Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Von Mark Sandoval, leitender Arzt am Uchee Pines Institute, Alabama
Lesezeit: 8 Minuten
Vergeben?
Wie viele deiner Sünden hat Jesus am Kreuz bezahlt? – Alle!
Alle, die du je begangen hast? – Ja!
Alle, die du jemals tun wirst? – Ja!
Wie viel von deinem Leben ist Gott bekannt? David sagt zu Gott: »Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.« (Psalm 139,16) Gott kennt also die Zukunft. Er weiß, was alles mit uns geschehen wird. Am Kreuz sorgte Jesus nicht nur dafür, dass unsere Sünden durch seine Vergebung verborgen würden, er litt auch an der Schuld, Verurteilung und Schande jeder einzelnen Sünde, die wir begangen haben und jemals begehen werden.
Obwohl Gott alles im Voraus wusste, nahm er mich als sein Kind an. Das bedeutet, dass Gott nie sagen muss: »Hoppla! Hab ich nicht einkalkuliert. Dafür wurde am Kreuz nicht bezahlt. Da bist du jetzt leider auf dich allein gestellt.« Nein, das ist unmöglich! Was ich auch tue, Jesus hat am Kreuz schon den Preis dafür bezahlt. Er bietet mir seine Vergebung an, vollständig und kostenlos.
Nur weil er den Preis für deine und meine Sünde bezahlt hat, heißt das noch nicht, dass uns automatisch vergeben wird. Jede Gleichung hat zwei Seiten. Gottes Gnade hat für die Vergebung gesorgt, aber nur durch unser Vertrauen können wir Vergebung erleben. Schauen wir uns die einzelnen Schritte an:
1. Erlösungsplan
Bevor wir uns unserer Not überhaupt bewusst waren, hat Gott den ganzen Erlösungsplan eingesetzt, um uns aus dem unmöglichen Schlamassel zu retten, in den wir uns selbst hineingeritten haben. Christus ist »das Lamm, das geschlachtet worden ist von Grundlegung der Welt an.« (Offenbarung 13,8 SLT) Er kam, »zu suchen und selig zu machen, was verloren ist«. (Lukas 19,10) Unsere Rettung duldete kein Warten auf Besserung der Lage. Wir brauchten schnelle Rettung in unserem Zustand. »Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.« (Römer 5,8)
2. Wirken des Heiligen Geistes
Gott macht immer den ersten Schritt. Menschen reagieren nur auf das, was Gott bereits in ihrem Leben tut. Denn von Natur aus haben wir kein Verlangen nach Rechtschaffenheit. Von Natur aus haben wir kein Problem mit der Sünde. Sie zieht uns magisch an. »Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch sich dem Gesetz Gottes nicht unterwirft; denn es vermag’s auch nicht.« (Römer 8,7)
Gott aber hat seinen Heiligen Geist gesandt, um an Herz und Verstand zu wirken, sodass wir uns sogar nach Vergebung, Wiederherstellung und Rechtschaffenheit sehnen. »Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.« (Philipper 2,13) Wenn wir den Wunsch nach Rechtschaffenheit, Vergebung und Wiederherstellung aus unserem jetzigen Zustand haben, beweist dies, dass Gott bereits in unserem Leben wirkt, um uns zu retten.
3. Überführung von Sünde
Der Heilige Geist führt mich zum Gesetz Gottes und zeigt mir, dass ich ein Sünder bin. »Wer sündigt, lehnt sich gegen Gott und seine Gebote auf, denn sündigen heißt: Gottes Gebote missachten.« (1. Johannes 3,4 Hfa) »Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.« (Römer 3,20) Gottes Gesetz wird mir als Maßstab offenbart, nach dem alle Menschen gerichtet werden. Ich sehe, dass ich weit hinter diesem Maßstab zurückbleibe. Also erkenne ich, dass ich ein Sünder bin. »Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir.« (Psalm 51,5) Mir wird klar: Ich brauche einen Erlöser!
