Gesundheitsmission: Ein hoher Ruf

Gesundheitsmission: Ein hoher Ruf
Willkommen auf Uchee Pines
Wie Gott mich immer wieder nach Uchee Pines holt, damit ich viel praktische Erfahrungen sammeln kann und gleichzeitig selbst gesegnet werde. Von Daniela Weichhold

Es war im Januar 2015, als ich mich auf dem Weg nach Uchee Pines in Alabama befand. Im Herbst zuvor hatte ich mich wieder für einige Zeit von meiner Arbeit in Brüssel beurlauben lassen, um mich vor allem der Missionsarbeit und auch der persönlichen Fortbildung in der Gesundheitsarbeit zu widmen. Ich hatte gerade einige Monate in einem Waisenhaus-Projekt in Bolivien verbracht (Erfahrungsbericht), um nun wieder an meine »Alma Mater« zurückzukehren – dem Institut in den USA, in dem ich 2006 bis 2008 eine Ausbildung als Gesundheitsmissionarin oder »Lifestyle-Counselor« absolviert hatte.

Ich wusste nicht so genau, was mich erwarten würde, denn in der Zwischenzeit hatte es große Veränderungen am Uchee Pines Institut gegeben. Meine Ausbildung damals hatte ich noch im alten Lifestyle Center absolviert, das in der Zwischenzeit durch ein moderneres, um einiges größeres Gebäude ersetzt worden war. So musste ich mich nun an eine völlig neue Einrichtung gewöhnen. Alles war anders hier: Die Zimmer für die Gesundheitsgäste, der Therapie-Bereich, die Küche, der Speisesaal … Hier gab es sogar einen eigenen Flügel für die Büros der Ärzte, die Blutentnahmen und die Behandlungsräume. Ich fühlte mich irgendwie verloren in diesem großen Gebäudekomplex. Da gab es so vieles, an das ich mich erst gewöhnen musste, und so vieles, was ich neu erlernen bzw. auffrischen musste. In diesen ersten Wochen, während denen ich sozusagen als »Schatten« einer erfahrenen Kollegin folgte und teilweise auch schon Therapien an ihrem Gesundheitsgast durchführte, erlebte ich verzweifelte Momente. Wie sollte ich das alles bloß schaffen? Wie sollte ich hier jemals voll einsatzfähig sein?

In der Kuche des Country Life Restaurants web

In der Küche des Country Life Restaurants

In diesen ersten Wochen bekam ich mehr praktische Erfahrung, als ich erwartet hatte. Wie schon erwähnt durfte ich bereits einige Wasseranwendungen durchführen. Außerdem war in dieser Zeit auch ein älteres Ehepaar, die Glieder der Campus-Gemeinde waren, Teil der Gruppe von Gesundheitsgästen. Die 93-jährige Frau hatte große Schwierigkeiten bei der Fortbewegung und brauchte fast ständig Hilfe. Da dies für eine Person zu viel war, wurde auch ich um Unterstützung gebeten. Hier stieß ich an meine Grenzen, da ich in der Altenpflege ja keineswegs ausgebildet bin.

Außerdem war in der Zwischenzeit der Verantwortungsbereich der Lifestyle-Counselors erweitert worden. Nun waren es nicht mehr vor allem die Ärzte, die die Eingangsuntersuchung der Gesundheitsgäste vornahmen, sondern fast ausschließlich die Lifestyle-Counselors. Zwar hatte ich diese Dinge in meiner Ausbildung gelernt, aber dies lag ja nun schon etwa sieben Jahre zurück, und praktische Erfahrung damit hatte ich fast keine. Auch in der schwedischen Massage hatte ich während dieser Zeit kaum Gelegenheiten zum Praktizieren.

Dies setzte mich ziemlich unter Druck, und ich wusste nicht, wie ich das alles bewältigen sollte.

Aber es war genau in dieser Zeit, als der Heilige Geist in besonderer Weise an mir wirkte. Ich durfte tiefe Freude und Erfüllung im Dienst an meinen Mitmenschen erfahren. Es war so schön, das Feedback dieser betagten Frau zu erleben, die selbst für die kleinsten Gesten dankbar war. Und dann die wunderbaren Kollegen, die so hilfsbereit waren und stets ein offenes Ohr für meine Fragen und Anliegen hatten.

