Die wahren Jünger: War Jesus radikal?

Die wahren Jünger: War Jesus radikal?
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Beschleicht uns auch manchmal das Gefühl, dass Christsein ganz anders aussehen müsste, als wir es kennen? Haben wir uns einen Jesus gebastelt, der uns zusagt? Wie war Jesus wirklich? von Norberto Restrepo

Wir Christen sind wie die Griechen. Die Griechen erfanden sich ihre eigenen Götter. Die Götter der Griechen entsprachen ihrer Gedankenwelt und ihren Idealen. Die meisten Christen erfinden sich ihren eigenen Jesus. Eins ist sicher: Wir bilden da keine Ausnahme.

Der Herr Jesus sagte: »Habt acht, dass euch niemand verführt. Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus!« (Matthäus 24,4.5) Heute hat fast jeder Christ seinen eigenen Jesus.

Jesus war ein Radikaler. Sein Leben war radikal, sein Vorbild war radikal und seine Botschaft war radikal. Aber Radikale kreuzigt man!

Wer nicht radikal ist, hat keine Probleme, führt ein bequemes und ruhiges Leben. Aber Jesus war radikal. Er konnte es sich in einer sündigen Welt auf keinen Fall leisten, kein Radikaler zu sein.

Jesus, der Sündlose

Er war Bürger des Himmelreichs, in dem es keine Sünde gibt. Wenn wir einst im Himmelreich leben wollen, dann lassen wir Jesus mit seiner Gnade über die Sünde siegen. Dann werden wir sein wie er.

Unvorstellbar: ohne Sünde, ohne Probleme, ohne Krankheit, ohne Schmerz, ohne Widrigkeiten, ohne Neid, ohne Märchen, ohne Tratsch, ohne Verleumdungen, ohne Rivalität, ohne Wettkampf, mit goldenen Straßen. Wenn das kein bequemes Leben ist! Das einzig Unbequeme für Jesus war ein Geheimnis: Luzifer.

Reinheit wird von der Welt gekreuzigt

In diese Welt der Sünde passt das wirklich Reine, Rechtschaffene, Ehrliche, die wirkliche Wahrheit nicht hinein. Darum haben sie Jesus gekreuzigt. Paulus haben sie enthauptet, Petrus gekreuzigt, Johannes verbannt und vorher in kochendes Öl getaucht, Jakobus brachten sie um, und durch die ganze Geschichte hindurch haben sie mit den Nachfolgern des wahren Jesus kurzen Prozess gemacht.

Die adventistische Endzeitbotschaft sagt, dass man gegen uns ein Todesdekret erlassen wird. Wer will diesen Jesus? Die meisten von uns haben sich ihren eigenen Jesus gebastelt. Aber der Jesus des Evangeliums, der Fleisch gewordene Jesus, der herabstieg, der seine Gottgleichheit aufgab, die gefallene Natur annahm, einer von uns wurde, der es akzeptierte, Knecht zu werden statt Chef, und schließlich das Kreuz und den Kreuzestod zu erleiden, diesen Jesus wollen sehr wenige. Möchten wir diesen Jesus?

Der radikale Jesus ist der echte Jesus. In einer Welt der Sünde, im Ambiente des Egoismus, im Ringen und im Zusammenleben mit Charakteren die voller Stolz sind, voller Selbst-Gerechtigkeit, Selbst-Zufriedenheit, Selbst-Vertrauen, Selbst-Liebe, Selbst-Wert wurde der echte Jesus abgelehnt.

Haben wir die prophetische Botschaft vergessen, die uns deutlich sagt, was wir zu tun haben und was auf uns zukommt? Ganz und gar nichts Bequemes.

Retten statt verderben, leiden statt quälen

»Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu verderben.« (Lukas 9,56) Ein wichtiger Gedanke! Die meisten von uns verderben die Seelen anderer, sogar die der eigenen Familie. Hast du deine Familie verloren oder zerstört? »Der Menschensohn ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu verderben, sondern zu erretten.« (ebd.)

Um sie nicht zu verderben, musste er sein eigenes Leben von anderen verderben lassen. Doch wer ist dazu bereit sein eigenes Leben für andere zu opfern, in dieser Kultur, wo jeder nur für sich selbst lebt?