4. Mitwirken des Willens
Da ich mich als Sünder erkannt habe, der einen Erlöser braucht, kann nur meine Einwilligung dazu führen, dass ich entsprechend handele und entscheide, wem ich folgen will. »Wählt euch heute, wem ihr dienen wollt.« (Joshua 24,15). Etwa weiterhin mir selbst? Oder lasse ich meine Wünsche los und willige ganz in Gottes Pläne für mein Leben ein? Nur durch meine Einwilligung wird etwas geschehen.
5. Erfüllen der Voraussetzung für Vergebung
Zu den Voraussetzungen gehören Bekenntnis, Reue und Wiedergutmachung. Durch mein Bekenntnis gebe ich ausdrücklich zu, was ich getan oder gesagt habe und, dass es falsch war. Dabei nenne ich keine Entschuldigung für mein Fehlverhalten. Ich bitte um Vergebung und Wiedergutmachung und versuche gleichzeitig nach bestem Wissen und Gewissen, angemessene Wiedergutmachung zu leisten. »Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.« (1. Johannes 1,9)
Das Bekenntnis sollte dem Vergehen entsprechen. War die Sünde privater Natur, bekenne ich nur vor Gott. Betraf sie meinen Ehepartner, bekenne ich vor ihm und Gott. Betraf sie meine ganze Familie, vor meiner ganzen Familie und Gott. Meine ganze Gemeinde, mein Geschäft usw., dann vor meiner ganzen Gemeinde, Geschäft usw. und Gott.
Vor nicht allzu langer Zeit war es an mir, dies zu tun. Ein Charakterfehler, den ich seit meiner Kindheit besaß, dessen ich mir aber nicht bewusst war, zeigte sich in einer Situation in meiner Gemeinde. Als ich mir der Sache bewusst wurde und sah, wie sich das auf andere in der Gemeinde auswirkte, erkannte ich, dass ich bekennen und mich vor der ganzen Gemeinde entschuldigen musste. Also stand ich am folgenden Wochenende vor der ganzen Gemeinde und bekannte mein Unrecht, bat um Vergebung und versprach, mit Gottes Hilfe an dieser Schwäche zu arbeiten und das Problem zu lösen. Es war peinlich und demütigend, aber nötig; denn ich hatte andere verletzt und durch mein Verhalten einen falschen Einfluss gehabt, der korrigiert werden musste.
Zur Umkehr gehört Reue über die Sünde und Abkehr von ihr. Aber aus uns selbst können wir keine Reue hervorbringen. Sie ist ein Geschenk von Gott. Wir können nicht durch Zähne-Zusammenbeißen, Anstrengung, Stöhnen, Schieben, Ziehen oder sonst etwas Schweres Reue erzeugen. Wir dürfen aber um Reue bitten und sie im Glauben annehmen. Wenn die geschenkte Reue zu unserer eigenen wird, tut es uns leid, nicht weil wir erwischt wurden, sondern weil wir Gott nicht geachtet, ihn entehrt, falsch dargestellt und unseren Erlöser erneut gekreuzigt haben. Uns tun nicht die Folgen unserer Sünde leid, sondern dass wir Gott verletzt haben. Wenn die Reue zu unserer eigenen wird, drückt sie sich dadurch aus, dass wir uns von der Sache abwenden, die wir bereuen. »Wer seine Missetat leugnet, dem wird’s nicht gelingen; wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.« (Sprüche 28,13)
Wiedergutmachung bedeutet: alles zurückgeben, was möglich ist und im Verhältnis zum begangenen Unrecht steht. Zum Beispiel hat ein Bekannter von mir einen Pullover aus einem Kaufhaus gestohlen, als er noch jung war. Jahrzehnte später, als er seine Schuld erkannte, wollte er den Diebstahl wiedergutmachen. Also ging er zum Manager dieses Kaufhauses und bot ihm an, den Pullover zum aktuellen Preis zu bezahlen einschließlich Zinsen, die den Verlust des Kaufhauses ausglichen, der durch den Diebstahl bis heute entstanden war.
