Manche kaufen ihr Essen jeden Tag frisch ein. Andere legen sich ganze Jahresvorräte an. Was ist biblisch und adventistisch? Von Dave Westbrook
Einige Siebenten-Tags-Adventisten machen sich Sorgen wegen steigender Preise, Wirtschaftsprobleme und drohender Krisen. Sie stellen die Frage: »Sollen wir uns Vorräte anlegen?« Das ist eine wichtige Frage, auf die es auch inspirierte Antworten gibt. Doch wie so häufig hat man versucht, die Sache zu klären, ohne sich alles anzuschauen, was die Inspiration dazu zu sagen hat. Eine häufig zitierte Aussage macht meistens den Diskussionen über Langzeitvorräte ein schnelles Ende.
Nicht horten!
»Der HERR hat mir wiederholt im Gesicht gezeigt, dass es der Bibel widerspricht, für die Trübsalszeit irgendwelche Vorkehrungen für unsere irdischen Bedürfnisse zu treffen. Ich sah, dass man den Heiligen in der Trübsalszeit, wenn Schwert, Hunger und Seuchen durchs Land gehen, die Nahrungsmittel mit Gewalt nehmen wird, falls sie diese auf Vorrat gelegt haben. Fremde werden ihre Felder abernten. Dann ist die Zeit gekommen, uns ganz auf Gott zu verlassen. Er wird uns versorgen. Ich sah, dass uns in dieser Zeit Brot und Wasser gewiss sind. Wir werden weder Mangel leiden noch hungern. Der HERR hat mir gezeigt, dass einige seiner Kinder es mit der Angst zu tun bekommen werden, wenn sie sehen, wie die Lebensmittelpreise steigen. Sie kaufen dann Nahrungsmittel und lagern sie für die Trübsalszeit ein. Dann sah ich, wie sie in der Notzeit zu ihren Vorräten gingen, um nachzuschauen. Doch da wimmelten sie nur so vor Würmern und anderem Ungeziefer und waren damit völlig unbrauchbar.« (Maranatha, 181)
Man könnte dieses Zitat natürlich so verstehen, als sollten wir uns überhaupt gar keine Vorräte halten. Beim genaueren Hinsehen stellt sich aber das Gegenteil heraus. Ein entscheidendes Wort gibt der ganzen Aussage den richtigen Rahmen: »Trübsalszeit«. Hier wird davor gewarnt, sich für die Trübsalszeit Vorräte anzulegen. Das bezieht sich auf die Zeit nach dem Ende der Gnadenzeit, wenn die Plagen fallen werden. Im nächsten Absatz erklärt sie noch deutlicher, von welcher Zeit sie spricht:
»In der Trübsalszeit werden Häuser und Grundstücke den Heiligen nichts mehr nützen, denn sie werden dann vor dem wütenden Mob fliehen müssen. Dann können sie ihren Besitz nicht mehr veräußern, um die Sache der gegenwärtigen Wahrheit zu fördern.« (Maranatha, 181)
Ellen Whites eigene Vorratshaltung
Es ist nicht uninteressant, einmal zu schauen, wie Ellen White selber mit Vorräten umging. Dann wird nämlich deutlich, dass sie sogar Vorräte für mehrere Monate guthieß:
»Schwester Nelson ist wirklich eine treue und sparsame Haushälterin. Sie ist nun schon seit einiger Zeit damit beschäftigt, Obst einzumachen und Mais zu trocknen. Die anderen können ihr dabei kaum helfen, weil sie so viel an den Schriften arbeiten. Doch Frau Nelson beklagt sich nicht. Sie sieht die Arbeit und packt an. Das ist ein großer Segen.
Sie hat bereits 138 Quart Tomaten, 60 Quart Loganbeeren und 75 Quart Apfelmus eingemacht, dazu Kirschen, Pfirsiche und Aprikosen (ein Quart entspricht knapp einem Liter). Wir wollen insgesamt 200 Quart Tomaten auf Vorrat haben. Zuckermais haben wir schon einen Scheffel (35 Liter) getrocknet und seit zwei bis drei Wochen haben wir jeden Tag Zuckermais auf dem Tisch.« (Manuscript Releases 7, 119)
»Jedes Jahr machen wir nicht weniger als sechs- bis achthundert Quart Obst ein. Wir haben Pfirsich-, Aprikosen-, Nektarinen-, Trauben-, Pflaumen- und Tomatenkonserven. Ich schreibe dir diese Details, damit du über unsere Lebenspraxis Bescheid weißt, die von deinem gegenwärtigen Lebensstil vielleicht etwas abweicht. Wir sind alle kerngesund außer Schwester Eliza Burnham, die gelegentlich unter nervlich bedingten Kopfschmerzen leidet. Schwester Burnham ist die Hauptlektorin. Aber auch Marian Davis ist für die Literatur zuständig, die wir in die ganze Welt senden.« (Manuscript Releases 14, 332)
Man mag darüber geteilter Meinung sein, wie lange »sechs- bis achthundert Quart Obst« reichen. Aus dem folgenden Zitat sehen wir jedoch, dass Ellen White noch ein Jahr nach der Trocknung einen Vorrat an Dörrpflaumen hatte:
»Ich habe noch einen großen Vorrat an Dörrpflaumen vom letzten Jahr. Gerne würde ich ihn unseren Leuten im Süden schenken. Aber mir fehlt das Geld für den Transport. Hast du eine Idee, wie diese Pflaumen in den Süden verschickt werden könnten? Dann schreibe sie mir in deinem nächsten Brief.« (Manuscript Releases 7, 120) (Aus dem Zusammenhang dieser Aussage geht hervor, dass sie gerade dabei waren die diesjährigen Pflaumen zu trocknen.)