Es ist wichtig, dass wir erkennen, welchen Jesus wir haben. Einen Jesus, der mich auf mein Schafott vorbereitet, auf meine Kreuzigung, auf den Scheiterhaufen oder auf die Guillotine?

Eine schmerzhafte Erfahrung

»Es geschah aber, als sie ihre Reise fortsetzten, da sprach einer auf dem Weg zu ihm: Herr, ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst!« (Vers 57)

Wenn jemand uns in dieser Welt sagt, dass er uns folgen möchte, dann tun wir alles, um dieser Person das Leben so angenehm wie möglich zu machen.

Doch Jesu Antwort lautete: »Die Füchse haben Gruben und die Vögel des Himmels haben Nester; aber der Sohn des Menschen hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann.« (Vers 58)

Was ist das für eine Antwort? Macht sie Lust auf Nachfolge?

»Er sagte aber zu einem anderen: Folge mir nach! Der sprach: Herr, erlaube mir, zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben.« (Vers 59) Und die Antwort Jesu: »Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes.« (Vers 60) Radikal?

Der echte Jesus ist radikal. Die falschen Messiasse sind bequem, gemütlich, lassen uns, wo wir sind und wie wir sind. Der Pharisäer bleibt Pharisäer, der Zöllner Zöllner, der Fischer Fischer. Jeder macht weiter, wie bisher.

Doch der echte Jesus lässt keinen so, wie er ist. Er holt ihn da ab, wo er ist und ruft ihn in eine tiefe, radikale Erfahrung in dieser verdorbenen Welt, wo alles verdorben ist: die Medizin, die Gerichtsbarkeit, die Technik, die Ernährung, sogar die Landwirtschaft. Gentechnik! Der Mensch greift in die Genetik ein und verändert, was Gott zu unserem Wohl geschaffen hat. Gott musste der vorsintflutlichen Welt ein Ende setzen, weil sie die verschiedenen Arten genetisch miteinander vermischt hatten.

Jüngerschaft ist Selbstverleugnung

»Herr, ich will dir nachfolgen; zuvor aber erlaube mir, von denen, die in meinem Haus sind, Abschied zu nehmen! Jesus aber sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.« (Vers 61.62) Ich kenne Leute, die erst in die Rente kommen wollen, andere wollen erst ihre Ausbildung beenden. Andere haben mir gesagt, wenn ich soundso viel Geld zusammen habe, dann werde ich das Werk in Angriff nehmen.

Die Menschen, die Christen, ja wir selbst, verstehen den wahren Jesus nicht. Der wahre Jesus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Er ändert sich nicht. Die Werte Jesu waren die Werte des Fleisch gewordenen Wortes.

Es ist nicht leicht, diese Dinge zu verstehen. Denn unsere Wertvorstellungen von Reinheit, Aufrichtigkeit, Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit, Liebe, Opfer und Selbstverleugnung sind tief durchtränkt von der irdischen Kultur. Deshalb haben sogar die Theologen ihre eigene Gerechtigkeit geschaffen, ihre eigene Rettung, ihren eigenen Christus.

Jesus spricht anders als die Theologen

Schauen wir uns Jesu Rechtfertigung an! Sie wird in Worten beschrieben, die den Theologen von heute fremd sind. Lesen wir, was Jesus darüber sagt, wie wir gerettet werden: Nachdem er die Bergpredigt beendet hatte – und die war nicht kurz, sie erstreckt sich über Kapitel 5–7 des Matthäusevangeliums –, formulierte sich Jesus ganz anders, als man heute überall Rechtfertigung durch den Glauben predigt:

»Ein jeder nun, der diese meine Worte hört und tut.« (Matthäus 7,24)

In der Theologie von heute, gibt es nichts zu tun und noch weniger zu gehorchen. Doch in der Botschaft Jesu sagt er »ein jeder«, jeder Pharisäer, jeder Zöllner, jeder Besessene, jeder Aussätzige, jeder Blinde, jeder Lahme, »ein jeder, der meine Worte hört und tut, den will ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute.« (ebd.)

Die Christen von heute regen sich über Kleinigkeiten auf, verlieren über Kleinigkeiten den Mut, verzweifeln an Kleinigkeiten, verlieren wegen Kleinigkeiten den Glauben. Warum? Wo ist der Felsen?

