Wo Menschen zu kurz greifen, gibt es eine bessere Lösung. Von Kai Mester
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Den Haag. Eine Stadt in den Niederlanden mit gleich drei internationalen Gerichten: Erstens der Internationale Gerichtshof. Hier können sich Nationalstaaten gegenseitig verklagen. Zweitens der Internationale Strafgerichtshof. Hier können Einzelpersonen des Völkermords, des Verbrechens gegen die Menschlichkeit und der Kriegsverbrechen angeklagt werden. Und drittens der bis 2017 bestehende Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien. Er war zuständig für die Verfolgung schwerer Verbrechen, die seit 1991 in den Jugoslawienkriegen begangen wurden. Nur der Internationale Gerichtshof für Ruanda befand sich nicht in Den Haag, sondern in Arusha in Tansania und beschäftigte sich bis 2015 mit dem Völkermord 1994 in Ruanda.
Der Ruf nach Gerechtigkeit
Der Ruf nach Gerechtigkeit hat zur Einrichtung dieser Gerichte geführt. Diesen Ruf kennt auch die Bibel: »Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?« (Offenbarung 6,10) »Wie lange soll mein Feind sich über mich erheben?« (Psalm 13,3) »O Herr, wie lange willst du zusehen?« (Psalm 35,17) »Wie lange noch, Gott, wirst du zulassen, dass unsere Feinde uns verhöhnen?« (Psalm 74,10 NLB) »Wie lange, HERR, rufe ich schon, ohne dass du hörst! Ich schreie zu dir wegen des Unrechts.« (Habakuk 1,2) »Wie lange gilt dieses Gesicht … von der verheerenden Verschwörung, die sowohl Heiligtum als auch Gottes Diener der Zertretung ausliefert?« (Daniel 8,13 HEB) »Wie lange wird es dauern, bis diese unerhörten Zustände zu Ende sind?« (Daniel 12,6)
Das Buch Daniel gibt eine Antwort auf die Frage, wann das Böse gerächt, vergolten, wiedergutgemacht und wann für Gerechtigkeit gesorgt wird: »Bis zu 2300 Abendmorgen; dann wird das Heiligtum gerechtfertigt [Septuaginta: gereinigt] werden.« (Daniel 8,14) Doch diese Prophezeiung will dekodiert werden.
Das kosmische Tribunal tritt zusammen
Beim Vergleich der Vision in Daniel 8 mit der vorausgehenden in Daniel 7 stellt man fest, dass sie parallel verlaufen und ineinandergreifen. Und genau an der Stelle, wo in Daniel 8 der Termin für die Reinigung des Heiligtums angegeben wird, finden wir in Daniel 7 die Beschreibung eines kosmischen Gerichtshofs. Es sind die vier einzigen Verse (9.10.13.14) in dieser Vision, die in poetischem Versmaß gedichtet wurden. Eine genaue Analyse dieser aramäischen Poesie ergibt folgendes Bild:
Throne werden aufgestellt (Daniel 7,9). Für wen? Für »Tausendmal Tausende und zehntausendmal Zehntausende« (Vers 10). Diese riesige Engelschar wird nur noch an einer anderen Stelle in der Bibel erwähnt: in Offenbarung 5,11, am Anfang der Vision, in der die oben gestellte Frage »Wie lange?« zum einzigen Mal auch im Buch der Offenbarung auftaucht (Offenbarung 6,10). Der Zusammenhang ist eindeutig. Doch was geschieht weiter?
Ein Thron aus Feuerflammen und mit Rädern von brennendem Feuer bewegt sich auf einem Feuerstrom mitten hinein unter die unzähligen Throne (Daniel 7,9.10). Auf diesem Thron sitzt ein Hochbetagter. »Sein Gewand war schneeweiß, und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle.« (Vers 9) Jetzt stehen die unzähligen Engelwesen dienend vor ihm auf. Dann setzen sich alle und die Bücher werden geöffnet (Vers 10). Der Gerichtshof wartet. Das Gericht hat sich zwar gesetzt, doch die Sitzung kann erst beginnen, wenn der bevollmächtigte Richter eingetroffen ist. »Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben.« (Johannes 5,22)
Die Gesamtschau auf alle Aussagen der Bibel zum Thema zeigt, dass das kosmische Gericht seine Arbeit bereits aufgenommen hat. Der Link am Ende des Artikels führt zu weiteren Erklärungen.
An dieser Stelle taucht in der Vision des Daniels nun der Menschensohn auf, der auf einer »Wolke« in den Gerichtssaal einfährt, wo ihm schließlich die Herrschaft über Gottes Königreich übertragen wird. So ist »Menschensohn« zum Titel für den erwarteten Messias geworden, den Jesus selbst für sich häufig verwendet hat.
Die drei Wolkenreisen
Jesus unternimmt in der Bibel insgesamt drei Reisen auf »Wolken«. Die erste bei seinem Abschied von dieser Welt, der so genannten »Himmelfahrt«. »Und als er dies gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg.« (Apostelgeschichte 1,9)
Auch seine Wiederkunft geschieht mit den Wolken: »Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen.« (Offenbarung 1,7) »Danach werden wir – die Lebenden, die übrigbleiben – mit ihnen zusammen auf Wolken weggeführt werden in die Luft, dem HERRN entgegen.« (1. Thessalonicher 4,16.17 Neue Genfer) Darüber sagte Jesus: »So komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.« (Johannes 14,3) Die Wolkenreise dient also der Abholung seiner Anhänger dienen und geht dann wieder zurück zum Neuen Jerusalem, das erst tausend Jahre später die Erde ansteuert und auf ihr landet (Offenbarung 21,2).
Doch vor dieser Evakuierung fand 2300 Abendmorgen nach dem Befehl zum Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem durch den persischen König Artaxerxes eben noch eine andere Wolkenreise statt, nämlich die in Daniel beschriebene: »Und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels, gleich einem Sohn des Menschen; und er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn gebracht.« (Daniel 7,13) Jetzt, es war im Jahre 1844, konnte das kosmische Gericht beginnen.
Woher hatte sich der Menschensohn aufgemacht? Wozu die Wolkenreise von einem Ort im Kosmos zum anderen? Auch darauf gibt das verlinkte Heft Antworten!
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