Es gibt wahrscheinlich nichts Kostbareres auf dieser Welt als die tiefe, innere Gewissheit, erlöst zu sein. Jeder von uns wünscht sich diese Erlösungsgewissheit. Die Hoffnung auf das ewige Leben beseelt uns alle. Unseren Vätern und Vorvätern erging es nicht anders. Blicken wir zurück auf den Strom der Zeit, erkennen wir dieses Verlangen in den Nachfolgern Jesu aller Zeiten.
Sehnsucht nach Heilsgewissheit
Zweifellos hat Gott selbst dieses Verlangen dem Menschen ins Herz gepflanzt (Prediger 3,11). Niemand ist zugleich stärker von der Sehnsucht durchdrungen, dieses Verlangen zu stillen, als der Schöpfer und Vater der Menschenkinder. Noch viel mehr als der liebevollste irdische Vater möchte unser himmlischer Vater uns glücklich sehen und glücklich machen. Er möchte uns eine Heilsgewissheit schenken, deren Schönheit den Mond in all seiner Pracht übertrifft und deren Kraft heller leuchtet als die Sonne am Mittag. Unser Vater im Himmel nutzt dazu alle Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen. Es sind die Ressourcen seines eigenen Herzens, seiner unbändigen Liebe und unbegrenzten Macht.
Die richtige Diagnose
Einem Arzt, der sein Fachgebiet beherrscht, fällt es nicht schwer, eine Krankheit, die genau in seinen Bereich fällt, richtig zu diagnostizieren. Der Patient selbst hat dadurch die Sicherheit einer fachgerechten, erfolgreichen Behandlung. Eine falsche Diagnose kann folgenschwer sein. Wer schon einmal fehldiagnostiziert wurde, wird dies besser als jeder andere verstehen können.
Krank nach Liebe
Liebe heilt. Nimm an, du wärst krank und dein Vater wäre Arzt. Nimm an, es wäre der beste aller Väter und der beste aller Ärzte. Würde er dich heilen können? Liebe und Wissen vereint vermögen Unglaubliches zu vollbringen. Wusstest du, dass 90% aller Krankheiten auf ein krankes Gemüt zurückgeführt werden können? Wir sind krank nach Liebe! Laue Menschen sind es nicht weniger als andere Menschen. So diagnostiziert Jesus (in Offenbarung 3,17) den Zustand von uns Adventgläubigen. Sein Rezept sieht daher auch das reiche Liebesgold vor (Vers 18). Es ist das echte Glaubensgold. Beides in einer Münze. Denn Liebe basiert auf Vertrauen. Kann es echte Heilsgewissheit ohne tiefe Liebesgewissheit geben?
Es regnet Goldmünzen
In einem Traum sah sich ein 12-jähriger albanischer Junge in einem fremden, armen Land. Da begann es Goldmünzen zu regnen. Doch keiner der armen Menschen sammelte sie auf. So machte er sich umgehend daran, die wertvollen Münzen zusammenzutragen. Nun sah er sich mit großer Freude auf die Menschen zueilen und alles austeilen, was er in seinen Händen hatte. Kaum war dieser Dienst getan, öffnete sich der Himmel aufs Neue. Wiederum gingen große Mengen an Münzen hernieder. Und wieder trug er sie eilends zusammen, um sie an Hungrige und Durstige auszuteilen. Sein Herz pochte und sein Gesicht strahlte vor Freude.
Philadelphia – Bruderliebe
So geschah es in der großen Adventbewegung 1840–1844, aus der wir entstanden. Jesus nannte sie »Philadelphia« – »Bruderliebe«. Die Philadelphianer dieser mächtigen Bewegung waren vor allem »Bruderliebende«. Ihre Herzen brannten füreinander und für ihre Mitmenschen. Sie waren von Jesu Liebe und Freude durchdrungen. An ihnen erfüllten sich die Worte Jesu buchstäblich: »Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden. Dadurch wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet. Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe ich euch; bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe geblieben bin. Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude völlig werde. Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, gleichwie ich euch geliebt habe. Größere Liebe hat niemand als die, dass einer sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was immer ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles verkündigt habe, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit der Vater euch gibt, was auch immer ihr ihn bitten werdet in meinem Namen. Das gebiete ich euch, dass ihr einander liebt.« (Johannes 15,7-17)
Die Frucht der Bruderliebe
Die Erfahrung des Philadelphianers Charles Fitch veranschaulicht die Erfüllung dieser Verheißung Jesu besonders eindrücklich. Unter den Verkündigern der damaligen Zeit nahm er einen besonderen Platz ein. Man schätzte sie alle und spürte ihrer aller Gottesfurcht und Liebe. Die Menschen hingen oft wie gebannt an den Lippen Millers, Litchs, Himes oder Bates. Charles Fitch aber bewegte sie am Tiefsten. Er wurde unter den Milleriten beliebt und geliebt wie kein anderer. »Was der Mensch sät, das wird er auch ernten.« (Galater 6,7) Charles Fitch erntete, was er gesät hatte: LIEBE. Die Erfahrung Philadelphias fand ihre schönste Ausprägung im Zeugnis seines Lebens. Niemand liebte die Brüder wie Bruder Fitch. Seine Wiederkunftserwartung war brennend, seine prophetische Verkündigung bestechend, seine Bruderliebe aber war die Flamme und der Motor hinter beidem. Sie war die spürbare rote Linie durch all seine Verkündigung. Sie belebte und gestaltete seinen Dienst. Schließlich gab er sein Leben für seine Brüder.
