Wie man täglich Reue und Vergebung erleben kann und doch nicht täglich sündigen muss. Von Kai Mester
Wir veröffentlichen auf unserem Portal immer wieder Posts, die aufzeigen, dass Gottes Verheißungen für ein sündenfreies Leben keine leeren Versprechungen sind. Vor allem Ellen White ist dafür bekannt, dass sie dem Leben in Sünde bzw. dem täglichen Sündigen eine klare Absage erteilt. Hier zwei Beispiele:
Täglich sündigen?
»Die größten Sünden schleppen solche Gemeindeglieder ein, die behaupten, sie seien geheiligt und könnten nicht mehr sündigen. Doch viele aus dieser Gruppe sündigen täglich, haben ein verdorbenes Herz und führen ein entsprechendes Leben.« (Testimonies 5, 139; vgl. Zeugnisse 5, 147; Hervorhebung hinzugefügt)
»Gottes Söhne und Töchter haben den Auftrag, ein von der Welt abgesondertes, reines und heiliges Volk zu sein. Wenn das an den Gemeindegliedern nicht zu erkennen ist, dann ist die Frage an die Gemeinde berechtigt: Warum gibt es keine entschiedene Veränderung des Charakters von einem Leben der Sünde zu einem Leben der Heiligkeit? Wenn Sünde im täglichen Leben praktiziert wird, hat das ganze Glaubensbekenntnis der Gemeindeglieder keinen echten Wert. Sie handeln nicht im Einklang mit Gott und können der Welt nicht als Heilsboten dienen.« (General Conference Daily Bulletin, 4. Februar 1893; Hervorhebung hinzugefügt)
Täglich um Vergebung bitten
Wie lässt sich das aber in Einklang bringen mit dem Vaterunser, in dem wir doch nicht nur aufgefordert werden, um unser tägliches Brot zu bitten, sondern auch täglich um Sündenvergebung? Auch Ellen White empfiehlt uns für die Kindererziehung: »Bringt ihnen bei, täglich um Vergebung zu bitten für jegliches Unrecht, das sie getan haben.« (Child Guidance, 494; vgl. Wie führe ich mein Kind, 309; Hervorhebung hinzugefügt)
Ebenso spricht sie uns Erwachsene an: »Wenn wir doch ständig Gnade brauchen und täglich der Vergebung bedürfen, wenn jeder Augenblick unserer Existenz auf Barmherzigkeit und Mitleid angewiesen ist, wie unpassend und völlig deplatziert ist es da, wenn Christen ihren Geschwistern schnell mit Kritik, Tadel und Verdammung begegnen, denen sie doch gar nichts voraus haben.« (Manuscript Releases 12, 290; Hervorhebung hinzugefügt)
Sündigen nach dem Ende der Probezeit?
Gleichzeitig wissen wir, dass uns eine Zeit bevorsteht, in der Jesus seinen Mittlerdienst beendet haben wird, sobald niemand mehr seine Sündenvergebung in Anspruch nimmt. Die einen, weil sie weiter sündigen wollen, die anderen, weil sie aufgehört haben zu sündigen (Offenbarung 22,11). Das wird der Zeitpunkt sein, wo er seine Königsgewänder anlegen und sich auf den Weg zur Erde machen wird, um seine Kinder zu evakuieren und ins himmlische Jerusalem umzusiedeln.
Unwissentliche Sünden
Mehrere Faktoren lassen auch den Gerechten weiter um Sündenvergebung bitten: Selbst wenn wir dem willentlichen und bewussten Sündigen unwiederbringlich den Rücken gekehrt haben sollten, sind es heute in jedem Fall noch unwissentliche Sünden, die uns immer wieder zur Reue führen, sobald sie uns bewusst werden. Auch wenn sie uns nicht als Sünden angerechnet wurden, so lange sie uns nicht bewusst waren (Johannes 9,41; Apostelgeschichte 17,30). Je näher wir Jesus kommen, desto feinfühliger werden wir gegenüber unserer eigenen Sündhaftigkeit, entdecken, wo wir ihr noch nachgegeben haben und bereuen immer tiefer.
Das Bewusstsein unserer Sündhaftigkeit
Auch das Gotteskind, das seiner Sündhaftigkeit schließlich gar nicht mehr nachgibt, wird unter seiner Sündhaftigkeit leiden und ständig vor ihr auf der Hut sein müssen. Es wird seine Sündhaftigkeit, sein sündiges Fleisch, immer vor Gott bekennen und Jesu Blut in Anspruch nehmen, um den Sieg über alle inneren Versuchungen davonzutragen. So kann es gleichzeitig ein Leben der Freude im Heiligen Geist führen.