Das Wort Gottes sagt: »Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe.« (Matthäus 5,23.24) »Wenn der Gottlose das Pfand zurückgibt und erstattet, was er geraubt hat, und nach den Satzungen des Lebens wandelt und nichts Böses tut –, so soll er am Leben bleiben und nicht sterben.« (Hesekiel 33,15)
6. Glauben und Annahme des göttlichen Austauschs am Kreuz
Wenn wir den göttlichen Tausch am Kreuz annehmen und ins Leben des Messias eintreten, werden wir befähigt, die Vergangenheit zu überwinden und hinter uns zu lassen. »Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.« (Johannes 3,16)
Erfüllen wir die oben genannten Voraussetzungen, so sind Vergebung und Herzensfrieden und Freude unser! Ein Gefühl der Freiheit!
Resultat der Vergebung
Was ist das Resultat der Vergebung? Keine Schuldgefühle mehr trotz Erinnerung an mein Fehlverhalten. Keine Bitterkeit mehr, weil ich nicht mehr das Opfer bin. Feindesliebe, weil Gott meine Feinde liebt und ich ihnen dieselbe Befreiung wünsche, die ich erfahren habe. Gemeinsame Anstrengung mit dem Heiligen Geist, um ihnen zur Freiheit zu verhelfen, auch wenn das Selbstaufopferung erfordert.
Wozu dient die Vergebung unter anderem? Sie ermöglicht es, wieder in eine Beziehung zueinander zu treten. Gott will eine Beziehung zu jedem von uns. Er bietet deshalb uns allen Vergebung an, um die Beziehung wiederherzustellen. Das Kreuz macht dies möglich. Welch erstaunliche Liebe! Welch große Gnade! Welch tiefe Vergebung, die aus dem Herzen Gottes zu uns fließt!
Unser Kreuz auf uns nehmen
Für das, was Jesus für uns getan hat, sind wir ihm zu Dank verpflichtet. Wir lieben ihn wegen der Freiheit, die er uns geschenkt hat. Unsere größte Freude ist es, ihm zu folgen und zu dienen. Er sagt uns: »Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.« (Markus 8,34) Was bedeutet das: Sein Kreuz auf sich nehmen und Jesus nachfolgen?
»Der Mensch ist eingeladen, seinen falschen Weg zu verlassen und dem Beispiel des Messias zu folgen, sein Kreuz auf sich zu nehmen und ihm zu folgen, sich selbst zu verleugnen und Gott zu dienen, koste es, was es wolle.« (Counsels for the Church, 269) »Das Kreuz auf sich nehmen bedeutet, genau die Aufgaben zu übernehmen, die einem gegen den Strich gehen.« (Testimonies for the Church 3, 63) »Wahre Religion heißt dem Messias nacheifern. Wer Jesus nachfolgt, verleugnet sich selbst, nimmt das Kreuz auf sich und wandelt in seinen Fußstapfen. Jesus nachfolgen bedeutet: alle seine Gebote befolgen. Kein Soldat dient seinem General, wenn er dessen Anweisungen in den Wind schlägt. Der Messias ist unser Modell. Jesus zu kopieren, seine Liebe, Zärtlichkeit und sein Mitgefühl, geht nur, wenn wir uns täglich in seine Nähe begeben.« (Bible Commentary 7, 949) »Er sagt uns: ›Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.‹ Jesus allein kann uns dazu befähigen. Er sagt: ›Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.‹ Das bedeutet tägliche Selbstverleugnung. Jesus kann uns eine edle Leidensbereitschaft geben und den Willen, die Kämpfe des HERRN mit ausdauernder Energie auszufechten. Der Schwächste kann, unterstützt durch göttliche Gnade, Kraft bekommen, um weit zu überwinden.« (Maranatha, 85)
Leicht gekürzt, mit freundlicher Genehmigung aus: Dr. med. Mark Sandoval: The Law of Life, Uchee Pines Institute, Alabama: Seite 111-117
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