»Ruth! Ruth! Boaz chuu claang!«
Unser Nachbar Bpuu Sey hatte mit Boaz Erledigungen gemacht. Als sie mit dem Auto wieder zurückkamen, bekam Boaz plötzlich große Schmerzen in der Brust, und die ganze linke Seite fühlte sich taub an. Er bat Bpuu Sey, mich so schnell wie möglich zu holen.
Schon eine Woche lang hatte Boaz merkwürdige Symptome gehabt: taube Finger an der linken Hand, ab und zu »sah er Sterne«, Schlaflosigkeit und Sodbrennen – für ihn total ungewöhnlich. Am Abend vor dem großen Anfall suchte ich im Internet, ob diese Dinge miteinander zu tun haben könnten. Auf einer Gesundheitswebsite hieß es, das seien Vorboten für Herzinfarkt. Boaz‘ Vater war mit nur 29 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben, daher waren wir in diesem Punkt immer etwas auf der Hut. Doch wir wussten nicht, wie wir außer gesunder Ernährung noch vorbeugen sollten.
Als ich Bpuu Seys hörte, war ich sofort in Alarmbereitschaft. Ich rannte die Treppe hinunter und sah, dass Boaz sich vor Schmerzen krümmte. Er sagte mir, dass er mich sehr liebe und Cayenne-Pfeffer wolle, ein natürliches Heilmittel, das bei Herzinfarkt hilfreich sein soll. Rennend, stolpernd und betend flog ich förmlich die Treppe hinauf und brachte ihm den Cayenne-Pfeffer. Er schluckte eine große Menge davon.
Wir entschlossen uns, ins örtliche Krankenhaus zu fahren. Ich setzte den Wagen zurück und blieb prompt im Schlamm stecken. Also sprangen wir in den Wagen unseres Freundes. Ich versuchte, Ruhe zu bewahren und so vorsichtig und schnell wie möglich zu fahren, wich Kühen, Hunden und Motorrädern aus.
Im Krankenhaus wurden meine Sprachkenntnisse aufs Äußerste geprüft. Ich rannte von einem zum anderen, damit jemand Boaz untersuchen würde. Das Personal reagierte supergelassen, ließ sich Zeit, plauschte mit Freunden am Telefon. Wir baten immer wieder um Nitroglyzerin. Aber man sagte uns schließlich, es sei leider nicht vorrätig.
Boaz war immer noch bei Bewusstsein, aber die Taubheit breitete sich inzwischen auch im Kopf und im restlichen Körper aus. Ich rief meine Kollegin Ruby Clay an. Die vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung war zu viel für mich. Ich fing an zu weinen. Die Verbindung brach ab, bevor ich viel sagen konnte. Die Clays hielten sich gerade in der Hauptstadt auf, weil ihre Tochter eine Woche zuvor notfallmäßig mit Blinddarmentzündung eingeliefert worden war. Wie sehr wünschte ich, dass sie jetzt hier wären! Ich fühlte mich so allein. Aber ich wusste, der HERR war bei uns.
Wir entschlossen uns, Boaz die vier Stunden in die Hauptstadt zu fahren. Zuerst fuhr ich an der Praxis eines befreundeten Arztes vorbei. Er hatte etwas Nitroglyzerin und gab es mir, obwohl ich kein Geld dabei hatte. Dann fuhr ich zurück zu Boaz und wir fuhren gemeinsam zum Haus, um unsere Kinder und ein paar Taschen mitzunehmen. Boaz‘ Zustand schien sich zu verschlechtern.
Inzwischen hatte unser Freund Bpuu Sok ein Team zusammengetrommelt und unser Auto aus dem Schlamm geschoben. Gott sei dank, mussten wir uns in dieser Situation nicht auch noch darum kümmern. Wir luden die Kinder und ein paar Sachen ein und halfen Boaz in unser Auto umzusteigen. Bpuu Sok wollte mitkommen, und so fuhren wir los Richtung Hauptstadt.
Unterwegs ging es Boaz allmählich besser. Etwas beruhigter schickten wir Bpuu Sok mit einem Taxi nach Hause zurück, entschieden aber, weiter zu fahren und Boaz im Krankenhaus untersuchen zu lassen. Als ich so vor mich hinfuhr und versuchte, das Ereignis zu verarbeiten, schaute ich hoch und sah etwas unglaublich Schönes! Vor uns war eine Regenwolke und der Sonnenschein dahinter färbte ihre Ränder mit feurigen Regenbogenfarben (oben das Originalbild). Ich fing an zu weinen, weil ich erkannte, dass der HERR wirklich bei uns war und auf uns aufpasste. Wie dankbar war ich, dass mein Mann immer noch lebte! Wie dankbar war ich Gott, dass er uns durch diese entsetzliche Situation hindurchhalf.
Es war bei Weitem die schlimmste Erfahrung, die ich je erlebt hatte. Ich fühlte mich allein – als Ausländerin in einem fremden Land. Aber ich fühlte mich auch von den Einheimischen sehr unterstützt. Sie taten alles, was sie konnten, um uns zu helfen. Obwohl ich kurz vor dem Nervenzusammenbruch stand, gab Gott mir innere Stärke und einen übernatürlichen Frieden. Dann schickte er mir den Regenbogen – ein Zeichen seiner Treue.
Das Krankenhaus in der Hauptstadt kümmerte sich erstklassig. Boaz wurde gründlich untersucht. Wir waren sehr erleichtert, als wir herausfanden, dass er keine Herz-, sondern Nervenprobleme hatte. Noch einen Monat hatte Boaz immer wieder ähnliche Symptome, bis wir schließlich herausfanden, dass sie von einem Mineralmangel rührten, den er sich durch eine Giardia-Infektion zugezogen hatte.
Aus: Adventist Frontiers, März 2017, S. 20-21
Adventist Frontiers ist eine Publikation von Adventist Frontier Missions (AFM).
AFM hat es sich zum Ziel gesetzt, einheimische Bewegungen ins Leben zu rufen, die Adventgemeinden in unerreichten Volksgruppen gründen.
BOAZ, RUTH, JOSHUA; RACHEL, CALEB & SAMUEL CHURCH (Pseudonyme) setzen sich dafür ein, dass die Adventbotschaft das Volk am Großen Fluss in Südostasien erreicht.
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