Charles Fitch
Eine Frucht von Jesu Bruderliebe
Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. (Jeremia 31,3)
Nur durch Liebe wird Liebe geweckt. Gott zu kennen bedeutet ihn zu lieben. (DA 22)
Höher als der höchste menschliche Gedanke reicht, ist Gottes Ideal für seine Kinder: Gottseligkeit, Gottähnlichkeit – dieses Ziel sollen wir erreichen! (Ed 18)
An einem Herbsttag im Oktober 1844, kurz vor dem erwarteten Kommen des Herrn, taufte er wiederholt eine Gruppe Neubekehrter im kalten Eriesee. Zu Pferd, in nassen Kleidern, ohne die Möglichkeit, diese zu wechseln, wurde er auf dem Nachhauseweg in seinem Ritt mehrmals von weiteren Taufwilligen gestoppt. Er kam ihrem Ansinnen jeweils bereitwillig nach, kehrte mit jedem Grüpplein frohgemut zum Eriesee zurück und befahl jeden neuen Bruder in der Taufe dem Herrn und seinem Kommen an. Doch die Anstrengung war zu groß, die Bedingungen zu schwer gewesen. Charles erkrankte schwer und verstarb kurz darauf, am 14. Oktober 1844.
Das Geheimnis der Bruderliebe
Worin lag das Geheimnis der Liebeskraft »dieses heiligen Mannes Gottes«, wie James White Bruder Fitch einmal bezeichnete (Life Incidents, 108)? Charles Fitch war zu jener Erfahrung gelangt, die hundert Jahre zuvor John Wesley auf der anderen Seite des Ozeans gemacht hatte. Ähnlich wie jener hatte er »nach geistlichem Brot gesucht und nach dem Lebenswasser, mit einem ernsten Verlangen, wie ich es, so weiß ich, nie für irgendwelche der Güter dieser Welt empfunden habe«. Auf dieser Suche lernte er »in der Vorsehung Gottes einige jener Christen kennen, die an folgende Wahrheit glauben: Alle Jünger Jesu dürfen durch ›den großen Gott und unseren Retter Jesus Christus‹ (Titus 2,13) gereinigt werden ›von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht‹ (2. Korinther 7,1), ›durch die Verheißungen Gottes, die alle Ja und Amen in Christus sind, Gott zum Lobe durch uns‹ (1,20 KJV). Auf diese Weise dürfen sie durch die ›überaus großen Verheißungen … göttlicher Natur teilhaftig werde[n], nachdem ihr dem Verderben entflohen seid, das durch die Begierde in der Welt herrscht‹ (2. Petrus 1,4).« (Charles Fitch, Letter to the Presbytery of Newark, Guide to Christian Perfection, Vol. 1, Nr. 10, April 1840)
Neues Herz, neuer Bund
Fitch führt aus: »Als ich die Verheißungen zu diesem Thema las, sah ich, dass sie umfassend und eindeutig waren. ›Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden, dass du den HERRN, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele.‹ (5. Mose 30,6) ›Und ich will reines Wasser über euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von aller eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen … ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; ja, ich will meinen Geist in euer Inneres legen und werde bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechtsbestimmungen befolgt und tut … und ich will euch befreien von allen Unreinheiten.‹ (Hesekiel 36,25-27.29) ›Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen, dass ich nicht von ihnen ablassen will, ihnen wohlzutun. Und ich werde die Furcht vor mir in ihr Herz geben, damit sie nicht mehr von mir abweichen.‹ (Jeremia 32,40) ›Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen will nach diesen Tagen, spricht der HERR: Ich will meine Gesetze in ihre Herzen geben und sie in ihre Sinne schreiben … An ihre Sünden und ihre Gesetzlosigkeiten will ich nicht mehr gedenken.‹ (Hebräer 10,16.17)« (Ibid.)