Jesus gab uns den Schlüssel. Ein jeder, der meine Worte hört und tut. Wer hört, aber nicht tut, ist draußen; er hat einen anderen Christus.

Nicht haben, sondern sein

Zum ersten, der ihm nachfolgen wollte, sagte er: Ich habe keine Höhle, kein Kissen, kein Nest, nichts! Und das sagte er nicht im Westen, sondern in der überaus gastfreundlichen orientalischen Kultur vor 2000 Jahren, wo jeder sich im Weinberg oder Getreidefeld des andern satt essen durfte. Heute darf man das nicht mehr tun! Doch in dieser Kultur sagte Jesus: Willst du mir nachfolgen? Ich habe nichts und du wirst auch nichts haben.

Jesus war radikal. Er besaß keine Grundstücke und hatte kein Geld auf der Bank. Jesus sprach nicht von Vorstellungen, von Ideen, von Lehren, von Theologie. Er sprach vom Wesen, von dem, was er war. Die Welt war bereit zum Besitzen und zum Besorgen, aber nicht zum wahren, echten, einzigen Sein, der einzigen Wahrheit.

Gottes Wesen offenbaren

Der Herr Jesus kam hierher um seinen Auftrag zu erfüllen. Sein erster Auftrag war, das Wesen seines Vaters zu offenbaren und der Menschheit zu zeigen, wie das Bild Gottes im Leben des Menschen aussieht. Denn es war ausgelöscht worden, verloren gegangen. Das war sein Auftrag!

Aber er hatte auch einen zweiten Auftrag unter den Menschen: Jünger zu machen, die ihm nachfolgen; Botschafter, die ihn repräsentieren und die tun, was er tat. Wir Christen tun uns schwer, das zu verstehen.

Elf verstanden es und nahmen Jesus in seiner ganzen Radikalität an. Was tat Jesus, als sie fertig ausgebildet waren? Er verschwand und ließ sie mit einem Auftrag zurück. Die Elf verließen alles, auch ihre Eltern. Starben jene, so sollten andere sie begraben.

144.000 Diener

Der Jesus der Heiligen Schrift ist radikal. In dieser verdorbenen Sündenwelt können nur Radikale, die im Glauben den Charakter Jesu ergreifen, dieses Werk beenden. Und Johannes sah gerade mal 144.000. Mir kommt das ehrlich gesagt viel vor! 144.000 Radikale in der letzten Stunde, deren einzige Aufgabe die Aufgabe Jesu ist. Sie werden keine Posten besetzen, keine irdischen Vollmachten haben, sie werden nicht ernannt sein, sondern lediglich gesalbt durch den Geist zu Dienern der Menschheit.

Wer will das schon?

Wer will ein Diener sein? Wer will schon zur untersten Schicht gehören, zum Abschaum? Wer will Fußabtreter sein? Wer will den Abwasch der anderen machen? Der Hausknecht, der unter der Treppe wohnt oder in der Garage, der sich nicht an den Tisch seines Herrn setzen darf. Das war die Aufgabe Jesu! In seiner Kultur war er ein Knecht, ein Sklave, auf Griechisch nannte man ihn Doulos, Sklave, das war seine Aufgabe.

In einer verdorbenen, stolzen Welt, einer Welt der verschiedenen Schichten, einer entgleisten Welt, war die einzige Funktion Jesu nicht: Posten einnehmen, Titel erwerben, Urteile fällen, sondern Knecht sein.

Wer will das schon? Sogar die Haushälterin will kommandieren. Sie schreit herum, sie wird laut und nimmt sich wichtiger als andere.

Das große Examen der Zwölf

Nur Jesus kam in diese Kultur hinab und nahm keinen Posten ein. Er wurde vielmehr zum Diener und Sklaven aller. Er musste hier bleiben, bis zwölf die Prüfung bestanden hatten. Doch als sie geprüft wurden, fielen sie alle durch. Jesu Prüfungen sind nicht mit den heutigen zu vergleichen. Jesu Prüfungen drehen sich alle um den Charakter, ums Wesen. Seine Prüfungen geschehen ganz gemütlich, ohne Prüfungsangst und Nervosität.

Heute unterrichtet man mit Angst, Schrecken und Psychodruck, und außerdem muss man noch dafür bezahlen. Jesu Ausbildung ist gratis und seine Prüfungen erzeugen keine Panik. Die Geprüften merken nicht einmal, dass sie geprüft werden.

