Was die Bibel über den Sabbat sagt. Von Kai Mester
Warum gab es Menschen, die den siebten Tag trotz größter Schwierigkeiten feierten? Warum setzten einige damit sogar ihr Leben aufs Spiel? Um das zu verstehen, lohnt sich ein Blick zu den Wurzeln des Sabbats.
Die ältesten Quellen für den Sabbat finden sich im Alten Testament in der Torah des Mose und in den Propheten. Gleich zu Anfang der Torah am Ende des Schöpfungsberichts heißt es:
»Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von seinem ganzen Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von seinem ganzen Werk, das Gott schuf, als er es machte.« (1. Mose 2,2-3)
Viele Juden und Christen sind heute der Auffassung, der Sabbat sei ein jüdischer Ruhetag, den das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten zu halten begann. Die eben zitierten Verse zeigen jedoch, dass die Torah selbst den Ursprung dieses Ruhetages in graue Vorzeit datiert. Der Wochenrhythmus leitet sich im jüdisch-christlichen Weltbild aus der Schöpfungsgeschichte ab: sechs Tage Schöpfung und am siebten Tag Ruhe; und eben weil Gott hier am siebten Tag ruht, deshalb segnet und heiligt er diesen Tag.
Atmosphäre des Segens und der Heiligkeit
Wie kann ein Tag pro Woche gesegnet und geheiligt werden? Ein gesegneter Tag wird sich von den anderen Wochentagen wohl darin unterscheiden, dass an ihm besondere Geschenke und Wohltaten für den Menschen bereitstehen.
Ein geheiligter Wochentag ist für einen besonderen Zweck reserviert – hier also, um den Menschen in den Genuss dieser Geschenke und Wohltaten kommen zu lassen. Doch was für Geschenke sollen das sein? Materielle oder spirituelle?
Die Torahbeschreibung solcher Gestalten wie Henoch oder Noah als besonders enge Freunde Gottes stellt sie als Menschen dar, die diese Chance, von Gott beschenkt zu werden, wohl wie niemand anders sonst wahrnahmen (1. Mose 5,24; 6,9).
Der Sabbatruhe auf der Spur
Das nächste Mal wird der siebte Tag kurz nach dem Auszug aus Ägypten erwähnt, aber noch vor der Gesetzgebung am Sinai: »Denn morgen ist Ruhetag, der heilige Tag, der dem HERRN gehört, der Sabbat.« (2. Mose 16,23 Gute Nachricht)
Alle Vorbereitungen für diesen Tag sollten am Vortag getroffen werden zum Beispiel Backen und Kochen. Denn frisches Manna, oder »Himmelsbrot«, stand am Sabbat nicht zur Verfügung. Ein Hinweis darauf, dass der Sabbatsegen wohl nicht unbedingt materiell zu verstehen ist.
Der Sabbat war ein Tag der Ruhe von alltäglichen Arbeiten (2. Mose 20,10) – auch für Knechte, Mägde, Arbeitstiere und Fremdlinge. In diesem Zusammenhang war der Sabbat auch ein Tag der Ruhe von alltäglichen Besorgungen, Reisen und Wanderungen (2. Mose 16,29), ein Tag der Handelsruhe (Nehemia 10,32; Amos 8,5) und der Ruhe vom Lastentragen (Jeremia 17,21-22).
Der Sabbat sollte eine »Wonne« sein und Freude an Gott vermitteln (Jesaja 58,13). Man kam zum Gottesdienst und Lobgesang zusammen (3. Mose 23,3; 2. Könige 4,23; Psalm 92). Der Dienst am Heiligtum war sogar arbeitsintensiver als in der Woche (3. Mose 24,8; 4. Mose 28,9.10; Matthäus 12,5). Der Sabbat war ein wöchentlicher Freuden- und Gemeinschaftstag für alle Menschen. Jesus von Nazareth, den inzwischen immer mehr Juden als jüdischen Rabbi und Messias bezeichnen, prägte das berühmte Wort: »Der Sabbat wurde um des Menschen willen geschaffen.« (Markus 2,27)
Man kann also erahnen, was Menschen bis heute am Sabbat fasziniert: Das Heraustreten aus dem Alltag. Das Platzschaffen für wahren, anhaltenden Genuss. Das Krafttanken im Kontakt mit dem Göttlichen. Doch das ist nur ein Ausschnitt, der allein noch nicht ausreicht, um zu verstehen, warum jemand sein Leben aufs Spiel setzt, nur um den Sabbat zu halten. Wie weit hat sich die Sabbatfeier eigentlich verbreitet?
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