Vertrauen wie ein Kind
Charles Fitch erkannte in diesen Aussagen die Liebe Gottes zu ihm selbst. Wie Wesley suchte er sie zu erfassen und klammerte sich immer stärker an sie. Nach vielem eigenen, aufrichtigen Bemühen begriff er schließlich, dass sie ihm in Jesus bereits gehörten und er sie im kindlichen Glauben ergreifen konnte. Er nahm das Blut Jesu im festen Vertrauen für sich an und wurde von aller Sünde gereinigt. »In meinem Geist spürte ich, wie ich in die Arme meines Heilands sank. Es war überaus köstlich und himmlisch. So wie ich es nie zuvor erfahren hatte … So völlig und froh ordnete ich alles dem Willen Gottes unter; so eine Herzensfreude verspürte ich bei dem Gedanken, im Leben, im Tod und für immer Gott geweiht zu sein; so eine Freude erfüllte mich, die Erde mit all ihren Reichtümern und Vergnügungen um Jesu willen aufzugeben; von so einer demütigen, reuevollen und dankbaren Liebe zu meinem Heiland sprudelte ich über; solch eine Zufriedenheit empfand ich beim Gedanken, ihn als meinen einzigen, ewigen Teil zu haben; so herzensfest und unerschütterlich vertraute ich allen seinen Verheißungen; so tief bereit war ich, alles für seinen Namen zu tun und zu erdulden, ja selbst mein Leben für ihn zu lassen –, dass ich mich dazu gedrängt fühlte zu sagen: Das ist Herzensreinheit!« (Ibid.)
Liebesgewissheit hatte zu Heilsgewissheit geführt! Gotteserkenntnis zu Herzensreinheit!
Ein schwerwiegendes Missverständnis
Doch Fitch verlor nach einiger Zeit seine Erfahrung. Er fürchtete sich davor, für stolz gehalten zu werden, wenn er diese volle Liebeserfahrung mit Jesus vor den Menschen bekennen würde. Nicht einmal seine »liebsten Freunde« sollten wissen, dass er »rein von Sünde« geworden war, den Tröster in sich aufgenommen hatte und die Sünde nun keine Macht mehr über ihn besaß (Römer 6,14). Sein »Leben« würde dieses Zeugnis von allein geben können. »Ich erlebte nun, wie dieselben Sünden mich überwanden und knechteten wie zuvor. Ich sah, dass mein Zustand wieder genauso war wie zuvor, bevor der Herr mir etwas, wie ich glaubte, von der Glückseligkeit eines reines Herzens gezeigt hatte. Ich wusste, Armut und Finsternis war in meine Seele eingezogen, weil ich dieses selige Werk leugnete, das der Herr in mir getan hatte. Ich verleugnete es, weil ich vor den Menschen als demütig gelten wollte.« (Ibid.)
Sehnsucht nach Jesusähnlichkeit
»In diesem Zustand aber wurde ich zu dem intensiven Verlangen und inbrünstigen Gebet geführt, Jesus ähnlich gemacht zu werden. Das tiefe Anliegen meiner Bitte bestand darin, dass ich doch Jesus so ähnlich gemacht würde, wie es für einen Menschen in diesem Leib möglich wäre. Ich empfand, dass ich mit nichts weniger zufrieden sein könnte. Nachdem ich so eine Weile gebetet hatte, sah ich es mit äußerster Klarheit: Nichts würde Gott bereitwilliger tun, als mich Jesus auf diese Weise ähnlich zu machen. Ich fühlte eine köstliche Gewissheit in ihm, dass es mir gewährt würde.« (Ibid.)
Der Preis der Jesusähnlichkeit
»Nun zeigte mir der Herr, was die Folgen davon sein würden, Jesus ähnlich zu sein. Dass ich unmöglich Jesus ähnlich sein konnte, ohne diese Folgen zu tragen. Ich sah, dass ich, wollte ich gottselig in Christus Jesus leben, Verfolgung erleiden müsse [2. Timotheus 3,12]. Und dass ich nicht Jesus ähnlich sein konnte, ohne bereit zu sein, an seiner Schmach teilzuhaben [Hebräer 11,26].« (Ibid.) Der Heilige Geist führte Fitch zu Römer 10,10: »Denn mit dem Herzen glaubt man, um gerecht zu werden, und mit dem Mund bekennt man, um gerettet zu werden.« »Ich sah nun, dass ich, um in dem Genuss jenes Segens zu bleiben, alles bekennen und die Folgen tragen musste. Diese, so wusste ich, würden nicht klein sein. Ich wusste, fast jeder Freund auf Erden, würde mich in dem Augenblick, in dem ich so ein Bekenntnis ablegte, als nahezu vollständig gefallen betrachten. Auch meine Brüder im Predigtamt, deren Vertrauen ich über jedes irdische Gut geschätzt hatte, würden mir ihr Vertrauen sofort entziehen und mich aller Wahrscheinlichkeit nach aus ihrem Kreis verstoßen.« (Ibid.)