Ellen White war offensichtlich überzeugt vom Haltbarmachen und mehrmonatigen Einlagern von Nahrungsmitteln. Das hatte aber nichts damit zu tun, Vorräte für die Trübsalszeit anzulegen. Es war vielmehr Ausdruck eines weisen und vernünftigen Lebensstils. In unserer heutigen Zeit der Supermärkte kommt uns das sehr fremd vor. Heute gehen manche Leute vor jeder Mahlzeit einkaufen. Es gibt jedoch drei gute Gründe, auch in unserer Zeit einen Vorratsplan zu haben.
Grund 1: Selbstversorgung
Gott möchte, dass sein Volk in der letzten Zeit selbst Nahrung anbaut:
»Immer wieder hat der HERR angewiesen, dass unsere Familien aus den Städten ziehen und sich auf dem Land niederlassen sollen, wo sie ihre eigenen Lebensmittel anbauen können, denn in Zukunft wird Kaufen und Verkaufen ein sehr ernstes Problem sein. Wir sollten jetzt beginnen, die Anweisung zu beachten, die uns immer wieder gegeben wurde: Zieht aus den Städten in ländliche Gebiete, wo die Häuser nicht eng zusammengedrängt stehen und ihr frei von feindlichen Störungen seid!« (Adventist Home, 141)
Bei der Nahrungsversorgung unserer Familien spielt die Vorratshaltung eine wichtige Rolle, falls wir außerhalb der Saison oder bei witterungsbedingten Ernteausfällen nicht dumm dastehen wollen. Auf diesem Hintergrund ist eine Vorratshaltung für ein ganzes Jahr durchaus nicht unvernünftig.
Übrigens steht in dem Zitat, dass der Anbau von Nahrung besonders in der Zeit wichtig wird, in der »Kaufen und Verkaufen ein sehr ernstes Problem sein« wird. Das ist ein eindeutiger Hinweis auf die Zeit, wenn aufgrund der Sonntagsgesetze Sabbathalter mit Wirtschaftssanktionen belegt werden.
Der wichtigste Grund für den eigenen Anbau hat jedoch mit unserer Bildung zu tun:
»Gott plante, dass in Israel jede Familie ein Haus auf dem Land mit genügend Boden zum Anbauen haben sollte. Auf diese Weise waren sowohl die Mittel als auch der Anreiz für ein Leben sinnvoller und selbstständiger Arbeit gegeben. Niemals haben Menschen einen besseren Plan ausarbeiten können. Dass die Welt davon abgewichen ist, hat zu einem großen Teil zu der Armut und dem Elend von heute geführt.« (Ministry of Healing, 183-184)
Grund 2: Hochwertigere, genetisch unveränderte Nahrung aus biologischem Anbau
Der zweite Grund für eine Vorratshaltung besteht in dem hohen Nährwert, den selbstangebaute Nahrung haben kann. Nur so kann man auch ganz sicher sein, dass keine unerwünschten Pestizide verwendet wurden und die Nahrung genetisch unverändert ist. Wer sich ganzjährig vom eigenen Anbau ernähren möchte, kommt um eine funktionierende Vorratshaltung gar nicht herum.
Der Gedanke, dass Gottes Volk nicht von Nahrungsmitteln abhängig sein sollte, die woanders angebaut wurden, ist auch nicht neu:
»Unsre Schulen sollten bei Getreide, Gemüse und dem für die Gesundheit so wesentlichen Obst nicht auf eingeführte landwirtschaftliche Erzeugnisse angewiesen sein.« (Testimonies for the Church 6, 179; vgl. Zeugnisse für die Gemeinde 6, 182)
Wenn das für unsere Schulen gilt, wie sieht es dann mit unseren Familien aus? Gilt es für sie nicht umso mehr?
Grund 3: Notfälle und Katastrophen
Der dritte Grund für eine vernünftige Vorratshaltung hängt mit dem Unverhofften zusammen. In den Nachrichten sehen wir, wie schnell nach Orkanen oder anderen Katastrophen die Regale in den Geschäften leergefegt sind. Solche Störungen in der Nahrungsmittelbranche lassen alle unbekümmert, die eine eigene Vorratshaltung haben. Wir haben allen Grund anzunehmen, dass solche Situationen in der Zukunft eher zunehmen werden. Macht es da nicht Sinn, dass Gott sein Volk in die Lage versetzt, anderen helfen zu können, statt selbst hilfsbedürftig zu werden?
Wo fange ich an?
Das Internet ist voller Informationen zur Vorratshaltung von Lebensmitteln. Viele dieser Webangebote werden von Mormonen betreut, denn Vorratshaltung gehört zu ihrer Lehre.
http://backtoenoch.org/images/stories/documents/should%20seventh-day%20adventists%20stock%20up.pdf
Zuerst im Deutschen erschienen in Fundament für ein befreites Leben, 2-2010
http://www.hwev.de/UfF2010/2/egw_vorratshaltung.pdf
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