrung Tausender, wenn sie ihrem Gewissen so treu folgten wie er. Er zettelte keinen Krieg gegen Gottes Gesetz an, weil es das Werkzeug war, das ihn überführte und erschlug; im Gegenteil! Er sagt, dass das Gebot, das zum Leben bestimmt war, ihm zum Tod gereichte – zum Tod für den Übertreter, aber zum Leben für den Befolger.

Heutzutage legt der Mensch gerne seinen eigenen Maßstab fest und tritt den einzig wahren Maßstab mit Füßen. Doch wenn das schlummernde Gewissen geweckt wird und Licht in die dunklen Herzenskammern scheinen darf, entdeckt er, dass er Gottes Gesetz unwissentlich übertreten hat. Er ist aufgefordert, von seinen begangenen Sünden umzukehren und sich mit Jesus durch Glaube und Taufe zu bekleiden.

Manche machen geltend, dass sie nach ihrer besten Erkenntnis gelebt hätten und nicht wussten, dass sie vor Gott Sünder waren. Daher meinen sie, schuldlos gewesen zu sein und nichts bereuen zu müssen. Doch Gottes Wort ist deutlich. Alle, die es unter Gebet unbedingt zu verstehen wünschten, hätten erkennen können, dass es Wahrheit ist. Für diese Sünde der Unwissenheit wird Gott genauso wie in den Tagen Moses ein Opfer fordern: das Opfer eines zerbrochenen und zerschlagenen Herzens (Psalm 51,19). Mit der Bibel in der Hand müssten wir eigentlich alle die Wahrheit kennen und praktizieren. Doch einige wollen ihren Glauben oder ihr Vorgehen nicht ändern und behaupten, ihre Aufrichtigkeit werde sie schon retten. Solche laufen Gefahr, die Sünde der Anmaßung zu begehen und nicht alle Erkenntnis auszuleben, die sie hatten. Kritische Selbstprüfung und ein intensives Erforschen der Schrift und ernstes Gebet sind notwendig, um dafür zu sorgen, dass man das Kreuz nicht umgeht, sondern in alle Wahrheit geführt wird, koste es so viel Selbstverleugnung, wie es wolle, und sei der Gehorsam auch noch so unbequem.

Unwissentliche Sünden erfordern keine Ausreden, sondern Umkehr. Niemand soll sich einbilden, dass er, weil Jesus starb und die Schuld des Menschen trug, nichts tun müsse, als die Begnadigung anzunehmen. Er soll nicht meinen, er brauche seine Sünden nicht zu bereuen, die er schon so lange tut. Gottes Nachsicht hat Grenzen, und die Strafe für die Übertretung seines Gesetzes kommt bestimmt, auch wenn »der Richterspruch über die böse Tat nicht rasch vollzogen wird« (Prediger 8,11). Doch weil wir in einer Zeit leben, wo die Vergeltung nicht unmittelbar auf die böse Tat folgt, meidet man die Sünde weniger und »das Herz der Menschenkinder [ist] davon erfüllt, Böses zu tun« (ebd.).

Signs of the Times, 22. Juli 1880

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