Das größte Opfer
»Ich war nun wirklich zu dem Punkt gekommen, wo ich mein rechtes Auge ausreißen und meine rechte Hand abhauen musste [Matthäus 5,29.30], wo ich ›Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder … verlassen‹ [19,29] musste um Christi und um des Evangeliums willen.« (Ibid.) »Konnte ich dieses Opfer bringen? … Der Kampf war schwer … doch ich vermochte nicht lange zu zögern … Er gab mir die Kraft, seine Liebe zu wählen … auf Kosten, wenn nötig, all dessen, was mir auf Erden wert war.« (Ibid.)
»Schenk mir bewusste Reinheit!«
»Ich wurde befähigt zu beten: ›Herr, schenk mir erneut diesen seligen Zustand bewusster Reinheit und bewussten Friedens, der Liebe zu dir und der Seligkeit in dir, an dem ich mich einst erfreute. Dann werde ich deine Treue der Welt bekennen, und man darf meinen unwürdigen Namen auf jede Weise schmähen. Rette mich, Herr, von meinen Sünden, erlöse mich von aller Unreinheit. Gib mir darüber eine tragfeste Gewissheit, sodass ich vor die Welt treten kann ohne zu heucheln, dass ich etwas besäße, was ich nicht besitze. Lass mich wirklich und wahrhaftig von aller Ungerechtigkeit rein werden und die volle und zufriedenstellende Gewissheit erlangen, dass du dies für mich getan hast. So werde ich deine Treue verkünden und in deiner Stärke allem begegnen, was folgen wird.« (Ibid.)
Haltet euch der Sünde für tot!
»In dieser Geisteshaltung griff ich zu Gottes Wort und kam zu folgendem Abschnitt, zu Paulus Worten an die Römer: ›Also auch ihr, haltet euch selbst dafür, dass ihr für die Sünde tot seid, aber Gott lebt durch Jesus Christus, unseren Herrn.‹ (Römer 6,11 KJ)« (Ibid.) Für Fitch wurde dieser Vers zum Schlüsselvers für sein weiteres Leben.
Vom Wort ergriffen
»Der Heilige Geist offenbarte mir auf diese Weise, dass es mein Vorrecht sei, mich der Sünde für tot zu halten, aber Gott durch Jesus Christus, meinen Herrn, zu leben. Durch diese Erkenntnis befähigte er mich – in dem Augenblick selbst –, dieses Vorrecht in Anspruch zu nehmen. Im selben Moment stellte ich fest: Die Glückseligkeit bewusster Herzensreinheit vor Gott, aus der ich gefallen war, weil ich vor den Menschen nicht bekennen wollte, was mein Heiland für mich getan hatte, war in mir mehr als erneuert worden.« (Ibid.) »Die Liebe zur Welt war vergangen, kein sündhafter Genuss zog mich mehr an. Mein ganzes Herz war durch Jesus gewonnen und floss vor Liebe zu ihm über. Ich spürte, dass ich tausend Herzen, wären sie alle mein gewesen, mit größter Freude seinem Dienst geweiht hätte. Keinen Willen hatte ich mehr als nur noch den seinen, keinen Wunsch mehr für das Leben, den Tod oder die Ewigkeit, als nur, in der Weise eingesetzt zu werden, die meinem Erlöser die größtmögliche Ehre bringen würde.« (Ibid.)
