Wie passen die Franziskusgebete für den Frieden zur biblischen Prophetie? Warum fasziniert der Vatikan die Medienwelt? Wie können wir das römisch-katholische System von seinen einzelnen Akteuren differenzieren? Wird der Papst die Lösung für die unlösbaren Konflikte bringen? Von Kai Mester
Im Mai 2014 wurde Papst Franziskus in Israel empfangen. Man kennt ihn inzwischen als sympathische Stimme für Frieden und Barmherzigkeit. Seine zeichenhaften Handlungen – die Gebete an der Mauer, am Denkmal für die Opfer der Terroranschläge, mit Patriarch Bartholomäus in der Jerusalemer Grabeskirche und mit den Präsidenten von Israel und Palästina im Vatikan – haben in der Medienwelt großen Eindruck hinterlassen. Fast scheint es, als sehen wir mit unserer adventistischen Prophetieauslegung die Dinge zu schwarz. Doch die Bibel ist eindeutig: Rom bleibt bis zu Jesu Wiederkunft Repräsentant des Drachen (Offenbarung 13,2; 19,19).
Durch Faszination gewinnen
Gleichzeitig sagt sie voraus: »Und die ganze Erde sah verwundert dem Tier nach. Und sie beteten den Drachen an, der dem Tier Vollmacht gegeben hatte, und sie beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer vermag mit ihm zu kämpfen?« (Offenbarung 13,4) Tatsächlich gibt es keine Institution auf Erden, die so alt und vom äußeren Erscheinungsbild so beständig ist. Das flößt in unserer schnelllebigen und unsicheren Welt Vertrauen ein. Keine Stimme hat international vor und hinter den Kulissen so viel Gewicht wie die Stimme Roms.
Die Verehrung der ganzen Erde lässt sich in einer relativ freien Welt nur durch Faszination und Sympathie sichern. Es gilt, die Massen in West und Ost, Süd und Nord zu gewinnen. Zu diesem Zweck wird Rom nicht nur Unwahrheit predigen. Im Gegenteil: Rom wird sich moralisch weit abheben von den Weltpolitikern dieser Zeit.
Differenzieren zwischen den Akteuren und dem System
Hier und da spricht Rom sogar eine deutlichere Sprache als Gottes Laodizea-Gemeinde selbst und scheint ihr fast vorbildhaft vorauszueilen. Wir können nicht sagen, inwieweit die einzelnen Akteure Roms selbst bis in die letzte Tiefe begreifen, welcher Agenda sie folgen. Es mag einige Brandscheite geben, die noch aus dem Feuer gerettet werden. Doch Rom charakterisiert sich nicht durch das Zusammenspiel einzelner Personen, sondern es ist ein System, ein geistliches Lehrgebäude, dessen Richtung sich nicht ändern lässt.
Neues Ansehen
Papst Benedikt ist es nicht gelungen, die Faszination der Massen auch außerhalb der katholischen Kirche zu gewinnen. Doch Papst Franziskus hat als Jesuit das Potenzial dazu. Er steht über den Skandalen der vergangenen Jahrzehnte und man traut ihm zu, dass er die Kirche einem Reinigungsprozess unterwerfen kann.
Rom ändert sich nicht
»Sie [die römisch-katholische Kirche] mag sich in christusähnliche Gewänder kleiden, um ihren Zielen näher zu kommen; doch sie behält weiter das Gift der Schlange und ihre Grundsätze üben ihren Einfluss in Parlamenten, Kirchen und in den Herzen der Menschen aus. Ihr Geist ist heute nicht weniger grausam und despotisch als zu der Zeit, als sie die Freiheit des Menschen unterdrückte und die Heiligen des Allerhöchsten umbrachte.« (Signs of the Times, 8. November 1899)
»Die römische Kirche präsentiert der Welt heute eine schöne Fassade und deckt die Aufzeichnungen ihrer schrecklichen Grausamkeiten mit Entschuldigungen zu. Sie hat sich christusähnliche Gewänder angezogen, ist aber dieselbe geblieben. Jeder Grundsatz des Papsttums, der in den vergangenen Jahrhunderten existierte, existiert auch heute noch.« (Great Controversy, 571)
Auf dem Weg zum Weltfrieden
Die innerchristlichen Spannungen sind weitgehend gelöst, der Nord-Irland-Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken beigelegt. Diktatoren wie Saddam Hussein und Muammar al Gaddafi sind beseitigt worden. Europa, die USA, Russland und China rücken näher zusammen, um die letzten»Schurkenstaaten« Syrien, Iran und Nord-Korea in die internationale Gemeinschaft einzugliedern und auch den Nahostkonflikt zu lösen. All dies sind Stufen auf dem Weg zum großen Weltfrieden, der die allerletzten Ereignisse einläuten wird. »Wenn sie nämlich sagen werden: ›Friede und Sicherheit‹, dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen.« (1. Thessalonicher 5,3) Es scheint mir aber, als sei dieser Prozess der internationalen Eingliederung und Konfliktlösung geeignet, Rom zu Ruhm und Ehren zu bringen. Denn die Hilfe des »Friedensapostels« könnte genau das sein, was die erhoffte Lösung bringt.
Und dann?
Wenn dann die amerikanische Bevölkerung in ihrer Begeisterung für Rom ein Sonntagsgesetz im eigenen Lande fordert und dies auch verabschiedet wird, dann »folgt dieser Volksabtrünnigkeit vom Glauben rasch der landesweite Zusammenbruch« (Review and Herald, 15. Juni 1897). »Wenn … Gottes Gesetz in den Vereinigten Staaten faktisch außer Kraft gesetzt wird, dann folgt auf den nationalen Glaubensabfall der nationale Ruin.« (Bible Commentary 7, 977) Und wenn die Wirtschaftsmacht USA am Ende ist, dann wird die Weltwirtschaft insgesamt am Ende sein. Nicht mehr lange und Jesus wird zu diesem Planeten aufbrechen, um uns heimzuholen.
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