Jüdische G’ttesliebe: Ein Hirte macht’s vor

Jüdische G’ttesliebe: Ein Hirte macht’s vor
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Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber G’tt … Von Richard Elofer

Diese Geschichte wird von Rabbi Yitzchak Buxbaum erzählt. Dem Baal Schem Tov wurde einst vom Himmel gezeigt, dass Moshe der Hirte, ein ganz einfacher Mann, G’tt*, sein Name sei gepriesen, besser diente als er. Da wollte er gerne diesen Hirten treffen. So ließ er seine Pferde anschirren und reiste mit der Kutsche in Begleitung einiger Jünger zu dem Ort, wo der Hirte wohnen sollte.

Sie hielten an einem Feld am Fuß eines Hügels und sahen über sich am Hang einen Hirten, der sein Horn blies, um seine Herde zu rufen. Nachdem sich die Schafe um ihn versammelt hatten, führte er sie zu einem Trog in der Nähe, um sie zu tränken. Während sie tranken, schaute er zum Himmel auf und rief plötzlich laut: »Meister der Welt, du bist so groß! Du hast Himmel und Erde und alles andere geschaffen! Ich bin ein einfacher Mann, unwissend, ungebildet und weiß nicht, wie ich dir dienen oder dich preisen soll. Als Kind wurde ich Waise und wuchs unter Heiden auf. Daher habe ich nichts aus der Thora gelernt. Aber ich kann mit meiner ganzen Kraft mein Hirtenhorn wie ein Schofar blasen und rufen: ›Der H’RR* ist G’tt!‹«

Nachdem er mit seiner ganzen Kraft das Horn geblasen hatte, fiel er völlig erschöpft flach zu Boden und lag dort regungslos, bis seine Kräfte wiederkehrten. Dann stand er auf und sagte: »Meister der Welt, ich bin nur ein einfacher Hirte; ich kenne die Thora nicht und weiß nicht, wie man betet. Was kann ich für dich tun? Das Einzige, was ich kann, ist Hirtenlieder singen!« Dann begann er mit ganzer Kraft laut und begeistert zu singen, bis er wieder erschöpft und völlig kraftlos zu Boden fiel.

Nachdem er sich erholt hatte, stand er wieder auf und begann zu rufen: »Meister der Welt! Was nützt dir mein Hornblasen und Liedersingen, wo du doch so groß bist? Wie kann ich dir noch dienen?« Er hielt einen Moment inne und sagte dann: »Ich kann noch etwas. Das werde ich zu deiner Ehre und Herrlichkeit tun!« Dann machte er einen Kopfstand und wackelte wild mit den Beinen in der Luft. Danach schlug er einen Purzelbaum nach dem anderen, bis er erschöpft und reglos liegen blieb.

Der Baal Schem Tov und seine Jünger beobachteten alles aus der Entfernung mit großem Erstaunen. Der Hirte lag still im Gras, bis seine Kraft zurückgekehrt war. Wieder hob er an zu reden: »Meister der Welt. Ich habe getan, was ich konnte. Doch ich weiß, das reicht nicht! Wie kann ich dir noch dienen?« Er dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Gestern hat der Edelmann, dem die Herde gehört ein Fest für seine Diener gegeben, und am Schluss empfing jeder von uns eine Silbermünze. Ich gebe dir diese Münze als Geschenk, o G’tt, weil du alles geschaffen hast und alle deine Geschöpfe ernährst, auch mich, Moshe, den kleinen Hirten!« Und mit diesen Worten warf er die Münze nach oben.

In diesem Moment sah der Baal Schem Tov, wie eine Hand aus dem Himmel kam und die Münze auffing. Da sagte er zu seinen Jüngern: »Dieser Hirte hat mich gelehrt, wie der Vers zu erfüllen ist: ›Du sollst den H’RRN, deinen G’tt, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.‹ (5. Mose 6,5)«

Aus: Shabbat Shalom Newsletter, 684, 11. Juni 2016, 5 Sivan 5776
Herausgeber: World Jewish Adventist Friendship Center

*Deutsche Juden haben die Gewohnheit, im Wort G’tt oder H’RR den Vokal nicht zu schreiben und stattdessen Adonai oder HaShem zu lesen. Dies ist für sie Ausdruck der Ehrfurcht vor G’tt.

Empfohlener Link:
https://wjafc.globalmissioncenters.org/


 

 

 

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