Frei von Menschenfurcht
»Jetzt war ich von Menschenfurcht befreit. Ich hatte mit dem Herrn den Bund geschlossen, seine Treue der Welt zu bekennen, wenn er mir eine tragfeste Gewissheit geben sollte, die Gewissheit, dass ich tatsächlich von aller Sünde erlöst war. Auf eine so herrliche und köstliche Weise erlebte ich erneut, weit über meine kühnsten Vorstellungen hinaus, »für die Sünde« tot gemacht zu sein, »aber Gott lebend durch Jesus Christus, unseren Herrn«. Und so überaus tief war mir bewusst, wie sehr jeder Christ in diesem Zustand bewahrt bleiben darf, weil der kostbare Erlöser treu ist [1. Johannes 1,9; 2. Thessalonicher 3,3]. Ich zauderte keinen Augenblick mehr. Es war meine Pflicht, der Welt zu verkünden, dass ich durch die Kraft des Heiligen Geistes, die mir mein gesegneter Heiland verliehen hatte, »für die Sünde tot« gemacht worden war, »aber Gott lebend durch Jesus Christus, unseren Herrn.« (Ibid.)
Vollkommene Liebesgewissheit
Charles Fitch hatte sein Ziel erreicht: in Jesus zu sein. Nun gehörte er ganz ihm. Er wusste sich in Jesus geliebt. Er wusste sich in Jesus errettet. Darin bestand das Geheimnis seiner Liebeskraft. Sie war so stark, dass sie ihn zum beliebtesten Verkündiger der großen Adventbewegung machte.
Das Merkmal Philadelphias
Wie kein anderer verstand Fitch es, das ewige Evangelium mit den großen Weissagungen Daniels und der Offenbarung zu verbinden. In seiner Verkündigung wechselten sich beide Schwerpunkte von Predigt zu Predigt ab und verbanden sich auf diese Weise zu einem herrlichen Ganzen. »Heiligkeit jetzt und jeden Augenblick« – durch die Liebesmacht Jesu, durch die Freude an seiner Gegenwart, durch das unaussprechliche Glück über seine unfassbar tiefe Freundschaft und durch das köstliche Bewusstsein der innigen Geborgenheit in ihm – das war das große Merkmal von Fitchs Predigt! Es war das große Merkmal seines Lebens geworden und nun der Kern seines Bekenntnisses. Ein von göttlicher Liebe und Freude durchdrungener Heiligkeitsprediger stand obenan in der Zuneigung der Gläubigen und Suchenden jener Tage!
Die goldenen Wegmarken Philadelphias
So sehr liebte Jesus diesen »heiligen Mann Gottes«, dass er ihn durch den Propheten Habakuk versinnbildlichte (2,1-4), in dessen Fußstapfen Fitch trat, als er auf Gottes Geheiß hin die berühmte 1843-Prophetiekarte entwarf, die zwei der drei Fundamente der Adventbotschaft abbildete: die erste und zweite Engelsbotschaft. Fitch selbst wurde zum Träger der zweiten. War William Miller der Bote der ersten Engelsbotschaft, war Charles Fitch der erwählte Bote der zweiten. Im Sommer 1843 erging von seinen heiligen Lippen der Ruf: »Geht hinaus aus ihr, mein Volk!« (Offenbarung 18,4). Anfang Oktober 1844 stimmte er mit Inbrunst in den Chor jener ein, die den im Spätsommer angebrochenen Mitternachtsruf verbreiteten: »Siehe, der Bräutigam kommt! [Er kommt am 22. Oktober!] Geht aus, ihm entgegen!« (Matthäus 25,6)
Hin zur Vollendung der Bruderliebe
In ihrer ersten Vision nicht lange nach der großen Enttäuschung vom 22. Oktober 1844 sah Ellen Harmon Bruder Charles Fitch unter den Erlösten am Lebensbaum (Early Writings, 17). Auf diese außergewöhnliche Weise bestätigte Jesus kurz nach Aufnahme seines Amtes im Allerheiligsten den Dienst und das Zeugnis dieses echten Philadelphianers. Genau in dem Moment, als er den Geist der Weissagung aussandte und seine Endzeitbotin berief! Die junge »brennende Lampe« (Bedeutung von »Ellen«) selbst aber wurde zum eigentlichen Träger und Boten der dritten Engelsbotschaft. Der Geist der Weissagung führte die Übrigen Philadelphias sicher in den Thronsaal Gottes, wo sie der Spätregen erwartete. Aus der Bundeslade erstrahlte dort die Herrlichkeit der Sabbatwahrheit. Erst durch die Erneuerung »von Gottes Gesetz … zu seiner rechtmäßigen Position« würde Philadelphias Bruderliebe vollendet werden (Great Controversy, 478). Nun würde die Tiefe der Agape-Liebe Gottes völlig erkannt, erfahren und der Welt offenbart werden können (2. Petrus 1,7). Schnell würde die Welt dann in der Kraft Elias und in der Sanftmut Elisas gewarnt und ein Volk für die Entrückung bereit sein.
Zuerst erschienen in: Versöhnungstag, 5-2014
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