So entschloss ich mich ziemlich bald, meinen US-Aufenthalt nach einem kurzen Europa-Besuch im April nicht nur bis zum Sommer 2015 zu verlängern, sondern auch im Herbst wieder zurückzukehren, um noch mindestens bis zum Frühjahr 2016 als Volontärin im Lifestyle Center auszuhelfen. Es war mehr als offensichtlich, dass meine Hilfe genau zu diesem Zeitpunkt benötigt wurde, und ich freute mich über die Gelegenheit, meine Kenntnisse weiter aufzufrischen und Neues dazuzulernen.

In der Zwischenzeit haben wir Winter 2016/2017, und ich bin immer noch auf Uchee Pines! Nach einem dreieinhalbmonatigen Aufenthalt in Europa bin ich doch tatsächlich noch ein weiteres Mal in meine »US-Heimat« zurückgekehrt – nachdem ich zu dem Schluss gekommen war, dass ich doch noch nicht ganz bereit bin, meine Arbeit in Brüssel wieder aufzunehmen.

Beim Kochunterricht web

Beim Kochunterricht

Vieles ist in der Zwischenzeit geschehen, und es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, alles aufzuschreiben. Es waren Höhen und Tiefen, die ich in diesen gesegneten Monaten auf Uchee Pines durchschritten habe.

Kurz nachdem ich nach einem zweimonatigen Aufenthalt in Europa im September 2015 wieder nach Uchee Pines zurückkam, durchschritt ich eine persönliche Krise. Ich machte mir Sorgen um meine Zukunft. Wie sollte das nur werden, wenn ich wieder in mein säkulares Umfeld nach Brüssel zurückkehre? Wie sollte ich das durchstehen? Außerdem hatte ich das Gefühl, keine gute Gesundheitsmissionarin zu sein. Die anderen schienen nach meiner Beobachtung alle viel besser zu sein. Sie wussten anscheinend genau, was sie für die Gesundheitsgäste tun mussten, und außerdem hatten sie scheinbar alle diesen geistlichen Tiefgang, den ich bei mir selbst vermisste.

Es war ein Dilemma. Ausgerechnet in dieser Zeit der depressiven Gedanken und trübseligen Gefühle hatte ich einige meiner schwierigsten Fälle. Ich erinnere mich an eine Frau mittleren Alters, die aus Schweden zu uns kam. Sie war sehr nett und umgänglich, hatte aber eine schier endlose Liste von gesundheitlichen und emotionalen Problemen. Wir wussten gar nicht, wo wir ansetzen sollten. Nach der ersten Woche war ich ziemlich verzweifelt. Die Therapien schienen nicht anzuschlagen, und an diesem Sabbatmorgen hatte Jennifer (Pseudonym) wieder einen Schwächeanfall erlitten. Der Arzt war bei ihr gewesen und ich kam später auf ihr Zimmer, ohne ihr in irgendeiner Weise helfen zu können. Später schrieb ich eine E-Mail an unseren Arzt, der sich zu diesem Zeitpunkt nicht auf dem Campus befand. Unter anderem schrieb ich: »Dr. Mark, ich bin am Ende meiner Weisheit!« Noch am selben Abend antwortete er mir und schrieb unter anderem folgende Zeilen:

»Wir können nur tun, was wir können, aber wir können mehr tun, wenn wir mit Gott verbunden sind. Achte darauf, dass du mit Jesus verbunden bist, dass du im Weinstock bleibst. Wenn du im Weinstock bleibst, gibt es kein Ende deiner Weisheit; denn es ist nicht deine Kraft, sondern seine, und seine Kraft hat kein Ende. Halte dich nahe an ihn und lass ihn das Problem in die Hand nehmen und lösen! Er liebt Jennifer sehr, und nur er kann dir die Liebe und Geduld für sie geben, die du brauchst.«

Diese Zeilen ermutigten mich sehr und erinnerten mich, dass ich diese Arbeit nur dann wirklich mit Erfolg tun kann, wenn ich mit Gott in Verbindung bleibe. Ja, ich war in der Tat am Ende meiner Weisheit – aber Gottes Weisheit ist doch so viel größer!