Jesu Examen war interessant: eine Einladung zum Essen. Was für eine Vorstellung? In entspannter Atmosphäre. Alle waren glücklich. Wer wird nicht gerne zum Abendessen eingeladen?

Alles war vorbereitet. Sie kamen an, setzten sich. Sie setzten sich als Herren, die Großen der Bewegung. Sie waren schon berühmt. Die Massen folgten Jesus, so viele, dass Kaiphas sagte: Das Volk folgt ihm, wir müssen ihn beseitigen (Johannes 11,47-50). Die Bewegung hatte also Perspektiven. Judas wusste, dass er Perspektiven hatte. Die Mutter von Johannes und Andreas sah Möglichkeiten, Erfolg, Fortkommen: meine Söhne zur Rechten und zur Linken des Messiaskönigs (Matthäus 20,20.21).

Das Erniedrigendste tun

Die Zwölf setzten sich. Nun gab es eine wunderbare Gewohnheit im Orient. Auch wenn Jesus mit der Kultur brach, brach er doch nicht mit dem, was in der Kultur wertvoll war. War man eingeladen, erhielt man als erstes eine Hydrotherapie: die Fußwaschung.

Zu diesem Zweck hatte jeder Herr einen Knecht, in jedem Haus war ein Sklave; denn das war nicht die Arbeit des Herrn oder der Herrin, das war Aufgabe des Sklaven. Von dem Augenblick an, als Jesus sie berufen hatte, hatte er ihnen 24 Stunden am Tag beigebracht, Knecht zu sein. Jesu Wesen, sein Leben, seine Wirklichkeit war Knechtsein. Kein einziges Mal übte er seine Macht über andere aus.

Anderen völlige Freiheit lassen

Einmal, als es Probleme gab, die Leute nichts verstanden und einige ihn steinigen wollten, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Und ihr? »Wollt ihr nicht auch weggehen?« (Johannes 6,60) Kein Problem! Der Herr manipuliert niemanden! Er missbraucht niemanden, er nutzt niemanden aus. Er kam ausschließlich, um zu dienen. Das ist sein Wesen. Und in dieser Kultur war das Einzige, was er tun konnte, den Sündern zu dienen, und zwar zu Füßen. Nicht am Haupt, sondern ganz unten.

Die große Pleite

Da saßen die Zwölf, und sie respektierten die Kultur ihrer Zeit. Sie waren nicht wie wir: Wir setzen uns, nehmen uns den größten Teller und fangen schon mal an zu essen, obwohl Papa und Mama noch nicht am Tisch sitzen. Sie aber respektierten die Kultur und wussten: Vor dem Essen hatte man auf den Knecht zu warten. Niemand durfte essen, ohne dass der Knecht allen die Füße gewaschen hatte.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging. Doch der Herr Jesus ließ ein gutes Stück Zeit vergehen. Das war die Prüfung. Aber sie ahnten nicht, dass sie geprüft wurden. Gottes Prüfungen geschehen unmerklich, ohne Angst, Nervosität, Schrecken, aber praktisch und auf den Charakter bezogen.

Die Zeit verstrich. Petrus war kein Knecht, Johannes war kein Knecht, Bartholomäus war kein Knecht, Matthäus war kein Knecht. Alle waren Herren! Alle warteten darauf, dass der Knecht auftauchte, das Handtuch nahm und …

Dann kam die Überraschung: Der Knecht war Jesus! Er nahm das Handtuch und die Schüssel und begann ihnen die Füße zu waschen. Sie erschraken, sie waren überrascht. Das hatten sie nicht erwartet, obwohl sie mit ihren eigenen Augen gesehen hatten, wie er für sie gelebt und ihnen gedient hatte.

Liebe Leser, in dieser Kultur werden wir dieselbe Pleite erleben. Wir werden genauso durchfallen, wenn uns die Radikalität seines Dienstes überrascht. Und wahrscheinlich haben wir heute tausend Ausreden dafür.

Eine kranke Welt sehnt sich nach barmherzigen Dienern

Doch nie brauchte die Welt unseren Dienst mehr als heute. Aber wir haben die Prüfung nicht bestanden, und so, wie alles aussieht, werden wir sie auch nicht bestehen. Die Schrift sagt in Offenbarung 7, dass Gott die vier Winde hält, damit weder »die Erde, noch das Meer, noch die Bäume« geschädigt werden, bis versiegelt werden »die Knechte unseres Gottes« (Vers 3).

