Wie vertrauenswürdig ist die Adventbotschaft? Welche Rolle spielen die Bolzen in der Tribüne? Von Kai Mester
Lesezeit: 6 Minuten
In folgender Aussage betonte die Mitgründerin der Siebenten-Tags-Adventisten ihr festes Vertrauen auf das solide Fundament, das durch die Adventbewegung des 19. Jahrhunderts für diese Kirche gelegt wurde. Sie bezeichnet es als Tribüne, von der aus die Adventbotschaft in der ganzen Welt bekannt werden sollte.
Tribüne mit Masseneffekt
»Ich sah eine Gemeinschaft, die gut beschützt wurde und einen festen Stand hatte. Sie bot denen keine Angriffsfläche, die den fundierten Glauben der Gemeinschaft erschüttern wollten. Gott schaute mit Wohlgefallen auf sie. Dann wurden mir drei Stufen gezeigt – die erste, zweite und dritte Engelsbotschaft. Mein begleitender Engel sagte: ›Wehe dem, der auch nur einen Block oder Bolzen an diesen Botschaften verschiebt. Das richtige Verständnis dieser Botschaften ist unerlässlich. Das Schicksal von Seelen hängt davon ab, wie diese Botschaften verstanden werden.‹
Noch einmal wurden mir die Botschaften präsentiert und ich sah, zu welch hohem Preis Gottes Volk seine Glaubenserfahrung erworben hatte: durch viel Leid und schweren Kampf. Gott hatte sie Schritt für Schritt geführt, bis er sie auf eine solide, unverrückbare Tribüne gestellt hatte, die kein bisschen wackelte.
Ich sah wie sich Einzelne der Tribüne näherten und ihr Fundament untersuchten. Einige stiegen sofort begeistert hinauf. Andere fingen an das Fundament zu kritisieren. Sie wünschten sich Verbesserungen. Dann wäre die Tribüne perfekter und alle zufriedener.
Einige stiegen von der Tribüne herunter, um sich das Ganze näher anzuschauen und sagten, das Fundament sei falsch gelegt. Doch ich sah, dass fast alle unbeirrt auf der Tribüne standen und die Hinabgestiegenen ermutigten, ihre Beschwerden einzustellen. Denn Gott sei der Baumeister, und sie stellten sich dadurch nur gegen ihn.
Sie erzählten noch einmal Gottes wunderbare Führung, die sie auf diese stabile Tribüne geführt hatte. Gemeinsam hoben sie ihre Augen zum Himmel und priesen Gott aus voller Brust. Dies berührte einige, die sich über die Tribüne beklagt und diese verlassen hatten. Demütig stiegen sie wieder herauf.« (Early Writings, 258.3)
Heute sind aus den wenigen Adventisten in den USA viele Millionen Adventisten weltweit geworden. Das Fundament hat gehalten, aber die Beschwerden erreichten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Inzwischen erkennen viele wieder den Wert dieses Fundaments und steigen demütig auf die Tribüne hinauf.
Es geht um Prophetie und Zeitketten
Dieses Zitat ist mir schon lange bekannt. Doch irgendwie hatte ich vor allem an solche Lehren und Bausteine wie den Sabbat, die sterbliche Seele und das Heiligtum gedacht, sicher auch an die 2300 Abende und Morgen. Erst später wurde mir bewusst, dass die ersten beiden Engelsbotschaften praktisch ausschließlich prophetischen Charakter hatten und aus den Auslegungen Daniels und der Offenbarung bestanden, wie sie William Miller und seine Kollegen verkündeten. Folgendes Zitat untermauert diesen Gedanken noch:
Die Jahre vor 1844
»Wir wurden davor gewarnt, uns auf etwas einzulassen, was das Fundament des Glaubens destabilisieren könnte. Wir bauen schon darauf, seit die Botschaft 1842, 1843 und 1844 verkündet wurde. Ich war Teil dieser Botschaft und habe seitdem nicht aufgehört, der Welt die Erkenntnis weiterzugeben, die Gott uns geschenkt hat. Wir raten davon ab, von der Tribüne hinabzusteigen, auf die wir geführt wurden, als wir Tag für Tag den HERRN intensiv anflehten und nach Erkenntnis suchten.« (General Conference Bulletin, 6. April 1903)
Damit ist nicht gesagt, dass jedes Detail oder jede Verzierung der Tribüne unveränderlich ist. Wir wissen ja auch, dass die Erkenntnis zunehmen wird. Dennoch sind alle Blöcke und Bolzen, also alles, was die Tribüne ausmacht, sie zusammenhält und ihr Stabilität verleiht, wirklich unverzichtbar.
So ist die Zeitweissagung der sechsten Posaune auf den 11. August 1840 kein Detail. Sie verbindet vielmehr zeitlich die fünfte Posaune mit dem Erscheinen des Engels in Offenbarung 10 und bildet somit einen Bolzen, der das Aufkommen der Adventbewegung zeitlich vorhergesagt und der Bewegung die Stabilität gegeben hat, aus der die Adventgemeinde hervorgehen konnte.
Ein weiterer Bolzen sind die 1335 Tage aus Daniel und Offenbarung. Gemeinsam mit dem zweiten Bolzen der 1290 Tage bindet er den Block der 2300 Abende und Morgen mit dem Block der 1260 Tage zeitlich zusammen. Dadurch bekommt der Zeitraum von 1843 bis 1844 eine »glückselige« Bedeutung, ohne die die prophetische Adventbotschaft nicht ihre Reise um die ganze Welt angetreten und bis heute aufrechterhalten hätte.
Das Wissen darüber war im Adventismus inzwischen fast verloren gegangen, bahnt sich aber in den letzten Jahren wieder den Weg ins Bewusstsein.
Die Prophetiekarte der Adventpioniere
Es gibt sicher noch weitere Blöcke und Bolzen, die von einigen in Frage gestellt werden. Die Prophetiekarte der Milleriten gibt einen guten Überblick darüber, was alle Prediger der Adventbewegung gemeinsam verkündigten. Ein Aufruf, die Prophetie wieder gründlich zu studieren. Nur wenn wir die Lehren auf dieser Karte allein aus der Bibel und der Geschichte erklären können, tragen wir zur Stabilisierung der Adventbotschaft bei. Die Aussagen von Ellen White und den anderen Adventpionieren dürfen uns gerne eine Krücke auf dem Weg zur Erkenntnis sein. Sobald wir aber die Belege aus der Bibel und der Geschichte haben, macht es einen überzeugenderen Eindruck auf den Betrachter, wenn wir ohne Krücken laufen.
Viel Freude beim Studium!
Schreibe einen Kommentar