Ein anderer schwerer Fall war Hannah (Pseudonym), eine ältere Dame, die vor allem wegen Zwangsneurosen nach Uchee Pines kam. Auch diese Frau war sehr nett und umgänglich. Doch leider fiel es mir sehr schwer, ihr bei ihren psychischen Problemen zu helfen. Zu dieser Zeit hatten wir Dr. Horst Müller aus Deutschland bei uns, der während seines Aufenthalts ein Seminar in der nahegelegenen Stadt hielt und nebenher die Gesundheitsgäste beriet. Er und auch Dr. Mark verbrachten viel Zeit mit Hannah. Ermutigt ging sie nach Hause, um nur etwa zehn Tage später die niederschmetternde Diagnose Eierstockkrebs zu erhalten. Dies ist eine Krebsart, die sehr aggressiv ist. Wird sie diagnostiziert, ist es normalerweise schon zu spät. So auch in ihrem Fall. Hannah verstarb etwa zwei Monate darauf im Kreise ihrer Familie. Erst später wurde mir bewusst, was für ein wunderbares Vorrecht ich gehabt hatte: Ich durfte einer der letzten Menschen sein, die dieser Frau dienten!

Beim Arbeiten auf der Farm web

Beim Arbeiten auf der Farm

Im Januar 2016 verstarb meine Großmutter väterlicherseits. Dies war das Letzte, was ich zu diesem Zeitpunkt brauchte. Aber es war abzusehen gewesen, da es ihr zusehends schlechter gegangen war. So flog ich zur Beerdigung nach Deutschland und verbrachte zwei Wochen mit meiner Familie – immer noch nicht wissend, wie mein Leben weitergehen sollte. Bei meiner Rückkehr nach Uchee Pines im Februar nahm ich mir vor, einfach nur so gut es geht meine Arbeit zu tun, wie geplant bis zum Sommer zu bleiben und dann wieder endgültig nach Brüssel zurückzukehren. Ich bat den HERRN um Kraft und Weisheit.

Es war in dieser schwierigen Zeit, als Gott mich in besonderer Weise auf die Verse in Jesaja 43,18-19 aufmerksam machte:

»Gedenkt nicht an das Alte und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues machen; jetzt soll es aufwachsen, und ihr werdet’s erfahren, dass ich einen Weg in der Wüste mache und Wasserströme in der Einöde.«

Gott sagte mir hier, dass er auch in meinem Leben etwas Neues schaffen würde; und dass ich keine Angst vor der Zukunft haben brauchte, da er es ist, der mir den Weg bahnt.

Eines Tages nach meiner Rückkehr nach Uchee Pines sprach mich der Seelsorger des Instituts an. In unserem Gespräch merkte er, dass etwas mit mir nicht in Ordnung war und bat mich in sein Büro. Nachdem er ein Gebet für mich gesprochen hatte, umriss ich ihm kurz mein Dilemma. Er ermutigte mich unter anderem mit Psalm 42,12; einem Vers, den ich vor einiger Zeit auswendig gelernt hatte:

»Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott! denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.«

Nach einem weiteren Gebet entließ er mich mit dem Angebot, jederzeit vorbeikommen zu können, wenn ich jemanden zum Reden bräuchte. Von diesem Zeitpunkt an ging es aufwärts mit mir. Ich wurde immer zuversichtlicher, dass der HERR in der Tat etwas für mich in Brüssel vorbereitet, und dass dies mehr sein würde, als ich jemals erahnen oder erbitten könnte. Auch schenkte er mir noch sehr gesegnete Erfahrungen in der Arbeit mit den Gesundheitsgästen, bevor ich zum Sommer wieder nach Europa flog.

Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit, meine Gaben auf Uchee Pines einzusetzen und dabei zu lernen, wie ich effektiv Menschen mit dieser wunderbaren Gesundheitsbotschaft, dem rechten Arm des Evangeliums, erreichen kann. Gesundheitsmission ist in der Tat ein hoher Ruf, und ich freue mich, dass ich in diesem letzten Abschnitt der Weltgeschichte Teil dieses Werkes sein darf!


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