Das sind die Sklaven, die Jünger, die den radikalen Ruf Jesu angenommen haben, die sich dem Aussatz, dem Krebs, dem Tumor nahen, der Arthritis, der Diabetes des Menschen, der bis hin zu den Zellen degeneriert ist. Der Herr hat uns gezeigt, dass dies mit acht Heilmitteln möglich ist, die alle bei der Schöpfung gegeben wurden. Aber wir glauben nicht an sie.

Jesus ist am Suchen!

Der Herr wartet darauf, diese Menschen zu salben. Doch vielleicht findet er seine Kandidaten nicht bei denen, die sich für die Rechtfertigung durch den Glauben einsetzen, noch bei denen, die an die gegenwärtige Wahrheit glauben, noch bei sonst irgendeinem Überrest. Wo wird der Herr sie finden?

Uns hat er berufen. Aber wir antworten ihm wie damals: Herr, ich habe Ochsen! Der andere steht kurz vor der Hochzeit. Die anderen sind dabei in ihr neues Haus einzuziehen. Wieder ein anderer muss seinen Weinberg ernten.

Da sagt der Herr Jesus: Geht hin an die Brücken und ladet die Bettler und Obdachlosen zum Bankett ein.

Keine Angst vor dem Leid!

Als Petrus den Ruf annahm, hörten seine irdischen Probleme auf. Auch Jesus hatte keine irdischen Probleme. Er sagte sogar: »Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten.« (Matthäus 10,28) Wenn sie euch umbringen, kreuzigen, enthaupten, erhängen, macht euch keine Sorgen! Sorgt euch um die, die den Geist schädigen.

Doch die meisten Christen heute sind besorgt, dass sie umgebracht oder ausgeraubt werden könnten. Um ihren Geist hingegen sorgen sie sich nicht. Nichts wird mehr vernachlässigt!

Habt keine Angst vor denen, die den Körper töten; fürchtet den, der den Geist zerstört, den Charakter, das Wesen, das Bild Gottes! Fürchtet, was die Moral zerstört! Und was zerstört die Moral am meisten? Das Ich, der Egoismus.

Wer hat Angst vor seinem Egoismus? Wer hat Angst vor seinem Ich? Die meisten wollen, dass ihr Ich überlebt, dass ihr Ich gehört wird, dass ihr Ich herrscht.

Ausbildung zum Sein

Jesus sagte: »Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.« (Matthäus 16,24) Diese Welt ist bereit dafür, dass wir unsere Aufgabe ernst nehmen und Jünger werden.

Jesus bildete seine Jünger in dreieinhalb Jahren aus. Uns hingegen hat es schon viele Jahre gekostet. Wer kann jemanden empfehlen, der Jesu Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat? Jemand, der bereit ist an einen Ort zu gehen ohne alles, ohne Erwartungen, nur um zu dienen?

Der Herr möchte uns aussenden, damit wir im Glauben wandeln und für Jesus zeugen, nicht mit abstrakten Märchen, sondern mit dem Zeugnis Jesu. Jesus hat Petrus nicht mit Abstraktionen überzeugt. Jesus hat die Jünger nicht mit Theologie überzeugt. Jesus hat die Jünger mit seinem Zeugnis überzeugt. Er war. Er musste nicht reden und erklären. Er war. Er hatte nicht, er war. Und deshalb war er immer authentisch und konsequent. Ich bin. Das bedurfte keiner Erklärung.

Ich bin die Tür, das Brot. Das Volk wunderte sich: Das Brot? Mose hat uns Brot gegeben. Und nun will dieser das Brot sein? Das Volk verstand nicht die mächtige, radikale und echte Botschaft, die im Wort Jesu und seinen Geboten enthalten war.

Berufen hinzugehen

Ist dir schon mal aufgefallen, dass Jesus immer in Befehlsform gesprochen hat? Er sprach nicht von Möglichkeiten oder Wahrscheinlichkeiten. »Kommt, geht, liebt, vergebt, folgt mir!« So sprach Jesus: radikal! Die ihn auf morgen vertrösteten, verpassten die Gelegenheit. Das gilt heute noch mehr als damals!