Tägliche, andauernde Reue
»Wer wirklich bereut, vergisst die Sünden seiner Vergangenheit nicht. Er geht nicht sorglos mit ihnen um, sobald er Vergebung erlangt hat. Ganz im Gegenteil, je klarer er sich bewusst wird, dass Gott ihm wohlgesonnen ist, desto mehr tut ihm sein vergangenes Sündenleben leid. Er verabscheut und verdammt sich und ist immer erstaunter darüber, dass er so lange in Rebellion verharren konnte. Er erneuert seine Reue Gott gegenüber, und hält Jesu Hand immer entschlossener. Reue ist eine tägliche, andauernde Übung, so stellt er fest. Er wird sie praktizieren, bis die Sterblichkeit durch das [ewige] Leben verschlungen wird. Wer so bereut, der schätzt Jesu Gerechtigkeit mehr als Silber und Gold, mehr als jede irdische Bindung und Zuneigung.« (Signs of the Times, 26. November 1894)
Stellvertretende Reue …
Einen weiteren Zug von Reue und Sündenvergebung finden wir im Leben unseres Heilandes. Er selbst bereute stellvertretend für uns und nahm unsere Sünden auf sich. Er ließ sich taufen, weil er sich mit unseren Sünden identifizierte und ging uns vorbildlich auf dem Weg der Rechtfertigung voran, obwohl er selbst nie gesündigt hatte, weder in Gedanken, in Worten noch in Taten.
»Jesus empfing die Taufe nicht als persönliches Schuldbekenntnis. Er identifizierte sich vielmehr mit den Sündern und ging die Schritte, die wir gehen müssen, tat alles, was wir tun müssen … Als einer von uns trug er die Last unserer Schuld und unseres Leids. Der Sündlose fühlte die Schande der Sünde. Der Friedliebende wohnte im Streit, die Wahrheit schlug ihr Zelt bei der Lüge auf, die Reinheit beim Laster. Jede Sünde, jede Uneinigkeit, jede schmutzige Begierde, die durch die Übertretung entstanden war, war seinem Geist eine Qual. Alleine ging er den Weg, alleine trug er die Last … Er sah und spürte das alles.« (Desire of Ages, 111; vgl. Leben Jesu, Kapitel »Die Taufe«)
… für die Sünden unserer Väter und Mitmenschen
So werden auch wir als wahre Nachfolger Jesu für die Sünden unserer Väter und unserer Mitmenschen Buße tun. Sie werden uns zu Herzen gehen, als hätten wir sie selbst begangen. So können wir die Menschen um uns her als Priester zu Jesus führen und auch unsere Gemeinde in den Spätregen. Wie Jesus werden wir in der Lage sein mit ihrer Schwachheit in ihren Versuchungen mitzufühlen (Hebräer 4,15).
Bis in die Zeit der Angst für Jakob
Auf diese Weise bleibt das Gebet im Sinne des Vaterunsers Bestandteil unserer Glaubenserfahrung bis zu der Zeit, wenn Jesus schon unterwegs zu unserem Planeten sein wird: der Zeit der »Angst für Jakob« (1. Mose 32,7-33; Jeremia 30,7). Letztlich wird dieses Gebet um Sündenvergebung im Vaterunser bis zur Verwandlung das einzige Bollwerk gegen die Sünde in unserem Leben sein. Denn es fährt fort: »Und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen.« (Matthäus 6,13)
Jesus in uns
Wir brauchen tägliche Bekehrung, tägliche Sündenvergebung, tägliche Rechtfertigung, tägliche Reue, tägliche Heiligung und tägliche Rettung vor der Versuchung und dem Bösen. Dieselbe Erfahrung machte Jesus, ohne dass er je gesündigt hätte. Er ging uns diesen Weg voran, lassen wir ihn diesen Weg auch in uns vorangehen als Motivation für alle Menschen, die durch uns gerettet werden sollen, getreu dem Motto: »Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.« (Johannes 17,19)
»Halte an der Einstellung fest, die lieber leidet, als zu sündigen.« (Christ Triumphant, 94) »Nur wer lieber sterben möchte, als eine falsche Tat zu tun, wird als treu erfunden werden.« (Maranatha, 82)
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