Meines Wissens hat Jesus niemandem geboten, sich niederzulassen. In den Kirchen und Gemeinden heute wollen sich die Menschen aber niederlassen.

Jesus sagte jedoch: Ihr seid meine Zeugen in Jerusalem, in Judäa, in Samaria und in der ganzen Welt. Ließen sie sich nieder, dann fing die Verfolgung an. Als Jesus starb, verließ sie der Mut, und sie kehrten zum Fischen zurück, zu dem, was ihnen vertraut war, zur Tradition. Drei Jahre später wurde Stephanus zum ersten Märtyrer. Die Verfolgung begann, zuerst durch den Hohen Rat, zuerst durch die Juden, dann durch die Kaiser. Auf diese Weise setzte der HERR die Welt in Brand mit der christlichen Erfahrung.
Macht uns das unruhig? Ich empfinde die Botschaft Jesu als radikal. Damals sandte er Licht und wer nicht im Licht wandelte, blieb in den kirchlichen Traditionen stecken. Den Leuten gefallen kirchliche Traditionen. Doch diese Traditionen verfallen allmählich. Das Einzige, was bleibt, sind diejenigen, die im Glauben hingehen und den Menschen direkt dienen.

Die Zeit ist da!

Wir sind gerufen! Wohl dem, der im Glauben lebt, denn die Zeit ist fortgeschritten. Sogar die Menschen draußen sprechen vom Weltende. Eins ist sicher: Der HERR weiß, wie er die Herzen der Menschen lenken muss, damit sie spüren, dass wir uns dem Weltende nähern.

Doch wir, die wir das ganze Licht haben und alle Zeichen kennen und die Merkmale der bösen Tiere und des guten Lammes, führen ein gemütliches Leben und sind mit unseren ichbezogenen Problemen beschäftigt, mit den Fehlern unseres Egoismus. Jetzt ist die Stunde, die weißen Kleider zu tragen, die Stunde des Abschlusswerkes.

Noch größere Werke als diese

Jesus sagte: »Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun.« (Johannes 16,12) Das Vorbild und Modell aber war Jesus, der Knecht, ohne Titel, ohne Anerkennung. Er war der beste Arzt, der beste Psychologe, der beste Psychiater, der beste Hirte, der beste Priester, der beste Volkswirt: Er speiste die 5000 und die 4000.

Jesus war in allem der Beste. Wo er seinen Fuß hinsetzte, da war Lösung und Antwort. Er sagte, wenn wir glauben würden, so würden wir genauso sein, ja noch besser. Denn er wirkte nur dreieinhalb Jahre. Doch wie viele Jahre haben wir bereits im Sitzen zugebracht?

Prüfung heute

Jesus prüft den Charakter, den Kern, das Wesen, die Moral, den Geist. Jesus prüft nicht die Daten. Wir suchen eine Prüfung des Wissens und der Theorie und hoffen, die höchste Punktzahl von allen zu erhalten. Wir wollen mit magna cum laude und geschwellter Brust bestehen.

Wer versteht Gottes Stunde? Man kann es nur durch den Glauben. Ergreifen wir die Gelegenheit beim Schopf! Denn das werden die 144.000 tun. Jetzt ist die Zeit! Nicht irgendwann in der Zukunft. Manche erwarten die 144.000 in der Zukunft. Doch diese Menschen müssen heute schon wirken und dienen.

Die Liebe Christi drängt uns

Das Einzige, was dafür notwendig ist, ist zu lieben, wie Jesus uns geliebt hat. Das einzig Notwendige, ist die Liebe Jesu. Jesus trug eine Last, die ihn niederdrückte. Die Lepra der Aussätzigen, das Elend und die Not der Menschen drückten Jesus nieder. Dies drängte ihn. Sein einziges Werkzeug war seine Liebe.

Diese Liebe muss unser einziges Motiv zum Dienst sein. Ohne dieses Motiv funktioniert das Ganze nicht. Die Liebe Gottes muss der Antrieb sein und sie steht uns gratis zur Verfügung, allen, die glauben. Jesus sagt: Wartet nicht auf die Toten, auf die Eltern oder aufs Konto. Jesu Botschaft war radikal.

NORBERTO RESTREPO

Gekürzte Mitschrift aus:
Fue Jesús Radical

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